Seefahrt in den 1960-70er Jahren auf Bananenjägern und anderen Schiffen. Klaus Perschke
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Unsere Azoren-Schiffspost
Die Reise verlief per Großkreisnavigation weiter bis zu der Inselgruppe der Azoren, wo sich das Wetter, Wind und See beruhigte und wir zwischen Ponta Delgado und Madalena ganz dicht unter Horta die Küste passierten. Der Grund: Unsere Schiffspost sollte an Land!
Der Elektriker hatte einen wasserdichten Postbehälter angefertigt, in den unsere gesamte Besatzungspost mit einem Geldbetrag in Dollar hineingetan und wasserdicht verschlossen wurde.
Postboje
Postboje schwimmt Fotos von Jürgen Coprian
Sobald wir uns mit dem Typhon angekündigt hatten, sprangen bereits die auf uns wartenden Fischer in ihre Boote und ruderten um die Wette in Richtung unseres näherkommenden Schiffes. Kapitän Melzer hatte die Fahrt nach Absprache mit dem Chief erst auf „ganz langsam voraus“ reduziert und dann vorübergehend gestoppt. Jeder, der einen Fotoapparat besaß, stand an Deck oder auf der Brücke und machte Schnappschüsse. Sobald das erste Ruderboot nur noch zirka 10 Meter von uns entfernt war, flog der Behälter im hohen Bogen über Bord und wurde vom schnellsten Fischer aus dem Wasser gefischt. Interessant war, bei dieser außergewöhnlichen Methode der Postbeförderung kamen unsere Briefe in Deutschland auch tatsächlich an, nie ging ein Brief verloren. Selbstverständlich waren alle Briefe mit den seltenen Briefmarken der Azoren frankiert, die bei manchem Sammler einen hohen Wert hatten. Wir freuten uns, als der schnellste Fischer unseren „Postbehälter“ aus dem Wasser fischte, und bestimmt freute sich der betreffende Fischer auch, wenn er den etwas reichlichen Geldbetrag auf seiner Azoren-Bank in seine Währung umtauschte, und dafür die Briefe frankieren konnte. Immerhin fiel für ihn genügend Verdienst ab.
Alle Bilder von Jürgen Coprian aus Band 53
Postboje schwimmt
Die Postboje wird unter viel Geschrei und Gewinke an Bord des nächsten Fischerbootes genommen
Weiterfahrt über den Atlantik nach Puerto Rico
Ab Horta ging die Reise wieder mit „volle Kraft voraus“ weiter, Wind und See hatten sich Dank des Azorenhochs gelegt, es war nahezu ruhig geworden, sogar die Atlantikdünung hatte abgenommen. Also das beste Wetter für ein Rennpferd, wie die „BRUNSKOOG“ es war.
Am 26. März 1964 sollten wir in San Juan eintreffen, das „Auto-Löschen“ sollte laut Reederei-Inspektion in San Juan nur 12 Stunden dauern. Also „abwarten und Tee trinken.“
In der Tat, wir machten früh morgens um 07:00 Uhr in San Juan fest, gerade rechtzeitig zum Löschbeginn gegen 08:00 Uhr. Da wir dieses Mal mit eigenem Ladegeschirr löschten, denn Landkräne gab es nicht, und da die Puerto Ricaner bei weitem nicht so fleißig waren wie Hamburger Hafenarbeiter, kamen wir wieder in den Genuss einer „Bauernacht“, wofür wir alle dankbar waren. Natürlich hatte der 1. Offizier wie gewohnt Vortritt für seinen obligatorisch „dienstlichen“ Landgang. Weiterhin musste unser Funker seinen Koffer packen und an Land verschwinden. Sein Rückflug war bereits gebucht und sein Ablöser stand bei unserer Ankunft schon an der Pier. Das Leben kann grausam sein, besonders wenn Kapitän Melzer an Bord des Schiffes das Kommando hatte.
Dieser Kollege hatte die Einfahrt nach San Juan leider verpasst und war auf einem Riff hängen geblieben,
welches direkt neben der Einfahrt in den Hafen liegt.
Totalschaden für den Reeder. Wahrscheinlich wollte der Kapitän den Hafenlotsen sparen.
Einfahrt nach San Juan auf Puerto Rico
Foto: Klaus Perschke
Durch den Panamakanal nach Guayaquil
Am 28./29. März sollten wir laut Fahrplan den Panamakanal erreichen und vielleicht sofort passieren. Jedenfalls kalkulierten in diesem Sinne die Bruns-Strategen in Hamburg am grünen Tisch den Fortgang der Reise. Leider machte der Löschbetrieb in San Juan ihnen einen Strich durch die Rechnung. Die Ankunft auf der Reede von Cristobal verzögerte sich bis zum 31. März. Unser Shipping Agent war:
Messrs. Boyd Brothers Steamship Agencies Ltd., P. O. Box 5077, Cristobal – Canalzone.
Wie erwartet, Ankunft Cristobal Anchorage am 31. März, ein fantastisch schöner Tag. Die Sonne schien, es war warm, eine herrliche Luft. Am grünen Ufer Palmen, Palmen, Palmen. Hier und da sah man weiße Villen, irgendwo am Ufer die Pilot Station. Der Pilot kam im Speedboat angerauscht, erklomm fluchend die „Pilot ladder“, oben an Deck kontrollierte er die Befestigung der Lotsenleiter, ob alles in Ordnung war. Es war aber „Gott sei Dank“ alles in Ordnung an der Befestigung. Sonst hätte es für uns einen dicken Claim gegeben. Damit waren die amerikanischen Lotsen immer schnell zur Hand! Natürlich war damals 1964 die Canal Zone noch in US-amerikanischer Hand, ebenso war die Canal Zone „militärisches Sperrgebiet“. Dann bewegte er sich nach oben, begrüßte Kapitän Melzer und steuerte mit „Dead Slow Ahead“ bis zum Ankerplatz. „Ready for Port Anchor!“, wir vorn auf der Back wiederholten den Befehl. „Half Astern“ (halbe zurück) war sein nächstes Kommando, und als die „BRUNSKOOG“ zum Stehen gekommen und sich ganz langsam wieder rückwärts bewegte, kam der Befehl: „Let go Port Anchor, six shakles to water!“ (Ein „Schäkel