Der dritte Versuch Die Drachenjägerin. Norbert Wibben

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Der dritte Versuch Die Drachenjägerin - Norbert Wibben Der dritte Versuch

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Soldaten können sie mehr erreichen. Bei den Überfällen auf Städte gibt es immer Verluste, die sie zwar zahlenmäßig durch Rekrutierungen mehr als ausgleichen könnten, wie du richtig bemerkst. Dafür müssten sie aber mit Nachteilen rechnen. Die neuen Soldaten sind möglicherweise keine geübten Kämpfer und, was viel wichtiger ist, ihre Zusammenarbeit mit den anderen in der Truppe ist nicht eingeübt. Außerdem könnten sie zögern, wenn es auf schnelles und entschlossenes Handeln ankommt, oder sie laufen gar zu den Angegriffenen über. Aus diesen Gründen haben sie dann auch wohl den Überfall auf den ersten Ort abgebrochen, als ihnen durch uns ernsthafter Widerstand gegenüberstand. Außerdem ist ein schnelles und möglichst heimliches Vorstoßen auf strategisch wichtige Punkte erfolgversprechender, als wenn das Vorankommen der Truppe durch viele Einzelgefechte verzögert wird. Daraus würden wir ihre Zielrichtung ableiten, unsere Kämpfer sammeln und ihnen an geeigneten Stellen entgegentreten.«

      »Ich denke, deine Vermutungen könnten ins Schwarze treffen! Darauf wäre ich nicht gekommen. Brechen wir jetzt zu den Mittelelfen auf, oder wie gehen wir vor?«

      »Noch wissen die Dubharan nicht, dass wir ihr Ziel kennen, trotzdem müssen wir uns trennen. Während du zu deinem Volk gehst, werde ich die Menschen in der Stadt warnen.«

      Ryan beginnt das Pferd zu satteln und redet ihm mit sanfter Stimme zu. Dann umarmen sich die beiden Freunde. »Wir bleiben in Kontakt!«, verabschiedet er sich und steigt in den Sattel. »Ich muss das Lager der Truppe umreiten und mich beeilen, damit ich das vor Anbruch des Tages geschafft habe. Sobald es hell genug ist, nutze ich immer wieder den magischen Sprung, so dass ich lange vor diesen Fußsoldaten in der bedrohten Stadt sein werde. Und du denke daran, lieber erst zweimal zu überlegen, bevor du etwas unternimmst. Ich hoffe, dich unversehrt wiederzusehen!«

      »Ich versuche, das zu berücksichtigen«, lacht Finn. »Die Kämpfer meines Volkes kommen so schnell wie möglich in die Stadt. Da nicht alle Magie beherrschen, werden sie einige Zeit, vermutlich mindestens eine Woche benötigen, um dorthin zu gelangen. Und pass auf, dass dich die Dubharan nicht abfangen, bevor du die Menschen in der Stadt warnen kannst!«

      Dann flirrt die Luft.

      Robyn und Shane schleichen sich zu ihren Pferden zurück. Entdeckt zu werden, befürchten sie nicht, da sie auf dem Weg ins Lager hinein nur wenige Wachen bemerkt haben. Diejenigen, an denen sie auf dem Hinweg vorbeikamen, hatten sich zudem in ihre Umhänge gewickelt und standen mit eingezogenen Köpfen in Gruppen zusammen. Was die beiden nicht ahnen: Luan hat sie angewiesen, regelmäßige Kontrollgänge zu den anderen Wachtposten zu unternehmen. Jeweils einer der drei Wachenden soll in einer festgelegten Richtung auf den nächsten Posten zugehen und bei dessen Erreichen wieder umkehren. Da die Soldaten den Zorn ihres Führers fürchten, befolgen sie diese Anordnung gewissenhaft. Sie schimpfen leise, besonders, wenn ihnen ein Schwall Wasser in den Nacken läuft und sie unangenehm erschauern lässt. Sie müssen sich die Nacht um die Ohren schlagen, während es die Führer in ihrem Zelt trocken und warm haben.

      Shane hat recht, dass der Dubharan, der das Zelt verlassen hat, mit seiner Lichtkugel verrät, welchen Weg er nimmt. Ihr Rückzug scheint dadurch leichter zu sein, indem sie sich einfach in die Gegenrichtung entfernen. Das hilft allerdings nur kurze Zeit, da sich der dunkle Magier schneller als sie bewegen kann und manchmal sogar den magischen Sprung nutzt. Mehr als einmal müssen sie im letzten Moment einen Umweg machen, weil der Zauberer plötzlich auf dem von ihnen gewählten Weg auftaucht. Ihrerseits ein Licht zu nutzen, um schneller voranzukommen, ist ausgeschlossen. Um trotzdem in der stockdunklen Nacht unnötige Geräusche zu vermeiden, läuft Shane vorneweg, während Roby, mit einer Hand Verbindung zu seinem Obergewand haltend, ihm gebückt folgt. Er ist der Jüngere von ihnen und besitzt die besseren Augen. Trotzdem können sie nicht verhindern, hin und wieder ein leises Geräusch zu verursachen. Zuerst bleiben sie noch erschrocken stehen, wenn ein Stein aus der Lage gebracht gegen einen anderen stößt, oder gar ein Zweig mit lautem Knacken unter ihren Füßen bricht. Doch sie scheinen unentdeckt zu bleiben und entfernen sich bald aufrecht gehend. Unversehens bückt sich Shane und zieht Robyn mit nach unten. Die Frau ist erfahren genug, nicht erschrocken zu protestieren. Ihr Neffe muss etwas entdeckt haben, was ihnen gefährlich werden kann. Sie bewegt den Kopf und versucht angestrengt, die Dunkelheit zu durchdringen, doch vergeblich. Sogar die Lichtkugel des Magiers ist nirgends zu entdecken. Jetzt hört sie etwas. Von rechts kommen leise Schritte, die schon ganz nah sind. Wer kann das sein? Haben sie das Lager und den Bereich der Wachen bereits hinter sich gelassen oder befinden sie sich noch innerhalb?

