Pamela, oder die belohnte Tugend. Samuel Richardson

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Pamela, oder die belohnte Tugend - Samuel Richardson

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schien aufgewühlt zu sein und erhob sich und begab sich in das große Zimmer nebenan, wo er eine Zeitlang auf- und abging, während ich auf meinen Knien verweilte. Ich bedeckte mein Gesicht mit der Schürze und legte meinen Kopf auf einen Stuhl und weinte, als wolle mir mein Herz zerspringen, ohne noch die Kraft zu haben, mich zu rühren.

      Endlich kam er wieder herein, doch, leider! mit Groll in seinem Herzen! und nahm mich hoch.

      "Steht auf, Pamela, steht auf! Ihr seid Euch selbst ein Feind. Eure Torheit wird Euch zugrunde richten. Ich sage Euch, ich bin sehr ungehalten darüber, wie Ihr meinen Namen bei der Hausdame und bei Euren Eltern verleumdet habt, und es ist einerlei, ob Ihr dafür einen wirklichen Grund hattet oder meinen Namen in Einbildung mit Schmutz bewarft."

      Dann zog er mich mit Gewalt auf seine Knie. Ach, wie ich mich fürchtete! Ich rief die Worte, die ich eine oder zwei Nächte zuvor in einem Buch gelesen hatte:

      "Engel und Heilige und die Heerschar des Himmels, beschützt mich!"

      Und dass ich nicht für einen Augenblick den Verlust meiner Tugend überleben solle!

      "Ihr hübsche Närrin!", sagte er. "Wie könnt Ihr Eure Tugend verlieren, wenn Ihr einer Kraft Euch beugt, der Ihr nicht widerstehen könnt? Seid ohne Sorge, denn das Schlimmste, was Euch widerfahren wird, ist, dass Ihr die Ehre habt und ich die Schande. Es wird auch ein lohnendes Thema für Briefe an Eure Eltern sein und obendrein eine schöne Geschichte für Mrs. Jervis."

      Er küsste mit Gewalt meinen Hals und meine Lippen und sagte:

      "Wer hat jemals Lucretia beschuldigt? Alle Schande lag auf dem Schänder. Ich bin also bereit, die Schuld auf mich nehmen, zumal davon schon mehr auf mir lastet, als ich verdiene."

      "So könnte ich wie Lucretia durch meinen Tod mich rechtfertigen, wenn ich auf grausame Weise entehrt werde?"

      "Ach, gutes Kind", sagte er höhnisch, "ich sehe schon, Ihr seid recht belesen. Wir werden einen guten Stoff für einen Roman abgeben, bevor wir es getan haben, dessen seid versichert."

      Dann steckte er die Hand in meinen Busen, was mich so entrüstete, dass sich meine Kraft verdoppelte und ich mich von ihm mit einem Ruck losmachte und aus dem Zimmer lief und im nächsten Zimmer, das ich offen fand, die Tür hinter mir zuwarf und sie verschloss. Doch er folgte mir so nahe, dass er mein Kleid zu fassen bekam und ein Stück davon abriss, das noch aus der Tür ragte, denn sie war von innen versperrt.

      Ich erinnere mich nur, wie ich in das Zimmer gelangte. Was danach geschah, weiß ich nicht mehr, weil ich in meinem Schrecken in eine Ohnmacht fiel, und so lag ich, bis er, wie ich vermute, mich durch das Schlüsselloch auf dem Boden ausgestreckt auf dem Gesicht liegen sah. Er rief Mrs. Jervis herbei, die mit seiner Hilfe die Tür aufbrach. Als er sah, dass ich wieder zu mir kam, trug er ihr auf, niemandem davon zu erzählen, wenn sie klug wäre, und ging davon.

      Die arme Mrs. Jervis dachte, es stünde schlimmer um mich, als es in Wirklichkeit war, und weinte über mir wie eine Mutter. Erst nach zwei Stunden kam ich wieder zu mir, und gerade als ich imstande war, mich zu erheben, kam er herein, so dass ich vor Schrecken wieder in Ohnmacht fiel. Er zog sich zurück, blieb aber im benachbarten Zimmer, um zu verhindern, dass jemand in unsere Nähe kam und seine Machenschaften bekannt würden.

      Mrs. Jervis reichte mir ihr Riechfläschchen, zerschnitt mein Schnürbändchen und setzte mich in einen großen Stuhl. Er rief sie zu sich.

      "Wie geht es dem Mädchen? Nie in meinem Leben sah ich solch eine Närrin. Ich habe ihr überhaupt nichts getan."

