Raban und Röiven Der Feuervogel. Norbert Wibben

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Raban und Röiven Der Feuervogel - Norbert Wibben Raban und Röiven

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wird sofort sterben!« Lediglich Kenneth ist langsam und ohne Worte weitergegangen und bleibt jetzt beobachtend stehen.

      Als Antwort auf das Gebrüll leuchtet ein kurzer, dafür umso hellerer, bläulicher Lichtschein auf, der fast wie ein Blitz wirkt und vor den ersten Jägern in den Boden fährt. Gefolgt wird er von einem dunklen Grollen, das dem Gebrüll eines angreifenden Löwen ähnelt. Tatsächlich bildet sich jetzt an der Stelle des Blitzaufschlags ein weißer Nebel, der die Form dieses Tieres annimmt.

      »Bleibt dem Nebel fern!«, warnt Kenneth die Jäger. Seine rechte Hand berührt kurz die Innenseite seines linken Arms. Von den anderen unbemerkt schickt er einen rotgelben Blitz in den Nebel. Ein hohes Kreischen erschallt und der Nebel verändert sich. Ein großer, hell lodernder Vogel mit breiten Schwingen fährt mit vorgestreckten Krallen auf den Löwen herab. Das Grollen und Kreischen begleitet den Kampf der ungleichen Gestalten und dauert mehrere Minuten, bis sich die Nebelschwaden auflösen und beide Tiergestalten verschwunden sind.

      »War das ein Feuervogel, der die Bestie vertrieben hat?«, rufen die Jäger, die noch zögern weiterzugehen, um den Kreis zu schließen. »Aber, wo sind er und die Bestie jetzt geblieben?« Sie blicken immer noch erschrocken dorthin, wo die beiden Gestalten miteinander gekämpft haben. Ob sie vielleicht noch einmal zurückkommen? Plötzlich beleuchtet eine große Lichtkugel den Platz, die Kenneth mit:

      »Solus!«, heraufbeschworen hat.

      Ein Packpferd und drei Reittiere, die mit den Zügeln aneinandergebunden sind, damit sie nicht weglaufen können, tragen geraubte Beutestücke. Sie wiehern laut und blicken mit vor Schreck geweiteten Augen um sich, um eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Aufgeregt zerren sie an den Zügeln und behindern sich so gegenseitig, bis sie der Sucher mit einigen gemurmelten Worten beruhigt.

      In der Mitte des jetzt geschlossenen Kreises stehen, sich Rücken an Rücken deckend, zwei Männer in der Kleidung hochgestellter Bürger. Einer von ihnen trägt einen notdürftigen Verband um seinen linken Oberschenkel, der durchtränkt von Blut ist. Trotz seiner offensichtlich schweren Verletzung steht er hoch aufgerichtet da, während die zusammengekniffenen Lippen seine Schmerzen verraten. Die beiden haben wie die Jäger Kurzschwerter an ihren Gürteln hängen, halten aber jetzt gespannte Bögen in Händen und die aufgelegten Pfeile auf ihre Verfolger gerichtet. Ihre wilden Blicke und verkniffenen Mienen drücken vollkommene Verzweiflung aus. Sie wissen, was auf sie zukommt und wollen sich offensichtlich bis zum letzten Atemzug verteidigen.

      »Ergebt euch«, fordert mit gewohnter Autorität die Anführerin der Jäger, »dann werden wir euch nicht sofort töten!«

      »Guter Witz«, antwortet der unverletzte Verbrecher, »aber so leicht bekommt ihr uns nicht!«

      Bevor der erste Pfeil von der Sehne fliegen kann, murmelt der Sucher leise:

      »Torpor!« und deutet auf die zwei Verbrecher. Anschließend fordert er die Jäger auf, die rechts und links von ihm stehen: »Ihr könnt ihnen jetzt die Waffen abnehmen und sie fesseln. Sie stehen unter meinem Bann und können sich nicht wehren. Ihr anderen bleibt aber wachsam. Ich weiß nicht, wo der dritte von ihnen geblieben ist.«

      »Er muss aber hier sein«, entgegnet die Anführerin. »Vielleicht versteckt er sich zwischen den Pferden, die sich auffällig schnell beruhigt haben.« Mit diesen Worten tritt sie mit gezogenem Schwert zu den Tieren, um dann enttäuscht zu rufen: »Er ist nicht da. Kann er zwischen uns hindurchgeschlüpft und verschwunden sein? Aber dafür hatte er nicht genug Zeit. Nein. Das wäre nur mit Zauberei möglich gewesen. – In unserem Volk können aber nur wenige zaubern, und offenbar auch einige von eurem Volk«, endet sie mit einem erstaunten Blick in Kenneths Richtung.

