Die Sprache des Traumes – Eine Darstellung der Symbolik und Deutung des Traumes – Teil 3 – bei Jürgen Ruszkowski. Wilhelm Stekel

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Die Sprache des Traumes – Eine Darstellung der Symbolik und Deutung des Traumes – Teil 3 – bei Jürgen Ruszkowski - Wilhelm  Stekel gelbe Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski

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Szene wird zum Tribunal.“

      Er fürchtet immer, unschuldig des Mordes angeklagt zu werden. Er hat Angst vor Verrat. Denn:

      „Doch dem war kaum das Wort entfahren

      Möcht‘ er‘s im Busen gern bewahren.“

      Wie er seine Sünden büßen will, das zeigt der nächste Traum, den man „Fuß und Buße“ betiteln könnte.

      (458) „Ich sah auf einmal meinen Papa eine Ruine eines alten Gebäudes (in Rom?) auf einer entsetzlichen leiterartigen Stiege emporklimmen. Ich war ganz entsetzt und hatte große Ängste. Ich stürzte mich ihm nach, besonders da ich wusste, dass mein Bruder mit ihm sei und ich fürchtete, dieser gäbe zu wenig Acht. Auch sagte mein Papa, es sei dort die Ruine eines alt-römischen Domes zu sehen, das Herrlichste, was es gäbe. Ich ging nun nach und drängle mich an mehrere Besucher. Es war ein schrecklicher Aufstieg, ich kletterte mit Händen und Füßen. Oben hatte eben eine Gesellschaft den Dom besichtigt. Ich wollte ihn nun auch besichtigen. Zunächst erkundigte ich mich, ob es nicht eine andere Stiege gäbe, man sagte mir: Nein. Nun kam ein junger Barfüßer-Mönch und fragte mich, ob mein Besuch schon vorher angemeldet worden sei. Ich sagte nein; er erwiderte, dass dies nichts mache, er werde mir nun den alten Dom zeigen. Der Mönch hatte Sandalen an den Füßen, am linken Fuß, über der mittleren Zehe einen grauen Lappen. Nun kam ein anderer Mönch (nicht barfuß, und älter) und sagte, er werde mir die Sachen zeigen. Nun zeigte er mir zunächst an einer Wand zwei alte Füße, von denen er eine Decke abhob, und nun stellte der Barfüßer-Mönch (der auf einmal wieder älter und dick war) seinen Fuß daneben, um die Güte der alten Arbeit darzutun.“

      Es gibt nur eine Rettung vor den Mordideen und nur eine Buße: Die katholische Kirche und die Askese. Seine Sexualität flüchtet zu dem Fuß. Er hat keinen Penis mehr, er hat nur einen Fuß. Ewig wird er sich die Mordideen (die beiden Füße der Bäuerin) vorhalten (Auch die Jagdträume des Herrn Kappa zeigen dieselben Mordgedanken. Er will einen Bock schießen. Sein Gewehr geht nicht los. In diesen Bildern verschmilzt, wie bei den meisten Mordphantasien, das Kriminelle mit dem Erotischen zu einem Symbole. Sein Gewehr ist wirklich nie losgegangen.) und nie seine Sünden vergessen. Er will ein Mönch werden. Er will büßen, wie Ahasver, der fliegende Holländer und der heilige Antonius. Sein Ideal ist Heinrich vor Canossa. Als er eine Schilderung dieser Szene las, begann er nach langer Zeit wieder zu onanieren…

      Auch Herr Omikron wollte seine Familie vergiften:

      (459) „Ich ging spazieren, glaubte exerzierende Kavallerie zu sehen, es waren aber Kinder. Dann war ich auf einem Platz bei einer Bahn und einer Kaserne und sah auf einem Plan nach, wo ich war. Dann fuhr ich in einer Eisenbahn mit anderen. Schließlich waren mein Bruder, ich und noch andere in einem Gartenhaus und zauberten. Besonders streuten wir ein Pulver in Saucen und dann suchten wir etwas aus einem Buch, das Prophezeiungen enthielt.“

      Eine unglaubliche Häufung von Todessymbolen und Mordphantasien. Die Kavallerie besteht aus Reitern, die erstechen und überreiten. Die Bahn überfährt und tötet bei Unfällen. In der Kaserne sind Soldaten mit Gewehren. Dann können die beiden Kleinen „zaubern“ und haben die Gabe des bösen „Blickes“. Schließlich „streuen sie ein Pulver in die Saucen“. (Vergiftung.) Jeder Satz ist eine Phantasie vom Umbringen der Anderen.

