Pamela, oder die belohnte Tugend. Samuel Richardson

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Pamela, oder die belohnte Tugend - Samuel Richardson

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das, Mrs. Jervis?", sagte er. "Gibt es denn Männer, die ihr keine Ruhe lassen, von denen ihr wisst?"

      "Nein, wirklich nicht, Sir. Sie nimmt sich so sehr zurück und verhält sich so klug, dass jedermann sie wertschätzt und ihr so viel Respekt erweist, als wäre sie eine Lady von Geburt."

      "Ach je, das ist ihre List, von der ich gesprochen habe. Das Mädchen ist, wenn ich nicht ganz irre, voller Eitelkeit und Dünkel und Stolz. Vielleicht könnte ich Euch ein Beispiel nennen."

      "Sir", sagte sie, "Ihr habt mehr Weitblick als eine arme und einfältige Frau wie ich, doch ich habe bei ihr nie etwas anderes als Unschuld wahrgenommen."

      "Und auch Tugend, ganz sicherlich. Doch nehmt einmal an, ich könnte Euch ein Beispiel geben, wie sie etwas zu frei über die Gefälligkeiten sprach, die ihr jemand erbrachte, und wie sie aus Eitelkeit ein paar freundlichen Worten, die man aus Mitgefühl mit ihrer Jugend und ihren Umständen an sie richtete, eine schlechte Absicht unterstellte, und wie sie es sogar wagte, Leute zu verunglimpfen, deren Namen sie nur mit Respekt und Dankbarkeit nennen sollte. Was würdet Ihr dazu sagen?"

      "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen würde. Ich hoffe aber, dass Pamela zu solcher Undankbarkeit nicht imstande ist."

      "Nun gut, reden wir nicht mehr über dieses dumme Mädchen. Weist sie, als ihre Freundin, nur an, mit der Gunst, die man ihr bezeugt, nicht zu frei umzugehen, und, falls sie hier bleibt, dass sie nichts über die Angelegenheiten meines Hauses niederschreibt, nur um ihren Stil und ihre Erfindungskraft zu üben. Ich sage Euch, sie ist eine raffinierte und heuchlerische Zigeunerin, und mit der Zeit werdet Ihr das selbst merken."

      Hat man je so etwas gehört, meine lieben Eltern? Es ist offensichtlich, dass er mit einer Zurückweisung durch mich nicht gerechnet hat und nun denkt, dass ich Mrs. Jervis davon berichtet habe, und dass er auch meinen langen Brief hat, der für Euch bestimmt war, und nun äußerst verärgert ist. Ich kann das aber nicht ändern. Lieber noch bin ich heuchlerisch und raffiniert als so, wie es ihm genehm ist. Und obgleich er der Tugend und Unschuld, für die man mich lobt, kaum Bedeutung beimisst, wäre er doch weniger ärgerlich, wenn ich das Lob nicht verdiente. Auf diese Weise würde meine Schande für ihn als Tugend gelten, so dreist wie dieser Edelmann ist.

      Ich werde Euch bald wieder schreiben, muss jetzt aber aufhören und bleibe auf immer

      Eure ehrbare Tochter

      Brief XV

      Liebe Mutter,

      ich habe meinen letzten Brief plötzlich abgebrochen, weil ich befürchtete, dass er hereinkommt, und so war es auch. Ich steckte den Brief in meinen Busen und nahm meine Arbeit wieder auf, die ich neben mir liegen hatte. Ich bin aber so wenig in der Heuchelei begabt, wie er das nennt, dass ich bestürzt dreinschaute, als hätte ich etwas Unrechtes getan.

      "Bleibt sitzen, Pamela", sagte er, "und arbeitet ruhig weiter. Ihr habt mich nicht willkommen geheißen nach meiner Reise nach Lincolnshire."

      "Es wäre doch schlimm, Sir, wenn Ihr nicht immer willkommen wäret in Eurem eigenen Haus."

      Ich wollte mich entfernen, doch er sagte:

      "Lauft nicht davon. Ich muss mit Euch reden."

      Ach Himmel, wie mein Herz schlug!

      "Als ich Euch im Gartenhaus eine kleine Freundlichkeit erwies und Ihr Euch deswegen so närrisch benommen habt, als führte ich Böses gegen Euch im Schilde, sagte ich Euch da nicht, dass Ihr darum kein Aufhebens machen sollt? Und doch habt Ihr aller Welt davon erzählt, ohne Rücksicht auf meinen oder Euren eigenen Ruf."

