Himmelsvolk. Waldemar Bonsels

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Himmelsvolk - Waldemar Bonsels

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Betrachtung. »Aber wer wird sich die Mühe machen, einen solchen halbblinden Popanz zu

       überzeugen, der überall nach Schmutz und Schlamm sucht, nur um seine Nase hineinbohren zu

       können. Was tun Sie denn eigentlich sonst? Sie suchen nach schwarzem Unrat, und dann immer

       hinein, immer hinein! Wenn Sie möglichst fest drin sitzen, so sagen Sie, Sie lebten nach dem Herzen

       Gottes!«

       »Sie wissen nicht, was Erde ist«, antwortete der Maulwurf freundlich und langsam, lächelte und

       strich sich über den Bauch. »Sie wissen es nicht, Sie windiges Federvieh. Wer sich in der Luft

       herumtreibt, muß notwendigerweise leichtsinnig und haltlos werden. Nicht einen einzigen Gang

       haben Sie, der Ihnen gehört, den Sie kennen. Hierhin, dorthin, wie es Ihnen in den Sinn kommt, und

       abends sitzen Sie da und wissen selbst nicht, wozu dieses ungeregelte Geflatter eigentlich

       stattgefunden hat.«

       Es zog ein Duft herüber vom Abhang, irgendwo mußte ein Waldstrauch aufgeblüht sein.

       Ein paar Tiere hatten sich um die Streitenden versammelt, Li, das Eichhorn, Josa, die Ringelnatter,

       und von der Dolde einer eben erblühten Schafgarbe schauten ein paar Käfer hinüber und amüsierten

       sich über den Streit, der andauerte und ebenso erregt wie heiter wurde, aber plötzlich verstummten

       die lachenden und eifrigen Stimmen eine nach der anderen, obgleich zu Anfang noch niemand recht

       wußte, was eigentlich geschehen war.

       Hinter einem großen alten Baumstumpf hervor fiel aus dem Waldschatten ein Lichtschein, der nicht

       von der Sonne kam, aber trotz ihres Lichtes hell schimmerte. Dieser Glanz war es, der die plötzliche

       Stille mit sich brachte, dies Schweigen eines tiefen Erstaunens, in das alle versammelten Tiere fielen.

       Sie wandten ihre Augen in großer Verwunderung eins nach dem andern diesem Leuchten zu, und

       ihnen ward so seltsam zumut, daß manchem das Herz laut und hörbar in der Brust klopfte.

       Da erkannten sie einen kleinen, kleinen Menschen, der blaß und still mitten in diesem Leuchten

       stand und seine Arme emporhob, als ob er ihnen mit Angst und einer Bitte nahte. Er war kaum so

       groß wie die Feldblumen am Wiesenrand. Sie erkannten, daß zwei helle Flügel seine Schultern

       überragten, so weiß wie Schnee und von großer Zartheit, so daß sie in dem sanften Windzug

       erzitterten, der über die winzigen braunen Wäldchen der Moosblumen zog. Der ganze Körper dieses

       wunderbaren Wesens war durchschimmert von Licht und schien viel eher zu schweben, als zu

       schreiten, aber es war kein Zweifel, ein lebendiges Wesen kam auf sie zu, mit großen Augen, wie zwei

       Sterne.

       Das Erstaunen und das Entzücken der Waldwiesenleute läßt sich nicht schildern und, o Wunder, nicht

       nur die großen und kleinen Tiere, nein auch die Sträucher und Blumen, ja die kleinsten Pflanzen

       erschauerten bis tief in ihre Seelen vor dieser reinen Lichtgestalt, die wie ein kleiner Engel unter sie

       trat.

       Nun wußten wohl manche der erfahrenen Geschöpfe, daß dies nur ein Blumenelf sein konnte, aber

       ihre Verwunderung wurde darüber nicht geringer, denn die Blumenelfen leben nur des Nachts, für

       wenig Stunden, in denen der Mond sie weckt, und wer wüßte nicht, daß sie mit der heraufsteigenden

       Sonne sterben müssen und im Morgentau zerfließen, damit die Blumen sie wieder in ihre Kelche

       nehmen können? Es war nie gehört worden, soweit die ältesten Tiere zurückdenken konnten, daß

       am Tage, im Sonnenlicht, ein Blumenelf erblickt worden wäre, und selbst die Linde, die schon viele

       hundert Jahre lang die Erde kannte, rauschte geheimnisvoll auf, und es erklang über alle die

       betroffenen Seelchen hin aus ihrer Höhe:

       »Ein Wunder geschieht, ihr Lieben, ein Wunder!«

       Die Geschöpfe des Waldes standen ratlos da, ohne daß eines von ihnen gewagt hätte ein Wort zu

       sagen. Andere kamen aus ihren Schlupfwinkeln hervor und starrten fassungslos hinüber, alle Furcht

       voreinander vergessend, es dachte aber auch wirklich jetzt niemand daran, einem anderen ein Leid

       zuzufügen.

       Da sagte das kleine Menschenwesen zu den Tieren:

       »Erschreckt euch nicht, ich bin nur ein Blumenelf. Ich habe mich verflogen und kann nicht mehr in

       meine Heimat zurück. Erlaubt mir, daß ich bei euch bleibe.«

       Die Bewegung unter den Waldwiesenleuten war unbeschreiblich. Sie hatten alles eher erwartet, als

       diese einfache und bescheidene Bitte, und waren ratlos vor lauter Verlangen, dem Elfen ihr

       Entgegenkommen und ihr Wohlwollen zu zeigen. Da ließ sich aus einem Lindenast, dicht am Stamm

       im Schatten, die Stimme der alten Eule Uku vernehmen, die durch dieses Ereignis trotz der

       Tageshelle aus ihrer Baumhöhle getreten war.

       »Preist euch glücklich,« rief sie laut, »ein Elf will bei euch wohnen! Glaubt mir, daß mit ihm nur

       Freude bei uns einkehren wird, und seid liebreich zu ihm.« Hierauf wandte sie sich an den Elfen

       selbst und fuhr fort. »Sei uns willkommen und wohne bei uns auf der Waldwiese, wo du willst und

       solange du magst. Es wird keiner unter uns sein, der dir nicht gerne gefällig ist, wir sind sehr erfreut,

       daß du Wohnung bei uns nehmen willst, und es ist auch recht schön hier, das kann man ohne

       Übertreibung wohl sagen.«

       Die alte Uku galt als sehr weise und genoß hohes Ansehen auf der

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