"dein Gott, ist drinnen bei dir" (Zefanja 3,17) Spirituelle Profile. Markus Roentgen
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(eigener Übersetzungsversuch von Markus Roentgen)
In allem aber gilt die größere Demut, die im Sermo 117, 5 Augustinus so beschreibt:
„Si enim comprehendisti, non est Deus“
„Wenn du es begriffen hast, ist es nicht Gott“.
Literatur:
Peter Brown, Der Heilige Augustinus. Lehrer der Kirche und Erneuerer der Geistesgeschichte (= Heyne Biographien 18). München 1967.
Ernst Dassmann, Augustinus. Heiliger und Kirchenlehrer. Stuttgart u.a. 1993.
Henri Marrou, Augustinus (=rororo Bildmonographie 8). Hamburg 1988. Des heiligen Augustinus Bekenntnisse (Confessiones), übersetzt von Alfred Hoffmann : Des Heiligen Kirchenvaters Aurelius Augustinus ausgewählte Schriften, aus dem Lateinischen übersetzt. Vii. Band (= Bibliothek der Kirchenväter Bd. 18) Kempten/München 1914. F. van der Meer, Augustinus der Seelsorger, Köln 1951.
Albertus Magnus
(geb. um 1200; gestorben in Köln am 15. November 1280)
Oder: „Wer nicht denken will, fliegt raus…“(Joseph Beuys)
Betend denken; denkend beten: Studieren und lebenslang lernen als spiritueller Grundvollzug (vgl. auch die nämliche Sicht im Judentum).
Albertus Magnus, das ist eine „intellektuelle Berufung“ (Congar, 228).
Als Dominikanerpater (Bettelorden) der universale Gelehrte seiner Zeit. Radikale Nachfolge des armen und nackten Jesus und intellektuelle Mentalität im Kontext eines Jahrhunderts, das Wissenschaft, Philosophie und Theologie zur Hochblüte brachte, in einer Umbruchszeit, die mit der Gründung von Städten und Universitäten, mit der Ablösung der Romanik durch die Gotik, eine Epochenschwelle darstellt.
Ein allseits interessierter Mensch („Doctor Universalis“; „Doctor Expertus“ – der erfahrungsreiche Lehrer) tritt auf: Naturkundler (Naturwissenschaftler in der Methode der Empirie) und Naturphilosoph (er schreibt eine „Pflanzenkunde“, „Tierkunde“, Wetterkunde“, „Gesteinskunde“, ist auf der Höhe seiner Zeit in: Medizin, Physiologie, Zoologie, Botanik, Physik, Chemie, Geographie, Klimatologie, Geologie, Mineralogie, Meteorologie, Astronomie), Philosoph (er ist der Aristoteles-Entdecker für die Philosophie und Theologie des Mittelalters), Theologe (bedeutende Bibelkommentare, Systematische Theologie, Mystik); er ist Politiker (allseits anerkannter Schiedsrichter und Friedensstifter), Kirchenleiter als Bischof von Regensburg, Universitätsgründer der Universität zu Köln, der damals größten deutschen Stadt am Vorabend der Domgrundsteinlegung 1248 und in allem Bettelmönch, der tausende Kilometer zu Fuß durch Deutschland und Europa pilgert.
Zusammenführungen: von genauem Denken auf der Basis von Beobachtung und Erfahrungswissen; kontemplativem und tätigem Leben, Mystik und Politik. Strenges konsistentes Denken, Ehrfurcht und Liebe zu allem Geschaffenen, zur Gesamtheit der Natur, friedensstiftender Dienst am Nächsten; tiefere Einheit in Verschiedenheit von beschaulichem und tätigem Leben.
Lebensstationen:
Um 1200 Geburt in Lauingen; 1223 Dominikaner in Köln; 1245 Magister der Theologie in Paris; ab 1248 mit Thomas von Aquin in Köln, Gründung des Generalstudiums; 1254 Provinzial der Dominikaner; 1257 Zweite Vorlesungszeit in Köln; 1260 Bischof von Regensburg; 1270 Rückkehr nach Köln; 1279 Testament; 1280 Tod im Kölner Dominikanerkonvent; 1651 Erste Gesamtausgabe; 1931 heiliggesprochen (Kirchenlehrer; Patron der Naturwissenschaften).