      Voll von Mordphantasien ist auch Herr Gino (Alle Zwangsneurotiker sind ausgesprochene Kriminelle. Deshalb spielt die „Todesklausel“ bei ihren Zwangsvorstellungen eine so große Rolle.). (Vgl. Nr. 94 u. 96)

       Der Traum vom Messerschmied

      (460) „Flugapparat, den Papa erfunden hat. Ich sehe auch eine Plakette, worauf jener Flugapparat reliefartig dargestellt war. Ich gehe in ein Hotel — Speisesaal — es hat geschneit — da ist es sehr nass, da der Schnee sich gelöst hat. Es sah die Straße, die von breiig nassem Schnee bedeckt war, so aus wie die Hofgasse in K., wenn man bei dem Geschäft des Messerschmiedes Heisz stand, also wie bei Heisz. Eine Dame hat eine merkwürdig zugeschnittene, hochgeschlossene Bluse; Papa sagt im Scherz zu Mama, ob sie damit exerzieren solle (oder wolle?). Ich bin auch mit dem Apparat geflogen, doch nur auf kurze Zeit, ich sah mich selbst, doch wollte ich doch keinen benützen, da ich meinte, dass ich mich eines Tages doch erschlagen könnte.“

      Der Vater soll sterben (fliegen!). Man macht von dem berühmten Manne schon eine Plakette. (Er verdächtigt ihn der Lues: Plaques). Er will die ganze Familie vergiften. Dass es sich um Tod handelt, darauf deutet der Schnee, der in seinen Träumen immer auf den Blutkomplex geht. Das führt ja zum „Messerschmied“, der seine Mordideen symbolisiert. (Vgl. den Knaben mit dem Messer im Traume Nr. 94.) Auch die merkwürdig zugeschnittene Bluse, ebenso wie das „Exerzieren“ (Soldatenkomplex; er litt beim Militär an heftigen Angstanfällen!) wird nun verständlich. Schließlich verrät er, dass der Flugapparat einen Menschen „erschlagen“ kann.

      Ein an Angstzuständen leidender Postbeamter träumt:

      (461) „Es war in den Magazinen des Zollamtes, wo während der Weihnachtsperiode die Post ihre Lokalitäten aufgeschlagen hat. Während des Jahres ist in diesen Räumen Öl in Fässern aufbewahrt, welche öfters rinnen; deshalb ist im Fußbodenpflaster in der Mitte des Kellers eine Rinne angebracht, um dieser Sickerflüssigkeit einen Weg zu bahnen.

      Es schien mir, dass ein Individuum ein Zündhölzchen wegwarf, wodurch das in der Rinne befindliche Öl Feuer fing. Das Feuer breitete sich rasch aus und griff auf einen Berg von Postfrachten über, welcher in der Nähe aufgeschichtet war. Ich stand abseits; bald aber fing auch mein Rock Feuer, und ich spürte und sah, wie sich das Feuer an mir emporschlängelte. Ich hatte riesige Angst, nicht so sehr wegen meiner Person, als des Zustandes wegen, dass ich für die, für die Feuersicherheit in diesen Räumen zu treffenden Maßnahmen verantwortlich war. Ich schrie, um die Leute auf die Gefahr aufmerksam zu machen und sie zum Löschen und Retten anzueifern.“

      Die Sexualsymbolik ist ziemlich durchsichtig. (Fass, Rinne, Öl usw.) Auch verrät sich der Brandstifter in klarer Weise: Er ist das Individuum, das einen schweren Brand verursachen wollte. In seinem Elternhause standen im Keller viele Petroleumfässer. Der Traum verrät seine infantilen Rache- und Zerstörungsphantasien, die sich jetzt in Angst verwandelt haben.

      Ähnliche Umkehrungen sind unendlich häufig: Menschen, die an Alpträumen leiden, in denen sie gewürgt werden, haben jemanden erwürgen wollen. Die Angst vor dem Fallen, der bekannte typische Traum des Abstürzens, hat ebenfalls diese kriminelle Wurzel. Diese Neurotiker hatten Wunsche, ein anderer sollte fallen, oder wollten den andern gar hinunterwerfen, wie uns eine in diesem Kapitel vorgebrachte Erinnerung berichtet.

      Den Schluss dieses Konvolutes von Gräuelträumen möge ein Traum des Herrn X. Z. (vgl. Nr. 19) bilden:

       Der Traum von der fliegenden Post

      (462) „Ich komme durch einen Spalt zwischen zwei Brettern aus der „Radstube“ hervor. Die Wände triefen vor Wasser. Knapp vor mir ist ein Bach, darin steht ein wackeliges, schwarzes Klavier. Ich benütze es zum Überschreiten des Baches, denn ich bin auf der Flucht. Hinter mir her ist ein Haufen Männer. Ihnen allen voran mein Onkel. Er feuert die anderen an, mich zu verfolgen und brüllt und schreit. Die Männer haben Bergstöcke, die sie gelegentlich nach mir werfen. Der Weg geht durchs Grüne bergauf und bergab. Die Straße ist mit Kohlenabfällen besät und daher schwärzlich. Ich muss mich furchtbar plagen, um vorwärts zu kommen. Manchmal komme ich mir vor, wie angewachsen, und die Verfolger kommen mir immer näher. Plötzlich kann ich fliegen. Ich fliege in eine Mühle durchs Fenster hinein. Darin ist ein Raum mit Bretterwänden, an der gegenüberliegenden Wand ist eine große Kurbel. Ich setze mich auf das Heft, halte es mit den Händen fest und fliege in die Höhe. Wie die Kurbel oben ist, drücke ich sie durch mein Gewicht wieder herunter und setze so die

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