Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin. M.E. Lee Jonas
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J.J. Smith ist Geschichte. Nun ist sie Hexe Jezabel, die legendäre schwarze Prinzessin, unantastbar in ihrem Status. Um diese Entschlossenheit auch dem Hexenrat zu vermitteln, platzte sie einfach in Hystasias Büro und verlangte nach ihrer Amtseinführung. Die Hexe sah sie mehrere Minuten stumm an und rief daraufhin kurzerhand eine Dringlichkeitsversammlung des Hexenrats ein. J.J. durfte natürlich noch nicht daran teilnehmen, da sie offiziell noch kein Mitglied war. Also wartete sie in der Vorhalle und vertrieb sich die Zeit, indem sie den widerlichen Glugg mit ihren Possen auf die Palme brachte.
Nach zwei Stunden bat sie Hexe Cybill endlich nach oben und erklärte ihr, dass alle sechs Mitglieder zugestimmt hätten. J.J. war darüber nicht sonderlich erstaunt, da dieses Amt ihr sowieso zustand. Trotzdem hätte sie zu gern gesehen, wie diese Hexen krampfhaft nach einer rechtskräftigen Klausel suchen, um ihr dieses offizielle Amt vorzuenthalten.
Seit diesem Tag hat sich einiges geändert. Die Hexenratmitglieder hofierten das Mädchen zwar nicht, behandelten sie aber absolut respektvoll und ebenbürtig. J.J. fühlte sich in Xestha nicht fremd oder gar unerwünscht. Im Gegenteil, auch wenn die meisten Einwohner sich noch höflich zurückhielten, konnte sie ihre Aufregung spüren, wenn sie sich mit ihr unterhielten. Plötzlich schien es kein Problem zu geben, das sich nicht im Handumdrehen lösen ließe. Die Starre und Ziellosigkeit, die sie in den letzten Monaten lähmten und ihr den Lebensmut raubten, waren einer neuen, inspirierenden Energie gewichen, die sie scheinbar schwerelos durch die Tage trug.
So ist es nun schon eine Woche her, dass J.J. heimlich aus Havelock weggegangen ist.
Sie sitzt in ihrem Hotelzimmer und frühstückt eilig, da sie gleich einen wichtigen Termin im Amtsgebäude hat. Nervös starrt sie auf Rosinante und seufzt. Dieser tägliche Weg ist inzwischen zu einer Tortur geworden. Öffentliche Verkehrsmittel benutzt das Mädchen nicht mehr, da der Trubel um ihre Person doch sehr unangenehm ist. Sobald sie jemand erkennt, herrscht augenblicklich Hysterie. Es ist mittlerweile so schlimm, dass sie selbst im Hotel nicht mehr im Restaurant speisen kann. Jeder Zauberreichbewohner erkennt sie, da an jeder Ecke ihr Foto von riesigen Werbebannern prangt. Die schwarze Prinzessin ist, mehr denn je, das allumfassende Thema im dunklen Phad. Aber dieser Hype hat auch etwas Gutes. Er verschafft ihr ungewollt eine gewisse Distanz.
Das Mädchen stellt den Geschirrwagen auf den Gang und schlendert zum Ausgang. Hastig steigt sie auf Rosinante und begibt sich im Steilflug auf die Verkehrsebene. Im Zickzack fliegt sie zum Amtsgebäude, um ein paar aufdringliche Touristen abzuhängen, die ihr schon vor dem Hotel auflauerten. Genervt stapft sie ins Amtsgebäude, wo sie schon seit einer halben Stunde mit Hexe Cybill verabredet ist. Beim Pförtner muss sie sich inzwischen natürlich nicht mehr anmelden. Während der widerliche Glugg sie keines Blickes würdigt, geht sie also direkt zum Fahrstuhl durch. Die beiden haben ein unausgesprochenes Abkommen:
Er hasst sie, sie hasst ihn und dabei bleibt es!
Als sie das Büro von Hexe Cybill betritt, wartet dort noch eine andere Dame, die sie bis jetzt nur flüchtig kannte.
»Ah, Prinzessin Jezabel! Schön, dass du endlich da bist. Darf ich vorstellen: Hexe Strada, die wohl bekannteste Designerin Xesthas. Sie wird zukünftig für deine Garderobe zuständig sein. Sie ist extra hierhergereist, um Maß zu nehmen.
Während wir auf dich warteten, hat sie mir berichtet, dass ihr euch bereits bei einer Party im Hause deiner Großmutter kennengelernt habt.«
Die Kammerwächterin führt das Mädchen zu der alten Hexe, die sehr beschäftigt Nadeln und Stoffproben an einer Schneiderbüste befestigt. J.J. ist verblüfft, wie gekonnt Hexe Strada den hochwertigen Stoff drapiert.
