Der dritte Versuch Die Drachenjägerin. Norbert Wibben
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Читать онлайн книгу Der dritte Versuch Die Drachenjägerin - Norbert Wibben страница 10
Zu diesem Kastell, das auf einer Anhöhe liegt, gelangt man nur auf zwei Wegen. Entweder vom Strand aus, nach dem Erklimmen einer steilen Felsklippe, oder über einen schmalen Pfad durch ein Sumpfgebiet. Das Moor endet an schräg aufgerichteten Felsen, die vor vielen Jahrhunderten durch unterirdische Kräfte hochgedrückt worden sind. Von hier steigt eine sanfte Hochebene zur Burganlage hinauf. Sobald sich der Gegner hier befindet, können zwischen den Felsen versteckte Kämpfer sie einschließen und ein Entkommen über den Sumpfpfad verhindern. Den Weg in die Tiefe zum Strand hinab wird keiner nutzen wollen, da das nur einzeln möglich wäre und dadurch zu gefährlich für sie wird. Dann befinden sich die gegnerischen Truppen zwischen unseren Kämpfern in der Burg und denen, die bereits in den Felsen am Ende des Moors versteckt warten.«
»Das hört sich gut an«, bestätigt Kayleigh, während Cian wortlos nickt. »Sobald wir dieses Heer besiegt haben, nehmen wir uns das andere, nordwärts ziehende vor, bevor wir dann den Süden befreien.« Jetzt ergänzt ihr alter Freund:
»Anschließend ziehen wir nach Westen, um die Festung der Dubharan zu erobern. Wir haben schon viel zu lange gewartet! Es ist nur zu hoffen, dass die dunklen Magier nicht wieder dieses tödliche Wesen einsetzen, wodurch unser Sieg nicht so einfach werden würde.« Die Drei ahnen nicht, dass es anders als geplant kommen wird.
Lauscher
Finn und Ryan suchen nach dem Lager, das die Krieger der Dubharan aufgeschlagen haben. Sie halten dabei Ausschau nach Lagerfeuern, die in der Dunkelheit weithin sichtbar sind. Bei der herrschenden Nässe gehen die Elfen davon aus, dass Feuer schon aus dem Grund unterhalten werden, damit sich die Menschen in deren Nähe aufwärmen können. Doch lange Zeit halten sie vergeblich danach Ausschau, bis sie an einigen Stellen den schwachen Schein fast erloschener Glut erblicken. Der Regen hat nicht weiter zugenommen und der Wind scheint sich allmählich zu beruhigen. In Gestalt der großen Rabenvögel machen den beiden Elfen die Wetterbedingungen nichts aus. In einem langgezogenen Kreis segeln sie gekonnt nach unten auf das Lager zu. Dabei bemerken sie verwundert, dass nur ein Zelt errichtet worden ist.
»Das gehört den Anführern«, sendet Ryan gedanklich an Finn, »das erleichtert unser Vorhaben!«
»Die sichern sich ein trockenes Plätzchen, während die anderen lediglich ihre Decken oder Umhänge haben, in die sie sich zum Schutz vor der Nässe wickeln können. Aber du hast recht, das macht es einfacher für uns.«
»Wir scheinen aber zu spät zu kommen. Solange Leute um ein Lagerfeuer sitzen, unterhalten sie sich auch. Im Zelt oder in Decken gewickelt wollen sie dagegen nur noch schlafen.« Während der Unterhaltung sind die schwarzen Vögel auf den Stangen gelandet, die aus der Spitze des Zeltes herausragen. In der Dunkelheit könnten sie gut als Verzierungen angesehen werden. Bei manchen Völkern werden unterschiedliche Symbole als Heereszeichen genutzt, die ihnen Glück bringen sollen oder einfach als Erkennungszeichen dienen. Tiere wie Schlangen, Wölfe, Bären, Löwen oder Drachen und natürlich auch Vögel werden dafür genutzt. Demnach hätte der Besitzer des Zeltes Raben als Zeichen bevorzugt.
»Ich glaube, es kommt jemand auf das Zelt zu«, sendet Finn an seinen Freund. Sofort antwortet dieser alarmiert:
»Bleib möglichst unbeweglich sitzen, so fallen wir am wenigsten auf. Vielleicht können wir doch noch etwas belauschen.« Aber sie erkennen schnell, dass dies kein Bote ist, der zu den Führern des Heeres kommt.
»Da will noch jemand lauschen«, erkennt Ryan.
