Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin. M.E. Lee Jonas

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin - M.E. Lee Jonas страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin - M.E. Lee Jonas

Скачать книгу

Broaf ist einsam. Ein alter, einsamer Bär, der nun keine exzentrische, dunkle Hexe mehr beschützen muss. Aber er beklagt sich nicht, macht einfach weiter. An manchen Abenden schleicht er sich aus dem Haus und geht in den Garten. Dort setzt er sich auf die Blütenschaukel und denkt viele Stunden nach. Über die Vergangenheit mit Vettel und über seine einsame Gegenwart. Der Diener hat sich damit abgefunden, dass die aufregenden, abenteuerlichen Zeiten nun vorbei sind, was ja auch seine guten Seiten hat. Immerhin fallen somit die vielen schlaflosen Nächte weg, in denen er mit Vettel in der Küche sitzen und nach Lösungen für verzwickte Probleme suchen muss.

      »Wer weiß, wofür das alles wieder gut ist«, raunt er leise, als er J.J. endlich unter den Touristen entdeckt. Aufgeregt winkt er ihr zu und versucht dabei zu lächeln, damit sie seine Angst nicht gleich bemerkt.

      Das Mädchen ist nicht sonderlich überrascht, als sie Broaf sieht. Sie wusste, dass er da sein würde. Trotzdem muss sie sich zusammenreißen, als sie ihre Tasche mühsam durch die vielen glücklichen Menschen schleift. Als sie ihn endlich erreicht, löst sich ihr Gefühlschaos. Schluchzend fällt sie dem Diener um den Hals, der sie fest an sich drückt und ebenfalls weint.

      Das ist alles, was dieser Moment zulässt.

      Nach ein paar Minuten blicken sie sich traurig an.

      »Was ist passiert, kleine Prinzessin?«, fragt Broaf leise.

      Seine Stimme ist ungewohnt brüchig und J.J. bemerkt den leichten Geruch nach altem Whiskey, der sich durch den Pfefferminzgeruch seines Kaugummis drängt.

      Sie schluckt und bemüht sich, die richtigen Worte zu finden. Aber es ist alles viel zu schrecklich. Stumm holt sie den zerknüllten Brief des Hexenrates aus ihrer Hosentasche und reicht ihn Broaf. Als der Diener den Absender erkennt, beginnen seine Hände zu zittern. Nachdem er ihn mit weit aufgerissenen Augen gelesen hat, schlägt er erschrocken die Hand vor den Mund und nimmt das Mädchen schützend in den Arm.

      »Diese Bastarde! Keine Angst, wir finden eine Lösung! Das lasse ich nicht zu«, stammelt er zornig.

      Das Mädchen vergräbt ihr Gesicht tief in seiner Jacke und atmet den vertrauten Geruch seines Aftershaves ein. Das beruhigt sie.

      J.J. Smith ist vierzehn Jahre alt und musste schon einige Schicksalsschläge erdulden. Seitdem der Spiegel der Tore sie bei ihrer Geburt als schwarze Prinzessin ankündigte, wird das Mädchen vom Hexenrat gejagt, weil ihr Vater Timothey, ein Magieloser, der die Moral des dunklen Phads verabscheute, sie vor einem Leben als dunkle Hexe bewahren wollte. Als er und ihre Mutter Cassy, eine normale Frau von der Südinsel Neuseelands, bei dem Versuch in den weisen Phad zu fliehen, tödlich verunglückten, entschloss sie sich, niemals ein Leben mit Magie, als Hexe zu führen. Auch wenn das Mädchen damals erst ein Jahr alt war, hat sie dieses Erlebnis für immer geprägt.

      Sie war dabei. Saß im Auto, als die Skulks hinter ihnen herjagten, hörte die entsetzten Schreie ihrer Mutter und spürte den Schlag, als diese Monster sich auf dem Auto niederließen, das sich daraufhin überschlug.

      Als ihre Großmutter sie an ihrem sechsten Geburtstag dann mit einem Vergessenszauber belegte, der ihr nicht nur ihre Erinnerungen nehmen, sondern auch ihre Magie unterdrücken sollte, hofften sie, dass sie ein normales Leben führen könne. Frei von Magie, frei von einer Bestimmung, mit der selbst ihre Großmutter überfordert ist.

      Acht Jahre lang lebte sie in der Sicherheit, ein normales Mädchen zu sein. Es war eine glückliche Zeit, die sie in der Obhut der fröhlichen Hausdame Pippa in einem Internat in Marton verbrachte. Bis sich ihre magische Seite, hervorgerufen durch Gefühle, die sie nicht einordnen oder kontrollieren konnte, wieder nach vorn drängte. Der Vergessenszauber war nicht stark genug, um gegen J.J.s mächtige und dunkle Magie anzukommen. Deshalb beschloss ihre Großmutter, sie wieder zurückzuholen, um sie selbst entscheiden zu lassen, welches Leben sie führen und wo sie leben möchte. Oma Vettel hob den mächtigen Zauber nicht ganz uneigennützig wieder auf und gab dem Mädchen somit ihre Vergangenheit zurück.

