Eine vernünftige Verbindung. Catherine St.John
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Читать онлайн книгу Eine vernünftige Verbindung - Catherine St.John страница 6
Sir Charles starrte seine Tochter, die wie eine Furie vor ihm stand, verwirrt an und wollte seinen Blick schon wieder auf die Papiere vor ihm senken, als sie ihn anschrie: „Das habe ich ernst gemeint! Wir haben keinen Anspruch auf dieses dumme Herzogtum1 Du vertust deine Zeit und lässt uns hungern!“ Damit packte sie einen sorgfältig verschnürten Stapel Papier und wandte sich zur Tür. Sir Charles kreischte auf: „Halt! Das sind wichtige Beweise! Hier, ich habe noch etwas Geld!“
Er kramte in seiner Jackentasche und warf eine Handvoll Münzen auf den Boden; Emily sammelte sie hastig auf – sogar ein Sovereign war darunter! Aber sein Benehmen: Gehörte er nicht allmählich nach Bedlam?
Sobald sie sich wieder beruhigt hatte und auch ihr Gesicht, wie sie in dem Spiegel in ihrem (kalten) Schlafzimmer sehen konnte, nicht mehr so zornrot war, spannte sie an und fuhr nach Little Moreton, wo sie einen prächtigen Schinken kaufte, außerdem alles, was man für mehrere Brotlaibe brauchte, einen Korb Äpfel, einen Bund Mohrrüben (für William und die Pferde), einen großen Käse und noch so allerlei. Das würde für etwa eine Woche reichen, überlegte sie – aber so viel war von dem Sovereign danach gar nicht mehr übrig. Einen Laden für Tee und Gewürze gab es in Little Moreton auch, so dass sie auch Tee besorgen konnte und auf der Straße vor dem Geschäft auch mit einigen Bekannten Bemerkungen wechseln konnte. Über das zu kühle Wetter und den Mehlpreis ging das aber auch nicht hinaus.
Zuhause verräumte sie ihre Einkäufe und machte auch ihrem Vater etwas zu essen, bevor sie an die Herstellung eines Brotteigs ging und ihn schließlich, in ein sauberes Tuch gewickelt, beiseitestellte.
Ihr Vater war mit Schinken, Eiern und dem Rest des älteren Brotes offenbar zufrieden gewesen, jedenfalls war der Teller restlos geleert. Emily nahm ihn stumm mit in die Küche, wo sich mittlerweile auch die kleine Deirdre eingefunden hatte, die gerade Spülwasser heißmachte.
„Hast du überhaupt schon etwas gegessen, Deirdre?“
Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, Miss.“
„Gut, spül du das Geschirr – viel ist es ja nicht, danach essen wir auch etwas.“
Immerhin hatte William fünf neue Eier gefunden, so dass es für Rührei mit gebratenem Schinken reichte und auch noch etwas übrigblieb. Und danach für jede einen Apfel…
Sie brachten danach die Küche einträchtig in Ordnung und Emily begann zu überlegen, seit wann sie hier das Leben einer Kreuzung aus Erstem Hausmädchen und Gouvernante führte. Eigentlich lief es doch seit Williams Geburt so, es wurde nur langsam immer ärger mit Papa.
Hatte die Idee, dass er nun einen Erben hatte, ihm so das Hirn vernebelt, dass er nun unbedingt diesem Erben nicht eine Baronets-, sondern eine Herzogswürde hinterlassen wollte? Und Mama, die ihn vielleicht noch hätte bremsen können, war wenige Tage nach Williams Geburt gestorben… So genau wusste sie die Einzelheiten auch nicht, denn damals hatte sie gerade einmal zwölf Jahre gezählt. Mit dem Neugeborenen, das die Milch nicht recht vertrug, war sie beschäftigt genug gewesen, so dass sie nicht so ganz registriert hatte, wie sehr ihr Vater in diese Wahnwelt abgeglitten war.
