Pamela, oder die belohnte Tugend. Samuel Richardson

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Pamela, oder die belohnte Tugend - Samuel Richardson

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zeigt doch, dass er nichts Übles im Sinn hat. Aber John ist im Begriff zu gehen, so bleibt mir nur zu sagen, dass ich für immer sein werde

      Eure ehrbare und gehorsame Tochter

      Ich bitte Euch, von dem Geld Gebrauch zu machen. Ihr könnt dies nun ohne Bedenken tun.

      Brief V

      Lieber Vater und liebe Mutter,

      da Johns Weg wieder bei Euch vorbeiführt, möchte ich Euch gerne schreiben, denn er dient mir gerne als Bote. Er sagt, es bereite ihm Freude, Euch zu sehen und Euch reden zu hören, und dass ihr beide derart verständig und tugendhaft seid, dass er jedes Mal von Euch etwas lernt. Es sei ungemein schade, sagt er, dass solch ehrbare Herzen nicht mehr Glück im Leben haben, und fragt sich, warum Ihr, mein Vater, der so gut zu lehren versteht und so gut zu schreiben weiß, keinen größeren Erfolg mit der Schule hattet, die einzurichten Ihr versucht habt, sondern für Euren Lebensunterhalt zu harter Arbeit gezwungen wart. Aber es macht mich stolzer, von solch ehrbaren Eltern zu stammen, als wenn ich als Edeldame geboren wäre.

      Ich habe noch nichts davon gehört, dass ich zu Lady Davers gehe. Im Augenblick fühle ich mich hier sehr wohl. Mrs. Jervis behandelt mich wie ihre eigene Tochter, sie ist eine sehr gute Frau und tut alles nach dem Interesse meines Herrn, als wäre es ihr eigenes. Jederzeit gibt sie mir guten Rat, und ich liebe sie, gleich nach Euch beiden, von allen Menschen am meisten, glaube ich. Sie hält das Haus gut in Ordnung und ist hoch geachtet von uns allen. Mit Vergnügen lauscht sie, wenn ich ihr vorlese, am liebsten aus guten Büchern, wann immer wir allein sind. Ich denke dann, bei Euch zuhause zu sein. Sie hörte einen von unseren Bediensteten, Harry, der nicht der Anständigste ist, freizügig mit mir reden. Ich glaube, er nannte mich seine hübsche Pamela, und fasste mich so an, als wolle er mich küssen. Darüber war ich, seid dessen versichert, sehr wütend. Von der verärgerten Mrs. Jervis aber wurde er zurechtgewiesen. Sie sagte mir, sie sei hoch erfreut über meinen Anstand und meine Bescheidenheit und darüber, dass ich Abstand zu den Burschen hielte. In der Tat bin ich mir sicher, ohne Hochmut zu sein und mich anständig zu allen zu verhalten. Und doch, will mir scheinen, kann ich es nicht ertragen, von diesen Bediensteten angestarrt zu werden, denn es ist, als würden sie durch mich hindurchsehen. Da ich für gewöhnlich mit Mrs. Jervis frühstücke und zu Mittag und zu Abend esse (so gut ist sie zu mir), ist es mir ganz recht, mit ihnen so wenig sprechen zu müssen. Weil sie merken, wie sehr Mrs. Jervis mich mag, sind sie im Ganzen aber sehr höflich zu mir. Sie haben großen Respekt vor Mrs. Jervis, weil sie eine geborene Edeldame ist, der im Leben einiges Missgeschick widerfuhr.

      Ich bin wieder dabei, einen langen Brief zu schreiben, denn ich liebe das Schreiben, doch es mag Euch ermüden. Zu Beginn wollte ich nur sagen, dass ich nun völlig ohne Angst bin. Und wirklich kann ich mich jetzt nur über mich wundern (obgleich Eure Warnung an mich von Eurer sorgsamen Liebe kommt), dass ich in so närrischer Weise beunruhigt war. Denn ich bin mir sicher, dass mein Herr sich nicht dazu erniedrigen würde, einem so armen Mädchen wie mir Schaden zuzufügen. So etwas würde, wie Ihr wisst, sein Ansehen ruinieren, wie auch meines. Denn ganz gewiss hat er gute Aussichten auf eine der angesehensten Damen in diesem Lande. Damit aber genug für dieses Mal, ich bin

      Eure auf immer gehorsame Tochter

      Brief VI

      Lieber Vater und liebe Mutter,

      mein Herr ist seit dem letzten Mal sehr gütig zu mir gewesen. Er hat mir einige Kleider meiner Herrin und ein halbes Dutzend von ihren Hemden geschenkt, sowie sechs Taschentücher, drei von ihren Leinenschürzen und vier aus Halbleinen. Die Kleider sind aus feiner Seide und ganz sicher zu prächtig und zu gut für mich. Ich wünschte, es würde ihn nicht beleidigen, wenn ich sie verkaufen und Euch das Geld senden würde, was mir viel lieber wäre.

