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sehe ihm hinterher. In dem Moment ruft Daniel mir zu, dass ich zu ihnen kommen soll und ich sehe Carolin verunsichert an.

      Ohne ein weiteres Wort entlässt sie mich aus ihrem Arm und ich nicke. Ihr kann nichts passieren, wenn wir alle mitfahren.

      Schnell laufe ich zu den letzten Plätzen der Gondeln und als ich zurücksehe, wirft sie mir einen Handkuss zu.

      Ich setze mich auf einen der wenigen freien Plätze und die Sicherungen fahren herunter. Langsam schrauben sich die drei Gondeln in die Höhe.

      Ich kann noch einen letzten Blick auf Carolin werfen und erstarre. Sie sieht lächelnd zu mir herauf, aber hinter ihr steht Julian …

      In mir setzt alles aus. Verdammte Scheiße, ich hatte nicht darauf geachtet, ob Julian auch wirklich in das Karussell eingestiegen war. Nun ist er bei Carolin und ich sitze in dieser Gondel fest, die langsam in die Höhe steigt.

      Es ist unmöglich, Carolin auch nur annähernd im Auge zu behalten und irgendwann gebe ich es auf und hoffe nur, dass die Fahrt schnell endet. Aber wie alles, was schnell zu Ende gehen soll, dauert es eine gefühlte Ewigkeit.

      Endlich senken sich die Gondeln endgültig ab und als die Sicherungen uns freigeben, sprinte ich zu Carolin, die alleine dasteht und wie zum Schutz ihre Arme um sich geschlungen hält. Sie wirkt verwirrt und so schrecklich verletzlich. Es versetzt mir einen Stich.

      Ich starre Julian an, der mich nur angrinst. Am liebsten würde ich ihm an die Gurgel springen, als er auch noch die Schultern hochzieht, als könne er doch gar nichts dafür, dass er und Carolin die Einzigen waren, die bei diesem Spiel übriggeblieben sind.

      „Carolin, ist alles in Ordnung?“, frage ich sie und ziehe sie in meine Arme. Es tut mir so unendlich leid, dass ich nicht aufgepasst habe und nur an mich und meinen Spaß dachte.

      „Erik, es ist alles gut. Es ist nichts passiert“, raunt sie leise.

      Michaela steuert auf Julian zu, der sie anlächelt. Zwischen ihm und uns bauen sich die anderen auf, die wahrscheinlich gar nicht mitbekommen haben, dass Julian nicht mitgefahren war. Selbst Daniel scheint nichts zu schnallen, als ich ihm einen aufgebrachten Blick zuwerfe.

      Wir ziehen weiter und Carolin wirkt wie verändert.

      Mir ist klar, Julian hat die Minuten genutzt, um sie sich zu schnappen. Aber ich kann sie hier nicht fragen, was vorgefallen war.

      Wir kommen wieder an einem wahren Monsterkarussell vorbei. Wir waren an diesem Abend schon einmal davor stehen geblieben und Carolin sieht auch jetzt fast schon entsetzt auf die wild schleudernden Gondeln, die nur an seitlichen Aufhängungen befestigt eine unglaublich wilde Fahrt garantieren.

      Ich würde gerne damit fahren, aber ich werde Carolin nicht noch einmal allein lassen.

      Daniel winkt mir, dass er Karten holt und ich schüttele energisch den Kopf.

      „Du kannst ruhig mitgehen“, sagt Carolin und sieht mich bittend an.

      Ich sehe zu Julian, der meinen Blick erwidert, und schüttele den Kopf. „Noch mal wird ihm das nicht gelingen“, knurre ich.

      „Ach bitte, ich will nicht, dass du was verpasst.“

      Ich lache auf und knurre aufgebracht: „Das Wichtigste habe ich schon verpasst. Und zwar dich vor Julian zu beschützen.“

      „Es ist mir nichts passiert! Er will mir nichts tun!“, versucht Carolin mich zu beruhigen.

      „Sagt er! Ich traue ihm nicht und ich will nicht, dass er dir nochmals zu nahekommt“, kann ich ihr nur wütend entgegenschleudern.

