Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin. M.E. Lee Jonas

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Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin - M.E. Lee Jonas

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      Oma Vettel hält kurz in ihrer Vorstellung inne und presst nachdenklich die Lippen zusammen.

      »Ich habe heute Morgen bei Mrs. Rogan angerufen und ihr ein paar Dinge erklärt. Ich habe ihr versprochen, dass du spätestens nächsten Monat zurück nach Marton kommst! Du solltest dein Leben wieder in den Griff bekommen, Kleines. Ich verlange ja nicht, dass du vergisst, was passiert ist. Aber ich möchte, dass du endlich wieder lebst!

      Und des Weiteren möchte ich anmerken, dass ich es nicht noch einmal dulden werde, dass du dich heimlich bei Broaf versteckst. Du hast ihn damit in eine sehr unangenehme Lage gebracht, junge Dame! Aber wie du siehst, habe ich alles Wichtige vorerst geregelt, damit ich etwas Zeit für meine weltlichen Belange habe. Ich fahre später mit Broaf zu Iris ins Dorf. Das ist gut für mein Gewissen, so habe ich Konrad nur halb angeschwindelt. Wenn ich Glück habe, hat sie tatsächlich ein weltveränderndes Problem. Dann wäre ich aus dem Schneider!«

      Oma Vettel klatscht zufrieden in die Hände und kichert.

      J.J. sitzt nervös am Tisch.

      »Schon wieder warten, bis ich eine Entscheidung treffen kann.«

      Genervt schnappt sie einen Keks und zerbröselt ihn.

      Die Nachrichten von Ava gehen ihr nicht aus dem Kopf. Ständig muss sie darüber nachdenken. Sie würde sich zu gern einen Rat von ihrer Großmutter holen, hat aber Angst, dass sie dann erfährt, dass Ava sie hintergeht. Das möchte J.J. nicht mehr. Davon hat sie genug.

      Von dem Traum mit Linus hat sie noch niemandem etwas erzählt. Es soll ihr Geheimnis bleiben. Die anderen würden ihr sowieso nur betroffen auf die Schulter klopfen und behaupten, dass es ein Traum war, in dem sie ihre Schuldgefühle verarbeitet. Aber so war es nicht. Zumindest hofft sie das!

      Morgen früh muss sie also mit Darania reden. Oma Vettel besteht darauf, dass sich J.J. aus dem Register des dunklen Phads löschen lässt, obwohl sie bezweifelt, dass dies noch möglich ist.

      J.J. ist sich jedoch gar nicht mehr so sicher, ob sie das überhaupt noch will. Als Hexe Cybill ihr vorhin am Spiegel der Tore sagte, dass Darania erst morgen früh Zeit habe, war sie innerlich erleichtert. Aber das kann sie ihrer Großmutter nicht sagen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sie bemerkt hat, dass diese grobe Sprache und die Nutzung ihres Prinzessinnentitels sie innerlich total entspannt haben. Im Moment ist das wahrscheinlich die ehrlichste Seite an ihr. J.J.s Emotionen sind dunkel und aggressiv. Sie fragt sich oft, ob das schwarze Blut für ihre extremen Gefühlsschwankungen verantwortlich ist.

      »Oder ist es umgekehrt, und ich habe schwarzes Blut, weil ich so dunkel fühlen kann?«

      Oma Vettel kommt zu ihr und sieht sie besorgt an.

      »Möchtest du mit zu Iris kommen? Sie würde sich bestimmt sehr freuen, dich wiederzusehen. Außerdem solltest du mal hier rauskommen. Du hast dich lang genug vor der Welt da draußen versteckt.«

      Sie streicht dem Mädchen über die Schulter und sieht sie fragend an.

      Aus reiner Gewohnheit schüttelt J.J. den Kopf, kneift dann aber die Lippen zusammen und seufzt.

      »Du hast ja recht. Ich sollte wirklich mal an die frische Luft. Ich habe allerdings keine Lust, mir von Iris die Wangen wundkneifen zu lassen. Wieso machen das alte Leute eigentlich immer? Tschuldigung, Großmutter, war nicht so gemeint.

      Na gut. Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gern zum Strand gehen! Ich weiß, es ist Herbst und die See ist rau. Aber ich will ja auch nicht schwimmen oder picknicken, sondern einfach nur herumlaufen und ein paar Muscheln sammeln! Wäre das für dich in Ordnung?«, fragt sie schüchtern.

      Oma Vettel nickt hocherfreut und dreht sich zu Broaf.

      »Würdest du sie am Strand absetzen?«, fragt sie erleichtert.

