Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin. M.E. Lee Jonas
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin - M.E. Lee Jonas страница 23
Als sie den Namen des Sirenendämons erwähnt, verdunkelt sich Oma Vettels Gesicht noch mehr. Entsetzt reißt sie die Augen auf.
»Sander? Das war der Fährmann vom Traubenperlensee? Das kann nicht sein, Jezabel! Erstens kommt ein Dämon niemals ungerufen in die reale Welt! Niemals! Und zweitens würde Sander den Traubenperlensee nicht unbewacht lassen! Warum sollte gerade ER die Grenzen überschreiten?
Das glaube ich nicht! Du lieber Himmel, sie hat den Fährmann vernichtet … Mit Rosi …«, flüstert Vettel entsetzt.
J.J. erkennt eine explosive Mischung aus Furcht und Abscheu im Gesicht ihrer Großmutter, gemischt mit tiefstem Misstrauen.
Verzweifelt reißt das Mädchen die Arme in die Höhe. So als wenn sie ihr beweisen will, dass sie unbewaffnet ist.
»Das weiß ich auch, Großmutter! Aber ich schwöre, dass ich ihn nicht gerufen habe! Ich bin nur ins Meer gegangen, um Linus’ Stein hineinzuwerfen! Da ist es plötzlich passiert. Das Wasser wurde schwarz und hat sich aufgetürmt. Dann ist Sander darin erschienen und auf mich losgegangen. Warum glaubst du mir nicht?«
J.J. sieht ihre Großmutter böse an und schnaubt. Tränen laufen ihr über die Wangen, die sie wütend wegwischt.
Das Mädchen weiß, dass sie unschuldig ist. Also gibt es auch keinen Grund zu weinen!
Oma Vettel stemmt entrüstet die Hände in die Hüfte und schüttelt energisch den Kopf.
»Es tut mir leid, aber das kann nicht die Wahrheit sein, Jezabel. Auch wenn ich es gern glauben möchte! Sollte nämlich stimmen, was du mir da so lapidar erzählst, hätten wir weitaus größere Probleme, als ich gedacht habe. Dann wäre etwas im Gange, was unsere grausamsten Ängste überträfe. Was wollte er von dir?«, fragt sie ungläubig, während sie ihre Enkelin fixiert, als wolle sie herausfinden, ob das Mädchen sie anlügt.
J.J. bemerkt das natürlich und senkt beschämt den Kopf.
»So ganz genau weiß ich es auch nicht. Ich war selbst geschockt, als er auf mich zugerast kam. Ich kann mich nur erinnern, dass er sagte, ich sei schuld, dass die Grenzen verschwimmen.«
Ihre Stimme bricht ab. Die Situation ist brisant genug. Deshalb beschließt das Mädchen, ihrer Großmutter nicht alles zu erzählen, was Sander sagte, da sie befürchtet, dass ihre Großmutter und Broaf sie dann noch energischer zu einer Entscheidung drängen würden. Außerdem ist sie im Moment stinksauer auf Oma Vettel und hat keine Lust mit ihr zu reden.
Diese sieht entsetzt zu Broaf und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.
»So ein Mist. Was sollen wir nur tun, Broaf?«, fragt sie hilflos.
Das letzte Mal, als der Diener sie so erlebt hat, war die Nacht, in der Timothey und Cassy den schrecklichen Autounfall hatten. Er steht auf und zieht J.J. vorsichtig hoch.
»Wir sollten die Brandspuren entfernen und schnellstens von hier verschwinden. Wir müssen herausfinden, inwiefern die Menschen etwas von diesem Vorfall mitbekommen haben. Ich mag mir nicht vorstellen, wie Darania darauf reagiert, wenn sie davon erfährt. Und ich bin mir sicher, dass sie das wird! Ich denke, uns gehen langsam die Möglichkeiten aus!«, flüstert der Diener ratlos.
Nachdem sie die Spuren der Beschwörung weitestgehend beseitigt haben, setzen sie sich vollkommen erschöpft in den Wagen und fahren zurück auf das Anwesen. Während der Fahrt redet niemand ein Wort. J.J. starrt stur aus dem Fenster und hofft, dass dies alles nur ein schrecklicher Irrtum war. Aber die Tatsache, dass sie Rosinante benutzt hat, um einen Dämon zu rufen, um daraufhin zwei solcher Kreaturen zu vernichten, lässt ihrer Großmutter keine Ruhe.
