Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
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Bald nach 300 u.Z. wurden die Hütten mit niedrigen Schlafplattformen ausgestattet. Die Hohokam flochten Schlafmatten, webten Decken und stellten Kochtöpfe, Essschüsseln und Vorratsgefäße, sowie Körbe, Mahlsteine, Werkzeuge und Jagdwaffen her. Sie speicherten Nahrung in Vorratskammern direkt an der Außenseite ihrer Hütten.
Zeitgleich mit dem Aufkommen des Irrigationsbodenbaus begannen die Niederlassungen in einer bestimmten Verteilung entlang der Flüsse aufzutreten, wobei ihr Abstand untereinander wahrscheinlich durch die Länge der von der Gemeinschaft zu bearbeitenden und betreuenden Kanalabschnitte und der dazugehörigen Feldflächen bestimmt wurde. Die Bewässerungsanlagen bestimmten die Niederlassungsstandorte. Zwischen 700 und 750 u.Z. wurden die dörflichen Abfallhaufen mit einer Schlammschicht versiegelt/abgedeckt. Diese bautechnisch „veredelten“/verbesserten Hügel wurden die Keimzellen der späteren Plattformmounds.
Der typische Hohokam-Haushalt produzierte eine überraschende Vielfalt von Produkten. Die Hohokam flochten aus den Fasern der Weide und aus Pfeilgras Körbe für Aufgaben, für die die zerbrechlichen und schweren Tongefäße ungeeignet waren. Aus Holz stellten sie Grabstöcke, Paddel (für die Tongefäßherstellung), Handgriffe und andere Gegenstände her. Sie fertigten auch hölzerne Stäbe, die möglicherweise (!) als Symbole für einen speziellen gesellschaftlichen Status galten. Aus der Baumwolle ihrer Felder spannen und webten sie Decken, Lendentücher, Röcke und Kilts, Hüte oder Turbane und Hemden. Aus den Fasern der Agave und anderer Wildpflanzen der Wüste flochten sie Matten, Sandalen, Bänder und Seile.
Aus den Mineralien wie Türkis und Argillit fertigten sie Schmucksachen wie Lippen- und Nasenstecker, Perlen, Anhänger, Figuren und Mosaikstücke. Aus Molluskenschalen, die von den Stränden des Golfs von Kalifornien und von der Pazifikküste stammten, fertigten sie Schmucksachen und Zierrat an, aus Tierknochen wurden Werkzeuge, Pfeifen und Flöten hergestellt. Eine Nutzung von Aras und Papageien und ihrer Federn ist archäologisch nur aus der Pionierzeit belegt. Aus Steinmaterialien wie Quarzit, Obsidian und Jaspis produzierten sie gut gestaltete Speerspitzen und später auch Pfeilspitzen. Sie fertigten Messer, Hämmer, Schabwerkzeuge und landwirtschaftliche Geräte an. Aus Schiefer stellten sie charakteristische flache Färbe-/Mal-Paletten her, die aber auch keramische Vorläufer oder Nachfolger (?) hatten. Aus den gröberen Steinmaterialien wie Blasenbasalt produzierten sie Metaten, Manos sowie Mörser und Stampfer. Zu rituellen Zwecken (oft als Räuchergefäße) wurden tierförmige Steinschüsseln ausgearbeitet.
Aus lokalem Lehm stellten die Hohokam-Töpferinnen eine Reihe dünnwandiger Gefäße her. Die früheste Tonwarenart waren mit Sand gemagerte glatte braune Gefäße (brown plain ware). Diesen folgte mit einem roten Überzug versehene (red-slipped) Keramik und in der Mitte der Pionierperiode eine graue und lederfarbene (gray-on-buff) Keramik mit aufgemalten roten Designs, ab 750 u.Z. auch mit eingeritzten Mustern. Sie gestalteten menschlich geformte keramische Figurinen, normalerweise weibliche, vielleicht als Fruchtbarkeitsikonen. Diese Figurinen ähnelten denen von Mesoamerika. Auf Kontakte/Interaktionen mit wahrscheinlich kulturfremden Personengruppen verweisen außer den obengenannten Muscheln und Türkisen die von den Archäologen freigelegten Skelette von Scharlachroten Aras und den grünen Soldatenaras. Interaktionen mit Personengruppen aus Mesoamerika, belegt durch nichtlokale Produkte, begannen um 600 bis 700 u.Z.
