SPUK. Howard Phillips Lovecraft

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SPUK - Howard Phillips Lovecraft

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      Ein solcher Plan konnte allerdings erst ausgeführt werden, wenn zumindest ein Teil des alten Hauses wieder soweit instandgesetzt war, dass man es bewohnen konnte. Das Haus selbst war das Produkt vieler Generationen. Erbaut im Jahre 1787, war es ein einfaches Haus im Kolonialstil mit strengen Linien, einem unvollendeten zweiten Stockwerk und vier eindrucksvollen Säulen an der Vorderseite. Doch mit der Zeit wurde das zum Hauptteil des Hauses, genauer gesagt zum Herzen. Spätere Generationen hatten es umgebaut und Anbauten vornehmen lassen - zuerst eine freischwebende Treppe und ein zweites Stockwerk; dann verschiedene Flügel, so dass es zu dem Zeitpunkt, als ich es für meinen Einzug vorbereitete, ein großes, unregelmäßiges Bauwerk war, das mit dem Rasen und den Gärten, die ebenso vernachlässigt waren wie das Haus, mehr als einen Morgen einnahm.

      Die strengen Linien des Kolonialstils waren durch das Alter und weniger rücksichtsvolle Bauherren verwässert worden, und die Architektur war nicht mehr rein, denn Giebeldächer wechselten mit Mansarden, kleine Fensterscheiben mit großen, figurative und sorgfältig gemeißelte Simse mit schmucklosen, Dachluken mit durchgehenden Dachflächen. Alles in allem war der Eindruck, den das alte Haus machte, nicht unangenehm, doch architektonischen Puristen musste es wie ein trauriges und misslungenes Konglomerat architektonischer Stile und Verzierungen Vorkommen. Jeder derartige Eindruck musste jedoch einfach durch die gewaltigen Kronen der alten Ulmen und Eichen gemildert werden, die sich von allen Seiten außer dem Garten über das Haus wölbten. Der Garten selbst war zwischen den so lange nicht beschnittenen Rosen von jungen Pappeln und Birken erobert worden. Trotz der Teile, die von der Zeit und verschiedenen Geschmäckern hinzugefügt waren, machte das Haus insgesamt den Eindruck verblichener Pracht, und selbst seine ungetünchten Wände passten zu den großstämmigen Bäumen überall in seinem Umkreis.

      Das Haus hatte nicht weniger als siebenundzwanzig Zimmer. Von diesen suchte ich zunächst drei im Südostflügel zur Renovierung aus, und den ganzen Herbst und Frühwinter fuhr ich von Boston nach Wilbraham, um den Fortgang des Abenteuers zu überwachen. Als das alte Holz gesäubert und gebohnert war, kam seine wundervolle Farbe wieder zum Vorschein, als die Elektrizität installiert war, verschwand das Dunkel aus den Räumen, und nur die Wasserleitungen konnten erst Ende des Winters gemacht werden ; aber am vierundzwanzigsten Februar konnte ich das Heim meiner Ahnen beziehen. Dann war ich einen Monat lang mit Plänen für das restliche Haus beschäftigt, und obgleich ich zunächst erwogen hatte, einige der Anbauten abreißen zu lassen und nur die ältesten Teile des Gebäudes zu erhalten, gab ich dieses Projekt bald zugunsten der Entscheidung auf, das Haus so zu lassen, wie es war, denn es besaß einen Zauber, dem man sich nicht entziehen konnte und der zweifellos nicht nur auf die vielen Generationen, die hier gewohnt hatten, sondern auch auf den Atem der Ereignisse zurückging, die in seinen Mauern stattgefunden hatten.

      In diesem Monat verliebte ich mich immer mehr in das Haus, und was ursprünglich in erster Linie nur als vorübergehender Wohnsitz geplant war, wurde jetzt zu einem Lebensideal. Doch zu meinem Unglück nahm das Ideal solche Ausmaße an, dass es mich bald zu großen Schritten veranlasste, die allmählich meine Richtung änderten und mich auf einen Weg führten, den ich nie hatte einschlagen wollen. Ich fasste nämlich den Entschluss, die sterblichen Überreste meiner Eltern, die in einem Bostoner Grab ruhten, in die Familiengruft zu überfuhren, die in Sichtweite des Hauses, aber in einiger Entfernung von der kurz vor dem Besitz vorbeiführenden Straße in einen Hügel hineingebaut worden war. Außerdem beschloss ich auch, mich darum zu bemühen, die Gebeine meines Onkels, die irgendwo in Frankreich ruhten, wieder in die Vereinigten Staaten zu bringen und die Familie so auf dem Land der Ahnen bei Wilbraham wieder zu vereinen. Es war einer jener Pläne, wie sie einem Junggesellen Und menschenscheuen Einzelgänger einfallen, der ich in der kurzen Spanne eines Monats, umgeben von Architektenzeichnungen und dem Zauber des alten Hauses, geworden war, das nun in einer neuen Zeit, weit, weit entfernt von seinen einfachen Anfängen, einem neuen Leben entgegengehen sollte.

