"dein Gott, ist drinnen bei dir" (Zefanja 3,17) Spirituelle Profile. Markus Roentgen

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den Forderungen des Tages. Tausend Predigten, hunderte Briefe sind erhalten; er ist sich nicht zu schade, auch Volksfrommes einzubeziehen.

      Der christlich-bischöfliche Tag dieses Menschen setzt sich zusammen in einem Werk, das eine Unsumme von Gedanken und Ideen entwickelt anhand von Traktaten, Büchern, Kommentaren, Briefen und Sermones, Perlen der Weltliteratur, psychologisch Geniales, darin wie beiläufig, die Entdeckung menschlicher Subjektivität in der ersten, bis heute unübertroffenen Autobiografie, den „Confessiones“ – all dies nicht als das einsame Höhenwerk eines abgehobenen Denkers, vielmehr, eben und gerade auch die „Confessiones“, eine Gelegenheitsschrift. „Freunde hatten ihn gedrängt, sich gegen persönliche Angriffe der Donatisten, die die moralischen Qualitäten des Bischofs wegen seiner manichäischen Vergangenheit in Frage stellten, zu wehren. Dass dann aus einer solchen apologia pro vita sua die Confessiones wurden, ist wiederum das Geheimnis des Genies Augustinus.“ (Dassmann, Augustinus, a.a.O., S. 25.)

      Spiritualität – Alltägliche Gottverbundenheit

      in den Anforderungen des Tages

      Die „Confessiones“ bauen sich dreiteilig auf, Buch 1-9 sind biografischer Rückblick und Durchblick zum eigenen Leben, Buch 10 enthält die auch philosophisch bedeutsame Memoria-Lehre über das Gedächtnis und das Erinnern (wobei Memoria noch viel mehr bedeutet bei Augustinus als nur „Erinnerung“ oder „Gedächtnis“, es ist ein offener Begriff über die unausschreitbaren Hallen der gesamten Innerlichkeit des Menschen), worin Augustinus auch sich selbst zeitgleich, also gegenwärtig wird, schließlich, und erstaunlich, enthalten die Bücher 11-13 eine Auseinandersetzung und Auslegung zum Schöpfungsbericht des Buches Genesis der Heiligen Schrift. Diese letzten drei Bücher verwundern in ihrer Zugehörigkeit zu den Confessiones, in manchen Ausgaben wurden sie deshalb auch weg gelassen.

      Ein spiritueller Grund der Komposition der „Confessiones“ könnte darin bestehen, die Schlüsselstellung von Buch 10 auch im Aufbau des Werkes abzuzeichnen (Buch 1-9 Vergangenheit – memoria-; Buch 10 Gegenwart – contuitus-; Buch 11-13 Zukunft – expectatio-, mit hoch beachteten philosophische Passagen über das Rätsel der Zeit selbst in Buch 11). So wären die biografischen Teile auch ein Reflex auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15, 11-32), der heim kehrt zum himmlischen Vater als confessio peccati, die übergeht in die confessio fidei des nun gläubig Gewordenen hin zu einer Vision kosmischer Erlösung, die, weiß Gott, in Gänze noch aussteht, aber durch die Meditation und Vision der ewigen Sabbatruhe des noch nicht ins Ziel gekommenen 7. Schöpfungstages im Buch 13 zumindest den von einem Menschen zu ahnenden Schlussstein einer universalen erlösten Heimkehr des Menschen und der Schöpfung in und mit und zu Gott zu beschreiben sucht.

      In den Retractationes beschreibt Augustinus selbst einmal die Konzeption seiner Confessiones wie folgt:

      20 Augustinus, Retractationes 2,6,1, zitiert nach C.J. Perl, Die Retractationen in zwei Büchern. Paderborn 1976, S. 157.

      Hier sollen nun Passagen folgen, die uns Augustinus, den Bischof und Prediger und Seelsorger im Alltag erahnen lassen, um eine Vorstellung zu finden von der Kraft seines Wortes, von der existentiellen Dynamik seiner fragend betenden Sprache, die das suchende, hoffende, glaubende und liebende Herz des Menschen anspricht.

      Zunächst einen Satz nur aus dem 10. Buch, einen der schönsten: „Da quod iubes et iube quod vis“ „Gib, was Du verlangst, dann verlange, was Du willst“, so betet er in Confessiones 10, 29, 40. In dieser kurzen Sequenz wird ja ein Kern seiner Gottesbeziehung deutlich. Gott ist gut und gerecht – und alles, was von Gott kommt, kann von dort her nur zum Guten und Richtigen des Menschen sein.