      Das ist nun knapp drei Monate her.

      Seitdem ist alles anders. J.J. war dankbar und glücklich, als sie ihre Familie und die Halfies wieder um sich wusste. Das Mädchen ist nämlich sehr stolz auf ihre exzentrische Großmutter, die trotz der Tatsache, dass sie eine dunkle Hexe ist, im Geheimen soviel Gutes für andere Wesen tut. Aber sie hat auch die andere Seite ihrer besonderen »Herkunft« zu spüren bekommen.

      So war sie gerade einmal knapp vierzehn Jahre alt, als sie sich ohne jegliche Zauberkenntnisse den Gefahren des dunklen Phads aussetzte, um ihre Großmutter aus dem Verließ der heimtückischen Oberhexe Darania zu retten, die sich nicht damit abfinden will, dass dieses Mädchen mächtiger sein soll als sie.

      Was also wie ein wunderbares Märchen begann, entwickelte sich schnell zu einem furchtbaren Albtraum, aus dem es für J.J. anscheinend kein Entkommen gibt.

      Für das Mädchen hatte es sich seltsam angefühlt, als sie nach den ganzen Ereignissen während der Sommerferien in das Internat zurückgekehrt war. Aber sie hoffte, dass sie sich mit der Zeit von den Strapazen erholen und irgendwann ein ganz normales Leben führen könne.

      Diese Hoffnung wurde jedoch zerschmettert, als sie die offizielle Einberufung in das dunkle Zauberreich bekommen hat. Denn während J.J. dieses Reich abgrundtief hasst, verehren sie dessen Bewohner, da sie dort die langersehnte schwarze Prinzessin ist, die nun, mit vierzehn Jahren, ein Buch schreiben soll, welches über das Schicksal abertausender Zauberreichbewohner entscheidet. Und als wären dies nicht schon genug Probleme für einen Teenager, plagen sie tiefe Schuldgefühle, die sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Linus, ihr Schützer, ist fort. Er ist fort, weil sie ihn nur ein paar Stunden, nachdem sie den Hexenbesen von Oma Vettel geerbt hat, mit dem Vergessenszauber belegte, damit er nicht stirbt. In dieser Sekunde dachte sie, dass es keinen anderen Ausweg gäbe, denn der Junge war vollkommen überraschend im Hause ihrer Großmutter auf sie losgegangen, um sie zu verfluchen. Und das kurz nachdem sie sich gemeinsam gegen den dunklen Phad gestellt und das erste Mal geküsst haben. Warum Linus sich mit einem Schlag so veränderte, weiß J.J. bis heute noch nicht.

      Nun soll also dieser erste große Zauber, den sie in einem Moment der größten Verzweiflung anwandte, endgültig über ihr Schicksal, ihre Zukunft entschieden haben?

      Das Mädchen fühlt sich dem Ganzen hilflos ausgeliefert und überfordert. Deshalb braucht sie jetzt die Sicherheit ihres Zuhauses, ihrer Familie. Und diese besteht in der realen Welt nur noch aus Broaf.

      J.J. atmet durch und schielt zum Wagen, von dem sie ein leises, ungeduldiges Wimmern vernehmen kann, das sie in den letzten Wochen so schmerzlich vermisst hat. Lincoln, der kleine Halbtagshund, lugt durch die Scheibe der Fahrertür und lächelt sie erwartungsvoll an. Freudestrahlend rennt das Mädchen hinüber und reißt die Autotür auf.

      »Lincoln, mein kleiner Freund. Mein kleiner, bester Freund. Ich bin so froh, dich wiederzusehen!«

      Vor lauter Aufregung springt der halbe Mops auf und ab. Der Halfie ist so angespannt, dass er nur bellen kann. J.J. nimmt ihn in den Arm und drückt ihn fest an sich. Broaf hat dem Halbtagshund heute die Kleidung angezogen, die Linus ihm bei Madame Shari in der linkischen Gasse gekauft hat. Der Anblick amüsiert das Mädchen und macht es gleichzeitig unendlich traurig. Sie drückt ihrem geliebten Halfie ein Küsschen auf die Stirn und wartet darauf, dass Broaf ebenfalls in den Wagen steigt.

      Der Diener hievt ihre Tasche in den Kofferraum und sieht sich verstohlen um. Dann eilt er zur Fahrertür und setzt sich seufzend hinter das Lenkrad. Wortlos drückt er J.J.s Hand und streicht ihr sanft über die Stirn. Dann startet er den Motor. Bevor er losfährt, reibt er sich die Hände und haucht hinein.

      »Es

Скачать книгу