      »Es wäre mir ein außerordentliches Vergnügen«, antwortet der Diener.

      Broaf ist froh, dass J.J. sich langsam zu erholen scheint. Auch ihm ist nicht entgangen, dass die Anwesenheit Vettels dem Mädchen guttut.

      Na ja, nicht nur ihr. Alle Bewohner, einschließlich seiner Person, blühen seit Oma Vettels Eintreffen regelrecht auf. Dass dieser Besuch nur sehr kurz ist, trübt die Freude allerdings ein wenig. Trotzdem summt der Diener ein fröhliches Lied und beginnt umgehend mit den Vorbereitungen für die gemeinsame Fahrt ins Dorf.

      J.J. steht derweil in ihrem Zimmer und denkt nach. Sie weiß nicht genau, warum sie zum Strand wollte. Draußen ist es windig und sehr kalt. Richtig ungemütlich. Okay, sie hatte keine Lust auf weitere Diskussionen mit ihrer Großmutter, aber dieser Impuls kam so plötzlich. »Meer!«, blitzte es vor ihrem geistigen Auge auf, als ihre Großmutter sie fragte, ob sie mit ins Dorf fahren wolle.

      »Ich habe mich lange genug versteckt. Außerdem muss ich meine Gedanken ordnen und mir überlegen, wie ich Großmutter behutsam beibringe, dass ich mich noch nicht aus dem Register des dunklen Phads löschen lassen möchte. Ich denke, dass sie das nicht verstehen wird. Aber ich möchte keine Entscheidungen aus schlechtem Gewissen treffen. Es ist mein Leben! Mein Blut! Wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass es ein Fehler war, muss ich dann wenigstens nicht wieder irgendjemanden hassen, den ich eigentlich sehr liebe. Es ist eben alles sehr kompliziert.«

      Sie geht in ihr Ankleidezimmer und zieht sich warme Kleidung an. Dann packt sie noch schnell ihr Tagebuch in die Tasche und hüpft die Treppe hinunter. Plötzlich ist sie ganz aufgeregt und freut sich auf den spontanen Ausflug.

      Oma Vettel und Broaf warten in der Küche und albern derweil etwas herum. Das Mädchen beobachtet amüsiert, wie sich ihre Großmutter haarklein jedes Detail des neuen Kühlschranks erklären lässt. Mit entzücktem Gesichtsausdruck steht die alte Dame neben Broaf und lässt alle zwei Sekunden ein lang gezogenes »Ohhh« los, das von einem anerkennenden Schulterklopfer gekrönt wird. Der Diener ist sichtlich stolz, dass ihr der Kühlschrank so gut gefällt. Ständig fährt er sich verlegen durch sein Haar und räuspert sich.

      Als J.J. in die Küche schleicht, bestellen sie sich gerade einen Sonnenaufgang mit extra viel Eis. Oma Vettel öffnet neugierig die Kühlschranktür und schlägt verzückt die Hände zusammen.

      »Wie aus dem Bilderbuch und kein Glas zu viel! Das ist wirklich ein sehr, sehr schöner Kühlschrank, Broaf! Prost!«, singt Oma Vettel fröhlich und hält dem Diener neckisch grinsend ihr Glas entgegen. Schüchtern erwidert dieser den Trinkgruß und schlürft unbeholfen an seinem Energiecocktail. J.J. entgeht nicht, dass die beiden längere Augenkontakte krampfhaft vermeiden.

      Das Mädchen fühlt sich etwas fehl am Platz. Sie stellt sich hinter ihre Großmutter und räuspert sich verlegen. Oma Vettel zuckt zusammen und dreht sich um. Als sie ihre Enkelin bemerkt, ist sie sichtlich erleichtert. Auch Broaf scheint froh zu sein, dieser verkrampften Situation endlich entfliehen zu können.

      »Bist du fertig, Liebes? Dann wollen wir auch gleich losfahren«, stottert Oma Vettel schüchtern grinsend.

      Nun ist J.J. vollends überzeugt, dass sich zwischen den beiden im Moment etwas Emotionales anzubahnen scheint. Das wäre allerdings eine Katastrophe! Zumindest für Broaf. Immerhin reist Oma Vettel sehr bald zu Konrad zurück. Und dem Mädchen ist nicht entgangen, dass dieser Umstand dem Diener auch ohne diese Plänkelei schon sehr mitnimmt. Das möchte sie ihm ersparen, da sie weiß, was Liebeskummer bedeutet.

      »Broaf hat eine aufrichtige Seele. Es wäre grausam, wenn er den Rest seines Daseins leiden müsste.«

      Seufzend

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