      "Aller Welt erzählt, Sir? Ich habe doch kaum jemanden, mit dem ich spreche."

      "Kaum! Ihr kleine Wortverdreherin, was meint Ihr mit kaum? Ich frage Euch also, habt Ihr Mrs. Jervis als erster davon erzählt?"

      "Ich bitte Euch, Sir", sagte ich aufgeregt, "lasst mich nach unten gehen. Denn es schickt sich nicht, dass ich mit einem vornehmen Herrn streite."

      "Wortverdreherin, schon wieder!" Er nahm meine Hand. "Wieso sprecht Ihr von einem Streit? Ist es streiten, wenn Ihr auf eine einfache Frage antworten sollt? Antwortet mir also auf meine Frage."

      "Ach, guter Herr, ich bitte Euch, mich nicht weiter zu drängen, da ich sonst fürchte, mich selbst zu vergessen und unverschämt zu werden."

      "Ihr sollt mir antworten. Habt Ihr Mrs. Jervis etwas erzählt? Es wäre unverschämt von Euch, mir keine direkte Antwort auf meine Frage zu geben."

      "Sir", sagte ich und hätte zu gerne meine Hand zurückgezogen, "ich könnte Euch vielleicht mit einer anderen Frage antworten, aber das stände mir nicht zu."

      "Was soll das heißen? Sprecht offen."

      "Also gut, Sir. Warum wäret Ihr, gnädiger Herr, so erbost, wenn ich Mrs. Jervis oder sonst jemandem das Geschehene mitgeteilt hätte, wenn Ihr nichts Schlechtes im Sinn hattet?"

      "Klug gesagt, und so unschuldig und ungekünstelt! Ganz nach der Beschreibung von Mrs. Jervis. Damit macht Ihr Euch nur lustig über mich, frech wie Ihr seid! Ich bestehe aber immer noch auf eine direkte Antwort auf meine Frage."

      "Also gut, Sir", sagte ich, "Ich will um keinen Preis lügen: Ich habe in meinem Kummer Mrs. Jervis davon erzählt, anderen gegenüber aber war mein Mund verschlossen."

      "Sehr gut. Respektlos wie Ihr seid, redet Ihr wieder zweideutig! Euer Mund war verschlossen. Aber habt Ihr an andere darüber nicht geschrieben?"

      "Warum denn, gnädiger Herr?" Ich war jetzt ganz mutig geworden. "Ihr könntet mich das nicht fragen, wenn Ihr nicht meinen Brief an meinen Vater und meine Mutter an Euch genommen hättet, in dem ich ihnen, ich gebe es zu, alles erzählte und mein Kummer offenbarte und um ihren Rat fragte."

      "Und so bin ich", sagte er, "durch ein Früchtchen wie Euch in meinem eigenen Haus und vor der ganzen Welt bloßgestellt?"

      "Nein, guter Herr, seid nicht wütend auf mich. Ich habe Euch nicht bloßgestellt, sondern nichts als die Wahrheit gesagt!"

      "Schon wieder macht Ihr Euch lustig, Ihr freches Ding! Ich will so nicht ins Gerede kommen!"

      "Bitte, Sir", sagte ich, "von wem kann ein armes Mädchen Rat bekommen, wenn nicht von seinen Eltern und einer so guten Frau wie Mrs. Jervis, die aus Verbundenheit mit dem eigenen Geschlecht mir raten sollte, wenn ich danach verlange?"

      "Was für eine Dreistigkeit!" Er stampfte mit dem Fuß auf. "Muss ich mir von einer wie Euch solche Fragen stellen lassen?"

      Ich fiel auf meine Knie.

      "Um des Himmels Willen, gnädiger Herr, habt Mitleid mit einem armen Geschöpf, das die Pflicht nicht kennt, die es Euch schuldet, das aber alles auf seine Tugend und seinen guten Ruf gibt. Ich habe nichts anderes, auf das ich vertraue, und, obgleich arm und ohne Freunde, habe ich doch gelernt, die Tugend höher zu schätzen als das Leben."

      "Ihr macht viel Aufhebens um Eure Tugend, närrisches Mädchen!", sagte er. "Gehört es nicht zur Tugend, pflichteifrig und dankbar gegenüber Eurem Herrn zu sein? Was meint Ihr?"

      "In der Tat, Sir, geht es nicht an, dass ich gegen Euch undankbar oder ungehorsam wäre oder es verdiente, frech oder unverschämt genannt zu werden, außer Eure Befehle widersprächen jener ersten Pflicht, die stets das Richtmaß für mein

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