Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten. Julia Schoon

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten - Julia Schoon страница 7

Delikatessen weltweit: 99 Spezialitäten, die Sie (lieber nicht) probieren sollten - Julia Schoon

Скачать книгу

alt="12_Porridge_c_aehdeschaine_800x800"/>

       (c) aehdeschaine unter CC Lizenz

      Laut schottischem Originalrezept wird Porridge (auf Gälisch: brochan) aus Haferflocken, Wasser und einer Prise Salz gekocht. Nur Kinder bekommen noch ein bisschen Zucker obendrauf. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass Hafer in früheren Zeiten nicht zu solch hübschen Flocken gewalzt wurde, wie wir sie heute kennen, sondern zu feinem Mehl geschrotet, dann ergibt sich aus diesen Zutaten ein Pott voll konturloser, grauer Grütze, die gänzlich frei ist von Geschmack. In einer weiteren Schüssel wurde traditionell Milch oder Sahne dazugestellt, in die die Familie reihum ihren Löffel tauchte, bevor sie damit einen Happs aus ihrer eigenen Porridgeschüssel nahm.

      Das Grauen zu Tisch hielt den Dichter Robert Burns jedoch nicht davon ab, dem »Chief of Scotia’s Food« (Schottlands führende Speise) eine Lobeshymne zu schreiben. Ebenso großen Erfolg hatte der Poet übrigens mit seiner Ode auf Haggis, dem zweiten kulinarischen Kulturgut seiner Landsleute. In früheren Zeiten aß zumindest die ärmere Landbevölkerung ihren Porridge zum Frühstück, zu Mittag und zum Abendbrot. Zu späterer Stunde peppten sie ihn dann mit Kohl oder Rüben auf oder würzten ihn gar mit Bier und Whiskey.

      Die Frühstücksschmiere schaffte bald den Sprung über den Kanal und auch auf deutsche Esstische. Allerdings vor allem in Kinderheime und Sanatorien – zum einen, weil es eine billige Mahlzeit ist, vor allem aber, weil der bekömmliche Haferbrei als Medizin für Magen- und Darmkranke galt. Mit einem Image, das derart unsexy ist, und einem Geschmack, der dem nichts entgegenzusetzen hat, wurde der klumpige Schleim konkurrenzlos zum Kindheitstrauma für ganze Generationen.

      Einige von ihnen dürften noch leben und über die Jugend von heute die Köpfe schütteln. Seit ein paar Jahren feiert der Porridge nämlich, zumindest in Großbritannien, ein sagenhaftes Revival. Wissenschaftler haben herausgefunden, was Mütter und Großmütter früherer Generationen längst wussten und mit mehr oder weniger sanftem Zwang in ihre Sprösslinge hineinlöffelten: Haferbrei sättigt nachhaltig und gibt dem Körper über Stunden Energie, ist dabei jedoch leicht verdaulich. Damit punktet er schon mal bei Sportlern und Outdoor-Aktiven, und die ersten Hersteller bieten bereits spezielle Fitnessnahrung auf Haferbasis an, die die Performance steigern soll. Dabei ist der Brei auch noch kalorien- und cholesterinarm, was ihn wiederum bei Menschen beliebt macht, die Diät halten wollen oder müssen.

      Als dann auch noch Köche damit anfingen, den Porridge so zuzubereiten, dass die Haferflocken ein wenig Biss behielten, und ihn mit Manukahonig, Ahorn- oder Agavensirup, frischem Obst, gehackten Nüssen, Sesam, Zimt, Kardamom, Vanille und anderen Leckereien zu pimpen, waren selbst die urbanen Hippster nicht mehr zu halten. Zumal die Wissenschaftler eifrig nachlegten: Der Haferbrei steigere die Konzentration und verlängere das Leben, wollen sie herausgefunden haben, er helfe, mit dem Rauchen aufzuhören, gegen Kater und bei Depressionen, er fördere die Intelligenz von Kindern und – Killer-Argument – verbessere sogar das Sex-Leben.

      Ein großer britischer Haferflockenhersteller feierte 2009 die größte Umsatzsteigerung in seiner fast 150-jährigen Geschichte und expandiert seitdem. In angesagten Cafés sieht man Promis, Anzugträger und Kreative einträchtig ihren Superbrei löffeln, der auf Wunsch auch mit fettarmer oder Sojamilch zubereitet wird. Und wer sich nun zuhause das erste Mal ans Haferschleimkochen wagt, aber dann doch nur eine gelatinöse Pampe hinbekommt, kann das Zeug immer noch 1 A als Gesichtsmaske recyceln – es soll nämlich auch Hautunreinheiten wegzaubern.

