Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
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Als Resultat dessen konzentrierte sich die Hohokam-Bevölkerung in einer geringeren Anzahl größerer Niederlassungsorte im Gebiet des Salt-Gila-Beckens und konzentrierte sich in einem territorial mehr kompakten Gebiet, dass dem nach Westen erweiterten Kerngebiet der Pionierzeit entsprach. Da sich die Gründe dieser Bewegung einer archäologischen Beweisführung verschließen, gibt es für mehr oder minder analog begründete spekulative oder hypothetische Betrachtungen einen breiten Raum. Pauschal werden Witterungs- und Klimafaktoren mit negativen Auswirkungen auf die Nahrungsstoffproduktion und daraus entspringender ressourcengebundener und gesellschaftlicher Stress mit allen seinen Folgen angenommen. Auch eine durch Klimaeinflüsse ausgelöste Anazasi-Immigration (1130 – 1150 u.Z. Kollaps der Chaco-Kultur) und intensivere (?) mesoamerikanische Einflüsse sind im Gespräch. Ob die Gesamtpopulation in dieser Zeit anwuchs oder sich verminderte, ist ebenfalls noch ein Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte.
Im Übergang von der Sesshaftigkeits- zur Klassischen Periode erschien eine neue Art eines von Mauern umgebenen Dorfes oder Dorfteiles. Diese Niederlassungen wurden auf Hügelkuppen angelegt, was von Archäologen als Indiz für eine Defensivsituation interpretiert wird, aber auch andere Ursachen haben kann. Eines dieser von Mauern umgebenen Dörfer ist die Sears-Kay Ruin (1050 bis 1200 u.Z.) nordöstlich von Scottsdale im Tonto National Forest. Gipfeldörfer sind in vielen Bereichen gefunden worden. Dies ist eines einer ganzen Reihe nördlich des Phoenix-Beckens in den Bergen. In den architektonischen Belegen erscheinen die Anasazi- und Mogollon-Einflüsse stärker als die der Hohokam.
Dieser begonnene große Wandel setzte sich fort und wirkte in der vierten, der sogenannten klassischen Periode von 1100/1150 bis 1350/1450 u.Z. der Hohokam-Zeit. Vertraute Hohokam Eigenschaften aus früheren Zeiten änderten sich dramatisch oder verschwanden. Diese Änderungen können in der Architektur, den Tonwaren, den Bestattungssitten, den Kanalsystemen und in der Verteilung der Bevölkerung gesehen werden. Es wurden keine neuen Ballspielplätze gebaut und die vorhandenen wurden bis 1200 u.Z. aufgelassen. Die Plattformmounds - einige später mit Großhäusern besetzt - wurden nach den Kanälen die wichtigsten öffentlichen Bauten. Obwohl die Hohokam Jahrhunderte lang ihre Toten einäscherten, wurden in der klassischen Zeit die Körperbegräbnisse häufiger. Dies zeigt sich verändernde Sitten und/oder den wachsenden Einfluss von anderen Kulturen. Eine zahlenmäßig kleine religiöse oder soziale Elite kann sich in dieser Periode gebildet haben. Die prominenten Personen und/ oder Clans lebten in den Compounds um die Plattformmounds und hatten zeremoniell spezielle Begräbnisse für ihre Toten.
Die Hohokam erbauten weiterhin an den Flussufern neue, größere und stärker konzentrierte Niederlassungen mit einer Flächengröße von bis zu 1,3 km². Während die meisten Dorfbewohner weiterhin in ihren traditionellen, flach eingetieften Grubenhäusern aus lehmverputzten Stämmen und Buschwerk wohnten, begann ein Teil von ihnen jetzt auch eine neue Form von Adobe-Bauwerken auf der Oberfläche des Bodens zu errichten. Man glaubt hier einen Einfluss der Anasazi und/oder der Salado-Kultur zu erkennen. Sie begannen neue Arten des Wandaufbaus zu nutzen, u.a. Adobewände mit zur Verstärkung eingebauten Holzpfosten. Weitere neue Formen des Baus waren Häuser mit Wänden aus freistehenden Adobesetzungen, nachverstärkten Caliche-Wänden mit Adobeausfütterungen, freistehende geschichtete Caliche-Bauten und Pueblowänden aus geschichtetem Adobe. Diese übertägigen Räume bestanden manchmal schon aus einer Anzahl zusammenhängender Räume. Solche von den Archäologen als Compound (Baukomplex) bezeichnete Siedlungsstätten waren mit massiven, bis 2,1 m hohen Adobe-Umfassungsmauern (compound wall) umgeben, die dann nur noch über Leitern oder durch ein einzelnes Tor betreten werden konnten.
