Der dritte Versuch Die Drachenjägerin. Norbert Wibben
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Читать онлайн книгу Der dritte Versuch Die Drachenjägerin - Norbert Wibben страница 12
»Wer sind die beiden?«
»Die haben deinen Schutz tatsächlich mit Messern zum Zusammenbrechen gebracht?«
»Die Klingen leuchteten golden, sagst du? Was bedeutet das?« Luan unterbricht die anderen.
»Ich glaube, ich kenne die Frau«, beginnt der Magier. »Das ist die Schwester des vor zwanzig Jahren getöteten Ostkönigs. Sie war noch vor wenigen Tagen die Gefangene Connors. Wie kann sie dann aber jetzt hier sein? Er wollte von ihr wissen, wo der Thronfolger des Ostreichs zu finden sei, doch sie weigerte sich zu antworten.«
»Sollte der junge Mann, der bei ihr ist, dieser Erbe sein?«, beginnt einer der anderen. Luans Gedanken jagen sich. Er hat trotz der kurzen Zeit, in der die Entflohenen seine Schutzglocke attackierten, die große Ähnlichkeit zwischen den beiden erkannt. Falls der junge Mann tatsächlich der Erbe des Ostreichs ist, hätten sie durch dessen Ergreifen einen unschätzbaren Vorteil errungen. Das ist ein wichtiger Teil des Sonderauftrags, wie Connor erklärt hatte, zu dem Dean zwei Tage vor dem Ausrücken der drei Heere entsandt wurde. Wenn er, Luan, diesen Thronerben ergreifen würde, wäre sein Anspruch auf das nördlich gelegene, ehemalige Königreich sicher, sobald er die alte Hauptstadt erobert hätte. Connor wäre ihm zu Dank verpflichtet. Er meint bereits, dessen Anerkennung zu hören: »Luan, König des Ostens, darf ich dir meinen Glückwunsch zur Erlangung deines Reichs aussprechen?« »König des Nordostens« hört sich nicht schlecht an, findet er. Nur langsam kehrt er in die Gegenwart zurück, unterbricht seine Überlegungen und wendet sich an die anderen.
»Wir müssen sie fassen! Ruft die Wachen herbei und lasst auch alle Krieger ausschwärmen!« Während die anderen der Aufforderung folgen, leuchtet er mit der Lichtkugel in die Umgebung. Dann entscheidet er sich für die Richtung, in die einige umgeknickte Pflanzen deuten und hastet vorwärts. Erneut sendet er mit »Torpor« den Lähmungszauber in unregelmäßigen Abständen vor sich her. Vielleicht findet er die beiden schnell, wenn sie von einem seiner Zaubersprüche hingestreckt worden sind. Weit können sie ja noch nicht sein.
Hinter ihm erklingen mittlerweile Lärm und Unmutsäußerungen der Soldaten. Die Männer erheben sich nur widerwillig, um in der regnerischen Nacht durch ein unbekanntes Gelände zu stapfen. Trotzdem dauert es nicht lange, bis eine riesige Suchmannschaft mit Fackeln weitläufig ausschwärmt und nach den beiden Flüchtigen sucht.
Robyn und Shane hasten vorsichtig weiter. Die direkte Richtung zu ihren Pferden vermeiden sie, um zuerst einen möglichst großen Abstand zu dem Lagerplatz der Dubharan zu gewinnen. Sie hoffen, diese etwas in die Irre zu führen, bevor sie zu ihren Tieren abbiegen werden. Ihre Blicke richten sie immer wieder prüfend zurück. Kommen die Verfolger näher? Eine einzelne Lichtkugel eines Magiers ist den vielen anderen Lichtern weit voraus. Sie bewegt sich offenbar auf ihrer Spur. In unregelmäßigen Abständen zischt rechts oder links etwas in ihrer Nähe vorbei. Sollten das auf sie geschleuderte Zaubersprüche sein? Können sie entkommen? Die Verfolgten hetzen weiter.
Entkommen?
Die Flüche zischen immer näher an Robyn und Shane vorbei. Wie lange können sie noch entkommen? Auf ihrer Flucht haben sie zwar nicht die Orientierung verloren und wissen genau, in welcher Richtung ihre Pferde angebunden sind, doch sie wollten seit ihrer Entdeckung nicht auf dem kürzesten Weg dorthin fliehen. Das war vielleicht ein Fehler. Etwas außer Atem zieht der Thronfolger des östlichen Königreiches seine Tante in den Schutz einer mächtigen Eiche.
