Deutschland 1800 - 1953. Jürgen Ruszkowski

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Deutschland 1800 - 1953 - Jürgen Ruszkowski gelbe Buchreihe

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des Kreuzer SMS „NAUTILUS“, gewarnt, woraufhin die SMS „NAUTILUS“ sofort zur Sondierung der Lage nach Angra Pequena entsandt wurde. Weiterhin sendete er ein Kabelgramm an den Konsul Lippert, in dem dieser aufgefordert wurde, der Kapregierung mitzuteilen, dass dieser Landerwerb des Herrn Lüderitz ab sofort unter dem Schutz des Deutschen Reiches gestellt wird.

      Damit hatte die Geburtsstunde des deutschen Kolonialreiches geschlagen. Auf Anweisung des Reichskanzlers setzte daraufhin die Marineleitung am 21. Juni 1884 die gedeckte Korvette SMS „ELISABETH“, ein Kadettenschulschiff, mit Kurs Südatlantik in Marsch, mit dem Befehl, sich im Verein mit der auf der Heimreise von Ostasien befindlichen gedeckten Korvette SMS „LEIPZIG“ und dem bereits im Südatlantik befindlichen Kanonenboot, SMS „WOLF“, an der südwestafrikanischen Küste zu vereinen und den Küstenstreifen zwischen Oranjefluss und Angola endgültig in deutschen Besitz zu nehmen und einer britischen Annexion zuvorzukommen.

Grafik 114

      Korvette SMS „LEIPZIG“

       Quelle : Längin B.: Die deutschen Kolonien, In Treue fest, Deutsch Südwest

      Das denkwürdige Ereignis der offiziellen Flaggenhissung in der Bucht von Angra Pequena fand am 7. August 1884 statt. Der feierliche Hoheitsakt wurde von den Besatzungen der Korvetten SMS „LEIPZIG“ und SMS „ELISABETH“ vollzogen.

      Dieser Hoheitsakt brachte großes Aufsehen in der in- und ausländischen Presse, löste aber Begeisterung im deutschen Volk aus, aber auch einen beträchtlichen außenpolitischen Wirbel, besonders mit dem britischen Empire (vergleiche Walter Nuhn, Kolonialpolitik und Marine Seite 46, 47).

      Kapitän zur See Raven von SMS Kanonenboot „WOLF“ bekam auch noch den Auftrag, im Rahmen einer kühnen Überraschungsaktion vom Nordufer der Swakopmündung bis an die Grenze von portugiesisch Angola an markanten Punkten deutsche Hoheitspfähle in den Boden zu schlagen. Dieser Coup war gelungen. Lüderitz hatte bereits zu diesem Zeitpunkt vom Topnaarkapitän Piet Haibib weiteres Land in den Grenzen der Breitengrade 22° bis 26° Süd Land für 20 britische Pfund Sterling erworben. Schon im September erkannte die britische Krone die deutsche Schutzherrschaft an. (vergl.: In Treue fest Deutsch-Südwest, Seite 111).

Grafik 115

      So sah der Zeichner damals das Ereignis der Kolonialgründung in

      Südwestafrika

      Quelle: Walter Nuhn, Kolonialpolitik und Marine, Bernhard & Graefe Verlag, Bonn, 2002, Seite 347

      Eigentlich wäre ich jetzt mit der Nachhilfe im Geschichtsunterricht aus dem Kaiserreich am Ende. Doch nicht ganz. Es sollte noch einmal interessant werden mit dem Fortgang dieser Geschichte.

Grafik 116

       Quelle : Längin B.: Die deutschen Kolonien, In Treue fest, Deutsch Südwest

      Herr Lüderitz klotzte ran, seine Leute errichteten in Aus, Kuibis und Bethanien eine Faktorei nach der anderen. Sie schlossen Kaufverträge ab und erwarben Minenrechte in geographisch grob und unklar begrenzen Gebieten. Lüderitz’ Agent Koch erwarb von dem Afrikaaner-Kapitän Jan Jonker den Platz Windhuk und das dazugehörige Weideland mit Ausnahme der Privatrechte des Stammes für 100 brit. Pfund Sterling. Das heißt, er hatte jetzt Landerwerb im Überfluss, aber auch gleichzeitig ein total verkorkstes Geschäft. Er war eigentlich pleite.

