Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Franz Roither (Hrsg.)

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts - Franz Roither (Hrsg.) страница 8

Der Attersee in der Literatur des 19. Jahrhunderts - Franz Roither (Hrsg.)

Скачать книгу

aber vier Pferde bewegten sie nicht von der Stelle, während ein Paar Kälber sie leicht nach Steinbach beförderten.

      Eine andere Sage berichtet, dass man die Pfarrkirche anfangs auf dem sogenannten Kreuzbüchel zu bauen begann; die Waldvögel aber trugen die Holzabfälle und Splitter immer von dem Bauplatze fort, auf jene Stelle hin, wo jetzt die Kirche steht, weßwegen der Bau dort aufgegeben und an der von den Vögeln bezeichneten Stelle begonnen wurde.

      Zwischen der Kirche und dem Schulhause soll vor vielen Jahren eine Heilquelle geflossen sein, welche vorzüglich bei Flechten, Aussatz und Hautkrankheiten mit gutem Erfolge angewendet worden sei. Ein Bauernweib mißbrauchte dieselbe, indem sie einen schäbigen Hunde hineintauchte, und der Heilbrunnen versiegte.

      Von den Bergschlägen aus, oberhalb Bramhosen bei Steinbach, die als Almweiden benützt werden, wurden öfter sogenannte Bergfräulein gesehen mit Waschen und Trocknen blendendweißer Linnen und Wäsche beschäftigt; nahte man sich ihnen, so verschwanden sie, angenehmen Veilchenduft zurücklassend. So meldet die Sage.

      Steinbach ist ein sehr alter Ort, 807 zuerst urkundlich vorkommend. Es scheint, daß bei den Christenverfolgungen die eifrigen ersten Bekenner sich in diesen abgelegenen Winkel flüchteten, um hier ungestört Gott dienen zu können.

      Gewiß ist, daß die alten Bewohner der St. Wolfang-Gegend die Pfarre Steinbach als die ihrige besuchten. Es sind noch deutliche Spuren des Kirchweges über den Fohberg in Stein gehauen bemerkbar.

      Von den Landleuten der Gegend wird erzählt, daß an der Stelle der Kirche früher ein Götzentempel gestanden sei, auch soll man im Gottesacker vor vielen Jahren zwei Götzenbilder ausgegraben haben.

      Von hier führt die Straße in der Nähe des Ufers zuerst über lachende Wiesen und Fluren an einem stattlichen Jägerhause vorüber, dann windet sich selbe zwischen den senkrecht aufstrebenden, phantastisch ausgezackten, mit spärlicher Nadelholzvegetation decorirten Felsenkolossen des Steingebirges und dem an die Böschung anschlagenden Wasserspiegel hindurch, in einer kleinen Stunde dem Orte Weissenbach zu.

      Der große schöne Gasthof des Herrn Hesch kehrt die Hauptfront dem See zu, ist hart an’s Ufer hingebaut unweit vom Ausflusse des Weißenbaches in den See, am Eingange des Weißenbachthales und an der Poststraße nach Ischl. Die Aussicht von der geräumigen Altane aus ist entzückend schön.

      Daß Weißenbach seiner schmackhaften Fische und seiner prächtigen Aussicht wegen von den Ischler Kurgästen vielfach besucht wird, glaube ich noch beifügen zu müssen.

      Die Poststraße von Vöcklabruck nach Ischl dem Attersee entlang ist vorzüglich jenen Reisenden zu empfehlen, die von Salzburg und Baiern herankommen, da sie nicht nur das oftmalige Umpacken der Habe verhütet, sondern auch an und für sich so viel Schönes und Interessantes bietet, wie kaum eine andere. Zudem ist sie, namentlich von Kammer aus, im besten Zustande und gänzlich gefahrlos.

      Von Weißenbach aus führt ein bequemer Fußweg, dem südlichen Seeufer entlang in einer halben Stunde nach Unterburgau.

      War schon der Weg dahin, durch seine überraschend schönen Baumgruppierungen, phantastischen Felsdecorationen, durch die üppige Gebirgsvegetation (darunter die Alpenrose), durch die herrlichen Aussichten auf die Seegegend, äußerst lohnend: so erlangt dieses Vergnügen erst seinen Höhepunkt, wenn man den Ansitz Loidl’s in Unterburgau erreicht hat.

      Die Aussicht vom besagten Ansitze aus ist eine der schönsten, lieblichsten, die ich je gehabt habe.