In der Endphase der klassischen Zeit ab 1300 u.Z. waren die auf meist über 2 m hohen Plattformmounds errichteten mehretagigen „Großhäuser“ (insgesamt 7 bis 8 Stück in der gesamten Klassik-Region und -zeit) mit Basiswandstärken von über 1,8 m die eindrucksvollsten Hausbauwerke der Hohokam-Kultur. Die Großhäuser standen in Compounds, aber nicht jeder Compound hatte ein eigenes Großhaus. Im Allgemeinen sind die Bauten dieser Zeit größer als die aus den vergangenen Perioden. Obwohl solche Veränderungen eine ziemliche Zeit benötigten, bis ihre Auswirkungen sich bei den Außengruppen der Hohokam widerspiegelten, zeigt die Kontinuität bei Keramik und Bauweise, dass diese Wechsel sich indigen entwickelten.
Mit dem Beginn der Klassischen Periode wurden Plattformmounds die wesentlichen öffentlichen Bauwerke und wurden auch oft umgebaut und mit abschließenden Adobemauern umgeben. In den Bereich zwischen der Umfassungsmauer und dem Plattformmound wurden zunehmend Adobebauten platziert. Auch die Plattformen der Mounds dienten als Unterbau für Adobebauten, die über die Zeit öfter umgebaut wurden. In der engeren Umgebung des Mound-Compounds waren meist weitere einfache Compounds angelegt.
Der Wechsel in den öffentlichen Bauten reflektiert wahrscheinlich einen Wandel in der sozialpolitischen Organisation der Hohokam-Gesellschaft und zeigt, dass sich während der Klassischen Periode hierarchische Beziehungen innerhalb und zwischen den Kommunen entwickelten. Seit 1200 u.Z. wurden im Gebiet der klassischen Hohokam-Kultur keine Ballspielplätze mehr gebaut und/oder betrieben, die Plattformmounds mit ihren Aufbauten, wie den Großhäusern, und Umgebungsbauten erhielten ein höheres säkulares und spirituelles Gewicht. Die nach 1150/1200 u.Z. einsetzende Veränderung wird u.a. auf eine Einwanderung oder Beeinflussung von Menschen der östlich im Tonto Becken unter Anasazi- und Mogollon-Einfluss entstehenden Salado-Kultur in das Hohokam-Gebiet zurückgeführt. Es gibt aus dieser Zeit im Hohokam-Gebiet keine Beweise gewaltsamer Auseinandersetzungen, so dass die hypothetische Einwanderung von Menschen der Salado-Kultur und die anschließende Fusion mit den Neulingen anscheinend friedlich verlief. Die kulturellen Veränderungen und Wanderungen von Bevölkerungsgruppen sind auch im Kontext der Völkerbewegung uto-aztekisch sprechender Menschen aus dem Südwesten nach Mesoamerika zu sehen.
Die Umbruchsituation stimulierte eine Bevölkerungskonzentration, eine neue Bauweise, eine neue Architektur und neue landwirtschaftliche Bestrebungen, jedoch immer noch auf der Hohokam-Tradition aufbauend. Sie erweiterten - neben der Auflassung von Kanälen - einige Kanalsysteme und nutzten auch die Flutwasserbewässerung. Der Trockenbodenbau, u.a. die Gestaltung von Terrassenbauten, wurde ebenfalls im breiteren Maße praktiziert.
Während der Klassischen Zeit gab es mehrere Male Großüberschwemmungen, die die ausgedehnten Kanalsysteme schädigten. 1358 u.Z. gab es das höchste Hochwasser seit 450 Jahren. Man schätzte ein, dass es ein oder zwei Jahre dauerte, um ein Kanalsystem nach einem größeren Flutschaden zu reparieren. Solche Schäden waren vor allem für die Dörfer am Ende der Kanäle katastrophal. Die Überschwemmung von 1358 u.Z. kann dazu geführt haben, dass die meisten Kanalsysteme am Salt River zerstört und unbrauchbar wurden, so dass einige Dörfer kein Wasser mehr erhielten und die Bevölkerung wegzog, um an anderen Orten weiter leben zu können. Es gibt aus dieser Zeit Beweise für eine Rekonstruktion oder eines Umbaus von Kanälen.
Die Interaktionen verminderten sich in der Klassischen Periode. Die keramisch belegbaren Aktivitäten waren weitgehend auf den Bereich des Kanalsystems begrenzt. Die Hohokam-Kultur regionalisierte sich, verstärkt ab 1300/1350 u.Z., nach Kanalnetzbereichen und in den einzelnen flussfernen Gebieten - ggf. mit eigenen mehr oder minder hierarchischen Strukturen auf der Basis von speziellen Religionsbünden/Bruderschaften. Einige Gegenstände wie Muscheln, polychrome Salado-Gefäße, Steinrohmaterial und Kupferglöckchen gelangten noch in das Phoenix-Becken und in die peripheren Bereiche. Viele rituell früher genutzte Artefakte wie Räuchergefäße, Steinschüsseln und Paletten wurden in dieser Periode nicht mehr gefertigt.
Abschließend ist festzustellen,