»Ich muss schon sagen, du hast ganz schön was zu bieten, junge Dame! Dieses Sandding war zwar gruselig, aber außerordentlich respekteinflößend. Was mich allerdings immer noch stört, ist die Tatsache, dass du alle Probleme nur mit Dämonenzauberei löst! Auch wenn du das mit der Seele dieses Mal geschickt angestellt hast. Sie dem Falken zum Fraß vorzuwerfen, war meines Erachtens aber eine Nummer zu groß für dich! Ich denke, das wird uns erst richtige Probleme bringen! Den Rest mag ich mir gar nicht vorstellen.
Sander war schon immer der Fährmann am Traubenperlensee. Er ist wichtig für Xestha. Versteh mich richtig, Jezabel. Sander und der Traubenperlensee sind ein Geschöpf. Wenn der Fährmann plötzlich fehlt, dann stürzt das Gleichgewicht. Ich mag mir überhaupt nicht ausmalen, was passiert, wenn die Kreaturen des Traubenperlensees sein Verschwinden bemerken. Er hat sie beschützt und gefüttert.
Nun ist etwas ins Rollen geraten, dessen Ausmaß ich nicht mehr einschätzen kann. Jezabel, ich bin zum ersten Mal seit sehr langer Zeit ratlos. Ich weiß nicht, ob wir unter diesen Umständen noch große Chancen haben, uns mit Darania zu einigen. Auch wenn ich immer noch nicht begreife, wieso Sander diese Grenze ungerufen überschritten haben soll. Bist du dir sicher, dass du nicht aus Versehen, ganz unbewusst einen Anrufungsvers gemurmelt hast?«
Oma Vettel sieht ihre Enkelin fragend, hoffnungsoll und flehend zugleich an.
Das Mädchen sitzt wie ein Häufchen Elend am Ende der Eckbank und schüttelt verzweifelt den Kopf.
»Ich habe es euch doch schon fünf Mal erzählt. In diesem Moment habe ich nicht einmal über das Zaubern nachgedacht! Ich habe nur den Stein in das Meer geworfen. Als Ritual, um mit der Vergangenheit abzuschließen, und plötzlich ist das alles losgegangen. Das Wasser wurde schwarz, der Himmel auch und dann kam diese Wasserwand auf mich zu. Aber selbst in diesem Moment habe ich noch nicht ans Zaubern gedacht! Erst als ich dich mit Rosinante im Wasser stehen sah, ist mir eingefallen, dass du sie nicht mehr benutzen kannst. Da bin ich zu dir gerannt, weil ich Angst um dich hatte. Den Rest wisst ihr ja!«
Genervt verdreht sie die Augen und holt tief Luft.
Oma Vettel läuft nervös in der Küche herum und seufzt ununterbrochen.
»Ja, das war auch für mich ein seltsames Gefühl. Das mit Rosi, meine ich. Ich war es so gewohnt, dass ich mit ihr große Zauber vollenden kann, dass ich überhaupt nicht darüber nachdachte, dass sie eine neue Herrin hat. Erst als ich mit ihr im Meer stand, habe ich realisiert, dass sie nicht mehr zu mir gehört. Wenn ich gewusst hätte, wozu …« Ein tiefer Seufzer entfährt der ehemaligen, dunklen Hexe, »Na ja, das kann ich alles nicht mehr ändern! Ich finde es trotzdem unmöglich, wofür du sie dort am Strand benutzt hast!«
J.J. sieht ihre Großmutter traurig an.
»Wieso seid ihr eigentlich am Strand gewesen? Du warst doch gerade mal eine Stunde bei Iris«, fragt das Mädchen neugierig nach.
»Tja, als Henry, Iris’ Ehemann nach Hause kam und uns ganz aufgeregt erzählte, dass eine seltsame schwarze Wolkenwand Richtung Strand zieht, war mir sofort klar, dass wieder etwas im Busch ist. Immerhin hatten wir dich erst eine Stunde zuvor dort abgesetzt. Ich hatte auch schon alles Interessante mit Iris besprochen. Es geht ihr übrigens ausgezeichnet! Keine Probleme, keine Sorgen!
Also habe ich mich höflich von ihr verabschiedet und bin mit Broaf losgefahren. Wir haben schon von Weitem den Schlamassel gesehen. Ich glaube, Broaf ist noch nie so schnell gefahren wie heute. Ein Wunder, dass du nicht gesehen wurdest«, antwortet ihre Großmutter, bevor sie mit deutlicheren Worten fortfährt.
»Was da am Strand passiert ist, war gefährlich, dumm und verantwortungslos. Schon als ich diese Monsterwelle sah, wusste