Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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astronomische Beobachtungen durchzuführen und deren Ergebnisse nicht nur verbal, sondern auch markierungstechnisch weitergegeben zu haben. Damit kann im Laufe der Zeit die spirituell-zeremonielle Seite dieser Tätigkeit gegenüber der ursprünglich profanen zugenommen haben.

      Die Dörfer der Klassischen Zeit wurden kompakte Niederlassungen, in denen der Niederlassungsraum funktionell als ein von Wohnbereichen umgebener zentraler, öffentlicher Bezirk ausgebildet war. Jeder Dorfkern war ein flacher und offener Plazaraum, vermutlich für Gemeinschaftsveranstaltungen. In den größeren/größten Niederlassungen stand ein Plattformmound am Rand der Plaza. Die Verteilung der Plattformmoundstandorte mit den sie umgebenden kleineren Dörfern und Weilern hat zur Bildung von Gemeinschaftsgrenzen geführt, wobei jeder Plattformstandort dazu diente, für seine Gesamtgemeinschaft der zentrale Sitz der spirituellen und/oder profanen Autorität zu sein wie es vor der klassischen Zeit der Ballspielplatz war. Die meisten der vielen, diskreten Wohnbereiche von Dörfern der klassischen Zeit enthielten nicht mehr als ein Dutzend zeitgleicher Bauten, verbunden mit Arbeitsbereichen, einer Bestattungsstätte und Abfallhaufen. Die meisten Dörfer hatten wahrscheinlich mindestens hundert Einwohner, aber es gab auch größere Standorte mit bis zu tausend Bewohnern.

      Die Abstände der Ballspielplatzgemeinden in den Flussbereichen untereinander und desgleichen auch der späteren Moundgemeinden von 5 bis 6 km voneinander ist bedingt durch die Größe der Siedlungen mit diesen Bauten und den sie umgebenden Dörfern. Die zu einem solchen Zentrum mit Ballspielplatz oder Mound gehörende Siedlungs- und Nutzungsfläche lag bei ca. 40 km². Dies gilt für jede der 23 Moundgemeinden am Salt River und stimmt annähernd auch für die Moundgemeinden des Gila River. Lediglich für Großmoundstandorte an Kanalkreuzungen wie Las Colinas sind die Landflächen größer, da hier auch nichtbewässerte Flächen mit in die unmittelbare dörfliche Nutzung einbezogen wurden.

      Mit dem Wirksamwerden von zeremoniellen Bauten (Ballspielplatz, Plattformmound) sind die Hohokam-Gemeinschaften sogenannte Vielstätten-Gemeinden mit Stätten unterschiedlicher Größe, Wichtung und Aufgaben um den zum Zentrum avancierten Zeremonialbau. Standorte mit öffentlicher Architektur sind eine Darstellung von integrativen Knotenpunkten. Jedes Zentrum ist autark und abgegrenzt vom vielstättigen Nachbarzentrum. Diese Abgrenzungen bedingen aber auch eine enge Kooperation zwischen den Zentren im Interesse der gesamten Region. Öffentliche Bauten wie Ballspielplätze und Mounds sind Symbole der Gemeinschaftsidentität, des Zusammenhalts und der Differenzierung von anderen solchen Gemeinschaften in den umliegenden Bereichen.

      In flussfernen Niederlassungen wurden auch Häuser aus Steinen mit Adobemörtel und auch vereinzelt Steintrockenmauern errichtet. Steine waren hier offensichtlich das besser verfügbare Baumaterial. Die Errichtung solcher Bauten wird auch einem Einfluss der Anasazi und der Mogollon zugeschrieben. Beim Stützwandbau für die Mounds wurden neben abgerundeten Flusssteinen auch unregelmäßig plattige, steinähnliche ausgetrocknete und ausgehärtete Caliche-Brocken verwendet.

      Nur aus vergänglichem Material wurden Schattendächer/Ramadas gebaut, die oft als Arbeitsbereiche dienten und nur über ihre Pfostenlöcher noch Kunde von ihrer Existenz gaben.

      Backöfen/Hornos: Die Hohokam bearbeiteten viele ihrer Nahrungsstoffe in Familien- oder Gemeinschaftsbacköfen oder Hornos (spanisch für Ofen). Die Hohokam-Hornos waren konisch geformte, halb unterirdisch angelegte Grubenbauten, wo die Nahrung gebacken oder gegart wurde. Das Feuer wurde auf dem Boden der Grube entfacht und ging später aus bzw. wurde erstickt. Über das Feuer wurde eine Lage von Steinen gelegt. Die Nahrung, die gegart werden sollte, wurde auf die heißen Steine zwischen Lagen von Gras und Erde gelegt und darauf wurde wieder ein Feuer gemacht. Auf diese Weise wirkten die Hornos wie ein Ofen, der die Speisen von oben und unten erhitzte. Diese Hornos sind eine siedlungsgebundene architektonische Form der allgemein bekannten Röstgruben und Erdöfen.

