Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
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Zwischen 1400 und 1450 u.Z. verließen die Hohokam ebenso wie die Pueblo-Menschen im Südwesten und in Nordmexiko ihre Gemeinden und Heimstätten. Vielleicht zogen sie zum Überleben in die benachbarten Regionen oder in neu errichtete kleine Niederlassungen. Einige Menschen könnten auch zurückgeblieben sein, aber sie gaben ihre vielgestaltige materielle Kultur, ihr technologisches Wissen und ihre handwerklichen Fähigkeiten auf, da diese keinen Beitrag mehr zum Überleben erbrachten. Es begann die Formierung der Pima und Papago-Stämme, mit denen im 16. Jahrhundert die spanischen Entradas in Südarizona zusammentrafen.
3.1.5. Die Subsistenzwirtschaft (Jagd, Sammeln, Ernten, Bodenbau)
Die Hohokam vollzogen einen sehr allmählichen Übergang von der aneignenden Jäger- und Sammlerwirtschaft und der Tradition der Erntevölker zur produzierenden Wirtschaft der Bodenbauer. Da der erfolgreiche, den Bedarf an Nahrungsstoffen mehr oder minder deckende Bodenbau sehr stark von der Wasserführung der Flussläufe, damit deren Überschwemmungs- und Oasenbereich in ihrem Gebiet abhing und damit im positiven wie negativen Sinne durch seine Konzentration der ihn speisenden Niederschläge große Risiken bezüglich seiner Zuverlässigkeit barg, waren die beiden früheren Wirtschaftsformen zum Ausgleich dieser Risiken stets im unterschiedlichen Maße präsent und immer aktuell. Die Sesshaftigkeit der Bodenbauergemeinde war stets mit einer saisonalen Mobilität zur Nahrungsstoff- und Materialbeschaffung verbunden.
Die Flusstaloasen mit ihrem saisonal sehr unterschiedlichen Wasserangebot waren in dem sehr niederschlagsarmen Gebiet, speziell in der Sonora-Wüste, ein Gunstraum für die Tier- und Pflanzenwelt, der auch die Menschen zur Nutzung anzog. Die flachen Landschaftsformen waren ideal zur Aufnahme von Überschwemmungswässern und deren Wirksamkeit auf die Fauna und Flora. Diese idealen Bedingungen durch die Anlage von wasserrückhaltenden und wasserweiterleitenden Kanälen erfolgreich zu verstärken und zu erweitern war die herausragende Leistung der Bodenbau betreibenden Fluss-Hohokam. Dabei sind ihre Fähigkeiten beim Betreiben anderer Bodenbaumethoden außerhalb des mittelbaren Wirkungsbereiches der Flusstäler keinesfalls zu unterschätzen. Es stand nur nicht oder nur sehr begrenzt die spektakuläre Leistung des Kanalbaus dahinter. Der Trockenbodenbau der fernab von den Flüssen lebenden nonriverinen Hohokam setzte neben der Errichtung kleinteiliger bodenbauerischer Bauten wie Steinanhäufungen, Terrassenanlagen unterschiedlicher Dimension, Rückhaltedämmen und anderer Anlagen auch auf den Bau von zum Teil ganzjährig Wasser speichernder Reservoire, die mit den dazugehörigen Niederlassungen sicherlich eine Art Oasencharakter trugen, sowie auf die anlagenfreie Ausnutzung wachstumsfreundlicher Nischen in ihrer Umwelt.
Die Sammeltätigkeit konzentrierte sich auf Wildfrüchte, Samen, Nüsse, Wurzeln und Brennmaterial. Unter diesen war die Nutzung des Saguaro, der Agave und des Mesquite zu allen Zeiten und auch über die Nahrungszwecke hinaus von herausragender Bedeutung. (Mesquite deckte bei den Hohokam – sicherlich lokal stark differenziert - bei entsprechendem Wasserangebot bis zu 50% des Nahrungsstoffbedarfes.) Viele Wüstengewächse und Bergpflanzen (Eichen) ergaben nicht nur Nahrungsstoffe (es wurden Samen und Früchte von ca. 200 Arten von Wildpflanzen für Nahrungszwecke zusätzlich zu den Bodenbauprodukten gesammelt.), sondern auch Materialien für Hausbau, Werkzeuge, Waffen, Kleidung, Behälter und Feuerstätten. Unter Zuhilfenahme von Speer (mit und ohne Speerschleuder), Pfeil und Bogen (ab 450 u.Z.), Netzen und Fallen wurden Bighorn-Schafe, Pronghorn- und andere Antilopen, Rotwild, Maultierrotwild, Weißschwanzhirsche sowie Kleinwild wie Kaninchen, Dachse, Nagetiere, Truthühner, Wachteln und Reptilien gejagt. In Fundstätten im Flussbereich wurden auch Überreste von Enten, Bisamratten und Fischen gefunden.