      21 www.heiligenzitate.com

      In Buch 10, 24, 35 heißt es dazu im 24. Kapitel (in der Übersetzung von Joseph Bernhart: „Siehe, welchen Raum ich durchmesse in meinem Gedächtnis, um Dich zu suchen, Herr, und es war nicht außerhalb, wo ich Dich gefunden habe. Denn ich finde nichts von Dir, was nicht ein Erinnern wäre von der Zeit her, da ich Dich kennen lernte. Denn seitdem ich Dich kennen lernte, habe ich Deiner nicht vergessen. Und wo ich Wahrheit fand, da fand ich meinen Gott, die Wahrheit selbst, und seit ich Wahrheit kennen lernte, habe ich ihrer nicht vergessen. So also, seit dem Tage, da ich Dich kennen lernte, wohnst Du in meinem Gedächtnis, und dort finde ich dich, sooft ich Deiner gedenke, und freue mich in Dir. Das sind meine heiligen Freuden, die Du, auf meine Armut sehend, in Deiner Erbarmung mir geschenkt hast.“

      Diesen Gott feiern nun alle Tage die Predigt und Exegese, das Gebet und Lehre des Bischofs Augustinus, darum ringt seine Praxis als Seelsorger, aus einem Grund, wie ihn Buch 11, woraus nun noch ein Ausschnitt mitgeteilt werden soll, entfaltet. Dieser Abschnitt, der um das Verstehen des ersten Satzes der Heiligen Schrift ringt: „Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde“ (Genesis 1,1) kann auch wie eine Schule des Betens gelesen werden, denn er geht der Frage nach, warum ich dem allgegenwärtigen und allwissenden Gott überhaupt etwas von mir sagen und erzählen soll? Ist dies nicht ein logischer Unfug, ist es nicht töricht? Nein, schreibt Augustinus, es ist der Grund einer liebenden Beziehung, denn der Grund des Liebens selbst ist das freie innige und entfaltete und währende Mit, das Gespräch, das Cor ad cor loquitur, wie Lieben selbst als bleibende gegenseitige Angewiesenheit (vgl. 1 Kor 13), in Gott selbst und auch zwischen ewigem Schöpfer und sterblich-ewigem Geschöpf als auf Ewigkeit hin angelegtes Ereignen und Geschehen:

      „Weißt Du vielleicht nicht, o Herr, was ich Dir hier sage, da Ewigkeit doch Du bist, oder siehst Du nur zeitweise, was in Zeit geschieht? Wozu erzähle ich Dir alle diese Dinge hier? Gewiss nicht, damit Du sie erst von mir erfährst, nein, die Liebe zu Dir will ich wecken in mir und in denen, die das hier lesen, damit wir alle ausrufen: ‚Groß ist der Herr und sehr zu loben’ (Vgl. Psalm 96,4). Ich habe es bereits gesagt und will es wieder sagen: ‚Aus Liebe zu Deiner Liebe tu ich dies’. Wir beten und bitten Dich doch auch, obwohl ‚die ewige Wahrheit’ sagt: ‚Euer Vater weiß, was euch notwendig ist, noch ehe ihr ihn bittet.“ (Vgl. Mt 6, 8.)

      „Unser Herzensfühlen zu Dir hin zu öffnen, das drücken wir tiefinnen aus, wenn wir Dir unser Unglück nennen und Deine Barmherzigkeit über uns bekennen, damit Du uns vollendet frei machst, wie Du es schon begonnen, und wir endlich aufhören können, unglücklich zu sein als in uns selbst versperrt, und glückselig werden in Dir.

      Du hast uns doch gerufen, arm zu sein am Geist, mildesanft mutig, traurig auch, weil hungernd und dürstend nach werdender Gerechtigkeit, voller Erbarmen, herzenslauter und friedsam. (Vgl. Mt 5, 3-9.)

      So habe ich Dir so vieles erzählt – das, was ich sagen konnte und wollte – , weil aber Du zuvor gewollt hast, dass ich Dir, meinem Herrn, meinem Gott, bekenne, denn Du bist gutgütig und Deine Barmherzigkeit währt und währt – ewig.

      (Vgl. Psalm 118,1.)“

      (eigener

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