      Hinter sich sieht man den felsigen Leonsberg emporstarren, links die zackigen Häupter der Elfer- und Zwölferkogeln, darüber guckt die steile Drachenwand am Mondsee heraus, das idyllische Unterach (in der Volkssprache das kleine Venedig genannt) am Fuße des sanft abgerundeten Hollerberges, noch weiter zurück zeigen sich der Limberg und der Buchberg mit den Ortschaften Mißling, Zell, Dexelbach, Nußdorf, Abtstorf, Attersee, Buchberg, Litzelberg am Fuße schön hingestreut als weiße Blümlein in dem saftiggrünen Uferkranz. Am nördlichen Ufer prangt auf sanfter Höhe das niedliche Seewalchen, darüber hinaus, auf dem duftigblauen Ausläufer des Hausruckberges das Schloß und der Markt Wolfseck, rechts der Gahberg mit dem Orte Weyeregg am Fuße, dann die Seeleiten, daran sich schließend folgt das zierliche Steinbach, hingelehnt an den wildverwitterten Steinberg, gesellt sich dazu noch ein schön blauer, mit weißen, fliegenden Wölklein bemalter Himmel; so giebt das Ganze ein Bild von selten gesehener Schönheit, wo sich das Starre mit dem Weichen, das Großartige mit dem Idyllischen in einer schönen Harmonie vereiniget.

      Loidl hat ein zu interessantes Vorleben, als daß ich es verschweigen könnte. Er wurde in dieser Gegend geboren und war schon in seiner Jugend ein leidenschaftlicher Jagdliebhaber. Unter der baierischen Herrschaft kam er zum Militär und desertirte. Er verbarg sich zu Hause und trieb das gefährliche Handwerk eines Wildschützen und zwar so arg, daß die fürstlichen Jäger den Auftrag erhielten, ihn lebendig oder todt einzuliefern. Es gelang ihnen nicht, seiner habhaft zu werden. Dadurch lenkte er die Aufmerksamkeit einiger Hochgestellten auf sich. Fürst Wrede von Eich verwendete sich für ihn und erwirkte ihm Begnadigung für seine früheren Handlungen, ja man gieng, ganz rational, noch weiter und gab ihm, wie man mir sagte, eine fürstliche Jägerstelle, seine Tüchtigkeit und Freude hiezu wohl würdigend. Man täuschte sich nicht in ihm, sein ganzes folgendes Leben war das eines Ehrenmannes. Der ehrwürdige, nun 79jährige Greis erzählte mir selbst, er habe wohl 1000 Stück Hochwild erlegt. Seine erste Frau verschlang ihm sein schöner Nachbar, der Attersee, seine zweite Frau wird noch jetzt als gefährlich irrsinnig hinter Schloß und Riegel gehalten. Der kinderlose Loidl hat während dieser Zeit 29 Waisenkinder aufgezogen und zum Theil nach Verdienst ausgestattet. Doch, wie er mir sagte, erlebte er wenig Freude daran. Die Buben, bemerkte er, kamen zur Zeit, wo sie ihm hätten ersprießliche Dienste leisten können, zum Militär und manches Mädchen glaubte ihn mit einem unbefugten Familienzuwachse beschenken zu müssen. Doch trotzdem sah ich noch zwei Kleine da, die ihn als ihren Ziehvater begrüßten. Sein Ansitz ist nach seiner Idee gebaut. Der geräumige Fischteich und sein großes Vogelhaus sind sehenswert. Er lebe noch lange und glücklich!

      Von hier aus ist eine kurze Seefahrt nöthig, da der Fußweg um die abgerundete Seebucht über die zu steil aufsteigenden Felsenufer oft durch Murbrüche und Steingeröll unterbrochen und gefährlich wird. Die Fahrt nach Unterach dauert nur eine halbe Stunde und ist vorzüglich schön zur Nachtzeit, wenn dem Schifflein die beleuchteten Fenster Unterach’s auf dem blanken Seespiegel in langen Streifen entgegenzittern.

      Unterach ist ein freundlicher, von der Natur mit einem sehr gemäßigten, gesunden Klima gesegneter Ort. Hier allein wachsen die Kastanien im Freien zu stattlichen Wäldern heran.

      Die Häuser sind in einer langen Reihe an das Seeufer hingebaut, ihre mitunter sehr malerischen Schiffhütten in den See hinausschiebend.

      Da herrscht das regste Seeleben, namentlich zur Morgenzeit. Vieh, Kalk, Holz, Holzkohlen, Bret[t]er und andere Producte werden verladen, um nach Kammer oder in die Ager verschifft und verflößt zu werden; die Flößer binden und nageln sich ihre schwanken Fahrzeuge zusammen, die Fischer gleiten und furchen in die blaue Fläche hinein und werfen emsig ihre Netze aus, die Buben angeln am Ufer, während rothbackige Mädchen in ihren kleinen Kähnen ihre Wäsche ausschwingen.

      Unterach (Untracha, Unträ) ist ein Pfarrdorf, dessen Alter mir unbekannt ist. Die ältesten Pfarrbücher reichen bis 1645 zurück. In Unterach stand ein Schloß, das bis auf ein Thurmfragment, welches als Kalkofen benützt wird, verschwunden ist.

      Das Schloß war anno 1630 Eigenthum der Familie Lasser zu Lassereck, später besaßen es die Grafen von Starhemberg und am 20. April 1667 kaufte es Franz Christoph von Khevenhüller.

      Unterach wird mit Vorliebe als Sommeraufenthalt von verschiedenen Seiten her benützt und eignet sich

Скачать книгу