Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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1000 u.Z. produzierten die Bodenbauer eine große Anzahl domestizierter Feldfrüchte, teilweise mexikanischen Ursprungs, einige aber auch Eigenzuchten aus einheimischen Wüstenpflanzen. Die importierten Feldfruchtarten umfassten Mais (wahrscheinlich 3 Sorten), Bohnen (6 Sorten), Kürbis (mindestens 2 Sorten), Flaschenkürbis und Baumwolle. Auch einige aus Mexiko eingeführte Agavenarten ergänzten das einheimische Agavenangebot. Einige Agave-Arten werden zu den Kulturpflanzen gezählt. Einheimische halbdomestizierte Feldpflanzen umfassten Amaranth, (essbar und Samen), Teufelskralle (Korbfasern), Tepary-Bohnen (essbare Samen), Panikgras (essbare Samen), Gerste (essbare Samen), mexikanische Crucillo (essbare Früchte) und Tabak. Einige Hohokam-Gemeinden kultivierten/pflegten große Felder der einheimischen Agave, die essbare Pflanzenteile und Korbfasern erbrachten. Bei Sonnenblumen sind sich die Wissenschaftler uneinig, ob diese eine angebaute oder nur eine geförderte Pflanzenart waren. Entsprechend den saisonalen Sammel-Camps waren auch für die Nahrungsstoffverarbeitung vor Ort Röstgruben und Mörserlöcher in den Felsflächen weit verbreitet.

      Die Nutzung des natürlichen Wasser- und Feuchtigkeitsangebotes bestimmte die produktiven Möglichkeiten des Bodenbaus der Hohokam (und natürlich aller Völker des Südwestens). Sie praktizierten alle drei Formen des Bodenbaus, den Trockenbodenbau, den Überschwemmungsbodenbau und Bewässerungsbodenbau je nach den geographischen und hydrologischen Bedingungen. Medial steht die Spezialrichtung des Bewässerungsbodenbaus, die großräumige Kanalbewässerung, im Vordergrund. Alle drei Produktionsmethoden sind bei den Hohokam als zeitgleiche bodenbauerische Spezialrichtungen mit lokal unterschiedlicher wirtschaftlicher Wichtung anzusehen, dies heißt aber nicht, dass durch lokale klimatische Extreme die eine oder andere Methode zeitweilig oder längerfristig praktikabel war.

      Die nonriverinen Hohokam nutzten u.a. Sickerquellen und unterirdisch gespeiste Feuchtbereiche am Fuß von langen, geneigten Hangflächen (Bajadas). Die sedimentierten Erosionsfächer empfingen Sturzwasserfluten, deren versickerter Anteil mit entsprechender zeitlicher Verzögerung gespeichert wurde und am Hangfuß zur Oberfläche kam. So entstand eine natürliche unterirdische Feuchtigkeits- und Bewässerungszone, in der kleine Pflanzengärten angelegt werden konnten und wurden. Im Umkreis frei austretender Sickerquellen wurden ebenfalls kleine Gärten angelegt. Die Errichtung und Nutzung kleinmaßstäblicher Kanäle und Verteilungsdämme auf den Bajadas und Staubecken im Abflussbereich der Sturzfluten gehörten ebenso wie Terrassenbauten an mehr oder minder geneigten Hängen zu den Methoden der Wassernutzung für den Bodenbau. Auf Terrassen und anderen geneigten Flächen mit Neigungen von unter 1% wurden Steinanhäufungen errichtet, teilweise in Gruppen mit mehr als 100 solcher Aufhäufungen, wobei die Pflanzen in und zwischen diesen Steinstapeln gezogen wurden. Eine weitere technische Form der Wasser- und Wärmenutzung waren Steinausrichtungen oder –begrenzungsdämme bei Gartenflächen (Gridgardens/Waffelgärten), die auf Flächen mit Neigungen von 1 bis 2% angelegt worden waren sowie wärme- und wasserspeichernde Kies- und Steinmulchflächen.

      Potenziell konnten auch grundwassergespeiste Brunnen und oberflächenwassergespeiste Reservoire, die teilweise auch bis in den Grundwasserbereich reichten, für kleinmaßstäbliche „Topfbewässerung“ von Gartenflächen entsprechend ihrem Wasserdargebot genutzt werden. Dies ist aber nicht belegt bzw. belegbar.

      Die riverinen Hohokam nutzten Marschflächen der Überflutungsebene für den ursprünglichen Überschwemmungsbodenbau, aus dem flächenerweiternd die großmaßstäbliche Kanalbewässerung entwickelt wurde. Beim Überschwemmungsbodenbau wurden die ausfallenden Schwebstoffsedimente auch zum Dünger auf den betroffenen Flächen. Bei der Kanalbewässerung fielen die Sedimente im Kanal aus und gelangten erst über die sedimentaushebende Kanalinstandhaltung auf die Feldflächenränder und konnten flächig verteilt werden. Die großmaßstäblichen Kanäle dienten hauptsächlich der zeitweisen Grundwasseranhebung bis auf das Niveau, welches die Kultigene und/oder die zu fördernden Pflanzen „menschenwirksam“ nutzen konnten.