»Es sind sogar zwei«, ergänzt Finn. Sie sehen erstaunt, wie sich zwei dunkle Schatten geduckt zu dem Zelt bewegen. Die letzten Meter legen sie fast kriechend zurück. Sie horchen auf Geräusche aus dem Inneren.
Jetzt stecken sie die Köpfe zusammen und flüstern etwas, das die Elfen jedoch nicht verstehen können. Da sie offenbar erkennen, vergeblich gekommen zu sein, beginnen sie rückwärts zu kriechen. Als sie erst wenige Meter vom Zelt entfernt sind, wird dessen Eingangsplane zurückgeschlagen und ein dunkler Schatten tritt heraus. Ryan und Finn erschrecken und wären fast aufgeflogen. Sollten sie entdeckt worden sein? Jetzt erscheint eine Lichtkugel, deren Schein den dunklen Zauberer beleuchtet und sich gleichzeitig in den schwarzen Augen der Kolkraben spiegelt. Das Licht erreicht die zwei Körper am Boden jedoch nicht.
»Mach das Licht aus!«, tönt eine Stimme erbost aus dem Inneren des Zeltes. »Und schließe den Eingang.«
Die Elfen sind drauf und dran aufzufliegen, als der Magier, der das Zelt verlassen hat, der Aufforderung folgend, den Zelteingang schließt. Er bemerkt weder die Kolkraben noch die beiden Lauscher. Die Lichtkugel voraus, entfernt er sich mit langen Schritten von den Beobachtern. Aus dem Zelt ist jetzt eine andere Stimme zu hören.
»Er macht schon wieder seinen Kontrollgang zu den Wachen. Ich glaube, er ist zu aufgeregt zum Schlafen. Er will die große Stadt im Osten erobern und brennt vor Ungeduld.« Ihm antwortet eine andere Stimme.
»Ich glaube, du bist auch ruhelos. Ständig zappelst du mit den Beinen und beginnst nun sogar Reden zu halten. Schlaf endlich!« Als Antwort ist lediglich ein empörtes Schnauben zu vernehmen, dann herrscht wieder Ruhe. Die Elfen bemerken, wie die anderen Lauscher sich etwas zuflüstern und dann vorsichtig davonschleichen.
»Da haben wir ja unglaubliches Glück gehabt, im richtigen Moment hier zu sein. Unsere Aktion ist ein voller Erfolg geworden. Damit war so spät am Abend nicht zu rechnen.«
»Stimmt. Aber manchmal ist das Glück mit dem Tüchtigen. Wer wohl die beiden sind, die offenbar auch Informationen über die Absichten des Heeres zu bekommen versuchen?«
»Das ist mir auch rätselhaft. Zauberer scheinen das nicht zu sein, dann wären sie nicht zurückgekrochen.«
»Stimmt. Es sind Menschen oder Elfen ohne magische Fähigkeiten. Aber woher mögen sie stammen? Und sie sind unerhört mutig, sich in ein feindliches Lager zu schleichen.«
»Das werden wir vermutlich nicht klären können. Lass uns jetzt zum Pferd zurückkehren. Aber mit dem magischen Sprung«, beendet Ryan die Unterhaltung. »Auf Drei. Eins, zwei und …«
»Drei«, antwortet Finn. Sofort hocken beide Kolkraben in der Nähe des Pferdes auf dem Boden. Sie wandeln ihre Gestalt zurück und ziehen ihre Kleidung über.
»Das hat mehr Spaß gemacht, als ich gedacht hätte«, beginnt der ältere Elf.
»Habe ich doch gesagt«, bestätigt sein Freund. »Aber was unternehmen wir jetzt? Wir müssen die Menschen in der Stadt warnen. Außerdem werden sie Hilfe benötigen. Um auf Dauer einem derart großen Heer Widerstand zu leisten, reichen die dort stationierten Soldaten nicht aus, auch wenn sie Schutz hinter der Stadtmauer finden.«
»Wir müssen dein Volk, die Mittelelfen, bitten, den Menschen in der Stadt zur Hilfe zu eilen.«
»Das scheint die einzige Möglichkeit zu sein«, stimmt der jüngere Elf zu. »Ich verstehe nur nicht, warum die Truppen so heimlich in den Norden vorstoßen. Sie könnten unterwegs nicht nur Beute machen, sondern auch die Truppenstärke durch Zwangsrekrutierungen vergrößern. So sind sie vor zwanzig Jahren