Der Schrei des Phönix. Sabine Gräfin von Rothenfels
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Ich werde mit meinen Eltern nach Fuerteventura fliegen, der Heimat meiner Mutter. Ich werde die Großeltern besuchen und ich freue mich sehr darauf. Die beiden alten Leute sind vernarrt in ihr Enkelkind und verwöhnen mich jedes Mal maßlos.
Es ist Vollmond, wieder mal. Ich reiße mich sehr am Riemen, versuche mich zu beschäftigen um ja nicht zu viel nachzudenken.
Fuerteventura ist so ziemlich das Ödeste was man sich vorstellen kann. Die Landschaft ist karg und einsam und ich bin ungefähr zum vierzigsten Mal hier.
Trotzdem geht es mir ganz gut. Wenn ich nicht bei den Großeltern bin genieße ich die Insel wie jede andere Urlauberin auch. Ich bin entweder auf Achse oder schlafe. Erst am vierten Urlaubstag habe ich die obligatorischen Postkarten geschrieben.
Auch an Richard ist eine dabei, nicht viele Worte, nur Gruß und Kuss und Schluss. Es gibt nichts mehr zu sagen. Seinetwegen habe ich mir so viele Nächte um die Ohren geschlagen - jetzt ist Schluss damit. Ich muss es eben überwinden, ich habe schon ganz andere Dinge gemeistert. Ein Mann sollte mich nicht so aus der Bahn des Lebens werfen. Ich muss aufhören zu denken die Zeit würde gegen mich arbeiten, vielleicht arbeitet die Zeit ja im Gegenteil für mich.
Ich denke trotzdem an Richard. Träume mir eine nette Geschichte von aufflammender Leidenschaft am Lagerfeuer zusammen. Alles Blödsinn! Zu Hause ist es dafür schon viel zu kalt, außerdem - ich will ihn doch vergessen! Aber ich muss an ihn denken obwohl ich weiß wie schlecht es für mich ist.
In meinen Träumen ist eben alles möglich. Ich stecke immer noch in dieser emotionalen Sackgasse. Es fällt mir schon leichter damit umzugehen doch ich bin noch immer auf diesen einen Mann fixiert.
Ich fahre durch Steinwüsten und an Sanddünen vorbei und denke an Winter. An Schnee, an eine Hütte in den Bergen. Ich fahre mit Richard Ski. Ich sehe uns beide in einem Pferdeschlitten durch die Winterlandschaft fahren. Der Kutscher macht ein Foto von uns und bemerkt was für ein schönes Paar wir doch sind.
Ich versinke in diesen Tagträumen, leide unter dem Zärtlichkeitsentzug. Ich bin so voller Wünsche.
Schlaflos, schlaflos in Fuerteventura. Irgendwie habe ich das Bedürfnis durch sämtliche Clubs und Kneipen der Stadt zu ziehen. Draußen spielt irgendwo ein Saxophon. Es weht ein laues Lüftchen. Es könnte so schön sein.
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Der nächste Tag ist der letzte auf dieser Insel. Noch ein bisschen Strand, etwas Shopping und das war´s dann. Eins steht fest, das tolle Klima hier werde ich vermissen. Von den Großeltern habe ich mich schon verabschiedet. Wie immer tränenreich. Zum Flughafen fahren die Eltern und ich alleine. Meine Oma hat eine kaputte Hüfte und wir wollen ihr die Anstrengung nicht zumuten. Ich freue mich auch auf Zuhause. Ob mich dort als Ausgleich ein paar Küsse und Umarmungen erwarten?
Gott - ich kann einfach nicht aufhören an Richard zu denken, kann nicht aufgeben. Ich habe so viel Energie investiert, für nichts? Por nada?
Wieder zu Hause. Irgendwie bin ich deprimiert. Es ist schon lange Zeit zu Bett zu gehen, ich warte auf die Müdigkeit. Habe kein Bedürfnis nach Schlaf, nur nach Liebe.
Liebe gibt mir die Band nicht. Ich gehe mit ihnen aus bis ich vor Müdigkeit umfalle oder es mir zu anstrengend ist heiter zu sein. Meine Gedanken sind ebenso trübe wie das Wetter, es kalt ist und regnet in Strömen.
