Pamela, oder die belohnte Tugend. Samuel Richardson

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Pamela, oder die belohnte Tugend - Samuel Richardson

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      Er sprach nun sehr aufgeregt.

      "Möchtest Du nicht lieber bei mir bleiben als zu meiner Schwester Davers gehen?"

      Er hatte einen Blick, der mir Schrecken einflößte. Wie soll ich ihn nennen? Irrsinnig, so kam er mir vor.

      Endlich sagte ich:

      "Ihr mögt mir vergeben, Sir, aber da Ihr keine Dame habt, der ich als Zofe dienen kann, und meine Herrin vor einem Jahr verstorben ist, würde ich lieber, wenn es Euch nicht missfällt, bei Lady Davers arbeiten, denn –"

      Ich wollte fortfahren, doch er sagte:

      "Denn Ihr seid eine Närrin und wisst nicht, was gut für Euch ist. Ich sage Euch, ich mache Euch zu einer Dame, wenn Ihr Ergebenheit zeigt und Euch nicht selbst im Wege stehst."

      Und indem er so sprach, legte er seinen Arm um mich und küsste mich!

      Ihr werdet nun sagen, dass all seine Schlechtigkeit zutage getreten ist. Ich wehrte mich und zitterte und war vom Schrecken so benommen, dass ich niedersank, nicht in einer Ohnmacht, aber auch nicht mit Absicht. Dann fand mich ganz kraftlos in seinen Armen wieder, und er küsste mich zwei oder drei Mal mit großer Gier. Endlich riss ich mich los und wollte aus dem Gartenhaus fliehen, doch er hielt mich zurück und schloss die Tür.

      Ich hatte ein Gefühl, als ginge mein Leben zu Ende. Er sagte:

      "Ich werde Euch nichts zuleide tun, Pamela, habt keine Angst vor mir."

      "Ich will hier aber nicht bleiben!"

      "Ihr wollt nicht bleiben, Ihr Luder! Wisst ihr denn nicht, mit wem Ihr sprecht?"

      Da fiel alle Furcht und aller Respekt von mir ab.

      "Ja, Sir, nur zu gut! Aber ich mag vergessen, dass ich Eure Dienerin bin, wenn Ihr vergesst, was einem Herrn geziemt."

      Ich schluchzte und weinte ganz unglücklich.

      "Was für ein törichtes Luder Ihr seid! Habe ich Euch denn Übles getan?"

      "Ja, Sir, das Übelste in der Welt: Ihr habt mich dazu verleitet, mich selbst zu vergessen und was sich für mich gehört, und habt den Abstand verringert, den das Schicksal zwischen uns gesetzt hat, indem Ihr Euch erniedrigt und Euch mit mir einlasst. Ja, Sir, ich erkühne mich zu sagen, ich bin arm, aber ehrbar, und wäret Ihr ein Prinz, würde ich nicht anders handeln."

      Er wurde zornig.

      "Wer wollte denn, dass Ihr anders wäret, Ihr närrisches Gör! Hört auf zu flennen. Ich gebe zu, dass ich mich erniedrigt habe, aber ich tat es nur, um Euch auf die Probe zu stellen. Könnt Ihr das für Euch behalten, dann werde ich Eure Klugheit noch mehr schätzen. Und das hier" (er legte einige Goldstücke in meine Hand) "mag Euch für die Furcht entschädigen, in die ich Euch versetzt habe. Nun geht und spaziert ein wenig im Garten und geht nicht ins Haus, bevor Euer Geflenne vorüber ist. Ich befehle Euch, niemandem etwas von dem, was geschehen ist, zu sagen, dann wird alles gut und Ihr habt meine Verzeihung."

      "Ich will das Geld wirklich nicht, Sir", sagte ich, "so arm ich auch bin, ich will es nicht."

      Denn es wäre mir, ehrlich gesagt, so vorgekommen, als nähme ich ein Handgeld entgegen. Und so legte ich es auf die Bank. Und als er verärgert und in Verwirrung zu sein schien über das, was er getan hatte, nützte ich die Gelegenheit, die Tür zu öffnen und hinauszugehen.

      Er rief nach mir und sagte:

      "Ich verlange von Euch, den Mund zu halten, Pamela. Und geht noch nicht ins Haus, wie ich Euch befohlen habe."

