Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Franz Roither (Hrsg.)
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Den Fuß des Schafberges sah ich im Süden und Südwesten vom Wolfgang- und St. Gilgenersee, im Nordwesten vom Mondsee und im Nordosten vom Attersee bespült. Im Hochthale zwischen dem Schafberge und dem Leonsberge ist der kleine Schwarzbachsee, in einer romantischen Lage, eines eigenen Besuches werth.
Ich führte unter den unzähligen, vom Schafberge aus sichtbaren Spitzen nur die bedeutendsten an, da ich die Namen der übrigen nicht kenne.
Man nennt den Schafberg mit Recht den Rigi Deutschlands, da wohl kaum ein zweiter Berg im ganzen Deutschland bei einer so bequemen und gefahrlosen Besteigung so viele Genüsse zu bieten vermag.
Ich kehre wieder nach Unterach zurück, Andere mögen besser den bequemen Weg über St. Wolfgang nach Ischl oder über St. Gilgen nach Salzburg wählen, von denen beide so manches Neue und Interessante bieten.
Von Unterach aus gegen Norden am linken Seeufer folgen in langer Reihe die Ortschaften Mißling, Dexelbach, Zell, Reit und Nußdorf. Die von zahlreichen Obstbäumen umschatteten Häuser und Hütten derselben stehen in anmuthiger Verworrenheit theils am Ufer, theils an den Abhängen des Holler- und Limberges und beherbergen die friedlichen evangelischen Landleute der Pfarre Attersee.
Auf einer kleinen Anhöhe zwischen dem Lim- und Buchberge, etwas abseits von der Straße nach St. Georgen, ist das idyllische Pfarrdorf Absdorf (Abbatesdorf). Erste Urkunde der Pfarre anno 1142.
Auf einem nahen Hügel bietet der Sommerkeller von Absdorf ein überraschend schönes Bild der Seegegend, auch soll von hier aus einige Male eine prachtvolle Fata morgana beobachtet worden sein.
Der Pfarrort Attersee, zwischen dem Fuße des waldbedeckten Buchberges und dem Seeufer gebaut, hat eine wunderschöne Lage, namentlich gereichen dem Orte, die auf einem Hügel gebaute katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche und das mitten im Dorfe befindliche evangelische Bethaus mit seinem schlanken Thurme zur Zierde.
Prachtvolle Aussichten bieten hier der Balkon des Hager’schen Bräuhauses, die katholische Pfarrkirche und der Scheitel des Buchberges.
Die Pfarre Attersee kommt anno 1276 urkundlich vor.
Die einstige St. Martinskirche wurde anno 1824 dem evangelischen Cultus überlassen; der evangelische Pfarrer hat hier seinen Sitz.
Das einst gewiß ansehnliche Schloß in der Nähe der katholischen Pfarrkirche ist seit 1351 verfallen, nur aus seinen wenigen, bald ganz verschwindenden Resten kann man auf seine Lage und Umfang schließen. Wem es gehörte und dessen Schicksale konnte ich nicht ermitteln.
Attersee ist ein sehr besuchter Ausflug von Seite der Bewohner von St. Georgen, Mondsee, Frankenmarkt, Vöcklabruck und der übrigen Seeufer. Auch eignet sich dieser Ort vorzüglich als Sommeraufenthalt für Solche, denen eine Ferienzeit einen Platzwechsel gestattet, was bereits schon jährlich der Fall ist.
Eine halbe Stunde nördlich sind die Dörflein Buchberg und Litzelberg, zwei anmuthige Orte, von denen nur der erstere ein altes Gotteshaus besitzt. Im letzteren ist ein Bräuhaus des Herrn Hofmann. Diesem gegenüber befand sich auf einer kleinen, durch eine hölzernen Brücke mit dem Ufer verbunden gewesenen Insel das Schloß Litzelberg.
Als Besitzer desselben liest man: Winter von Slamating 1313, Polheim von 1534 – 1550, Graf Engl 1603, Kunitz 1655, Steindl 1664, Graf von Seeau und Klam, sämmtliche als Lehensträger von Mondsee.
Anno 1780 wurde es abgebrochen und das brauchbare Materiale zum Aufbau des durch Brand verunglückten Marktes Schörfling benützt.