Ein paar Textzeilen aus der coolen CD von Tic Tac Toe spiegeln genau meine Stimmung wieder:
Ich will nen Mann, ist das zu viel verlangt? / Leck mich am A, B, C und dann geh wohin du willst! / Warum hast du mich verlassen, warum hast du das gemacht? / Du hast nur gelacht und gesagt "war doch alles nur ein Spiel", ohne Regeln ohne Ziel. / Verpiss dich, ich weiß genau du vermisst mich!
Ich singe mit, schreie mir meinen Frust raus. Ich kann nicht schlafen, liege jede Nacht stundenlang wach, am nächsten Morgen sehe ich dann aus wie ausgespuckt. Mehr als fünf Stunden habe ich keine Nacht geschlafen seit ich vom Urlaub zurück bin. Mein Lebensrhythmus ist total gestört, mein Seelenrhythmus genauso.
Ich glaube ich war schon immer etwas schizophren. Sprach mit Personen die gar nicht da waren, lebte in einer imaginären Welt. Es mochte mir über vieles hinweg geholfen haben aber jetzt ängstigt es mich.
Jeder hat irgendeine Macke doch wenn nicht bald etwas Durchgreifendes geschieht werde ich wirklich irre. Krank.
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Ich warte endlos, versuche Richard zu erreichen, zwecklos. Mir ist kalt, nicht weil es wirklich kalt ist, mehr von innen heraus.
Ich versuche mir einzureden wie stark ich bin, überzeuge mich selbst davon dass er mir auf keinen Fall nochmal das Herz brechen wird.
Ich schaukle mich auf an dem Gedanken ihm stark gegenüber zu treten und zu sagen "Du spielt keine Spielchen mehr mit mir". Also fahre ich zu ihm. Es brennt Licht, sein Auto steht vor der Tür. Er hat nicht aufgemacht.
Was hätten Sie gedacht? Mich hat es nieder geschmettert; vernichtet. Ich hätte alles getan um diese Kälte die mein Herz erfroren hat loszuwerden.
Gestern war ich noch die Königin der Nacht, sexy, sinnlich. Jetzt bin ich das arme verängstigte Mäuschen mit der Angst vor der Katze die vor dem Loch sitzt.
Ich bin das Hoffen, Bangen und Warten so müde. Ich will einfach nicht mehr. Mich nervt das alles so. Ewiger Liebeskummer, ständig Ärger mit den blöden Weibern und dem anstrengenden Chef im Büro.
Ich möchte das nicht mehr, ich will endlich wieder ich selbst sein, der Phönix. Frei sein. Spaß haben.
Allerheiligen war ich auf dem Friedhof. Ich war beim Grab von Richards Eltern, ich habe zwei Rosen niedergelegt und Richards Eltern gebeten auf ihren Sohn achten zu dürfen. Seine Eltern sind vor ein paar Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Gerade an einem solchen Tag hätte er mich sicher gebraucht. Ich könnte seine Stütze sein.
Könnte, wenn er das wollen würde. Ich bin völlig hoffnungslos. Um mich herum ist ein Vakuum. Ich rede mit den Toten, den Lebenden habe ich nichts mehr zu sagen.
Du glaubst ich bin dumm deshalb liebst du mich nicht. Das ist es, du glaubst eine dumme Frau brauchst du nicht zu lieben. Aber ich bin nicht dumm, ich war nur blind. Ich habe dich so sehr geliebt dass ich aufgehört habe Mensch zu sein. Ich war nur noch dein Spielzeug. Ich habe dich so sehr geliebt, ich wäre mit Freuden für dich gestorben. Ich hörte auf zu existieren als ich dir erlaubte mein Herz zu berühren.
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Manchmal bin ich ausgehfertig, angezogen, geschminkt, bereit. Aber für wen? Es wird niemand kommen um ich abzuholen und ich werde nirgendwo erwartet. Meist schlafe ich dann irgendwann auf dem Sofa ein, flüchte in einen Traum.
Einmal war ich sogar mit dem kleinen Michi aus; die pure Verzweiflung. Ich wollte einfach nicht allein sein.
Der