Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Franz Roither (Hrsg.)

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Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts - Franz Roither (Hrsg.)

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Nachen hinabschleudert gen Süden, um ihn dort an den Felsenwänden zu zerschellen. Seien nördliche nUfer sind flache Hügelreihen, die die Gewalt des Nordwinds und des stürmenden Nordwests nicht vermögen zu brechen. Der wälzt sie dann her die stürmetragenden Wolken über die Meeresfläche des Sees, und empört seien Tiefen in regenstäubende klafterhohe Wogen.

      Aber eben diese niedrigen monotonen Hügel, die mehr als drey Viertheile des Sees an seinen nördlichen Ufern umschließen, eben diese stäten Wiederhohlungen des ewigen Einerly, und sey es auch noch so schön, eben dieß ist es, was die vier Stunden lange Fahrt längs des Sees hin bey aller Schönheit seiner Ufer doch etwas langweilig macht. Es ist angenehm, an den Gestaden eines Sees hinzuschiffen, wo jetzt mit Früchten beladene Bäume ihre schweren Aeste in den See herabbeugen, jetzt ein reifes Kornfeld oder ein neues Saatfeld mit den Spitzen seiner halme den Wellen des Sees harmonisch nachwallt; es ist schön eine Reihe von ländlichen Sitzen vorbeyzurudern, die eben so viele niedliche See=Landschäftchen dem lüsternen Auge gewähren; es ist so schon, eine weite grüne offene Wasserfläche um sich fluthen zu sehen, aber auch das Schöne verliert an Reitz, wenn es zu oft wiederkehrt, und wenn es zu groß wird, um die gefällige leichte Uebersicht, zu erhalten, die es gewähren muß. Würde die Natur der Venus des Praxiteles uns gefallen, wenn der Künstler sie so groß gebildet hätte, als Chares Lyndius den Coloß zu Rhodus? Das Colossalische an einem See kann nur dann gefallen, wenn der See zum Meere wird. Da gilt aber dann von unseren Attersee eben das, was von dem Constanzer=See gilt: er ist zu groß für einen See, und für ein Meer zu klein.

      Ich rathe Ihnen daher, um alle Gefahr jenes Ehemannes zu vermeiden, der an der Schönheit seiner zärtlichen Gattin Langeweile bekam, den Attersee nicht der Länge nach zu befahren; sondern bey Undrach in seiner größten Breite, die ungefähr 5/4 Stunden beträgt, überzusetzen. Da übersieht man in seiner ganzen weiten meergrünen Länge hinauf, und die Eintönigkeit seiner Hügel verschmilzt in dem Ideale einer Seebucht, an deren Eingang der kuglige Buchberg einen schönen Vordergrund bildet. Die steilen Wände der Burgen, und die Wand der rauhen Scharte, die seinen südlichen Horizont begränzen; in der westlichen Ferne der abgerissene Gipfel des Schafberges und der Drachenstein und der Schober beleben in tausendfältigen Formen das große Tableau, das hier, aber auch nur hier, der Attersee gewährt.

      Wenn der Westwind den Segel schwellet, so ist man in einer halben Stunde in Weißenbach, einem Weiler am östlichen Ufer des Sees in einer düsteren Gegend. Hier kann man nun den Stürmen trotzen, denn es mag stürmen, wie es will, so kommt man trockenen Fusses durch die Fichtau in vier Stunden nach Gmünden. Aber auch nur dann, wann es stürmt auf den Seen, rathe ich diesen Weg einzuschlagen. Man trifft zwar sehr schöne Waldpartieen auf diesem Wege, und in jedem anderen Lande, als im Salzkammergute, würde die Fichtau, und die ganze Strecke, die die Landenge zwischen dem Attersee und dem Gmündner=See bildet, eine paradiesische Gegend heißen, die man von fern her besuchte, allein das Salzkammergut hat Thäler von höherem Werthe.

      Man kommt durch prächtige Waldpartien dahin, erst einem Waldbach entgegen, dann neben den schäumenden Wogen eines anderen hinab, der das herrliche Schauspiel eines kleinen aber schönen Wasserfalles gewährt. Man vergesse nicht, seinen Fuhrmann bey dem sogenannten Aufzuge halten zu lassen, und man besehe sich hier die sinnreiche Vorrichtung, durch die man Holz über Berg und Thal bringt.

      Johann Steiner

       Die erste Ausgabe des Buches „Der Reisegefährte durch die österreichische Schweiz oder das obderennsische Salzkammergut“ erschien 1820 in Linz. Der folgende Text stammt aus der Ausgabe von 1829. Im Buch befindet sich eine Beschreibung des Hallholzaufzuges, der einst im Weißenbachtal stand.

