Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin. M.E. Lee Jonas
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»Baby Jack!«, entfährt es J.J., als sie begreift, dass es sich um den Halfie handelt, den sie nach der Bingonacht auf der Deponie zurücklassen mussten. Erleichtert läuft sie in Richtung Küche, um den kleinen Mann zu begrüßen. Als sie allerdings hört, was er als Nächstes erzählt, hält sie abrupt inne.
»In Xestha gehen viele merkwürdige Dinge vor, seitdem die schwarze Prinzessin aufgetaucht ist. Anscheinend wurden seitdem nicht nur die Regeln auf der Deponie verschärft. Die Neuankömmlinge, und das sind nicht nur Halfies, erzählen Beängstigendes. Angeblich lässt der Hexenrat die Xesthaner beschatten. Einige behaupten sogar, dass ihre Familienzepter ohne jede Begründung beschlagnahmt wurden. Gedankensteine sollen gestohlen worden sein, um deren Besitzer zu erpressen. Man munkelt, dass jeder, der sich gegen die neuen Regeln auflehnt, sofort auf die Deponie verschleppt wird.
Manche Nacht hörten wir furchtbare Schreie. Einmal habe ich aus dem Fenster gesehen, weil ich ungewöhnliche Geräusche beim Wärterturm vernahm. Was ich sah, jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.
Skulks tummelten sich auf dem Platz und Bulk, der Wärter, diskutierte mit einem Glugg. Dann holten sie einen von uns und …
Diese Schreie werde ich niemals vergessen.
Ob die anderen Geschichten stimmen, weiß ich nicht. Ich konnte das Gelände ja kaum noch verlassen, da das Tor meist verschlossen bleibt. In letzter Zeit haben zu viele Deponiebewohner versucht, durch den toten Wald zu fliehen. Ich hätte es wahrscheinlich auch irgendwann getan, wenn ich den Ausgang zu dieser geheimen Pension nicht gefunden hätte.
Bulk hat mir letzte Woche nämlich erzählt, dass sich der Hexenrat im Geheimen auf die Amtseinführung der schwarzen Prinzessin vorbereitet. Er hat gehört, dass sie sich schon seit einiger Zeit im Amtsgebäude befinden soll und die eigentliche Ursache für diese Abscheulichkeiten sei.«
J.J. reißt die Augen auf und tritt erschrocken zurück.
Oma Vettel schlägt mit der Hand auf den Tisch und schimpft erbost los.
»Solch eine verlogene Bande! Jezabel ist nicht in Xestha! Und sie hat schon gar nicht irgendwelche schäbigen Gesetze erlassen. Was geht dort nur vor?«, brüllt sie lauthals in die Küche.
J.J. ist wie versteinert. Das war es also, was Sander ihr zu sagen versuchte:
Während sie sich hier in der realen Welt versteckt, fallen in Xestha grausame Entscheidungen unter ihrem Namen. Geschockt dreht sie um und eilt hinauf in ihr Zimmer.
So kann sie auch nicht hören, was Baby Jack nun erzählt:
»Es tut mir leid. Ich wollte euch mit meinen Sorgen nicht verärgern. Es sind doch nur Gerüchte. Auf der Deponie hat man selten die Möglichkeit, den Wahrheitsgehalt jeder einzelnen Geschichte zu prüfen. Aber als mein Freund Diggler von der Existenz dieser geheimen Pension berichtete, deren Eingang eine WC-Schüssel sein soll, glaubte ich auch, dass es nur eine Geschichte sei, die mich aufmuntern soll. Bis sie vorhin neben mir auftauchte …«
Oma Vettel stockt der Atem, während Broaf den kleinen Mann mit weit aufgerissenen Augen anstarrt und gluckst.
»Diggler lebt?«, fragt die alte Dame ungläubig. Baby Jack bemerkt die angespannte Stimmung und sieht beschämt nach unten.
»Ja. Er hat mir erzählt, dass er hier gewohnt hat. Natürlich habe ich an seinen Geschichten gezweifelt. Erst als der Ausgang neben mir auftauchte, begriff ich, dass er die Wahrheit gesagt hat. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass er und Flick die WC-Schüssel eines Tages auch finden werden«, fährt er schniefend fort. »Ich wollte sie wirklich dazuholen! Die beiden sind aber noch sehr angeschlagen und ich hatte plötzlich große Angst, dass der Ausgang in dieser Zeit wieder verschwindet.
