Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin. M.E. Lee Jonas

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Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin - M.E. Lee Jonas

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zum Auto.

      Sie setzt sich auf die Rückbank und holt Luft.

      Es ist ein seltsames Gefühl. Alles um sie herum erscheint ihr anders, unwirklich, nicht mehr richtig. Das, was sie früher so fasziniert hat, jede magische Pflanze, jeder zauberhafte Baum, die endlose Einfahrt, all diese Dinge scheinen sie nun mit aller Macht erdrücken zu wollen.

      Nachdenklich sieht sie aus dem Fenster und versucht sich zu konzentrieren, da sie plötzlich sehr traurig wird. Die Schatten der Alleebäume, die sich sonst in den Wagenfenstern austoben, fehlen. Es ist Herbst und die Sonne macht für ein paar Wochen Pause. Ungewollt hört J.J. ihrer Großmutter zu, die im Gegensatz zu ihr völlig euphorisch über diese vermissten Dinge schwärmt.

      Das Mädchen lauscht der wohlklingenden Stimme Vettels und versucht sich zu entspannen. Sie schließt die Augen und seufzt, was ihrer Großmutter nicht entgeht. Besorgt dreht sich diese um und zwinkert aufmunternd. J.J. versucht entspannt zurückzulächeln, was ihr nicht wirklich gelingt.

      »Gott sei Dank dauert die Fahrt ins Dorf nicht lang.«

      Dem Mädchen geht das theatralische Geflöte ihrer Großmutter mittlerweile nämlich gehörig auf den Geist:

      »Toller Wald, tolle Menschen, toller Vogel, toller Tag …

      Ja, Großmutter. Das könntest du immer haben, wenn du nicht in das puderrosa Zauberreich gezogen wärst«, denkt sie gereizt.

      J.J. bemerkt, dass ihre Laune immer schlechter wird, und ist erleichtert, als sie endlich den Strand sehen kann. Mit jedem Meter, dem sie dem Meer näher kommen, wird sie innerlich ruhiger.

      Auf dem kleinen Parkplatz vor der Bucht hält Broaf an und sieht besorgt in den Rückspiegel. J.J. bemerkt das und lächelt ihn zufrieden an. Sie ist dennoch froh, dass sie aus diesem Wagen entkommen kann. Nur noch ein paar Minuten, bis sie endlich allein ist.

      Der Diener kennt sie viel zu lang und hat in den letzten Wochen viel zu sehr mit ihr gelitten, als dass er nicht bemerken würde, dass das Mädchen eigentlich nur wieder flieht.

      »Bist du sicher, dass du allein hier bleiben möchtest? Ich könnte dir Gesellschaft leisten, wenn ich Vettel bei Iris abgesetzt habe«, bietet er fürsorglich an.

      J.J. zieht die Stirn kraus und schüttelt energisch den Kopf.

      »Nein! Danke, Broaf, aber das ist nicht nötig! Und schickt mir bitte auch nicht Myrrda hinterher! Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen! In Xestha war ich auch allein unterwegs! Du kannst mich in zwei Stunden abholen. Ich denke, dann wird es auch schon dunkel werden!«, antwortet sie schroff.

      Ohne es zu wollen, ist ihre Laune am Tiefpunkt angelangt. Deshalb gibt sie ihm deutlich zu verstehen, dass sie jetzt aussteigen möchte.

      Bevor die beiden weiterfahren, streicht Oma Vettel ihr noch sanft über die Wangen.

      »Manchmal denke ich, dass es besser gewesen wäre, wenn ich dich in der realen Welt gelassen hätte. Vielleicht war es nur purer Egoismus von mir, dir den Gedankenstein zurückzuschicken. Ich mache mir große Vorwürfe, Kleines. Bitte pass gut auf dich auf! Ich verspreche dir, dass wir für alles eine Lösung finden werden!«

      J.J. schluckt und nickt. Broaf sieht sie besorgt an und startet den Motor. Das Mädchen ist erleichtert, als der Wagen endlich losfährt, und läuft schnell hinunter zum Strand.

      Kapitel 4

      Ein Dämon am Strand

      Es war ein plötzlicher, innerer Impuls, der sie hierherführte. Eine flüchtige Vision. Jetzt wo sie hier ist, fühlt sie sich außergewöhnlich gut. Irgendwie befreit. J.J. rennt ein Stück am Strand entlang und bleibt erst kurz vor der Familienbucht stehen.

