Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Franz Roither (Hrsg.)

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Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts - Franz Roither (Hrsg.)

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der hohe Koppenstein, bilden die Gränzen dieses Bildes. Er ist nur bewunderungswürdig durch seine Größe und vorzüglich durch seine Ausdehnung der Länge nach. Geometrisch 10,300 Klafter lang, dehnt er sich eine Strecke von 5 1/8 Stund aus; kaum bemerkt man mit freiem Auge das am Ende desselben liegende Seeschloß Kammer, dem Grafen Khevenhüller gehörig, und den über denselben befindlichen Markt Schörfling. Ihn ganz zur Unterhaltung zu befahren, wird gewiß keinem behagen, und er hat auch schon Vielen Langeweile verursacht; auch ist er durch seine gähe einfallenden Stürme, bei welchen er fürchterlich ist, gefährlich; mitunter erhält man an dessen Ufer nicht immer die geübtesten und unerschrockenen Schiffleute, ein Bedürfniß für Fremde, der Wassergefahren Unkundige; doch immer lohnend genug ist seine kurze, über eine Stunde dauernde Befahrung von Unterach nach Weißenbach, oder umgekehrt, und auch diese rathe ich nicht Jedem, wenn starker Unterwind bläst, und ein Gewitter vom Schafberge im Anzuge zu besorgen steht. Man fahre daher von Unterach, diesem aus der vorangezogenen Schenkungsurkunde Utilos schon bekannten sehr alten Orte gerade hinüber nach Weißenbach in eine nicht unangenehme Seebucht, zum Gasthause und dem Stappelplatze aller hier von den Salzkammergute oder in dasselbe spedierten Waaren und Viktualien. Wer Zeit und Muße hat, besuche die merkwürdige Kirche zu Steinbach am Steingebirge, der Denkmähler älterer Kunst „der Glocke und des Taufsteins“ wegen.

      Von Weißenbach führt ein sehr guter Fahrweg im tiefen Gebirgsthatle neben mehreren Alpen, der Klause am Höllbach, dann dem sehenswürdigen Holzaufzuge und dem Eisen-, Zerren- und Hammerwerke, von welchen beiden letzteren ich schon im Kammergute ausführlichere Meldung machte, vorbei auf die Straße von Ebensee, und zurück zum freundlichen Ischl.

      Peter Regulat Stolzissi

       Das Buch mit dem stolzen Titel „Die landesfürstliche Stadt Vöcklabruck in Oberösterreich und die Bereisung ihrer Umgebung sowie des Salzkammergutes, nebst den betreffenden historischen Angaben“ erschien 1862 in Wien und war vorgesehen „zum Gebrauche für Einheimische und Fremde“. Der folgende Spaziergang beginnt in Vöcklabruck und führt zum Attersee.

      […] Der nächste aber unbedeutende Ort ist Pettighofen, dann Au mit der Peyer’schen Papierfabrik an der Ager. An den beiden Agerufern stehen in kurzen Zwischenräumen die sogenannten sieben Mühlen, mitunter stattliche, malerische Bauten.

      Noch weiter gegen Süden vorgerückt, und es präsentiert sich der schöne Markt Schörfling, hoch auf seiner grünen Anhöhe, von der geräumigen Kirche und dem zierlichen Kuppelthurme überragt, am rechten Ufer der Ager.

      Im Genusse dieser Ansicht schreite der Wanderer noch eine halbe Stunde vorwärts und er wird die Brücke am Ausflusse der Ager aus dem Attersee erreichen. Auf einer Piloteninsel, in den See hineingebaut, winkt ihm das schöne Schloß Kammer das freundliche Willkommen entgegen, während am linken Ufer Seewalchen traulich zum Besuche einladet. Mitten durch spiegelt sich auf der grünblauen Fläche des Attersee’s der im Hintergunde stehende Buchberg und der an seinen Fuß hingeschmiegte Ort Attersee. Ein erhabener, überraschender Anblick, – der schon so manchen Naturfreund ein Ach des Entzückens entlockte.

      War die Aussicht von der Brücke aus erhaben, so ist die vom Schlosse aus entzückend zu nennen. In seiner Majestät liegt der schimmernde See weit gegen Süden gestreckt vor den Augen, mit dem hübsch abgerundeten, kühn in die Wolken dringenden Profile des Schafberges im Horizonte. Vor ihm erheben sich in aufsteigender Ordnung am rechten Ufer der Gahberg, die Seeleiten, der Steinberg, das Lecken- und Leonsgebirge, während am linken Ufer sich der Elfer- und Zwölferkogel wie ein Zwergpaar vor dem Riesen (dem Schafberge) mit ihren felsenstarrenden Kuppen empor-zublähen versuchen. Vor ihnen wölbt sich sanft der waldige Holler-berg und Limberg, dann im Westen der stattliche Buchberg. Am Fuße benannter Berge am Seeufer hingesäet sind die Ortschaften Weyeregg, Burgau, Dexelbach, Zell, Nußdorf, Absdorf, Attersee, Buchberg und Seewalchen auf seiner sanften Höhe zu schauen.

