Die kuriosen Abenteuer der J.J. Smith 02: Die schwarze Prinzessin. M.E. Lee Jonas
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Während der Fahrt redet niemand ein Wort. Die Stimmung im Wagen ist gedrückt, denn diese schlechten Neuigkeiten machen auch dem Diener zu schaffen.
Ab und zu schielt J.J. besorgt zu ihm hinüber, da ihr nicht entgangen ist, dass Broaf eingefallen und traurig wirkt. Erst als sie die endlose Einfahrt ihres Anwesens hinauffahren, atmet das Mädchen erleichtert aus.
»Endlich zu Hause!«
Die Anspannung, unter der J.J. seit ihrer Rückkehr nach Marton litt, löst sich schlagartig auf. Und als der Wagen endlich vor der schneeweißen Veranda anhält, beginnt sie vor lauter Freude und Erleichterung zu weinen. Noch ehe der Motor verstummt steigt sie aus und lässt den kleinen Halfie laufen. Aber auch hier in Havelock hat sich einiges verändert.
»Es fühlt sich anders an.«
Auch wenn Igor versucht sie aufzumuntern, indem er und seine Familie sich zu einem großen Herz formieren. Sie nickt den Schmetterlingen dankbar zu und geht zurück zu Broaf, der vor der Haustür auf sie wartet. Sonst scheint auch nichts auf eine wilde Willkommensparty hinzuweisen. Keine blinkenden Girlanden auf der Veranda, kein singendes Empfangskomitee, kein Sahnetoffeeregen, keine Großmutter, die das Haus ausschimpft, kein verzücktes Werschwein mit einem Klecks Sahne auf der Nase.
J.J. holt tief Luft und geht die knarrenden Stufen der Veranda hinauf. Sie zögert einen kurzen Moment, bevor sie unsicher den Hausflur betritt. Seit dem Tag ihrer Abreise hat sich das Haus anscheinend nicht mehr verändert. Es ist alles noch so, wie sie es verlassen hat. Der schwarz-weiße Gruselfilmeffekt verzerrt das Ambiente, während verwelkte Blätter, angetrieben durch eine kühle, pfeifende Brise, rastlos durch das Treppenhaus fliegen.
Broaf huscht eilig an ihr vorbei. Er stellt ihren Koffer auf die Treppe und nimmt ihr die Jacke ab.
»Es ist immer noch geschockt. Das Haus, meine ich. Diese vielen Veränderungen, weißt du. Erst verlieren wir Diggler und Flick, dann verlässt uns Vettel, um mit Konrad in Rosaryon zu leben und dann noch dieser furchtbare Moment, als du … Ich meine, als Linus …« Der Diener hält kurz inne und schluckt. »Egal, wir können diese Dinge nicht ungeschehen machen. Aber ich gebe täglich mein Bestes, um den Bewohnern ein gutes Heim zu bieten. Das braucht wohl alles noch seine Zeit«, beendet er schnell seine Rede.
Er räuspert sich, während er sich verlegen umsieht. Ein paar lose Blätter wehen ihm dabei langsam vor die Füße, die er genervt packt und hektisch in seiner Jackentasche verstaut. J.J. bemerkt, dass dort schon einige drinstecken.
»Anscheinend hat Broaf das Haus überhaupt nicht mehr im Griff.«
J.J. nimmt ihn an die Hand und horcht in Richtung des Esssalons. Aber sie kann nichts hören. Keine Stimmen, kein Gebrabbel und auch kein Gezeter. Der Diener scheint ihre Gedanken zu erahnen.
»Ich habe ihnen noch nichts gesagt. Mrs. Rogan rief gestern Abend hier an und wollte sofort mit Vettel sprechen. Ich sagte ihr, dass deine Großmutter für eine Weile verreist und ich währenddessen dein Vormund sei. Daraufhin erzählte sie mir ganz aufgeregt von dem Brief, den du Zoé hinterlassen hast, und dass du mit Sack und Pack fortgelaufen seist. Sie machen sich wirklich sehr große Sorgen. Deine Freunde und Pippa haben noch bis spät in die Nacht nach dir gesucht. Ganz schönes Chaos, was du da verbreitet hast, meine Liebe.
Aber ich dachte mir gleich, dass du hierher kommst. Wo solltest du auch sonst hingehen? Ich denke, es war längst überfällig. Es geht dir überhaupt nicht gut, oder?«
J.J. sieht betroffen zu Boden und schluckt kräftig. So wie sie es in den letzten Monaten immer getan hat, wenn sie jemand gefragt hat, wie es ihr gehe. In Marton konnte sie mit niemandem über die furchtbaren Geschehnisse reden. Zoé hat nicht einmal nachgefragt, was es mit dem Stein auf sich habe. So als hätte sie es einfach vergessen. Sie war vielmehr an J.J.s neuer Frisur interessiert als an ihren seltsamen Abenteuern.