      Ihr werdet nun wieder in Furcht sein, dass man gegen mich Absichten hegt. Lasst Euch aber gesagt sein, dass Mrs. Jervis zugegen war, als er sie mir gab, und dass er ihr ebenfalls viele schöne Kleider schenkte und sie bat, diese in Erinnerung an ihre gute Freundin, meine Herrin und seine Mutter, zu tragen. Als er mir die feinen Sachen gab, sprach er:

      "Das ist für Euch, Pamela. Lasst sie Euch anpassen, wenn Euer Trauerkleid abgelegt ist, und tragt sie zu Ehren Eurer Herrin. Mrs. Jervis hat Euch sehr gelobt. Ich möchte, dass Ihr Euch weiterhin so klug verhaltet wie bisher, dann wird Euch jeder liebhaben."

      Ich war so überrascht über seine Güte, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Endlich verneigte ich mich vor ihm und auch vor Mrs. Jervis wegen ihres Lobs und sagte, ich wünschte, seiner Gunst und ihres Wohlwollens würdig und ohne jeden Fehl zu sein, nach meinem besten Wissen.

      Ach, wie schön ist es doch, Gutes zu tun! Das ist das einzige, worum ich die hohen Leute beneide.

      Ich habe meinen jungen Herrn immer für einen Ehrenmann gehalten, als welchen ihn auch alle bezeichnen. Doch er gab uns beiden diese schönen Sachen mit einer Anmut, dass ich meinte, einen Engel zu sehen.

      Mrs. Jervis sagte, er hätte sie gefragt, ob ich die Männer auf Abstand halte. Denn, so sagte er, ich sei sehr hübsch, und es könne mein Ruin sein, wenn ich mich auf einen von ihnen einlasse, und würde mich frühzeitig ins Unglück stürzen. Sie ist immer bereit, mich zu loben, und nutzte die Gelegenheit, um in Hochachtung über mich zu sprechen. Ich hoffe aber, dass sie nicht mehr gesagt hat, als es meine Bemühungen rechtfertigen, denn ich bin noch nicht so weit. Sicher werde ich sie immer lieben, gleich nach Euch und meiner lieben Mutter. So bleibe ich

      Eure immer gehorsame Tochter

      Brief VII

      Lieber Vater,

      seit meinem letzten Brief hat mir mein Herr noch mehr schöne Sachen geschenkt. Er rief mich hinauf in die Kleiderkammer meiner dahingeschiedenen Herrin, zog die Schubladen auf und gab mir zwei Kopftücher aus flandrischen Spitzen, drei Paar Schuhe aus feiner Seide, davon zwei kaum getragen und genau für mich passend (denn meine Herrin hatte sehr kleine Füße), und das andere mit gehämmerten Silberschnallen, sowie einige Bänder und Hauben in allen Farben, vier Paar Strümpfe aus feiner weißer Baumwolle und drei Paar aus feiner Seide, als auch zwei Paar wunderschöne Schnürbrüste. Ich war ganz entgeistert und konnte für einige Zeit kein Wort herausbringen. Doch innerlich schämte ich mich, die Strümpfe anzunehmen, denn Mrs. Jervis war nicht zugegen. Im anderen Fall hätte es mir nichts ausgemacht. Ich nahm sie, glaube ich, sehr ungeschickt an mich, denn er lächelte darüber und sagte:

      "Ihr braucht nicht zu erröten, Pamela. Denkt Ihr, ich wüsste nicht, dass es sich für hübsche Mädchen ziemt, Schuhe und Strümpfe zu tragen?"

      Ich war über diese Worte so verwirrt, dass mich ein Windhauch hätte umblasen können. Wie Ihr Euch denken könnt, gab es darauf keine Antwort. So war ich wie eine Närrin nahe daran zu weinen und entfernte ich mich mit Verneigungen und rot bis zu den Ohren. Denn obgleich seine Worte ohne Arg waren, wusste ich doch nicht, wie damit umzugehen ist. Ich ging zu Mrs. Jervis und erzählte ihr alles. Sie sagte, dass Gott hat es ihm ins Herz gelegt hat, mir Gutes erweisen und dass ich meinen Eifer verdoppeln müsse. Es käme ihr vor, als würde er mich auf diese Art für meine Stelle als Kammerzofe bei Lady Davers ausstatten.

      Eure gütigen väterlichen Warnungen kamen mir wieder in den Sinn und nahmen diesen Geschenken den Wert, den sie sonst für mich gehabt hätten. Und doch hoffe ich, dass es dafür keinen Grund gibt. Denn warum sollte er einem so einfachen Mädchen wie mir schaden wollen? Abgesehen davon würde ihn wohl keine Dame mehr in Betracht ziehen, wenn er sich so entwürdigt. Ich will mich also wieder beruhigen und wäre auch nie in Sorge gewesen, hättet Ihr sie mir nicht in den Kopf gesetzt. Ich weiß sehr wohl, dass Ihr dies zu meinem Besten tatet. Vielleicht würde ich, wenn die Sorge nicht die Wohltaten verdüsterte, zu sehr in Stolz schwelgen — So will ich damit schließen, dass all das zu

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