Die Insel ist jetzt mit üppigem Baumwuchse bedeckt und gewährt dem Auge einen lieblichen Ruhepunkt auf der fünf Stunden langen Fläche des Attersee’s. Eine Viertelstunde vom Bräuhause ist der anziehende, zwischen dunklem Walde und dem freundlichen Ufer gelegenen Sommerkeller, mit einer lohnenden Aussicht.
Eine Viertelstunde nördlich liegt der Pfarrort Seewalchen, das Laciacum der Römer.
Der Bau der jetzigen Kirche begann 1436, das Pfarramt kam aber wahrscheinlich schon anno 1135 an das Stift Michlbaiern, das es auch jetzt noch besitzt.
Die Lage des Dorfes ist eine sehr angenehme, auf einem sanften Hügel am nördlichen Seeufer mit einer sehr hübschen Aussicht auf die See und Gebirgsgegend, und somit schließt sich die Umwanderung des herrlichen Uferkranzes des schon unter den Römern bekannten Atrolacus.
Von hier aus kann man, um die Wiederbenützung eines schon bereisten Weges zu vermeiden, zu Wasser nach Attersee (dem Ort) zurückfahren und von dort aus in westlicher Richtung nach St. Georgen wandern. Entfernung vom Attersee eine Stunde.
St. Georgen, vor Zeiten Attergaudorf geheißen, ist ein kleiner, aus einer langen mondförmig gebogenen Gasse bestehender Markt an der dürren Ager, welche sich unterhalb Gampern im Sand- und Schotterbette, außer bei Hochwasser, gänzlich verliert.
Die wahrscheinliche Entstehungsgeschichte der Kirche ist im eilften Jahrhunderte. Erste noch bestehende Urkunde 1299. Jahrzahl am Thurme 1114. In der Kirche ist das Hochaltarblatt von Altomonte sehenswerth.
Vom Jahre 1581 bis 1598 und vom Jahre 1611 bis 1614 hatten sich hier lutherische Pastoren niedergelassen. Die Ortslage ist sehr angenehm.
Eine Viertelstunde entfernt ist das neue Schloß Kogel am Kogelberge gelegen, welchen einstens das stattliche Schloß Kogel (das alte) schmückte, dessen Scheitel jetzt nur mehr wenige Trümmer, von einem großen Baume beschattet, aufweisen kann.
Der erste Besitzer, den ich ermitteln konnte, war ein gewisser Rapato von Julbach, ein wackerer Degen, dessen Familie später den Namen Grafen von Schaumburg annahm. Anno 1472 versetzte Kaiser Friedrich IV. durch mehrfache Kriege in Schulden gerathen, dieselbe an H. Steinbrecht von Wallsee. Anno 1593 finden wir sie im Besitze des nunmehrigen Reichsgrafen Hans Khevenhüller, dessen Eigenthum auch Frankenburg und Kammer war. In dieser Familie blieb sie bis anno 1810, wo sie an die Edelfamilie Pansinger durch Kauf übergieng.
Das neue Schloß Kogel ist einer der hübschesten Edelansitze der Gegend. Ueberrascht den Besucher schon der schöne, hufeisenförmige Bau des Schlosses mit seinen lieblichen Gartenanlagen, so wird es noch in viel höherem Grade geschehen, wenn er die Schwelle des Baues selbst überschritten hat. Bequemlichkeit und Pracht haben sich vereiniget, um hier ein Eden zu schaffen, das der edlen Bewohner würdig ist.
Die reichhaltigen Sammlungen von historischem und fachlichen Werthe; die waidmännischen Raritäten, wozu alle Welttheile ihr Contingent lieferten; die mitunter sehr werthvollen Exemplare von Steinbock, Auerochs-, Rhinozeros- und Antilopenhorn; die seltsamsten Abnormitäten in Bau und Größe der Hirschgeweihe; die Waffencabinete, von der kleinsten Schuß- und Trutzwaffe bis zu Gattungen von nicht unbedeutender Dimension, vom rohen Schwerte bis zu Arbeiten der subtilsten Aetzung und Gravirkunst; das Museum der centralafrikanischen Pfeile, Spieße, Keulen, Bogen, Köcher, Kopf- und Schambedeckung, Schüsseln, …; ferner die Waffen von historischem und antiquarischem Werthe, als: Lanzen, Schilder, Helme,