      Um diesen Plan durchzuführen, machte ich mich an einem Tag im März mit den Schlüsseln, die der Anwalt für den Besitz mir übergeben hatte, zur Familiengruft auf. Die Gruft war unauffällig, außer der massiven Tür war praktisch nichts von ihr zu sehen, denn sie war in einen natürlichen Abhang hineingebaut worden und wurde fast versteckt von den Bäumen, die seit Jahrzehnten gewachsen waren, ohne dass man sie beschnitten hätte. Die Tür und auch die Gruft waren für Jahrhunderte gebaut; sie war fast so alt wie das Haus, und seit dem alten Jedediah, der das Haus als erster bewohnt hatte, waren seit vielen Generationen alle Familienangehörigen dort zur letzten Ruhe gebettet worden. Die Tür bot mir etwas Widerstand, da man sie seit Jahren nicht mehr geöffnet hatte, aber zuletzt gab sie meinen Bemühungen nach, und vor mir öffnete sich die Gruft.

      Die Toten der Familie Peabody lagen in ihren Särgen - siebenunddreißig, einige in Nischen, andere freistehend. Einige der Nischen, in denen die ältesten Peabodys gelegen hatten, enthielten nur noch die Reste von Särgen, während die für Jedediah reservierte Nische völlig leer und noch nicht einmal mit dem Staub bedeckt war, der anzeigte, dass hier einst Sarg und sterbliche Überreste geruht hatten. Sonst schien aber alles in Ordnung mit Ausnahme des Sarges, der den Körper meines Urgroßvaters Asaph Peabody enthielt; er schien auf eigenartige Weise verrückt worden zu sein und stand nicht mehr in einer Reihe mit den anderen, den neueren, den von meinem Großvater und einem meiner Onkel, die keine eigenen Nischen hatten, sondern einfach auf einem steinernen Sims ruhten, das man von der Nischenwand in das Innere der Gruft gebaut hatte. Außerdem machte er den Eindruck, als habe jemand den Deckel geöffnet oder zu öffnen versucht, denn eines der Scharniere war gebrochen und das andere gelockert.

      Mein Versuch, den Sarg meines Urgroßvaters wieder zurechtzurücken, war instinktiv, doch während ich es tat, verrutschte der Deckel noch mehr und glitt teilweise hinunter, meinem erschreckten Blick alles freigebend, was von Asaph Peabody übriggeblieben war. Ich sah, dass er aufgrund eines schrecklichen Irrtums mit dem Gesicht nach unten bestattet worden war - ich wollte einfach nicht daran denken, auch nicht nach so langer Zeit, dass man den alten Mann vielleicht im Starrkrampf beerdigt hatte und er deshalb in jenem engen, luftleeren Behältnis einen qualvollen Tod gestorben war. Nichts als Knochen war übrig, Knochen und Teile seiner Kleidung. Trotzdem fühlte ich mich gezwungen, das Resultat von Irrtum oder Unglücksfall, was immer es sein mochte, zu ändern, und drehte Schädel und Knochen so herum, dass das Skelett meines Urgroßvaters wieder in der richtigen Position lag. Dieser Vorgang, der unter anderen Umständen vielleicht schaurig gewesen wäre, schien nur natürlich, da die Gruft durch den Schein der Sonne und die auf ihrem Boden tanzenden Schatten belebt war, und zu dieser Stunde war sie kein düsterer Ort. Aber ich war schließlich hergekommen, um mich zu vergewissern, wieviel Platz es noch in der Gruft gab, und ich war erfreut festzustellen, dass genügend Raum für meine Eltern, meinen Onkel - wenn man seine Überbleibsel in Frankreich finden und von dort hierher bringen könnte - und dann noch für mich vorhanden war.

      Ich bereitete mich also darauf vor, meine Pläne weiter auszuführen, schloss die Tür der Gruft sorgfältig hinter mir ab und kehrte ins Haus zurück, wobei ich über Mittel und Wege nachsann, die Überreste meines Onkels wieder ins Land seiner Väter zu bringen. Ohne Zeit zu verlieren, schrieb ich an die zuständigen Behörden in Boston wegen der Überführung meiner Eltern und an die des Bezirks, in dem ich jetzt wohnte, wegen der Erlaubnis, meine Eltern in der Familiengruft neu zu bestatten.

      Die einzigartige Kette der Ereignisse, die sich auf das alte Peabody-Haus zu konzentrieren schienen, begann, soweit ich mich erinnern kann, genau in jener Nacht. Sicher, man hatte mich irgendwie dunkel gewarnt, mit dem alten Gebäude könne etwas nicht in Ordnung sein, denn der alte Hopkins hatte mich bei der Schlüsselübergabe und als ich gerade wieder Besitz vom Haus ergreifen wollte, eindringlich gefragt, ob ich sicher sei, dass ich diesen Schritt unternehmen wolle, und bei seinem Hinweis, das Haus sei irgendwie ein sehr einsamer Ort, die benachbarten Farmer seien den Peabodys niemals freundlich gesonnen gewesen und es sei immer irgendwie schwierig gewesen, die Mieter zu halten, war er ähnlich beharrlich gewesen. Es sei einer jener Plätze, sagte er und schreckte fast davor zurück, sich bestimmt auszudrücken, die niemand für ein Picknick aussucht. Dort werden Sie niemals Pappteller oder Servietten finden! - lauter vage Äußerungen, die der

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