      Ach, wie armselig und gemein ist ein solches Benehmen, und wie klein lässt es die besten der Edelmänner erscheinen, wenn sie Dinge tun, die ihrer unwürdig sind, und Geringeren von Stand die Gelegenheit geben, sich über sie zu erheben.

      Ich ging eine oder zwei Runden im Garten, doch in Sichtweite des Hauses, aus Furcht, es könne noch schlimmer kommen. Ich hauchte in meine Hände, um meine Augen zu trocknen, denn ich wollte nicht zu ungehorsam erscheinen. In meinem nächsten Brief werde ich Euch mehr berichten.

      Betet für mich, meine lieben Eltern, und nehmt mir nicht übel, dass ich noch nicht von diesem Haus geflohen bin, das mir bis vor kurzem Trost und Freude bereitete und nun Schrecken und Pein. Ich muss schnell abbrechen.

      Eure gehorsame und ehrbare Tochter

      Brief XII

      Liebe Mutter,

      ich möchte meine traurige Geschichte nun fortführen. Nachdem ich meine Augen getrocknet hatte, ging ich ins Haus und überlegte, was zu tun sei. Einige Male kam mir der Gedanke, das Haus zu verlassen und in die nächste Stadt zu gehen, um bei nächster Gelegenheit zu Euch zu fahren. Dann aber konnte ich mich nicht entschließen, ob ich die Sachen, die er mir gegeben hat, mit mir nehmen sollte, und wie sie zu transportieren wären. Manchmal schien es mir, als sollte ich sie zurücklassen und nur die Kleider mitnehmen, die ich am Leib trage, aber es sind zwei und eine halbe Meile bis zur Stadt, und das über eine Nebenstraße, und so schön gekleidet könnte ich in eine Gefahr geraten, die fast so schlimm wäre wie die, der ich entkommen möchte. Und dann, so dachte ich, könnte ich vielleicht in den Verdacht geraten, etwas gestohlen zu haben und deshalb davongelaufen zu sein. Mit einem schlechten Ruf zu meinen Eltern zurückzukehren, wäre in der Tat eine üble Sache! Ach, wie wünsche ich mir meinen grauen Kittel zurück und meine arme, aber ehrbare Kleidung, mit der Ihr mich ausgestattet habt (und das war schwer genug für Euch), damit ich in dieses Haus gehen konnte, als ich noch keine zwölf Jahre alt war und meine gute Herrin noch lebte! Manchmal dachte ich daran, Mrs. Jervis alles zu erzählen und mir ihren Rat zu holen. Er hat mir aber streng aufgetragen, alles geheim zu halten. Ich dachte auch, er sei von seinem Verhalten vielleicht so beschämt, dass er es nie wieder zeigen würde. Und weil die arme Mrs. Jervis durch ein unglückliches Geschick in seiner Abhängigkeit steht, wäre es schmählich, sie um meinetwegen seinem Groll auszusetzen.

      In dieser Ungewissheit, einmal nachdenkend, dann wieder weinend, und im Unklaren darüber, was zu tun sei, verbrachte ich die Stunden bis zum Abend in meinem Zimmer. Als ich mich entschuldigen ließ, weil ich nicht zum Abendessen erschien, kam Mrs. Jervis zu mir.

      "Warum muss ich ohne Euch zu Abend essen, Pamela? Kommt, ich sehe doch, dass Ihr Euch über etwas bekümmert. So sagt mir, was los ist."

      Ich bat sie, über Nacht bei ihr schlafen zu können, weil ich Furcht vor Gespenstern hätte, und die würden einem so guten Menschen, wie sie es ist, nichts antun.

      "Eine dumme Ausrede ist das", sagte sie, "denn warum habt ihr nicht schon früher Furcht vor Gespenstern gehabt?"

      (Daran hatte ich in der Tat nicht gedacht.)

      "Doch Ihr könnt gerne bei mir schlafen, was auch immer der Grund dafür ist."

      Ich bat sie, mich zu entschuldigen, da ich so sehr geweint hatte, dass die anderen Diener es bemerken würden, und sagte:

      "Ich werde Euch nichts verheimlichen, Mrs. Jervis, wenn wir alleine sind."

      In ihrer Güte gewährte sie mir den Wunsch. Sie beschloss dann, sofort zu Bett zu gehen, und sagte den Dienern, dass ich ihr Gesellschaft leiste, weil sie schlaflos sei und mich als Vorleserin brauche, um in den Schlaf zu finden. Denn sie wisse, wie sehr ich das Lesen liebe.

      Als

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