Denken und Spiritualität
Wir leiden nicht an einem zuviel, vielmehr an einem zuwenig guten, vernünftigen Denkens!
Scholastische Dynamik: legere; disputare; praedicare – ein ständig sich wechselseitig beförderndes Tun.
Vermittlung und Übersetzung: Versuch, die gesamte Wissenschaft des Aristoteles, der arabischen und jüdischen Gelehrten verstehbar zu machen. Albert hatte, wie Thomas von Aquin, eine besondere Fähigkeit, zum Kern einer Frage, Sache durchzudringen und diesen in der Substanz zu erfassen.
Denken und Beten im Gehen (peripatetisch), in der Tradition der Bettelorden durch ganz Europa; tausende Kilometer im Laufe seines Lebens, bis ins hohe Alter!
Im Zuge der Domgrundsteinlegung durch Konrad von Hochstaden am
15. August 1248 gelingt es Albert, Köln zum wissenschaftlichen Mittelpunkt Deutschlands zu machen. Hohe Wertschätzung des profanen Wissens! Einer der frühen Denker, die „Profanes“ so anschauen, dass es als Heiliges erscheint. Abwehr jeglicher Denkfaulheit oder der Diskreditierung des Intellektes (etwa durch Verweis auf den einfachen und naiven Glauben!).
Albert schreibt in seinem Dionysius-Kommentar: „Es gibt Leute, die nichts verstehen, aber auf jede Weise die Verwendung der Philosophie (zur Glaubensverteidigung) bekämpfen, besonders bei den Predigerbrüdern, wo ihnen keiner entgegen tritt. Wie Tiere ohne Vernunft lästern sie gegen das, was sie nicht kennen“ (Ed. Col. XXXVII, 2, 1978, 504).
Seine „Physik“ ordnet die Naturwissenschaft und die Naturkenntnis der größeren Ehre Gottes zu.
Lehrer von Thomas von Aquin, dem „stummen Ochsen“ von Köln, der, laut Albert, brüllen wird, „dass es in der ganzen Welt ertönt“.
Beispiele seines Denkens und Schreibens:
Naturbeobachtung
„Wenn der Winter kommt, suchen die Fische Plätze mit Höhlungen auf. In meiner Burg an der Donau, wo die Mauern und die Felsen starke Löcher aufweisen, habe ich das beobachtet. Jedes Jahr im Herbst, nach der Tagundnachtgleiche, sammeln sich dort Fische, die im Volksmund Barben heißen, und sie kommen in solchen Scharen, dass man sie mit der Hand greifen kann. Zu meiner Zeit haben die Ortsbewohner auf einen Schlag bis zu zehn Wagenladungen mit der Hand ans Ufer geworfen.“23
23 Zitiert nach: A. Fries, Albertus Magnus. Ausgewählte Texte, hg. und übers. von A. Fries. Darmstadt 2/1987, 63.
Bei Peter von Preußen heißt es: Albertus „war in der Wissenschaft ohne Neid.“
Er ist auch ein Vorläufer des Denkens eines nachhaltigen Umgangs von Forschung, Wissenschaft und Technik mit den natürlichen Ressourcen. Kardinal Joseph Höffner zitierte deshalb bei seiner Albertus-Fest-Predigt ein zutreffendes entsprechendes indianisches Sprichwort: „Was heute mit der Erde geschieht, wird auch bald mit den Kindern der Erde geschehen.“ – „Der Partner Gottes ist kein Verwüster.“24
24 Zitiert nach: J. Höffner, Predigt am Fest des hl. Albert 1979, Schriftenreihe des Presseamtes des Erzbistums Köln, Heft 66.
Schriftauslegung
„In Wahrheit gibt es vier Arten, das, was die Heilige Schrift sagt, auszulegen:…Daher ist der wörtliche Sinn der frühere, auf ihm gründen sich die drei geistlichen Sinne. Drei Dinge nämlich gibt es, zu denen wir ausgerüstet werden müssen: zur Wahrheit nämlich, die den Verstand durch den Glauben erleuchtet, und dazu dient die allegorische Sinnauslegung, zur Tugend, wodurch das Streben nach Verdienst bewirkt wird, und dazu dient