Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski страница 6
Die Größe der Wohnstätten variierte während dieser Zeit stark und reichte von den Bodenbaustützpunkten, die aus einigen Häusern oder Weilern bestanden, bis zu Großdörfern mit mehreren Ballspielplätzen und über 1000 Bewohnern. Im Allgemeinen waren die Häuser während der Kolonialperiode wie die Häuser, die während der früheren Pionierperiode gebaut wurden, gestaltet. Sie bündelten jetzt bei entsprechender Dorfgröße ihre Hütten nicht schlechthin nur um multiple Höfe, sondern die Hofgruppen selbst lagen jetzt um einen zentralen Gemeinschaftshof mit einem dazugehörigen Kremationsbereich herum. In dieser Zeit wurden ab 750/ 775 u.Z. - eventuell durch mesoamerikanischen Einfluss (?) - die ersten eingetieften Zeremonialplätze/”Ballspielplätze” der Hohokam gebaut. Dörfer, in denen solche Plätze errichtet wurden, waren im Allgemeinen von vielen kleineren Dörfchen umgeben, was anzeigte, dass dieses spezielle Dorf als ein Kern des Gemeinschaftslebens mehrerer Gemeinden diente. Außerdem entstanden die frühesten Plattformmounds (ab 750/775 u.Z.), vorerst einfache Anhäufungen, manchmal auch gestaltete Abfallhaufen, die mit einer Caliche-Schicht überdeckt/versiegelt und später formalisiert wurden.
Die „Ballspielplätze“, normalerweise im Maximum 2,44 bis 3,66 m eingetiefte, oval formte, schüsselartige Ausschachtungen, hatten eine geglättete Freifläche/„Spielfläche“ von 630 bis 840 m². Wie in Mesoamerika hätte ein Hohokam-Ballspielplatz möglicherweise als ein Feld für sakrale Aktivitäten gedient haben können. Die Errichtung und die Nutzung der Mounds und der „Ballspielplätze“ spielte durch vielfältige Wirkungskomponenten eine integrative und damit eine physisch und mental stärkende Rolle in der Hohokam-Kultur.
Ballspielplätze waren entsprechend der Siedlungsstreuung im Hohokam-Bereich weit verbreitet und werden u.a. als Indiz für das Vorhandensein der Hohokam-Kultur angesehen. Plattformmounds waren wesentlich seltener und erlebten ihre Blüte erst später. In den größeren Dörfern entwickelte sich langsam eine mehr formelle Anordnung der Grubenhäuser. Man interpretiert die Wohnstätten nahe dem zentralen Hof als die von Personen mit einem etwas höheren gesellschaftlichen Status als die vom Hof entfernter wohnenden. Dies wirkte aber noch nicht auf das Layout von Hüttenanordnungen in entlegenen Bereichen.
Die Rituale wurden während dieser Zeit wahrscheinlich ausführlicher und für die Behandlung der Toten wurde ein großer Aufwand betrieben. Mit der Asche der Toten wurden auch Opfergaben mit bestattet (nachweisbar: dekorierte Steinpaletten, Steinwerkzeuge, Pfeilspitzen u.a.). Einige der jetzt eingeäscherten Leichen waren offenbar die von prominenten Personen, denen besonders bemerkenswerte Grabbeigaben wie zum Beispiel Figurinen, feingezackte Projektilspitzen und aus Mesoamerika bezogene Kupferschellen beigelegt wurden. Wie die Ballspielplätze reflektierten die Kremationsrituale in der Kolonialzeit eine Zunahme und gegebenenfalls Differenzierung der spirituellen Bräuche und Riten der Hohokam.
In dieser Zeit ist auch ein Aufblühen der Kunstfertigkeit festzustellen. Die Kreativität der Hohokam-Handwerker wirkte sowohl auf technischem als auch auf gestalterischem Gebiet. Die Handwerksprodukte erreichten ihre ausgefeiltesten Formen der Hohokam-Kultur. Die Dekors der Tongefäße, die in der Santa Cruz Phase (850 - 950/975 u.Z.) entstanden, wiesen die größte Formenvielfalt und den ausgeprägtesten Detailreichtum aller Töpferwaren der Hohokam-Zeit auf. Die Hohokam erweiterten ihre Verwendung der importierten Molluskenschalen. Sie schnitten und schliffen Schalen und Schalenstücke zu Perlen, Armreifen und Anhängern, die sie oft als stilisierte Vögel, Reptilien und Tiere ausformten. Sie verwendeten diese Schalen auch als Unterlage für kompliziert gestaltete Mosaike.
Sie fertigten speziell als Grabbeigaben lange, schlanke und mit Widerhaken versehene Pfeilspitzen. Sie verarbeiteten plattige Schieferstücke zu Farbpaletten mit fein geschliffenen Randbereichen, manchmal auch mit Darstellungen von Menschen oder Tierfiguren. Sie gestalteten - hauptsächlich als Bestattungsopfer - Steinschalen in der Form von Tieren, Vögeln und Reptilien. Zunehmend verwendeten sie keramische Gefäße als Malfläche, um Abbildungen von Tänzern, Lastträgern, Vögeln und vielen anderen Motiven aufzutragen. Sie formten realistischere Lehmfigurinen, indem sie dem Grundkörper Lehmstücke hinzufügten, um u.a. Kleidung darzustellen und bemalten sie mit roten und schwarzen Mustern, um offensichtlich Tätowierungen oder ähnlichen Körperschmuck anzuzeigen.
