Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin. M.E. Lee Jonas
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Lincoln und Broaf sehen sich betrübt an und nicken ihr stumm zu.
J.J. steht auf und geht zur Tür.
»Die Küche sieht wirklich sehr schön aus! Danke, dass ihr das gemacht habt! Ich bin froh, dass ich wieder bei euch bin!«, sagt sie müde und geht hinauf in ihr Zimmer.
Die Gemälde, die extra schief an der Wand neben der Treppe hängen, beachtet sie nicht und sie bleibt auch nicht vor dem Schlafzimmer ihrer Großmutter stehen. Als sie ihr Zimmer betritt, verschließt sie hektisch die Tür und schmeißt ihre Tasche in die Ecke. Fluchend wirft sie sich auf ihr Bett und weint.
Alles, was sie in den letzten Wochen unterdrücken musste, drängt sich jetzt mit aller Macht nach außen. Jedes unterdrückte Gefühl, jede untersagte Erklärung, jeder Gedanke, den sie mit einer dicken Mauer ferngehalten hat. Wütend schlägt sie in den Kissenberg. Die Trauer um Diggler und Flick, der Umzug ihrer Großmutter, der Hass auf Darania und die unaufhörliche Sehnsucht nach Linus zerreißen sie innerlich. Es scheint, als würde es nichts auf dieser Welt geben, was sie trösten könne.
Erst als ihre Augen dick geschwollen und ihre Kehle trocken ist, schleppt sie sich in ihr Badezimmer und nimmt eine Dusche. Sie dreht das Wasser heiß auf und schrubbt ihren Körper, in der Hoffnung, dass dieses verfluchte schwarze Blut wieder verschwindet.
»Ich will das nicht! Ich will dieses Schicksal nicht!«
Außer sich vor Wut schmeißt sie die Bürste in die Ecke und schreit, bis sie erschöpft zusammensackt, weil ihr Kreislauf rebelliert. Als sie bemerkt, dass ihre Adern gefährlich anschwellen und dunkle Verse in ihrem Inneren hochkochen, dreht sie das Wasser eiskalt auf und setzt sich wimmernd unter den Strahl. Erst als ihre Lippen schon leicht bläulich sind, hat sie sich wieder etwas beruhigt.
Sie geht ins Ankleidezimmer und läuft wie ferngesteuert durch die schier endlosen Kleiderreihen. Am Ende schnappt sie sich einen grauen Jogginganzug und lässt sich erschöpft in einen der Loungesessel fallen.
»Ich wünschte, jemand würde mir wieder den Vergessenszauber auferlegen«, raunt sie in das leere Zimmer. Dann zieht sie ihre Beine ganz nah an sich heran und umklammert ihre Knie. Summend starrt sie in das dunkle Zimmer, bis sie einschläft.
Erst die feuchte Zunge des Halbtagshundes weckt sie wieder auf. Angeekelt stupst sie Lincoln weg und sieht sich verwirrt um.
»Lass das! Wie lange habe ich geschlafen? Du bist immer noch vorn sichtbar. Also höchstens ein oder zwei Stunden?«, fragt sie gähnend.
Der Halbtagshund schüttelt den Kopf und verdreht die Augen.
»Wieder sichtbar. Ich bin WIEDER vorn sichtbar! Es ist schon wieder ein ganzer Tag herum, J.J.
Broaf hat die anderen Bewohner schon mit Frühstück versorgt. Er hat mich hinaufgeschickt, um dich zu holen. Du solltest besser im Bett schlafen als in diesem Sessel, in diesem dunklen Zimmer. Dein Körper muss sich erholen«, sagt Lincoln besorgt.
J.J. beißt sich auf die Lippen.
»Schon wieder ein Tag herum?«, raunt sie versonnen.
Sie hüpft vom Sessel und geht mit dem Halfie hinab in die Küche. Dort sitzt Broaf am Küchentisch und liest sehr konzentriert die regionale Zeitung. Das Mädchen huscht auf ihren Lieblingsplatz und räuspert sich.
»Das ist neu! Seit wann liest du die örtliche Zeitung?«, fragt sie amüsiert.
Der Diener, der die Zeitung ausgebreitet vor sein Gesicht hält und aufmerksam einen Artikel über internationale Essgewohnheiten durchliest, zieht die Stirn kraus.