Während der Pionierperiode wurden sowohl der Trockenfeldbau, der Überschwemmungsfeldbau (Flootwater oder Ak-Chin Bodenbau) und auch der Bewässerungskanalbodenbau zum Anbau von Mais, Kürbis, Baumwolle und möglicherweise Bohnen genutzt. Der Bewässerungskanalbodenbau diente zur Erweiterung der nutzbaren Feldflächen über den von den Überschwemmungen bewässerten Bereich hinaus. Der Naturoasenbereich wurde durch menschliche Aktivität und nach menschlichen Bedürfnissen erweitert. In dieser frühen Zeit gebaute und genutzte Bewässerungskanäle wurden durch nachfolgende Überschwemmungen oder spätere neue und/oder größere Kanalbauten überbaut und zerstört und sind damit durch die Archäologen nur sehr schwer nachweisbar.
Die Hohokam pflanzten wahrscheinlich ihre Kultigene in einer Vielzahl/Serie von kleinen Erdhäufchen entlang der Bewässerungskanäle und nahegelegener Bachbetten/Washes, wobei möglicherweise jede Großfamilie ihre eigene kleine Feldfläche bestellte. Sie können mehrere Pflanzenarten, zum Beispiel Mais, Bohnen, Squash und auch Baumwolle in jedem Minihügel angesetzt haben. Sie erzielten entsprechend den Niederschlagsperioden bzw. den darauf folgenden Überschwemmungen pro Feld zwei Ernten im Jahr und förderten mit hoher Wahrscheinlichkeit das Wachstum von ihnen nützlichen Wildpflanzen wie der Agave, der Sonnenblumen und des Rainfarnsenfs entlang der Ränder ihrer Felder oder Hügel (Die gezielte Förderung und Pflege von Wildpflanzen ist ein Element der Erntevölkerkultur, die dem Bodenbau vorausging). Das dominierende Jagdwerkzeug war ursprünglich der Speer, wahrscheinlich mit der Speerschleuder, und ab 400 bis 500 u.Z. Pfeil und Bogen. Sie verwendeten sicherlich auch Netze und Fallen zum Einfangen von kleinerem Wild und Fischen.
In der zweiten Periode ihrer Entwicklung (Kolonialzeit), die sich etwa über zwei Jahrhunderte (750/775 bis 900/950/975 u.Z.) erstreckte und in der dritten, auch ca. 200 Jahre währenden Phase (Zeit der Sesshaftigkeit/Konsolidation) von 900/975 bis 1100/1150 u.Z., weitete sich die Hohokam-Kultur von ihrem ursprünglichen Kerngebiet im Phoenix- und Tucson Bereich (ca. 6.000 bis 6.500 km²) auf eine drei- bis vierfach größere Fläche aus. Die neuen Stätten verteilten sich nicht nur über einen größeren geographischen Raum, sondern auch über eine breitere klimatische Zone und bis in flusslaufferne Hügel- und Bergbereiche, wo nur Ak-Chin Bodenbau und Trockenbodenbau praktiziert werden konnten. Ob in den trockenen Berggebieten die nonriverinen Hohokam mit dem Trockenbodenbau begannen oder ob riverine Hohokam mit ihren Bodenbauerfahrungen sich neue und bisher für den Bodenbau ungenutzte Gebiete erschlossen, ist eine genauso offene Frage wie die, ob bei dieser Kulturexpansion andere Personengruppen die kulturellen Errungenschaften der Hohokam als zweckmäßig für den Erhalt oder die Verbesserung ihrer Lebensweise übernahmen oder die „Kern-Hohokam“ sich durch Migration neue Nutzungsgebiete erschlossen. Vermutlich spielten beide Faktoren eine Rolle.
In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass zwischen 800 und 900 u.Z. der Salt River eine extrem hohe Wasserführung mit drastischen Auswirkungen auf das Bewässerungskanalsystem der Hohokam hatte.
Durch eine Bevölkerungszunahme, die sicher hauptsächlich ihren bodenbauerischen Erfolgen im Flusstal und damit einer gesicherteren Lebensweise zuzuschreiben war, wuchsen die Hohokam-Gruppen und wanderten ostwärts die Gila River und Salt River Flusssysteme hinauf und tiefer in das Becken- und Bergland (Basin and Range), aber auch nach Westen das Gila River Flusssystem abwärts und tiefer in den niedrigeren Wüstenbereich und auch nach Norden über den Agua Fria River und das Verde River Flusssystem hinauf. Zur gleichen Zeit verstärkten die Hohokam ihre Interaktionen mit Mesoamerika. Neue Kulturpflanzen einschließlich des Tabaks wurden zusätzlich angebaut. Auch Feldunkräuter und Wildpflanzen wie Agave und Klein-Gerste (Little