      Der mächtige Atter-See, der gehörnte Mond- und freundliche Wolfganger-See liegen, begränzt von hohen Gebirgen mit ihren goldenen Spiegeln, in voller Pracht da; der Schafberg, seine angränzenden Berge, die steierisch-österreichische und salzburgische, schon öfters gesehene Gebirgskette, mahlet sich, Ehrfurcht gebiethend, im Auge des Forschers; anziehend die freundlichen Ebenen Bojariens und Austriens! Man steht, staunt, und wünscht sich Schwingen, um bald dort auf dieser Kuppe zu seyn, und in die jenseitigen Thäler hinabblicken, bald dort jene Ebenen, und die entfernten Gebirgsmassen anstaunen zu können! Die Seele erhält ein eigenes Gefühl, der Mensch wird erhaben über alle Leidenschaften, er möchte gern die ganze Welt, und selbst seinen Feind, in strengster Vergessenheit aller Unbilden, hier als Freund, als Bruder umfassen! Ungern wird man sich von diesem Anblicke trennen, und nur der Zwang der begränzenden Zeit drängt zum Abschiede von dieser prächtigen Scene. […]

      Der Holzaufzug im äußeren Weißenbache ist vom Zerrenhammer noch eine Stunde entfernt, und der Weg führt durch das Weißenbachthal auf einer guten Kommerzial-Straße, in dessen Nähe man Spuren eines Schwefelbades findet, in einer nicht unangenehmen Lage zu demselben.

      Der Zweck besteht darin, daß man das Hallholz, – Brennholz unter der Sudpfanne – welches vom Kammersee eine Stunde weit zu Land, sowohl im Winter als Sommer, auf der Are hierher geführt wird, durch diese Maschine vom Boden bis 42 Klafter schiefe Höhe mittelst Wägen aufgezogen, und in einer, eine Stunde langen, eigens dazu erbauten Wasserrise, mit geringen Kosten bis zur Pöllitzklause, in den Mitterweißenbacher-Holztriftbach abgeschwemmt wird. Hierbei ist die Klause oder Wasserfang am Stehrerbache, um das Wasser zum Umtrieb des Maschinen-Räderwerks, und zum Abtriften des Holzes in seiner Gewalt zu haben; der Wasserkanal von dieser Klause bis zum Aufzug; die Räder mit dem Aufzugsgebäude; der Wasserkanal bis zur Pöllitzklause; und zwar nicht nothwendig, doch in Verbindung vortheilhaft: die Säge-Werkstätte zur Schneidung des Ladwerks, welches zu diesem Gebäude erforderlich ist.

      Der Wassergang ist 7°, 2’ lang, 3°, 4’ breit und 1°, 5’ hoch, mit zwei Ablaßthoren; der Wasserkanal vom Gimbach-Wassergang bis zum Aufzug beträgt 800 Klafter Länge. Die ganze Maschine ist so vorgerichtet, daß durch das Triebrad, welches sowohl vor- als rückwärts in gleicher Stärke getrieben wird, indem die beiden Wägen sowohl unter sich selbst, als auch mit dem Grindel- oder Wellbaume des Wasserrades, durch welchen sie bewegt werden, durch ein einziges, an beiden Enden am Grindel verkehrt befestigtes Sail, welches oben um ein horizontales Rad herumgeht, in Verbindung sind, und so auf zwei Straßbäumen, deren jeder zur genauen Richtungsbeibehaltung mit zwei Seitenwehrbäumen versehen ist, zu gleicher Zeit der beladene Wagen hinaufgetrieben wird, während der leere abwärts geht, um während der Ableerzeit des oberen Wagens den unteren beladen zu können. Die doppelte Bewegung der Wägen wird durch zwei entgegengesetzte Wasserleitungen oder Kanäle bewirkt, wovon einer das Wasserrad vorwärts, der andere rückwärts bewegt, und so immer an einem oder dem anderen Ende das Sail sich befindet, während es an einem oder dem anderen sich aufdreht, und hierbei allezeit der eine Fluder geöffnet, der andere verschlossen wird. In einem Tage können auf diese Weise 126 Wiener Klafter heraufgezogen, und in die Wasserrise abgetriftet werden.

      Die Länge der schiefen Fläche, welche die Wägen durchlaufen, beträgt 42 Klafter, ohne die Auflad- und Ableerhütten; die senkrechte Höhe dieser schiefen Fläche: 26°, 5’ Wiener Maß. Vom Aufzug bis zur Pöllitzklause beträgt die Wasserrise 2444 Klafter Länge. Sie ist zwei Schuh breit und eben so tief. Von der Pöllitzklause wird das Holz in den Mitterweißenbachrechen, und von da auf der Traun bis Ebensee in den Einlaß getriftet, und vom Einlasse in einer eigenen Wasserrise – nachdem es zuvor dort aufgezäunt, oder, nach besserm Ausdrucke, aufgeschichtet wurde – bis zum Aufsatze nächst den Pfannhäusern abgeleitet.

      Dieser sehr vorteilhafte Holzaufzug wurde zuerst im Jahre 1720 erbaut, aber seither vielfach verbessert. Zu dieser Holzlieferungsart ist auch ein eigenes Aufzugspersonal aufgestellt, welchem ein jeweiliger Risenmeister vorsteht. […]

      Von [Mondsee …] kann man entweder zu Wasser bis zur Ortschaft See am Ausflusse des Mondsees, oder ganz zu Lande auf einem mittelmäßig fahrbaren Wege nach Unterach, und allda zum Attersee gelangen, dessen erster Anblick durch seine Größe imponiert. Der ernste Schafberg, ein Theil der senkrechten Lorenzenwand vom Mondsee herüberblickend,

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