      In den von den Archäologen ausgegrabenen Hornos fand man im allgemeinen Reste von Agavenherzen und Cholla-Knospen, die belegen, dass die Hohokam diese Nahrungsmittel buken. Tierknochen waren sehr selten oder fehlten fast völlig. Wahrscheinlich wurde Fleisch über dem offenen Feuer geröstet oder in kleinen Portionen in Töpfen gekocht. Über eine Nutzung der Hornos als Brennorte für Keramik sind keine Belege gefunden worden. Einige Hornos waren sehr groß, maßen bis zu 3 m im Durchmesser und waren 2,5 m tief. In diesen Öfen konnte eine große Menge von Nahrung gegart werden, die evtl. für zeremonielle Festmahle, die mit rituellen Ereignissen verbunden waren, diente und für spezielle Ereignisse einen Platz im Dorf bekam.

      Die Vorratshaltung der Hohokam erfolgte im Allgemeinen in glockenförmigen, bis 1 m tiefen Vorratsgruben, die im unteren Bereich bis 1,6 m und im oberen Bereich bis 1,2 m Durchmesser aufwiesen. Es gab natürlich auch kleinere Gruben. Der zu bevorratende Nahrungsstoff befand sich meist in keramischen Gefäßen. Die Grube wurde nach der Einlagerung der Vorratsgüter an der Oberfläche weitgehend luftdicht versiegelt. Es gab Vorratsgruben in den und außerhalb der Grubenhäuser. Im Haus waren Plätze neben dem Eingang bevorzugt. In der klassischen Zeit waren in dem Compounds aber keine Vorratsgruben mehr anzutreffen, was auf eine Einlagerung von Nahrungsstoffen in den übertägigen Adoberäumen hinweist. Wegen der durch den Bodenbau ermöglichten zweimaligen Ernte und den Sammel- und Erntemöglichkeiten in Randbereichen der bewässerten Flächen und in anderen Biotopen waren die erforderlichen Vorräte geringer als in Bereichen mit weniger ergiebigem Bodenbau wie zum Beispiel bei den Anasazi auf dem Colorado Plateau mit nur einer Bodenbausaison.

      Abfallhaufen/Abfallmounds: Abfallhaufen gehören nicht zur formalen hausgebundenen Architektur, sondern sind ein direktes Ergebnis häuslich-wirtschaftlicher Aktivitäten. Der anfallende Abfall wurde immer auf einem dicht bei der Niederlassung gelegenen bestimmten Platz abgelegt. Durch die Jahrhunderte lange Nutzung entstanden Aufhäufungen bis über 2 m. Ein freigelegter Abfallmound des Pueblo Grande (Es wurden drei große und viele kleine gefunden.) hatte eine Grundfläche von 36 x 50 m und eine Höhe von 2,5 m.

      Um von diesen Müllanhäufungen ausgehende Schädlinge und Gerüche einzugrenzen, wurden aufgehäufte organische Materialien manchmal verbrannt und die Haufen selbst danach mit sauberem Sand abgedeckt. Die Abdeckung erfolgte aber auch mit Schlamm/Adobematerial (aus Lehm und/oder Caliche). Durch (unvollständige) Verbrennung und die anschließende Abdeckung wurden auch leicht vergängliche Stoffe relativ gut konserviert, so dass auf Grund des zeitabhängigen Schichtenaufbaus und der Inhaltsstoffe solche Abfallhügel zu den ergiebigsten Fundstätten/Wissensquellen für die Archäologen wurden. Im Trash Mound No.2, einem großen Abfallmound von Pueblo Grande, wurde auch die einzige Kupferschelle aus dieser Niederlassung gefunden.

      Der Fakt des Materialanhäufens und der Abdeckung dieses Haufens soll – nach Meinung einiger Archäologen – zur Idee des Baus von Plattformmounds geführt haben. Andere Archäologen sehen im Plattformmound eine von Mesoamerika eingeführte Idee.

      Neben der Errichtung von Hausbauten aus organischem, leichtvergänglichem Material und später (ab 1100/1150 u.Z.) aus Adobe und Caliche und in den peripheren Bereichen auch aus Steinmauerwerk, waren die Hohokam vor allem Erdbauspezialisten. Der Erdaushub begann bei der Herstellung der flachen Gruben für die Errichtung der Grubenhäuser und tiefen Vorratsgruben, wurde größer bei der Einrichtung von Gruben (Brunnen/Wells) bis in die Grundwasser führende Bodenschicht, steigerte sich bei der Gestaltung von Wasserreservoiren in ihren Wüstendörfern fernab von Flussläufen, kulminierte im Kanalbau und der Kanalinstandhaltung und fand seinen Ausdruck bei der Gestaltung der als „Ballspielplätze“ bezeichneten Zeremonialräume/-flächen. Immer wurde als bautechnisches Ziel eine Vertiefung gegraben und in Folge das ausgehobene Erdmaterial aufgewallt. Grube und Wall waren eine technische und gestalterische Einheit, die über die gesamte hier genannte Gestaltungsreihe auf die gleichen Arbeitserfahrungen zurückgriff. Erst als der Aufbau von Plattformmounds und Adobe- und/oder Calichehäusern auf der Erdoberfläche das bautechnische Ziel wurde, waren die bei der Gewinnung von Erdstoffen und Steinen zwangsläufig entstehenden Gruben

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