»Nun ja. Seitdem mit Vettel ein großer Teil der Magie aus dem Haus verschwunden ist, und ich mich damit abfinden muss, den Rest meiner Tage allein in der realen Welt zu fristen, habe ich mir ein paar ganz normale Dinge zu eigen gemacht. Die allmorgendliche Zeitung gehört dazu. Der kleine Jenkins ist so nett und wirft sie mir jeden Morgen vor das Tor«, antwortet er, ohne aufzusehen.
J.J. reißt die Augen auf und kichert. Lincoln setzt sich neben den Diener und grinst verschmitzt.
»Der Junge hat zuerst versucht, sie bis zum Haus zu bringen. Aber das hat er wegen der endlosen Einfahrt natürlich nicht geschafft. Daraufhin hat er versucht, sie über das Tor zu werfen. Aber auch das hat nicht geklappt. Jetzt wirft er sie einfach vor das Tor und fährt ganz schnell wieder weg. Ich habe ihn ein paar Mal dabei beobachtet und mich köstlich amüsiert!«
Der Halbtagshund kichert leise, wofür Broaf ihn missbilligend ansieht.
J.J. beißt in ihren Toast und freut sich, dass sie diesen kurzen, normalen Moment genießen darf. Sie legt den Rest aber wieder auf den Teller zurück und steht auf. Broaf schmeißt entsetzt die Zeitung beiseite und sieht sie entrüstet an. Das Mädchen hat jedoch keine Lust auf eine weitere Moralpredigt und verlässt wortlos die Küche.
Im Flur schnappt sie sich ihren dicken Parka und geht hinaus in den Garten, der wie immer in voller Blüte steht. Sie setzt sich auf die Blütenschaukel und vergräbt ihre Hände tief in den Taschen. Obwohl sie versucht es zu vermeiden, bleibt ihr Blick auf der Gedenksäule für Diggler und Flick hängen.
»Sinnlos! Einfach sinnlos! Wieso passieren diese Dinge? Was soll ich denn jetzt nur tun? Ich kann mich nicht ewig in Havelock verstecken. Irgendwann wird Darania hier auftauchen, oder schlimmer noch, einer ihrer widerlichen Handlanger.
Ich brauche einen Plan! Ich könnte mein Amt niederlegen und mich aus dem Register des dunklen Phads löschen lassen. Das hat Großmutter doch gesagt. Aber damit hätte ich auch jede Chance vertan, einen Gegenzauber für Linus zu finden. Außerdem bezweifle ich, dass ich das jetzt, unter diesen Umständen noch einfach so kann. Darania wird mich niemals in Ruhe lassen! Ich brauche einen guten Plan! Herrgott J.J., du musst nachdenken!«
Das Mädchen seufzt und lässt den Kopf hängen. Da hört sie neben sich ein vertrautes Räuspern. Schmunzelnd dreht sie sich um.
»Hallo Florence! Schön dich zu sehen«, sagt sie leise.
Das Sonnentrichterorakel grinst verzückt und verbeugt sich leicht. Verlegen sieht es das Mädchen an.
»Dürfte ich dir vielleicht einen Rat geben?«, fragt Florence vorsichtig.
J.J. presst die Lippen zusammen. Sie ist sich nicht sicher, ob sie jetzt einen Rat vom Sonnentrichterorakel hören möchte. Aber sie möchte Florence auch nicht beleidigen, also nickt sie zögerlich.
»Worin liegt deine größte Verzweiflung, Jezabel? Ist es der Brief vom Hexenrat? Ist es die Einberufung nach Xestha, welche dir, entschuldige bitte meine Offenheit, ein Leben mit schier grenzenlosen Möglichkeiten bieten würde?
Wenn du hier in der realen Welt bleiben würdest, was wolltest du dann tun? Das Geschehene ist geschehen. Du kannst es nicht mehr ändern. Verharre nicht in der Vergangenheit! Versuche deine Zukunft zu lenken und das geht nur, wenn du dich der Gegenwart stellst! Wenn du den Rat deiner Großmutter scheust, handle nach deinem Herzen! Das ist immer der einzig wahre Weg. Entscheide dich und dann geh los! Hadere nicht, wenn sich deine Entscheidung als falsch herausstellt. Darauf kommt es nicht an. Hör auf dein Herz und tue es!«
J.J. senkt den Blick und schnaubt.
»Für mich gibt es keine Herzensentscheidungen mehr! Ich finde keine Lösung. Es ist alles viel zu kompliziert!«,