      Gedankenversunken starrt sie auf das Meer. Der raue Wind treibt ruhelos mächtige Wellen an den Strand, die mit gewaltigen Donnerschlägen an den Felsen brechen. Es ist laut, fast bedrohlich.

      Das Meer ist wütend. Irgendetwas Ungeheuerliches bahnt sich an. Etwas, das wir noch nicht sehen können. Aber ich fühle, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist, und ich bin mir sicher, dass es etwas mit mir zu tun hat. Vielleicht sind diese Welten doch nicht so weit voneinander entfernt, sondern haften unbemerkt aneinander. Die Natur hat ihre eigenen Gesetze, vielleicht habe ich eines davon verletzt.

      Ich war stur und habe mich gegen alles aufgelehnt, was von mir verlangt wurde. Vielleicht habe ich dadurch eine natürliche Linie unterbrochen. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu der Natur. Nun fordert sie mich heraus. Aber es ist nicht der richtige Zeitpunkt. Meine Kräfte sind am Limit.

      Ich weiß nicht mehr, was richtig ist und was nicht. Ich versuche Fehler zu vermeiden, indem ich keine Entscheidungen mehr fälle. Dadurch entscheiden andere für mich und lenken die Ereignisse somit in ihre Richtung.

      Ich weiß einfach nicht, wem ich noch vertrauen kann. Noch nicht einmal bei Großmutter bin ich mir sicher. Sie betont zu oft, wie ähnlich ich ihr bin. Aber bin ich das wirklich? Will ich das überhaupt? Wäre ich eine schlechte Enkelin, wenn ich andere Entscheidungen treffen würde?

      In mir ist etwas, das so groß ist. Es ist ehrlich, pur. Ich dachte immer, dass dies nur die guten Geschöpfe von sich behaupten können. Menschen oder Wesen mit schlechter Gesinnung dürften so etwas nicht, glaubte ich. Nun musste ich jedoch die Erfahrung machen, dass man in dem Moment, wo man reinen Herzens eine Entscheidung trifft, auch gleichzeitig enormen Schaden anrichten kann. Das war mir bis dahin nicht bewusst.

      Hätte man mich im gleichen Augenblick gefragt, ob es eine gute und ehrliche Entscheidung ist, hätte ich aus tiefster Überzeugung mit »Ja« geantwortet. Was ich mit dem Entschluss, einen Zauber zu benutzen, wirklich anrichtete, habe ich erst viel später bemerkt. Ich weiß also nicht mehr, was der Unterschied zwischen Gut und Böse ist.

      Linus hat mir gesagt, dass ich eine reine Seele habe. Wie es aussieht, hat er sich getäuscht. Das Dunkle in mir wird stärker und dieser Ruf macht mir im Moment leider weniger Angst, als die Aussicht, ein Leben wie Großmutter führen zu müssen. Ich muss herausfinden, was mit ihm passiert ist. Dann sehe ich weiter. Ich vermisse ihn so sehr.

      J.J. schließt ihr Tagebuch und versteckt es in ihrer Tasche. In den letzten Wochen ist es zu ihrem einzigen Freund geworden. Seitdem ihre Großmutter es ihr geschenkt hat, hat sie fast täglich hineingeschrieben. Nur ihm vertraut sie ihre wahren Gedanken und Gefühle an. Dabei fiel ihr auf, dass die leeren Seiten nicht zu Ende gehen. Denn egal wie oft sie an der letzten freien Seite angelangte, wenn sie umblätterte, war wieder eine neue da.

      »Manchmal sind zauberhafte Dinge eben doch sehr nützlich.«

      Verträumt sieht das Mädchen zum Himmel. Sie schließt die Augen und saugt die frische Meeresluft tief ein. Dann steht sie auf und schreit los. Sie brüllt ihre ganze Wut in den Wind, damit er sie weit fortträgt. Die dunklen Worte, die sie dabei aus Versehen ausspricht, bemerkt sie nicht. Erst als neben ihr ein kleiner Busch in Flammen aufgeht, hält sie inne. Sorgsam löscht sie das Feuer und holt Luft. Vor ein paar Monaten hätte sie so etwas noch in Panik versetzt, aber nachdem sie am eigenen Leib erfahren hat, zu was Magie imstande sein kann, erschrecken sie solche Ereignisse nicht mehr.

      »Dennoch sollten sie mir nicht in der realen Welt passieren.«

      Das Mädchen setzt sich unter den Felsvorsprung, neben dem sie das Weihnachtspicknick veranstaltet haben, und genießt

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