      13 Turducken: Einer geht noch, einer geht noch rein

       Name: Turducken, Yorkshire christmas pie, Rôti sans pareil

       Region: USA

       Verzehr: Gegrillt, gebraten oder frittiert

13_Turducken_c_Sylvie

       (c) Sylvie unter CC Lizenz

      Es ist das perfekte Feiertagsessen für Unentschlossene vom Stamme »Fleisch ist mein Gemüse«: Mit Turducken können sie Truthahn, Ente und Hühnchen auf den Tisch bringen, und zwar als ein einziges Hauptgericht. Wie das möglich ist? Nun, das jeweils kleinere Federvieh wird in die (zuvor ausgenommene) Bauchhöhle des nächst größeren Tieres gestopft. Damit es sich anschließend besser verputzen lässt, muss das Geflügel außerdem vorher entbeint werden. Ein bisschen rohe Gewalt und Erfahrung im Tetris spielen sind bei der Zubereitung hilfreich.

      Jede Lücke, die nach dem Ineinanderrammen der drei noch bleibt, wird mit Füllung versiegelt. Zwischen Truthahn und Ente kommt eine salzige Mischung aus geräucherter Wurst, eingelegten Austern, einer gehackten Zwiebel, Pilzen und mediterranen Kräutern, während der Hohlraum zwischen Ente und Huhn mit einer Pampe aus Maisbrotkrümeln, gehackter Zwiebel und Sellerie, Nüssen und Rosinen, Ei und Hühnerbrühe zubetoniert wird. Für die Zubereitung sollte man zwei Tage rechnen und einen weiteren, um sich selbst und die Küche von den Spuren des Gemetzels zu befreien.

      Turducken ist ein sogenanntes Kofferwort, bestehend aus Turkey (Truthahn), Duck (Ente) und Chicken (Huhn) und wurde sogar ins New Oxford Dictionary aufgenommen. Sollte jemand auf die Idee kommen, diese Völlerei eindeutschen zu wollen, könnte man sie Truthennte nennen. Oder, weil hierzulande Gans als Festtagsbraten beliebter ist, vielleicht auch: Gäntehuhn. Die vegetarische Variante heißt übrigens Tofucken. Wer den Namen lustig findet, sollte sich erst mal die Zubereitung vorstellen: Drei gigantische Sojastücke, die sich als »wie Fleisch« verkleidet haben, werden mühsam ineinander verschachtelt.

      Wer nun Freude an diesem Fleischpuzzle gefunden hat, kann sich als nächstes an ein traditionell nordenglisches Gericht wagen: die Yorkshire Weihnachtspastete, beliebt besonders in wohlhabenden Haushalten des 18. Jahrhunderts. Hier geht es darum, ein Täubchen in eine Wachtel in ein Perlhuhn in eine Gans und zuletzt in einen Truthahn zu friemeln. Und wenn der Ehrgeiz dann richtig geweckt ist, geht es an Rôti Sans Pareil (Braten ohne Gleichen). Dieses französische Rezept sieht tatsächlich vor, zwölf Sorten Geflügel nach Art der russischen Matroschka-Holzpüppchen ineinander zu stecken. Passenderweise findet es sich im Anfang des 19. Jahrhunderts veröffentlichten L’Almanach des Gourmands. Nicht Gourmet, sondern Gourmand, auf Deutsch: Vielfraß.

      14 Reis mit Tinte: Gericht für Schwarzmaler

       Name: Arroz negro, Arròs negre

       Region: Ostküste Spaniens

       Verzehr: Aus der Pfanne

14_ArrozNegro_c_I_HQ_800x800

       (c) I HQ unter CC Lizenz

      Es heißt, den ersten Bissen nimmt man mit den Augen. Im diesem Fall schmeckt er nur irgendwie ... nach Asphalt. Denn was der Kellner an den Tisch bringt, erinnert an eine Paellapfanne, die ein Bauarbeiter mit Straßenbelag vollgeschaufelt hat. Die farbigen Akzente, die der Koch darauf mit ein paar Paprikastreifen gesetzt hat, wirken grell und wie ein misslungener Ablenkungsversuch.

      Mit dem ersten Happs ist der Anblick jedoch vergessen. Arroz negro (schwarzer Reis) ist der beste Beweis dafür, dass Essen weder viele Zutaten braucht, noch fancy aussehen muss, um verdammt gut zu schmecken. In diesem Fall sind das: Reis – typischerweise Rundkornreis der Sorte Bomba aus der Region Valencia, der wegen seines geringen Stärkegehalts auch gegart körnig bleibt. Tintenfisch mitsamt Tinte – denn die ist es, die das Gericht rabenschwarz färbt und ihr das markante Meeresfrüchte-Aroma

Скачать книгу