Die Hohokam erhielten aus Mesoamerika Mosaik-Spiegel, bei denen sorgfältig geschnittene Pyritkristalle in eine haftende Matrix eingesetzt worden waren. Die erhöhte Anzahl und Vielfalt der exotischen Gegenstände gegen Ende dieser Periode gilt als Beleg für den Anstieg und den Umfang von Interaktionen zwischen den Hohokam und den umliegenden Gruppen, speziell auch zu solchen, die mit Mesoamerika in Kontakt standen.
In der dritten Zeitperiode, der Zeit der Sesshaftigkeit/Konsolidierung (sedentary period) von ca. 900/975 bis 1100/1150 u.Z. verlangsamte sich das Tempo der Expansion der Hohokam-Kultur, wobei sie weiterhin neues bodenbauerisch nutzbares Land, unter anderem am südwestlichen Rand des Colorado Plateaus, besiedelten, wo sie die nach dem Vulkanausbruchs des Sunset Craters (1064/65 u.Z.) entstandenen Aschenflächen nutzten. Sie fuhren fort, Dörfer mit zentralen Plazas zu bauen. Sie bauten Hütten, die etwas länger waren als die sonst ähnlichen aus den früheren Perioden, errichteten verstärkt Ballspielplätze - Beweise deren gestiegener Bedeutung im rituellen Bereich der Hohokam-Kultur - und auch Plattformmounds. Aus dieser Zeit gibt es keine mit Schlamm versiegelten Abfallhaufen mehr, sondern nur noch bewusst/geplant gebaute Plattformmounds, bei denen sehr oft der übliche Abfall als Füllmaterial mit genutzt wurde. Dieser planmäßige Bau zeigt offensichtlich die steigende Bedeutung auch dieser Gemeinschaftsbauwerke. Während dieser Periode wurden erstmals pfostenverstärkte Adobewände um die Plattformmounds errichtet. Diese Bauten waren offensichtlich die Vorläufer der späteren Compound-Bauwerke. Außerdem erschienen erstmals in dieser Zeit Hausgruppen und deuten möglicherweise die ersten Spuren einer Sozialstruktur an, die stärker differenziert war als die vorher nur ansatzweise bestehende. Sie investierten zunehmend größere Arbeitsleistungen in den Bodenbau, in dem sie zur Erweiterung der Anbauflächen bestehende Kanalsysteme lateral erweiterten und neue anlegten. Neue Kultigene wie Amarant wurden angebaut. Zumindest im Kernbereich der Kultur sank der Anteil der Nahrungsstoffe, die über Jagd und Sammelaktivitäten erlangt wurden. Wahrscheinlich waren durch die höher gewordene Bevölkerungsdichte diese Ressourcen auch absolut stark zurückgegangen.
Die Hohokam-Handwerker begannen mit neuen Arbeitsmethoden zu experimentieren, besonders mit der Bemalung und der Säureätzung von Meeresmuschelschalen aus dem Golf von Kalifornien und der Pazifikküste. Die Töpferinnen fertigten immer noch viele Arten von kleinen dickwandigen Gefäßen, Tierfiguren und Standgefäßen. Aber ihre aufgemalten Dekors wandten sich von gegenständlichen Lebensformen mehr den geometrischen Mustern zu, die teilweise extrem kompliziert wurden. Sie begannen auch eine Massenproduktion von rot dekorierten Tonwaren (Red-on-Buff ware), die wahrscheinlich bei Interaktionen eine große Rolle spielten. Sie stellten auch kleine handgeformte Köpfe her, die wahrscheinlich für eventuell rituell genutzte Puppen/Figuren mit einem Faser- oder Textilkörper vorgesehen waren. Insgesamt sank aber das technische und künstlerische Niveau der Gestaltung von Steinbildnissen und Paletten ab.
Die Zeit gegen Ende der dritten Periode (um 1100/1150 u.Z.) ist ab ca. 1100 u.Z. (Übergang von der Sesshaftigkeitszeit zur Klassischen Zeit) vom Verlassen vieler Stätten und von der Gründung neuer Siedlungsorte und sowie einer offensichtlichen Stagnation bzw. einem Rückgang der Hohokam-Besiedlung in den Randgebieten ihres bisherigen Kulturbereiches charakterisiert. Inwieweit Dürreerscheinungen hierbei mitwirkten, ist nicht eindeutig zu beantworten, da keine baumringgestützten Daten existieren. Es ist lediglich bekannt, dass der Salt River, einer der Hauptzuflüsse im Hohokam-Gebiet, zwischen 1150 und 1200 u.Z. einen sehr niedrigen Wasserstand aufwies, sicher ein Indiz für einen längeren „Einbruch“ im großregionalen Niederschlagsgeschehen.
Die