»Ich freue mich, dich wiederzusehen, Hexe Strada! Es tut mir leid, dass du warten musstest. Vielleicht erinnerst du dich noch daran, dass ich auch sehr gern neue Schnitte ausprobiere. Damals auf der Party im Haus meiner Großmutter habe ich ein selbst entworfenes Kleid getragen. Na ja, es war nichts Großartiges. Wahrscheinlich ist es dir auch nur aufgefallen, weil es das langweiligste Kleid des Abends war. Kein Vergleich zu dem Papag… Ich meine natürlich zu dem bunten Hosenanzug, den du meiner Großmutter entworfen hattest«, stammelt das Mädchen nervös. Die alte Hexe blickt kurz auf und sieht sie mit einem eingefrorenen Lächeln an.
»Es ist mir eine außerordentliche Ehre, Hexe Jezabel! Wenn ich mir diese Feststellung erlauben darf: Du hast die gleichen Augen wie deine Großmutter!«
J.J. schluckt und blickt zu Boden.
»Das hat nichts zu bedeuten! Ich habe vielleicht ihre Augen, aber sonst unterscheiden wir uns doch sehr! Ich möchte dich bitten, dies bei deinen Vorschlägen zu berücksichtigen! Keine Hosenanzüge mit riesigen Mustern und keine knalligen Farben!«, zischt sie die verdutzte Designerin böse an.
Verunsichert von dem plötzlichen Stimmungswandel des Mädchens blickt Hexe Strada hilfesuchend zu Hexe Cybill. Der Kammerwächterin ist diese Situation mehr als peinlich, weshalb sie eilig das Gespräch übernimmt.
»Keine Angst, meine Liebe. Hexe Strada entwirft nur charakteristische Mode!
Hexe Strada, wie ich sehe, brauchst du noch ein paar Minuten. Ich werde diese Zeit nutzen, um noch etwas Dringendes mit der schwarzen Prinzessin zu besprechen!«
Sie lächelt der Designerin verlegen zu und zieht das Mädchen hinüber zu ihrem Schreibtisch. Dort drückt sie J.J. in den Besucherstuhl und sieht verstohlen zur Designerin. Mit ernster Miene nimmt sie einen Stapel Papiere und schiebt ihn dem Mädchen über den Schreibtisch.
»Das war nicht nötig, Jezabel! Wir Hexen gehen höflich miteinander um! Bitte überschätze deinen Status nicht! Ich möchte wissen, was dich dazu bewegt hat, derart die Fassung zu verlieren. Na gut, wir haben nur sehr wenig Zeit, um diese vielen Dinge hier zu erledigen.
Als Erstes müssen wir deine Wohnsituation ändern. Die Würdenträger sind sich einig, dass du auf gar keinen Fall in diesem Hotel bleiben kannst. Der Besitzer hat sich schon mehrmals darüber beschwert, dass so viele Schaulustige sein Gebäude belagern, da es die anderen Gäste erheblich stört. Deshalb sollten wir uns schnellstens um dein zukünftiges Haus kümmern. Hier sind ein paar Entwürfe von den besten Architekten unseres Landes.«
Die Kammerwächterin zeigt stolz auf einen Stapel Zeichnungen und lächelt das Mädchen verzückt an.
J.J. nimmt den obersten Entwurf in die Hand und sieht flüchtig drüber.
»Meine zukünftige Wohnsituation? Das ging aber schnell. Das heißt, dass ich wirklich hier in Xestha bleiben soll. Für immer?«, denkt sie plötzlich erschrocken. Eine merkwürdige Erinnerung ergreift sie so plötzlich, dass sie zusammenzuckt. Sie schluckt und schiebt die Entwürfe ungesehen zu Hexe Cybill zurück.
»Entschuldige, aber ich habe mich bereits für ein Objekt entschieden. Ich will das Gebäude auf der anderen Seite. Das, was aussieht wie ein zerbeulter Eimer«, sagt sie entschlossen, obwohl ihre Stimme bebt.
In den letzten Tagen war sie so beschäftigt, dass sie über einige Dinge, die sie noch vor Kurzem aus der Bahn geworfen hatten, gar nicht mehr nachdenken konnte. Ein einziger Blick auf die Entwürfe holte die verdrängten Gefühle für einen kurzen Moment zurück. Dazu blitzt Linus’ verzweifeltes Gesicht in ihr auf, was ihr einen weiteren schmerzhaften Stich versetzt. In diesem seltsamen Klartraum hatte der Junge auf dieses sonderbare Gebäude gezeigt und ihr gesagt, dass sie nur dort ihre Antworten finden würde. Seit ihrer Rückkehr in den dunklen Phad hatte J.J. nicht mehr an dieses seltsame Ereignis gedacht.
»Wie konnte ich das nur vergessen?«, denkt sie beschämt. Verunsichert sieht sie