Der Schrei des Phönix. Sabine Gräfin von Rothenfels

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Der Schrei des Phönix - Sabine Gräfin von Rothenfels

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jetzt - wie ein Kind kurz vor der Bescherung an Weihnachten. Wenn er ins Zimmer tritt schlägt mein Herz doppelt so schnell, ich muss ihn immer ansehen, kann nicht mehr klar denken.

      Er kam nicht und auch keine Nachricht von Richard. Wahrscheinlich hat er unsere Verabredung und mich wieder einmal ganz einfach vergessen.

      Na ja, ich habe mich auch so amüsiert, bis auf die letzten anderthalb Stunden - da hatte ich statt des heißblütigen Mannes den langweiligen Michi an der Backe kleben. Er ist wie mein Schatten, wo ich hingehe ist er auch nicht weit.

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      Die unerträgliche Schwere des Seins. Ich kann nicht aufgeben. Doch es scheint dass die Lust seinerseits schindet. Neulich saß ich zweieinhalb Stunden auf seiner Couch und räkelte mich lasziv, von Richard keine Reaktion. Wir sahen fern, lachten und schwiegen uns ansonsten an. Das Stadium der Freundschaft haben wir noch lange nicht wieder erreicht. Ich versuche ihm nicht auf die Nerven zu fallen aber ich langweile mich so noch zu Tode.

      Er ist der einzige dessen Nähe ich immer ertragen kann, sogar wenn er mich anschweigt. Außerdem bringt es die ungemütliche Jahreszeit mit sich dass ich mich nach Zärtlichkeit und Zweisamkeit sehne. Er fehlt mir jede Stunde des Tages und der Nacht.

      Weihnachten steht vor der Tür, was ich mich wünsche dürfte klar sein. Ich greife nach jedem Strohhalm um mir diesen Wunsch zu erfüllen, selbst vor albernen Aberglauben schrecke ich nicht zurück.

      Als ich am Christkindesmarkt an einem Brunnen mit einem Ring der angeblich Wünsche erfüllt wenn man ihn dreht vorbei kam nutzte ich die Gelegenheit selbstverständlich.

      Ansonsten, wenn ich nicht gerade über Richard nachgrübele, genieße ich meine Unabhängigkeit. Es ist so schön tun und lassen zu können was ich will. Bei der Firmenweihnachtsfeier habe ich ein wenig über die Stränge geschlagen. So viel getanzt habe ich in meinem Leben nicht. Ich wusste gar nicht wie tanzwütig Alkohol die Männer macht. Auch der scharfe Marco wollte einen Treffer bei mir landen. Sein Pech dass ich nicht auf unbequemen Sex im Auto stehe.

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      Heilig Abend, mein größtes Geschenk ist die Aussicht, Silvester mit Richard zu verbringen! Er hat versprochen mich anzurufen, hoffentlich tut er es wirklich. Es ist mein einziger Wunsch.

      Drei Tage vor Jahresende hat er sich noch immer nicht gemeldet. Vielleicht doch, jedenfalls ist keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Wenn seine Pläne für Silvester noch nicht fest stehen bin ich damit natürlich auch auf Eis gelegt. Ich bin zuversichtlich, es wird schon werden. Mein Wille und Wunsch ist so groß, es muss ganz einfach klappen!

      Wenn das neue Jahr eingeläutet wird werden meine Lippen auf seinen liegen. Das Motto für diese Nacht ist Sex, Drugs und Rock n´ Roll!

      Meine Sehnsucht ist so groß und so ungestillt. Manchmal habe ich nur noch das Bedürfnis laut zu schreien: "He, was ist mit mir? Wann komm ich endlich dran?" Ja, es ist als würde man sich am Ende einer Schlange anstellen ohne eigentlich zu wissen wofür.

      Endlich habe ich es geschafft, ich bin Silvester mit ihm und seinen Freunden verabredet. Trotzdem habe ich ein komisches Gefühl; als ob ein Schatten über uns schwebt. Es ist nur eine Ahnung aber irgendwie kann ich mich nicht ganz freuen.

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      Es ist ein Mittwoch, der erste Tag im neuen Jahr.