»Was ist?« Schwer atmend blickt Robyn ihren Neffen an. »Ich brauche keine Pause, ich werde durchhalten.«
»Vertrau mir. Unser Verfolger kommt näher. Wir klettern auf diesen Baum!« Er deutet nach oben zu den dunklen, weitausladenden, mächtigen Ästen der Eiche, deren Umrisse nur undeutlich zu erkennen sind. Die Frau schaut ihn kurz an, dann nickt sie. Mit Hilfe des jungen Mannes verschwindet sie schon bald in dem Geäst und er folgt sofort. Obwohl sie an manchen Stellen zurückrutschen, hilft ihnen die raue Rinde. Beide klettern so schnell wie möglich und doch hören sie bereits kurz darauf das Näherkommen ihres ersten Verfolgers. Mit angehaltenem Atem erkennen sie im Schein der Lichtkugel, wie der Dubharan, der sie vorhin entdeckt hatte, näherkommt. Shane hat bei seinem Vorschlag nicht bedacht, dass eine Eiche in der Nähe des Stamms kein geeignetes Blattwerk hat, das sie vor den Blicken eines aufmerksamen Beobachters verbergen kann. Die dichteren Blätterbüschel sitzen meist am Ende dünner Äste, die sie nicht mit ihrem Gewicht belasten können. Außerdem konnten sie in der kurzen Zeit nicht bis in deren Nähe hinauf klettern. Jetzt muss ihnen die geringe Helligkeit der Nacht helfen. Beide schmiegen sich mit klopfenden Herzen an dicke Äste und verharren unbeweglich. Sollte diese List reichen, um nicht entdeckt zu werden? Der dunkle Magier verharrt nur kurz unter ihrem Versteck, schaut aber nicht nach oben. Die Lichtkugel schwebt etwas entfernt vor ihm und wirft den Schatten des Stamms auf die Flüchtigen.
Erneut sendet Luan mehrfach den Lähmungszauber »Torpor« in die bisherige Fluchtrichtung, dann rennt er weiter. Die Herzen von Tante und Neffe pochen noch aufgeregt, aber ihr Atem beruhigt sich.
»Wenn wir wie bisher geflohen wären, könnten wir nicht entkommen. Entweder einer der Zaubersprüche hätte uns im Lauf getroffen, oder wir würden langsam aber sicher von diesem Dubharan eingeholt werden.« Shane blickt forschend in Richtung der anderen Verfolger, die nicht mehr weit entfernt sind und beständig näherkommen. Robyn stimmt ihm flüsternd zu.
»Deine Überlegung war richtig. Der Zauberer kann dort, wo die Sicht für ihn frei ist, den magischen Sprung nutzen. Bisher haben wir Glück gehabt, weil es dunkel ist und dichter Regen fällt, dass der die Sicht behindert. Aber ich meine, er wird schon weniger.« Die vorher noch dicken Tropfen sind mittlerweile zu einen feinen Nieselregen geworden und auch die Dunkelheit wird nicht mehr lange andauern. Vorsichtig klettern beide vom Baum hinab. Unten angekommen horchen sie kurz dorthin, wo der Magier verschwunden ist, dann rennen sie fast im rechten Winkel zu ihrer bisherigen Richtung fort. Sie wissen, dort werden sie ihre Pferde finden. Sie müssen sich aber beeilen, damit die weit ausgeschwärmten Helfer des Zauberers sie nicht vor ihnen erreichen.
Robyn und Shane bewegen sich fast parallel zur näherkommenden Linie der Häscher. Es bleibt darum nicht aus, dass der Abstand zwischen ihnen langsam abnimmt. Deren unwillige Rufe schallen bereits gefährlich laut in ihren Ohren. Vorsichtshalber laufen Neffe und Tante jetzt nur gebückt, um nicht doch noch entdeckt zu werden. Sie fürchten das Licht der vielen Fackeln nicht, da deren Schein in dem nachlassenden Regen mehr als kümmerlich ist. Aber die vier Lichtkugeln weiterer Magier, die in unregelmäßigen Abständen weit vor die Linie der Suchenden vorschnellen, könnten sie bald schon erfassen. Gerade in dem Moment, als eine dieser Kugeln näherkommt, erzeugt sie einen bewegten Schatten. Er ähnelt einer Schlange, die sich über den Boden windet. Robyn wirft sich im Lauf erschrocken zur Seite und strauchelt. Ihr unterdrücktes Ächzen wird von Shane gehört, der sofort umkehrt und sich besorgt nach dem Grund erkundigt. Seine Tante sitzt am Boden und reibt sich den Knöchel des rechten Fußes.
»Es ist nicht schlimm. Ich kann gleich weiter. Gib mir nur etwas Zeit.« Erneut schießt eine Lichtkugel in ihre Richtung, so dass sich beide tief in den Schatten der Büsche ducken. Jetzt können sie das Murren der Männer und auch gelegentliches Zischen der Fackeln hören, wenn Wasser verdampft. Sollten