      Mrs. Jervis konnte vor Weinen nicht sprechen. Also sagte er:

      "Sie hat Euch, wie es scheint, erzählt, dass ich im Gartenhaus zu ihr freundlich war, doch ich versichere Euch, ich habe mir so wenig zu Schulden kommen lassen wie auch jetzt. Ich bitte Euch, diese Angelegenheit für Euch zu behalten und meinen Namen herauszuhalten."

      "Ach, Sir, um Euer und um Christus Willen!"

      Doch er wollte sie nicht hören.

      "Um Euer selbst Willen sage ich Euch, Mrs. Jervis, sprecht kein Wort mehr. Ich habe ihr nichts getan. Und ich möchte nicht, dass sie in meinem Haus bleibt, so schwatzhaft und verdreht, wie diese Närrin sich gebärdet! Da sie aber so flink darin ist, in Ohnmacht zu fallen, oder dies zumindest vorgibt, bereitet sie darauf vor, morgen nach dem Mittagessen zusammen mit Euch zu mir in die Kammer meiner Mutter zu kommen, dann werdet Ihr hören, wie es zwischen uns steht."

      Und so ging er in schlechter Laune hinaus und befahl, seine Kutsche zu bespannen, um jemanden besuchen zu fahren.

      Mrs. Jervis kam zu mir, und ich erzählte ihr alles, was vorgefallen war, und dass ich entschlossen sei, das Haus zu verlassen. Sie antwortete, es schiene ihr, als habe er selbst angedroht, mich fortzuschicken. Ich sagte:

      "Das höre ich gerne, so bin ich umso ruhiger."

      Dann erzählte sie mir alles, was er zu ihr gesprochen hat, wie oben berichtet.

      Mrs. Jervis bedauert sehr, dass ich fortgehen möchte. Die arme Frau beginnt nun um sich selbst zu bangen, will aber um keinen Preis, dass ich ins Unglück stürze. Sie sei sicher, sagte sie, dass er keine guten Absichten habe. Es könne aber sein, dass er in Anbetracht meiner Entschlossenheit alle weiteren Versuche aufgebe, und dass ich nach dem morgigen Tag, an dem ich vor einen sehr ungerechten Richter trete, besser wüsste, was zu tun sei.

      Ach, wie mir vor diesem morgigen Auftritt graut! Zweifelt aber nicht an der Tugend Eures armen Kindes, wie ich nicht an Euren Gebeten für

      Eure gehorsame Tochter

      Ach, dieser schreckliche morgige Tag! Wie ich ihn fürchte!

      Brief XVI

      Meine lieben Eltern,

      ich weiß, dass Ihr Euch schon lange nach einem Brief von mir sehnt. Ich sende ihn Euch so schnell wie möglich.

      Nun, Ihr könnt Euch vorstellen, wie unbehaglich ich die Zeit bis zur vereinbarten Stunde verbrachte. Mit jeder Minute, in der sie näher rückte, wuchs mein Schrecken. Manchmal fühlte ich Mut, dann wieder keinen, und war in Sorge, ohnmächtig zu werden, wenn mein Herr fertig gespeist hat. Ich selbst vermochte weder zu essen noch zu trinken. Vom vielen Weinen waren meine Augen ganz verschwollen.

      Endlich kam er herauf in die Kammer, welche das Kabinett meiner guten Herrin gewesen war. Einst liebte ich dieses Zimmer, jetzt hasse ich es.

      Bebt Euer Herz nicht um meinetwegen? Das meinige flatterte wie ein frisch gefangener Vogel in seinem Käfig. Ach, Pamela, sagte ich zu mir selbst, warum bist du so töricht und ängstlich? Du hast nichts Unrechtes getan! Wenn du einen ungerechten Richter als Unschuldige fürchtest, was würdest du tun, wenn du als Schuldige vor einen gerechten trätest? Habe Mut, Pamela, du weißt, was dir als Schlimmstes geschehen kann, und um wieviel erstrebenswerter Armut und Tugend sind als Reichtum und Laster.

      So sprach ich mir Mut zu, doch mein Herz war verzagt und mein Gemüt verdunkelt. Jedes kleinste Geräusch schien wie eine Stimme von mir Rechenschaft zu fordern. ich fürchtete den Augenblick und wünschte doch, er möge endlich da sein.

      Schließlich läutete mein Herr die Glocke. Ach, dachte ich, das ist meine Totenglocke!

      Mrs. Jervis, die gute Frau, ging mit schwerem Herzen zu ihm.

      "Wo ist Pamela?", sagte er. "Lasst sie

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