Aber so konnte es nicht weitergehen – sollte sie jetzt einmal pro Woche dem Vater drohen, seine Stammtafeln, Kirchenbuchauszüge und sonstigen „Beweise“ der herzoglichen Abkunft ins Feuer zu werfen, damit er das nötigste Geld für den Haushalt herausrückte? Diese Drohung brauchte sich doch ab! Spätestens in zwei Wochen würde er kaum noch aufblicken, wenn sie damit einfing. Oder er hätte seine Kostbarkeiten weggeschlossen…
Kostbarkeiten… nein, es gab nichts mehr, was man zu Geld machen konnte. Ihre Perlenohrringe (von Mama) waren nicht viel wert und konnten hier in der Gegend auch kaum verkauft werden – mehr besaßen sie nicht mehr. Höchstens die Pferde, aber das kam gar nicht in Frage, es bräche William das Herz! Und litt der Junge nicht schon genug darunter, dass es kein Schulgeld für ihn gab? Ihr Vater war wirklich ein Rabenvater!
Sie konnte aber doch auch nicht hier herumsitzen und hoffen, dass ein Retter vorbeikam? Warum dachte sie dabei an diesen recht sympathischen Gentleman, dem William geholfen hatte, ein Steinchen unter dem Eisen seines Pferdes hervorzupraktizieren? Der würde doch nicht noch einmal vorbeikommen, das wäre wohl zuviel des Zufalls.
Kapitel 5
Miles hatte seine finanziellen Mittel gründlich revidiert und war zu dem Ergebnis gekommen, dass er einer Frau auch mit einem hartleibigen Großvater einen bescheidenen Wohlstand bieten konnte.
Wenn er die nette, vernünftige Miss Allington dafür ins Auge fasste – ihr würde ein bescheidener Wohlstand wohl wie das Paradies erscheinen! Und der aufgeweckte Junge konnte auf die Schule geschickt werden, es wäre ja schade, seine Anlagen nicht zu nutzen.
Dann sollte er zuerst seinen Großvater auf die Bedingungen festnageln und danach Miss Allington ein Angebot machen - und das würde er jetzt auch sofort erledigen!
Nate wurde zum Stall geschickt, um Dawn satteln zu lassen, er selbst kleidete sich für einen langen Ritt um und eilte dann, in einem modischen Reitmantel, hochglänzenden Stiefeln, Handschuhe und Gerte in der Hand, nach unten, wo Nate mit dem Stallknecht plauderte, der den schnaubenden Dawn knapp am Zügel hielt.
Er warf dem Stallknecht eine Münze zu, tauschte mit Nate ein Grinsen und schickte ihn nach oben, die Wohnung in Ordnung zu bringen, dann schwang er sich in den Sattel und trieb Dawn an.
Unterwegs hatte er viel Zeit, sich Strategien zu überlegen, mit denen er seinen Großvater auf seine Seite ziehen konnte, aber er musste sie alle wieder verwerfen, denn der alte Teufel war ihm fast fünfzig Jahre an Schlauheit voraus – das konnte schwierig werden…
Er blinzelte ab und zu in die hübsche, aber kühle Spätsommerumgebung und ließ Dawn traben, während er sinnierte. Wenn er nur wenigstens Easton Manor sofort haben konnte! Andererseits war es das einzige, das der alte Teufel nicht dem Langweiler James vererben konnte, wenn es am Titel hing.
Er neidete dem Cousin die Zuneigung des Großvaters nicht, auch wenn er sie nicht recht verstand. Musste der alte Earl sich mit dem behäbigen James nicht langweilen? Er selbst war doch deutlich geistreicher und konnte sich mit dem alten Teufel elegant streiten, wobei dann die alten, aber immer noch lebhaften dunklen Augen amüsiert zu funkeln pflegten. James hatte doch bestenfalls ein unterdrücktes Gähnen erreicht?
Gut, das war unfair, eigentlich war er ein herzensguter Kerl.
Aber eben langweilig.
Bei einem Gasthof hielt er an, ließ seinen Hengst tränken und füttern und trank selbst einen Krug Bier, dann ritt er weiter und kam kurz vor der Lunchzeit in Eastley Hall an. Der Butler freute sich, ihn zu sehen: „Lord Miles! Das wird seine Lordschaft aufmuntern!“
War James etwa dagewesen und hatte ihn angeödet? Laut antwortete er aber nur: „Ich werde mein Bestes tun, Morton.“
Der Earl befand sich in der prunkvollen Bibliothek und saß dort an einem großen Tisch, wo er verschiedene Folianten um sich herum aufgestapelt hatte.
„Sie forschen, Sir?“
„Ah, Miles! Was führt dich denn so schnell wieder hierher? Ja, ich versuche einige Aspekte unserer Familiengeschichte zu klären – so lange es diese Familie noch gibt.“ Er seufzte theatralisch, was Miles ein Grinsen entlockte.
„Ich