Es war meine Chance, wisst ihr. Ich dachte, wenn die Geschichte mit der WC-Schüssel wahr ist, dann müssen die schrecklichen Geschichten, die sie über den dunklen Phad erzählen, auch wahr sein. Also bin ich schnell hineingestiegen und habe die Spülung betätigt. Ich fühle mich schlecht, weil ich einfach ohne die beiden abgehauen bin. Diggler glaubt doch so fest an seine Rettung. Er und Flick …«, flüstert er traurig, ohne zu ahnen, was er gerade getan hat.
Oma Vettel und Broaf starren ihn kreidebleich an und stoßen gleichzeitig ein lautes »Allmächtiger« aus. Es dauert ein paar Minuten, bis die beiden diese Neuigkeit verdaut haben.
»Baby Jack, du kannst dir nicht vorstellen, welch außerordentlich gute Nachricht du uns überbracht hast! Diggler und Flick sind noch am Leben! Geht es ihnen gut?«, fragt die alte Dame hektisch nach.
»Es geht den beiden so gut, wie es einem auf der Deponie gehen kann. Diggler hat erzählt, dass sie von Skulks erwischt worden sind, als sie in die reale Welt zurückkehren wollten. Kurz vorm Tor hat ihn ein Skulkstachel getroffen, der ihn schwer verletzt hat. Dass sie ihn daraufhin auf die Deponie verschleppt haben, hat er nicht mitbekommen, weil er bewusstlos war. Als er erwachte und realisierte, wo er sich befindet, hat er viele Stunden durchgeschrien. Es war fürchterlich.
Inzwischen hat er sich recht gut erholt. Trotzdem ist er sehr traurig. Ständig redet er von euch und seinem besten Freund Lincoln. Diggler glaubt unerschütterlich daran, dass ihr ihn und Flick eines Tages retten werdet. Er ist ein feiner Kerl, hat jedoch ständig Ärger mit den Wärtern, weil er die Vorratskammern plündert. Aber das macht ihm nicht viel aus. Er kann ja nichts dafür, dass er sich nachts in diese verfressene Kreatur verwandelt!
Wisst ihr, als sie ihn auf die Deponie gebracht haben, stand es wirklich schlecht um ihn. Zwei Wochen lang haben wir um ihn gebangt. Aber Flick hat sich sehr gut um ihn gekümmert, obwohl es ihn selbst schwer erwischt hat. Am Anfang durfte niemand auch nur in die Nähe von Diggler. Erst als Flick bemerkte, dass es einige Deponiebewohner gibt, die seinem Freund helfen können, hat er uns zu ihm gelassen.
Inzwischen sind beide wieder fit. Nur Digglers linke Vorderpfote ist seitdem gelähmt und Flick hat es am Bein erwischt, sodass er humpelt. Aber er hadert nicht. Er hat uns an manchen Abenden die Angst genommen, indem er fröhliche Lieder gesungen und von seiner Zeit im Orient erzählt hat, als er noch ein Prinz gewesen war …
Ja, die beiden sind am Leben. Aber ich will ehrlich sein. Ich weiß nicht, wie lange das so bleibt.
Es gibt nur noch wenige Halfies, die sich freiwillig für die Spiele in der Arena melden. Letzte Woche wollte nicht ein einziger Deponiebewohner bei der Bingonacht mitmachen. Da haben sie uns erpresst. Hubert hat es dann erwischt.«
Oma Vettel greift entsetzt nach Broafs Hand. Fassungslos schluchzt die alte Dame los. Der Diener steht auf und schenkt ein Glas Bier ein. Er starrt einige Minuten verloren auf das Getränk und bringt es zu Baby Jack.
»Diese Vorgänge sind an Grausamkeit kaum zu überbieten. Ich kann dir allerdings bei meinem Dasein versichern, dass unsere Jezabel nichts damit zu tun hat! Sie ist oben in ihrem Zimmer und schläft«, erklärt der dem verunsicherten Neubewohner und streicht Oma Vettel beruhigend über die Hand.
Währenddessen sitzt J.J. empört an ihrem Schreibtisch. Den Kopf in die Hände gestützt, flucht sie leise vor sich hin:
»Das kann doch nicht wahr sein. Darania tyrannisiert ihr eigenes Volk und benutzt meinen Titel dafür. Diese Hexe ist wirklich das Letzte! Wahrscheinlich hat sie mir auch Sander hinterhergeschickt. Und ich bin wieder darauf reingefallen. So ein Mist! Sie wird