Zusätzlich zu den Feldfrüchten wie Mais, Baumwolle und Tepary-Bohnen, sammelten die Hohokam auch eine Vielzahl der Pflanzen aus dem umgebenden nicht bewässerten Land/Ödland. Die Trennung zwischen angebauten Feldfrüchten und wilden Pflanzen war unsicher. Sogenannte Unkräuter wie Chenopoden, Amarant (später Kultigen) und Spiderling, blühten in den Hohokamfeldern, teils wegen der verbesserten Feuchtigkeitszustände der Felder und teils, weil die Hohokam sie schützten, nützten und vermutlich sogar aussäten oder verpflanzten. Das Grün und die Samen dieser Pflanzen waren sicher eine alternative oder ergänzende Nahrungsquelle, besonders in den Jahren, in denen andere Feldfrüchte schlechte Erträge brachten. Auf begrenzten Gebieten, die wenig Wasser empfingen, kultivierten die Hohokam auch die dürreresistente/-harte Agave, eine wilde Trockenlandpflanze, die Nahrung, Fasern und Baumaterialien lieferte. Die Hohokam verpflanzten und zogen auch Cholla und Stachelbirnen-Kakteen an den Feldrändern, auf Bracheböden und in Randgebieten. Sie stellten Fallen auf oder jagten viele kleine Säugetiere, die von den Feldern angezogen wurden. Ebenso kann ein Fischeinsammeln auf Überschwemmungsrückstandsflächen und Fischfang in Kanälen und auch im Fluss angenommen werden, auch wenn Fischüberreste in den Abfallhaufen sich meist der Nachweisfähigkeit entzogen. Die gleichmäßige Nutzung vieler Nahrungsstoffressourcen reduzierte die Gefahr einer Übernutzung und brachte ein relativ hohes Maß an Versorgungssicherheit. Da die Hohokam keine Pflanzen fressenden Haustiere hielten, brauchten sie auch keine unkultivierten Gebiete als Weiden zu benutzen (Vermeidung von Weidedruck/-zwang).
Die Hohokam kannten auch den Wert der Bäume in ihrer Landschaft. Sie ernteten zumindest von einigen der vielen Leguminosen „produzierenden“ Wüstenbaumarten nahrhafte Bohnen (Mesquite). Sie schützten Bäume auf oder an ihren Feldern und ihren Wuchs in dichten Heckenreihen in den bewässerten Bereichen und deren Randgebieten. Sie minimierten den Brennholzverbrauch, indem sie langsam Nahrung mit geheizten Steinen in den bedeckten Gruben garten, oft durch einige Haushalte gemeinsam genutzt.
Archäologische Belege zeigen, dass die Hohokam in den Hauptflüssen und -strömen der Sonora-Wüste fischten. Viele Flüsse führten das ganze Jahr über Wasser und konnten Fische und Mollusken als Proteinquelle anbieten. Auch die Hohokamkanäle enthielten Fische, die in Fallen/Reusen oder mit Netzen gefangen werden konnten. Die u.a. in Pueblo Grande und anderen Hohokam-Standorten gefundenen Fischarten umfassen Elritzen, Kaulbarsche, Colorado River Squawfish und Welse. Die Gila Mountain Razorback Welse konnten ein Gewicht bis zu 13,6 kg erreichen. Im Fluss und in den Kanälen lebten auch eine große Anzahl von Molluskengesellschaften, einschließlich der California Flussmuschel, der Fingernagelmuschel und verschiedene Schnecken. Das Vorhandensein der Muschel- und Schneckenschalen bei den Hohokamstätten belegt, dass sie für die Hohokam eine wichtige ergänzende Proteinquelle waren.
Es ist leider nicht klar, wie wichtig der Fisch in der Nahrung der Hohokam war. Die meisten Ausgrabungen benutzten keine Siebe mit ausreichend kleinen Maschen, um Fischknochen zurückzuhalten. Aber bei der Benutzung von feinen Sieben erhielten die Archäologen Tausende Fischknochen von den Abfalldepots des Pueblo Grande, die in die klassische Zeit (ca. 1150 bis 1450 u.Z.) datiert werden konnten.
Bei den Hohokam wurde als einziges domestiziertes Tier der Hund gehalten. Es gibt aber keine Belege dafür, dass Hundefleisch - wie in Mesoamerika und wahrscheinlich auch im Casas Grandes Gebiet - gegessen wurde. Die Hunde wurden wahrscheinlich für Jagdaufgaben eingesetzt, konnten aber auch für rituelle und Wachaufgaben und für Spielzwecke genutzt werden. In Pueblo Grande wurden mehr als ein Dutzend Hundebegräbnisstätten freigelegt. Das Vorhandensein von Knochen junger Hunde belegt, dass die Hohokam an diesem Standort auch Hunde aufzogen. Es ist auch möglich, dass „selbstversorgende“ Hunde bei den Vorräten und in den Feldern der Hohokam die Rolle der Katzen im alten Ägypten einnahmen und Nagerschädlinge in Grenzen hielten. Ansonsten fanden sie in den Feldflächen des Grüngürtelgunstraums für sich sicher ausreichend Kleinwild-Nahrung, denn für eine Fütterung wie bei den Jägernomaden der Plains oder Subarktis gab es keine Grundlage. Domestizierte Hunde wurden oft bei den Hohokam-Dörfern bestattet (durch Funde bestätigt).
Wichtig war auch das Suchen und Sammeln von mineralischen Materialien für die Herstellung von Werkzeugen und Waffen, Steingefäßen, keramischen Erzeugnissen,