      Ein gewisser Katzenjammer hat mich ergriffen, ich wusste es ja schon vorher, irgendwas würde schief gehen. Die Silvesterfeier war dann auch nicht so verlaufen wie ich gehofft hatte. Zuerst war noch alles in Ordnung. Niemand auf der privaten Party hat daran gezweifelt dass wir als Paar dort waren. Dann wurde mein armer Liebling ein Opfer des Alkohol und des zu üppigen Essen. Dieses verflixte Gulasch hat mir selbst Übelkeit verursacht, verflucht seien alle privaten Partys!

      Na jedenfalls wankten wir schon um drei Uhr nach Hause und alle Feierei war vergessen. Doch dann haben wir es uns doch zu zweit noch sehr nett gemacht, wenigstens eine kleine Weile. Es war schön ihn wieder so nah bei mir zu spüren. Sein Atem war wie ein Ruf nach mir. Sein sinnlicher Mund, der dunkle Schatten auf der Oberlippe. Ich war so gierig, hätte ihn am liebsten in mich aufgesaugt. Zum Schlafen musste ich jedoch in ein anderes Zimmer auswandern. Er wollte mich nicht länger in seinem Bett.

      Wahrscheinlich war es auch besser so, Richard schnarcht fürchterlich! Also wenigstens ein paar Stunden haben wir unter demselben Dach genächtigt bevor er mich Mittag etwas abrupt nach Hause schickte. Wie gesagt, er hat den Kater und ich habe Katzenjammer.

      Am selben Abend, gegen 18 Uhr.

      Inzwischen habe ich gleich zwei Männer glücklich gemacht.

       Nein nicht so, also bitte!

      Der eine war der kleine Michi, ich hatte ein schlechtes Gewissen - eigentlich hätte ich ja auf seiner Party sein sollen statt bei der Feier mit Richard. Als Ausgleich ging ich eine Partie Billard mit ihm spielen. Das machte ihn froh und er verzieh mir.

      Der andere Mann war Flori der mal wieder etwas weiblichen Zuspruch brauchte. Seine Traumfrau interessiert sich nicht im Geringsten für ihn.

      Ich flirte ganz gerne mit ihm, er ist ein lieber Kerl (also ungefährlich) und er nimmt mich nicht so ernst wie Michi. Er weiß dass es nur Spaß ist. Jetzt, da ich mein Gewissen beruhigt habe fühle ich mich besser und gehe aus. Katzenjammer ade, willkommen neues Jahr!

      Ich liebe ihn so sehr. Vor Schmerz ihn vielleicht zu verlieren bin ich schon ganz wahnsinnig. Ich kann fühlen wie er sich weiter und weiter weg von mir bewegt. Wie in einem Film; er geht der untergehenden Sonne entgegen und ich muss zurückbleiben. Diese Melodie aus Casablanca "A kiss is just an kiss" hämmert in meinem Kopf.

      Ich spüre wie er mich aus seinem Leben streichen will und ich kann nichts dagegen tun. Es ist ja nur so ein Gefühl aber ein verdammt schlechtes!

      Wir sahen uns immerhin, zwei Tage hintereinander sogar. Aber es war so wie es mir schon vorher schien, er entgleitet mir. Er rückt immer weiter von mir ab, sieht mich kaum noch an.

       Du gehörst mir, nur mir allein. Du weiß es noch nicht aber es ist so, Du gehörst mir!

       Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich...

      Ich widerstehe erfolgreich der Versuchung ihn anzurufen sobald ich aus dem Büro komme. Dafür heule ich eine Viertelstunde und dann geht es mir besser.

      So schnell lasse ich mich nicht unterkriegen. Das Spiel ist noch nicht vorbei!

      Ich fühle mich komisch, ausgebrannt. Langweile mich entsetzlich, bin erschöpft ohne wirklich was getan zu haben. Irgendwann werde ich auf diesem Sofa fest wachsen!

      Vor zwei Wochen habe ich ihn zum letzten Mal gesehen, ich vermisse ihn schrecklich aber es ist nicht mehr so schwer zu ertragen. Bis jetzt habe ich alles gut überstanden. Gerne würde ich mal wieder eine Nacht mit ihm verbringen, nur um zu sehen wie ich reagiere, und er.

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