Hier in Havelock ist das allerdings anders. Hier kann sie darüber reden. Sie lehnt ihren Kopf an Broafs Arm und schüttelt langsam den Kopf. Der Diener streicht ihr sanft über das Haar.
»Ich weiß, ich weiß. Mir geht es genauso. Eigentlich bin ich froh, dass du hier bist! Es war eine dumme Hoffnung, dass wir nach diesen fürchterlichen Ereignissen einfach weitermachen können, als wäre nichts passiert. Ich mache uns jetzt erst einmal etwas Richtiges zu Essen. Anschließend überlegen wir uns, wie es weitergeht.«
J.J. zuckt leicht zusammen und stockt. Als sie das letzte Mal diese Küche betreten hat, wollte Linus sie verfluchen und dann ist es passiert. Diese Katastrophe, die sie seitdem verfolgt, ihr keine Ruhe gönnt und sie nicht mehr schlafen lässt. Ängstlich sieht sie den Diener an und schüttelt den Kopf. Aber Broaf lächelt sie verschmitzt an und zeigt zwinkernd zur Küche.
Da sie weiß, er der rücksichtsvollste Mensch auf Gottes Erden ist, geht sie langsam hinter ihm her. Mit gesenktem Kopf betritt sie die Küche und rennt zur Eckbank, ohne sich umzusehen. Sie setzt sich auf ihren Lieblingsplatz und starrt aus dem Fenster. Broaf stellt sich vor die Eckbank und stemmt die Hände in die Hüfte.
»Also, wirklich! Da haben wir uns solche Mühe gegeben und du siehst es dir nicht einmal an!«, spöttelt er und imitiert dabei gekonnt Oma Vettels Zeterton.
J.J. dreht sich um und staunt.
Broaf hat die Küche renoviert! Er hat sie sogar neu eingerichtet. Im Gegensatz zu den urigen Möbeln aus Oma Vettels Zeiten stehen nun sehr moderne, weinrote Möbel mit Hochglanzfronten an der Wand. Der dreiflügelige Kühlschrank wurde durch ein zweitüriges, schwarzes Modell ersetzt, was J.J. doch etwas schade findet.
Broaf eilt hinüber und streicht sacht über die polierte Oberfläche.
»Durch Vettels Auszug und deinen Internatsaufenthalt sind wir ein paar Bewohner weniger im Haus. Die Feste, die sonst monatlich stattfanden, gibt es seit eurem Auszug auch nicht mehr. Ich dachte deshalb, dass ein zweitüriges Modell für mich und die restlichen Bewohner ausreichen würde. Also, Jezabel, worauf hast du Appetit?«, fragt er grinsend.
Das Mädchen geht hinüber und drückt auf das moderne Glasdisplay. Gespannt wartet sie, was passiert. Als die freundliche Stimme sich meldet, bestellt sie Hühnchenburger mit Pommes frites. Der Diener verdreht die Augen und schnalzt mit der Zunge. J.J. befürchtet nun, dass sie etwas verkehrt gemacht hat, und öffnet hastig die Tür.
»Puh! Ist wohl ein neueres Modell? Dieses Mal hat er die richtige Anzahl serviert«, stellt sie erleichtert fest.
»Ja, in der Tat! Das ist das allerneueste Modell! Den habe ich mir geleistet. Er hat einen hochempfindlichen Sensor, der die genaue Anzahl der sich im Raum befindlichen Wesen erfasst. Somit wird eine grobe Verschwendung von Nahrungsmittel vermieden«, erklärt der Diener mit stolz geschwellter Brust.
J.J. nimmt sich schnell ihr Essen heraus und setzt sich auf die Eckbank. Lincoln und Broaf sitzen ihr gegenüber und starren sie erwartungsvoll an.
»Was hast du jetzt eigentlich vor? Sollen wir vielleicht Oma Vettel kontaktieren?«, fragt der Halfie zögerlich.
J.J. legt ihren Burger beiseite und schüttelt energisch den Kopf.
»Nein! Ich möchte euch bitten, Großmutter erst einmal nicht zu sagen, dass ich hier bin! Ich weiß, was ich da von euch verlange, aber ich brauche ein paar Tage Ruhe. Broaf, vielleicht könntest du Mrs. Rogan sagen, dass wir einen Trauerfall in der Familie haben und ich deshalb eine Zeit lang