      »Ja, ich beherrsche etwas Magie«, entgegnet der Sucher bescheiden, »aber ich setze sie nur dann ein, wenn es nicht zu vermeiden und zum Schutz anderer sinnvoll ist.« Jetzt blickt er auf die immer noch unbeweglichen Gefangenen, denen inzwischen die Waffen abgenommen wurden. Mit

      »Inhibeo« hebt er deren Lähmung auf, so dass ihnen jetzt die Hände auf den Rücken gebunden werden können. »Wir sollten den Ort genau untersuchen, aber ich stimme dir zu, Kendra, der dritte ist uns wohl durch Zauberei entkommen. Er hetzte auch diesen magischen Löwen auf uns. Die beiden, die sich mit Pfeilen verteidigen wollten, können es jedenfalls nicht gewesen sein.«

      Die Kontrolle des Platzes benötigt nicht viel Zeit, dann ist es sicher: Sie haben nur zwei der drei Verbrecher gefangen, die sie jetzt in die Hauptstadt bringen werden. Der dritte konnte auf bisher ungeklärte Weise entkommen. Darüber ärgert sich Kenneth am meisten. Er will es nicht hinnehmen, dass ihm zum ersten Mal ein Verfolgter entwischt sein sollte, auch und gerade, wenn das ein Magier ist. Mit gerunzelter Stirn grübelt er über Möglichkeiten zu dessen Ergreifung nach.

      »Bist du krank, oder warum liegst du noch im Bett?«, fragt Ciana bereits von der Treppe aus, um kurz darauf die Zimmertür zum Zimmer ihres Sohnes zu öffnen und besorgt hineinzuschauen. Das Zimmer ist in helles Sonnenlicht getaucht, das durchs Fenster hereinfällt. Raban liegt voll bekleidet auf seinem Bett und reibt sich verschlafen die Augen, während der Kolkrabe auf dem Tischchen daneben seinen Kopf unter dem Flügel hervorzieht.

      »Wa… Was ist los, Mom? Ich habe doch nur ein kleines Nickerchen gemacht!«

      »Wieso ein kleines Nickerchen? Du bist gestern Nachmittag in den geheimen Wald gewechselt, um deinen Freund zu besuchen, wie du sagtest. Ich habe dich gestern Abend zwar nicht mehr gesehen, bin aber davon ausgegangen, dass du nachts zurückgekommen bist. Mittlerweile ist es fast Mittag, was mich dann erstaunt hat. Sonst schläfst du doch nicht so lange, also vermutete ich, dass es dir nicht gut gehen könnte.«

      »Wow, so eine lange Rede direkt nach dem Wachwerden auf einen loslassen, das können nur Mütter oder Großmütter. Ich erinnere mich daran, wie mich einmal Großmutter Elfrun so begrüßte, als ich nach einer Auseinandersetzung mit einer von dem schwarz-weißen Lumpenpack, also mit einer Elster hatte, …«

      »Halt, stopp! Ruhe, bitte«, unterbricht der Junge seinen Freund, der nun aufgebracht mit den Augendeckeln klappert. Aber auch Ciana steht erstaunt da und blickt ihren Sohn an.

      »Was ist los? Warum krächzt dieser große Vogel so aufgeregt und warum möchtest du Ruhe haben?«

      »Sorry, Mom. Ich meinte Röiven, der sonst vor dem Abend nicht zu plappern aufgehört hätte. Und du, mein Freund, dreh dich ja nicht empört weg von mir. Du beklagst dich über die lange Rede meiner Mutter und bist selbst nicht besser.«

      »Was, ich plappere? Pö! Muss ich mir das gefallen lassen?« Der Kolkrabe dreht sich zwar nicht von seinem Freund weg, schmollt aber eindeutig.

      »Was hat dein Freund von mir gesagt, ich hätte lange geredet? Ich wollte euch gerade zu einem verspäteten Frühstück mit Cornflakes, Eiern und Speck einladen. Das hat sich damit wohl erledigt!«

      »Och, bitte. Ich entschuldige mich tausendmal«, krächzt der schwarze Vogel, während er aufgeregt auf dem Tischchen herumhopst. »Bitte, sag es deiner Mutter, mein Freund. Ich bin noch völlig erledigt – von dem Besuch bei Minerva. Ob ich vielleicht auch ein Stück Schokolade bekommen kann?«

      Lachend befolgt der Junge den Wunsch seines Freundes und entschuldigt dessen Verhalten. Anschließend erläutert

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