      Angereiste Mineningenieure und Geologen fanden absolut keine abbauwürdigen Bodenschätze, kein Gold, kein Kupfer, kein Silber, kein Blei und keine Kohle, nur Sand bis Walvish Bay. Der Tauschhandel mit den Eingeborenen lohnte sich sowieso nicht. Irgendwann hatte er 1885 rund eine Million Goldmark in seinen afrikanischen Landbesitz gesteckt. Und als dann auch noch seine Brigg „TILLY“ aus Deutschland kommend mit teuren Bohrmaschinen an Bord in der Einfahrt der Angra-Pequena-Bucht auf dem Angra-Riff auflief, Wasser machte und sank, da sank auch der gute Stern des Adolf Lüderitz. Seiner Firma ging die Puste aus, und er verkaufte im April 1885 große Teile seiner Besitzungen mit den dazugehörigen Minenrechten an die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika. Den neuen Herren der alten Erde wurde von Berlin aus die Landeshoheit übertragen. Adolf Lüderitz, der hanseatische Großkaufmann aus Bremen, gab trotzdem nicht auf. Im Juli brach der nicht mehr so junge Hanseat von Aus zu einer Expeditionsreise per Ochsengespann zusammen mit Bergwerksingenieur Iselin, dem Seemann Steingröver und dem Faktoreileiter Müller in den Süden zum Oranjefluss auf, um Mineralien zu suchen. Am Ufer des Oranje bestiegen Lüderitz und Steingröver ein Faltboot, um damit den Fluss auf seine Schiffbarkeit zu untersuchen. In seinem letzten Brief an die zurückgebliebenen Kollegen schrieb er: „Der Fluss ist hübsch und romantisch, macht uns aber viel Arbeit, da wir 52 Stromschnellen zu überwinden hatten.“ Beide Kanuten übernachteten auf der Farm des Buren Kort Doorn, verließen dann das Festland und waren seitdem verschollen geblieben. Das war das Ende des Großkaufmanns aus Bremen im Mündungsgebiet des Oranjeflusses (siehe: In Treue fest – Deutsch-Südwest, Seite 112,113).

      Doch zurück zur Gründung der Schutztruppe, denn sie war jetzt notwendiger denn je. Zuerst wurde eine private Schutztruppe, die aus deutschen Siedlern bestand, rekrutiert und aufgestellt, die sich den aufständigen Hereros und Namas entgegenwarf und die Weißen verteidigten sollte. Als diese ihre Unterlegenheit gegenüber den kriegerischen Eingeborenen nach Berlin telegrafierten, kam endlich Bewegung seitens der Reichsregierung und des Militärs ins Spiel. Ein Herr Heinrich Ernst Göring aus Emmerich wurde vom Kaiser zum Reichskommissar von Deutsch-Südwestafrika ernannt.

      Man sollte die Kolonie befrieden, die ausgebrochenen Unruhen der Herero- und Namastämme niederschlagen. Doch der „gelbe Hendrik“ (Häuptling der Namastämme), einer der verwegensten Räuber in Deutsch-Südwest, und der „weiße Wilhelm“ waren als König und Kaiser von Gottes Gnaden für zwei verschiedene Reiche bestimmt. Keiner kannte den anderen, wahrscheinlich hätten sie sich auch gegenseitig gehasst, weil beide große Dickköpfe waren. Als die deutschen Südwestler Hendriks Waffenhandel unterbinden wollten, vertrat der Nama furchtlos die Meinung, dass „der Mensch ein natürliches Recht auf das Tausch- und Prestigemittel Waffe habe, ebenso wie auf Sonne und Regen!“ (vergl.: In Treue fest, Deutsch-Südwest, Seite 114.)

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      Estorffs legendärer Kavallerietransport. 1894 kamen sie mit dem Dampfer „JULIA BOHLEN“ in Swakopmund an, allerdings ohne Pferde. Die Logistik hatte noch nicht einwandfrei funktioniert. Einige Herren mussten zu Fuß von Swakopmund nach Windhuk marschieren, da an der ganzen Küste keine Pferde aufzutreiben waren. (Wahrscheinlich hatten einige Herren bei diesem Spaziergang runde Füße bekommen. Anmerkung des Verfassers) siehe: In Treue fest, Deutsch-Südwest.

       Quelle : Längin B.: Die deutschen Kolonien, In Treue fest, Deutsch Südwest

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      Nachfolgender Reichskommissar von Herrn Göring wurde der aus Strümpfelbrunn im Odenwald stammende Kommandeur der Schutztruppe und Gouverneur Theodor Leutwein

      Jetzt war eine militärisch gedrillte Schutztruppe gefordert, die per Schiff aus Deutschland nach Deutsch-Südwest transportiert wurde. Die angereisten Herren in ihren Paradeuniformen waren in bester Stimmung und glaubten, ein leichtes Spiel mit den Hereros und den Namas zu haben.

      Doch Hochmut kommt vor dem Fall. Der Schuss ging zunächst nach hinten los! Auch diese Elitetruppe erlebte enorme Verluste, da die kriegerischen Reiter der Namastämme sich in der Geographie des Landes besser auskannten und gut bewaffnet waren.

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