      Schloss Kammer, mit geräumigen Vorbauten am Ufer, gehörte anno 1249 dem Gottfried und Haidolf von Chammer. Anno 1271 war es im Besitze der Schaumburger, bis es anno 1383 Heinrich von Schaumburg an Herzog Albrecht von Österreich verkaufte. Anno 1478 war es Eigenthum der Herren Wolfgang und Jakob von Praun. Diese gaben ihre Ansprüche darauf an Kaiser Friedrich IV. ab. Anno 1581 verkaufte Rudolf II. die Herrschaft Chammer an Hans Khevenhüller, in dessen Familie sie bis heute sich befindet. Ein Graf Khevenhüller von Kammer rettete im September 1626 die Stadt Vöcklabruck aus den Händen der Bauern unter ihrem Anführer Nimmervoll, nahm Wolfsegg ein und schlug die Rebellen endlich bei Köppach.

      Kammer ist ein beliebter Ausflugspunkt der Vöcklabrucker und Gmundner. Die lustige Hofwirthin versteht es vorzüglich durch ihre naturwüchsigen Scherze, durch gute Küche und ungefälschtes Rebenblut die Grillen aus dem Kopfe des Gastes zu verscheuchen.

      Der kurze Anstieg der Höhe, auf welcher der Markt Schörfling thront, wird reichlich vergolten durch die herrliche Fernsicht, die sie bietet. Der geeignetste Punkt hiezu ist der Sommerkeller von Mittendorfer.

      Der Markt Schörfling (Skerolfinga) ist seit dem 9. Jahrhundert bekannt. Anno 1649 raffte die Pest einen großen Theil der Einwohner hinweg.

      Anno 1787 brannte beinahe der ganze Markt ab. Vom Jahre 1787 bis 1828 litt er 6 Mal durch Feuer.

      Eine kleine Stunde östlich ist das idyllische Dörflein Aurach, anmuthig in einem Walde von Obstbäumen versteckt.

      Von dem nahen Gahberge blinkt freundlich das beliebte Wallfahrtskirchlein aus seiner luftigen Höhe herab, zur Andacht und zu unvergleichlicher Fernsicht einladend; was sich die lustige Sippschaft von Vöcklabruck wohl jährlich zu Nutzen macht.

      Eine Stunde südwärts steckt in einem Walde von Zwetschkenbäumen auf der Stelle einer, durch den wilden Gebirgsbach verschütteten römischen Ansiedlung das Pfarrdorf Weyeregg. Bei Gelegenheit einer Brunnengrabung im Bauerngute Pollhammer brachte man nebst andren Dingen auch einen römischen Mosaikboden zu Tage.

      Der Pfarrhof steht auf den Trümmern des einstigen Freistiftes Weyeregg, den im Jahre 1671 Christoph von Khevenhüller besaß.

      Am 24. September 1742 ertranken bei Gelegenheit einer Wallfahrt der Pfarrgemeinde über den See nach Steinbach 88 Personen.

      Dem schönen Seeufer entlang, bei vielen von Reben umrankten, von Obstbäumen beschatteten Bauernhäusern vorüber, führt die Straße in zwei Stunden nach Steinbach.

      Steinbach ist ein Pfarrdorf am Fuße des sogenannten Steingebirges, des am weitesten gegen den Attersee vorgeschobenen Theiles des Höllengebirges.

      Das Dorf Steinbach gewährt einen äußerst lieblichen Anblick. Die Häuser und Hütten liegen in malerischer Unordnung zerstreut, größtentheils hinter Obstbaumgruppen versteckt, auf einem sanften Bergabhange herum.

      Von seinem grünen Hügel von üppigem Baumwuchse umkränzt, blickt das alte ehrwürdige Gotteshaus mit seinem kuppeligen Thurme gar traulich herab auf die Straße, den See und die jenseitigen Ufer.

      Steinbach in seiner stillen Abgeschiedenheit, mit seinem Vogelsange, Wellenplätschern und Bächerauschen, eignet sich vorzüglich als Sommeraufenthalt für Jene, welche ihre Ferienzeit in ungestörter Ruhe und im Genusse der ungekünstelten prachtvollen Natur, in ihrer Lieblichkeit und Großartigkeit zu verleben gedenken.

      Das Gasthaus zur Lohinger Mühle des Wimroither, in der Nähe der Kirche, hat eine schöne Lage, ist ziemlich geräumig und empfehlenswert.

      Da sich der Weisheitsschwindel des sogenannten aufgeklärten Zeitgeistes noch nicht bis hieher erstreckte, so findet sich noch manche nicht uninteressante Sage im Volksmunde. So erzählte man mir z. B.: Es sei im Pfarrthurme eine uralte

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