      Es sind nur die Überreste von den Hauptkanälen dokumentiert, aber es ist jedoch wahrscheinlich, dass Verteilungskanäle Wasser von den Hauptkanälen abzweigten und seitliche Kanäle Wasser zu den einzelnen Feldflächen brachten. Das tatsächliche Maß an bewässertem, bodenbauerisch genutztem Land war wahrscheinlich wesentlich geringer als der totale Bereich, der mit Hilfe der Hauptkanäle theoretisch hätte bewässert werden können. Dies schließt aber keinesfalls die pflegende oder bodenbauerische Nutzung nichtbewässerter Flächen aus, die gegebenenfalls auch günstige Reviere für jagdbares Wild/Kleinwild waren.

      Wohngebiete und landwirtschaftliche Standorte befanden sich nahe bei den Kanälen und dicht bei den benachbarten Terrassen und Bajadas. Weitere landwirtschaftliche Standorte und Feldhäuser verteilten sich auf diesen höherliegenden Flächen.

      Die Bodenbauer der Hohokam konnten Dank der Kanalbewässerung zweimal im Jahr ernten. Die erste Anbauzeit war nach der den Flüssen und dann den Kanälen und Feldern Wasser zuführenden Schneeschmelze im März/April und die zweite folgte im August nach den Sommerregenfällen. Die Ernten wurden im späten Juli/frühen August und im späten Oktober/frühen November eingebracht. U.a. zwischen der ersten Ernte und der zweiten Aussaat sammelten die Menschen in der weiteren Umgebung die Wildpflanzensamen für die Nahrung, einschließlich der begehrten Saguaro-Früchte. Im späten September bis zum frühen Oktober wurden Mesquite-Bohnen geerntet.

      Das Ende des arbeitsaufwendigen, aber auch hocheffektiven kanalgebundenen Bewässerungsbodenbaus der Hohokam kann (!) durch Unregelmäßigkeiten der Wasserführung der die Kanäle speisenden Flüsse und durch das Kanalsystem zerstörende Überschwemmungen verursacht worden sein. Vereinzelt sind auch Versalzungen des Bodens möglich. Offensichtlich war die wahrscheinlich hierarchische gesellschaftliche Kraft nicht mehr imstande, die durch störende und zerstörerische Naturkräfte geschädigten Kanäle so instand halten zu lassen, dass eine ausreichende Nahrungsstoffproduktion möglich war, worauf das spirituelle und säkulare gesellschaftliche System der Hohokam kollabierte und die Bevölkerung sich unter Aufgabe ihrer Kultur weitgehend zerstreute – ein zu dieser Zeit im Südwesten weitverbreiteter Sachstand.

      Eine ideelle „Übernahme“ des Bewässerungsbodenbaus und des Kanalbaus aus dem mesoamerikanischen Raum erscheint bei den idealen ökologischen und geographischen Bedingungen im Becken des Salt und des Gila River nicht zwingend notwendig. Einige kleine Bewässerungsanlagen im Tucson-Bereich (ein Zufallsfund unter einer mehrere Meter mächtigen Schicht von Flusssedimenten) wurden auf 1200 v.d.Z. datiert. Es ist weder die Kreativität des Menschen noch seine mit der Mobilität verbundene Kommunikations- und Lernfähigkeit zu unterschätzen. Beide sind gleichberechtigt lebenserhaltend.

      Gut angepasste Strategien für das Produzieren und Einsammeln einer breiten Varietät von Feld- und Wildfrüchten unter den verschiedenen Bedingungen und Zonen lieferten den Hohokam eine zuverlässige Grundlage zur Sicherung der Subsistenz und zur Verringerung von Gefahren, die von unvorhergesehenen Klimaschwankungen ausgingen. Wenn Überschwemmungen von einem übermäßigen Regen einige Felder zerstörte oder wenn Dürre einige Feldfrüchte am Reifen hinderte, konnten die Hohokam auf andere Nahrungsstoffquellen zurückgreifen. Um diese Verschiedenartigkeit von Strategien aufzubauen und zu unterhalten, hatten sich die Hohokam so organisiert, dass ausreichend Menschen über die verschiedenen Wachstumszonen breit verteilt waren, um diese Landnutzungsstrategien durchzuführen und die Kanäle in Stand zu halten, so dass es keinen ökologisch untragbaren, übervölkerten Bereich bei ihnen gab. Einer speziellen Organisation würde es auch bedurft haben, um eine ausreichende Spezialisierung und Mitarbeit in den unterschiedlichen Zonen zur Verminderung der genannten Risiken zu gewährleisten. Zur Minimierung des destruktiven menschlichen Eingriffs in die empfindliche Umwelt wurden Bodenbau-Praktiken mit einer erhaltenden (konservativen) Nutzung der Pflanzenressourcen kombiniert. So waren die Hohokam in der Lage, ihre Bodenbauerkultur für mehr als 1.000 Jahre in einer für sie anspruchsvollen Umwelt zu erhalten.

      3.1.6. Die Architektur (Bauleistungen) 3.1.6.1. Hausbau/Siedlungsmuster

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