      „Dann lass uns gehen. Wir verschwinden. Wir müssen nicht mit denen mitgehen.“ sagt Carolin und sieht mich bittend an.

      Sie spricht mir aus der Seele.

      Nach ihrer Hand greifend, ziehe ich sie in die Menschenmasse, die sich an dem waghalsigen Karussell vorbeischiebt. Ich sehe mich kurz noch einmal um, aber keiner hält uns auf. Die meisten sitzen im Karussell und die anderen starren gebannt auf die wilde Fahrt.

      Erst als ich mir sicher bin, dass uns keiner mehr verfolgt, werde ich langsamer und lege Carolin meinen Arm um die Schulter. Bei der nächsten Süßigkeitenbude halte ich an. „Komm, wir holen uns noch ein bisschen Proviant für den Nachhauseweg und verschwinden dann. Was magst du am liebsten?“

      „Gebrannte Mandeln“, antwortet sie sofort.

      Ich stupse lachend an ihre Nasenspitze. „Ich sagte doch, du wurdest für mich gemacht.“

      Ich kaufe eine große Tüte gebrannte Mandeln, die auch für mich ein Muss auf jeder Kirmes sind.

      Arm in Arm gehen wir dem nächsten Ausgang entgegen und verlassen das bunte Treiben, das sich für diesen Abend scheinbar dem Ende nähert. Einige Buden schließen schon.

      Wir nehmen den kürzesten Weg nach Hause und füttern uns gegenseitig mit den süßen Mandeln.

      Carolin sieht mich erstaunt an, als wir am Hasetor ankommen und ich grinse sie an. Sie kennt sich immer noch nicht genug in der Stadt aus, um immer wieder nach Hause zu finden und ich spüre, wie sehr sie auf mich angewiesen ist. Und ich will, dass sich das niemals ändert.

      Unter der Eisenbahnbrücke ziehe ich sie an mich, drücke sie an die Wand und schiebe mich dicht an sie heran. „Ich glaube, wir brauchen eine kleine Pause. Mir ist nach einem Kuss …“, raune ich und lege eine Hand in ihren Nacken, um sie festzuhalten.

      Carolins Augen funkeln mich an und sie schlingt ihre Arme um meinen Hals. Wir küssen uns und ich spüre eine Hitze durch meine Adern jagen, als unsere Zungen sich berühren. Ich dränge mich dichter an ihren warmen Körper, der plötzlich zu erstarren scheint. Sie beendet den Kuss und nimmt ihre Arme von meinem Nacken.

      „Was ist los?“, frage ich sie beunruhigt und sehe, dass sie mich traurig und besorgt mustert. „Nichts“, haucht sie aber nur und sieht an mir vorbei.

      Ich bin mir sicher, dass sie lügt. Irgendetwas stimmt nicht.

      „Komm!“ Ich ziehe sie unvermittelt weiter und in meinem Kopf kreisen die Möglichkeiten, was in ihrem vorgehen könnte. Es kann keine Lappalie sein, wenn sie sich sogar meinem Kuss entzieht.

      Ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken, als Julian sich in meinen Kopf schiebt.

      Wir überqueren die Straße und gehen den Wall hinauf.

      Ich kann das Schweigen zwischen uns nicht länger ertragen und frage barsch: „Was hat Julian zu dir gesagt?“

      Carolin sieht mich erschrocken an und ich zwinge sie stehen zu bleiben. „Ich will es genau wissen!“, knurre ich aufgebracht.

      Es dauert bis Carolin antwortet. Scheinbar sucht sie nach einem Ausweg nicht antworten zu müssen. Aber den gibt es nicht und sie raunt leise: „Dass er dich in den Knast bringen kann.“

      Er hat ihr also genauso gedroht wie mir. In mir kriecht Wut hoch und ich könnte mir eine reinhauen, dass ich ihm die Möglichkeit dazu gab.

      „Das hat er mir auch angedroht. Aber er kann mir gar nichts, wenn ich keine Drogen bei mir habe und nichts nehme. Gar nichts! Und

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