      Plötzlich sticht blendend helles Licht in ihre Augen. Obwohl beide im ersten Moment nichts sehen können, da sie von der Helligkeit geblendet sind, halten sie bereits ihre Elfenmesser in den Händen und stehen Rücken an Rücken. »Nicht schlecht!«, werden sie höhnisch angesprochen. »Ich stelle fest, ihr seid geübte Krieger. Ich könnte euch unter meinen Männern gebrauchen, auch wenn du offenbar eine Frau und wohl auch schon älter bist.« Das folgende Gelächter gibt ihren Augen Zeit, sich an die geänderten Lichtverhältnisse anzupassen. Ihre Pupillen sind zu kleinen Punkten geworden, was nach der vorherigen Dunkelheit und dem Wechsel zur schmerzenden Helligkeit nicht verwunderlich ist. Noch immer schwebt die Lichtkugel über ihnen, weshalb beide den Blick etwas nach unten richten. So werden sie nicht so stark geblendet.

      »Wer bist du, und was willst du von uns?«, fragt Shane, der den unteren Teil eines dunklen Umhangs erkennen kann. Er hat an dessen Saum eine Mondsichel bemerkt. Vor ihnen steht der Zauberer, der vorhin das Zelt verlassen hat. Eine Antwort auf seine Frage erwartet er nicht. Er will damit keine Information, sondern vielmehr Zeit gewinnen, um die Situation besser einschätzen zu können. Er kneift die Augen zusammen, blickt sich um und strafft unbewusst die Schultern.

      »Das, mein Kleiner, würde ich jetzt nicht versu…« Der Zauberer stockt, weil Shane in diesem Augenblick seine Hand mit dem langen Messer vorschnellen lässt, um den dunklen Magier zu treffen. Hell leuchtet dessen Schutzglocke auf, und der Jüngling wird so heftig zurückgeworfen, dass Robyn den Stoß kaum abfangen kann. Jetzt wirbelt sie herum. Ein schneller Blick dient der Überprüfung, wie es ihrem Neffen geht. Der nickt ihr mit entschlossener Miene zu, dann greifen beide mit ihren Messern an. Der dunkle Zauberer ist allein, vielleicht schaffen sie es doch, seinen Schutz zu durchdringen, wenn sie gemeinsam mit den Klingen zustechen. Luan lacht höhnisch auf, als beide zurückgeworfen werden.

      »Versucht es ruhig noch einmal. Wenn ihr über keine Zauberkräfte verfügt, können eure Messer mir nichts anhaben.« Beide bisher bläulich schimmernden Klingen beginnen golden aufzuleuchten. Der Dubharan stutzt einen Moment. Sollten diese jetzt hellstrahlenden Messer mehr sein, als einfache Waffen? Kommen sie möglicherweise aus einer Elfenschmiede? Darauf, dass sie dort entstanden sind, weist deren ursprüngliche Farbe hin. Der seltene Sternenstaub, der von den Elfen bei der Herstellung von Waffen eingearbeitet wird, ist für den blauen Schimmer verantwortlich, weiß Luan. Oder könnten die Messer zusätzlich eine Wirkung besitzen, die seinem magischen Schutz gefährlich wird? Als die beiden Gegner in schneller Folge damit zustoßen, beginnen die Klingen immer heller zu leuchten und gleichzeitig die Schutzglocke zu flackern.

      »Noch ein- oder zweimal, Shane, dann ist er geliefert!«, fordert die schweißüberströmte Robyn ihren Neffen auf. Tatsächlich bricht bei dem nun folgenden Angriff die Schutzglocke zusammen. Völlig verblüfft verpasst Luan es, seinerseits die beiden mit einem Zauber anzugreifen. Er ist derart überrascht, dass er sich mit dem magischen Sprung in Sicherheit bringt. Erstaunt über das unerwartete Ergebnis stehen Robyn und Shane erschöpft da und blicken zu der Stelle, wo der Dubharan soeben verschwunden ist.

      »Den Elfen sei Dank!« Robyn staunt über ihren Erfolg, während sie und ihr Neffe vorwärts hasten. »Ich wusste nicht, dass mit ihren Klingen die Schutzglocke eines Zauberers zu durchdringen ist.« Das goldene Strahlen ist mittlerweile erloschen. Die Messer fühlen sich kalt an.

      »Ich

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