Überredung. Jane Austen
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»Wie schön, daß es dir so gut ging, und ich hoffe, du hast dich gut amüsiert.« »Nicht besonders. Man weiß ja schon vorher immer, wie das Dinner ist und wer da sein wird; und es ist so furchtbar lästig, keine eigene Kutsche zu haben. Mr. und Mrs. Musgrove haben mich mitgenommen, und es war vielleicht eng! Sie sind beide so furchtbar dick und nehmen so viel Platz ein, und Mr. Musgrove sitzt immer vorne. Da saß ich also und mußte mich mit Henrietta und Louisa auf den Rücksitz zwängen, und es ist gut möglich, daß meine Krankheit daher kommt.«
Ein bißchen zusätzliche Geduld und forcierte Heiterkeit auf seiten Annes bewirkten eine fast völlige Genesung auf seiten Marys. Bald konnte sie aufrecht auf dem Sofa sitzen und begann zu hoffen, zum Dinner vielleicht schon aufstehen zu können; und als sie vergaß, daran zu denken, war sie plötzlich am anderen Ende des Zimmers und arrangierte einen Blumenstrauß. Dann aß sie ihr kaltes Fleisch, und dann ging es ihr auf einmal so gut, daß sie einen kleinen Spaziergang vorschlug.
»Wohin sollen wir gehen?« fragte sie, als sie fertig waren.
»Du willst sicher nicht gern im Herrenhaus vorsprechen, ehe sie dir nicht einen Besuch gemacht haben.«
»Dagegen habe ich nicht den geringsten Einwand«, erwiderte Anne. »Bei Leuten, die ich so gut kenne wie Mrs. und die Miss Musgrove, lege ich auf solche Förmlichkeiten überhaupt keinen Wert.«
»Ach so; aber sie müßten dir so bald wie möglich einen Besuch machen. Sie müßten wissen, was sie dir als meiner Schwester schuldig sind. Aber wir können trotzdem hingehen und ein Weilchen bei ihnen sitzen; und wenn wir das hinter uns haben, können wir unseren Spaziergang genießen.«
Anne hatte diese Form des Umgangs immer für unklug gehalten. Aber weil sie überzeugt war, daß keine Familie trotz ständiger Anlässe zu Kränkungen auf beiden Seiten darauf verzichten konnte, hatte sie den Versuch einzugreifen aufgegeben. Sie gingen also zum Herrenhaus, um eine volle halbe Stunde in dem altmodischen viereckigen Wohnzimmer mit dem kleinen Teppich und dem polierten Fußboden zu sitzen, in dem die Töchter des Hauses nach und nach durch einen Flügel und eine Harfe, Blumenständer und überall aufgestellte kleine Tischchen die Atmosphäre eines modischen Durcheinanders geschaffen hatten. Ach, hätten die Modelle der Porträts an den getäfelten Wänden, hätten die Herren in braunem Samt und die Damen in blauem Satin sehen können, was da vorging; hätten sie solchen Umsturz aller Ordnung und Regelmäßigkeit miterleben können! Die Porträts selbst schienen ungläubige Augen zu machen.
Die Musgroves befanden sich wie ihre Häuser in einem Zustand der Veränderung, vielleicht sogar der Verbesserung. Der Vater und die Mutter hatten noch ganz den alten englischen Stil und die jungen Leute den neuen. Mr. und Mrs. Musgrove waren sehr nette Leute, liebenswürdig und gastfreundlich, nicht besonders gebildet und ganz und gar nicht vornehm. Ihre Umgangsformen. Sie waren eine Kinder hatten modernere Vorstellungen und kinderreiche Familie, aber die beiden einzigen Herangewachsenen außer Charles waren Henrietta und Louisa, junge Damen von neunzehn und zwanzig, die von einer Schule in Exeter den üblichen Vorrat an Fertigkeiten mitgebracht hatten und jetzt wie Tausende anderer junger Damen nur auf der Welt waren, um elegant, glücklich und ausgelassen zu sein. Ihre Kleidung besaß allen Schick, ihre Gesichter waren ziemlich hübsch, ihre Stimmung war bestens, ihre Umgangsformen ungezwungen und angenehm; innerhalb ihrer Familie waren sie tonangebend und außerhalb beliebt. Anne betrachtete sie immer als die glücklichsten Mädchen ihrer Bekanntschaft; und doch hätte sie dank jenes angenehmen Gefühls der Überlegenheit, das uns alle davon abhält, mit den anderen tauschen zu wollen, ihren eigenen anspruchsvolleren und kultivierteren Verstand nicht für alle ihre Vergnügungen hergegeben und beneidete sie um nichts als das anscheinend völlig ungetrübte Einvernehmen und den Einklang zwischen ihnen, die selbstverständliche gegenseitige Zuneigung, die sie von keiner ihrer Schwestern je erfahren hatte. Sie wurden mit großer Herzlichkeit empfangen. In der Familie im Herrenhaus, die, wie Anne ganz genau wußte, meist weniger Schuld an den Verstimmungen hatte, war alles in bester Ordnung. Sie verbrachten die halbe Stunde in angenehmer Unterhaltung, und sie war anschließend nicht im geringsten überrascht, daß die beiden Miss Musgrove sie, und zwar auf Marys ausdrücklichen Wunsch, bei ihrem Spaziergang begleiteten.
Kapitel 6
Anne hätte auch ohne diesen Besuch in Uppercross gewußt, daß der Wechsel von einem Kreis zum anderen, auch wenn die Entfernung nur drei Meilen beträgt, oft völlig andere Gespräche, Meinungen, Vorstellungen mit sich bringt. Schon bei früheren Besuchen dort war sie davon beeindruckt gewesen oder hatte gewünscht, daß andere Elliots ebenfalls einmal in den Genuß kämen zu merken, wie unbekannt oder unwichtig hier die Angelegenheiten waren, die man in Kellynch für allgemein bekannt und allgemein interessant hielt. Doch trotz all dieser Erfahrung mußte sie sich nun wohl oder übel eine weitere Lektion in der Kunst, sich der eigenen Bedeutungslosigkeit außerhalb unseres eigenen Zirkels bewußt zu sein, gefallen lassen; denn so voll ihr das Herz von dem einen Thema, das beide Häuser in Kellynch seit vielen Wochen beschäftigte, bei ihrer Ankunft natürlich auch war, so hatte sie in den voneinander unabhängigen, jedoch sehr ähnlichen Bemerkungen von Mr. und Mrs. Musgrove: »So, Miss Anne, Sir Walter und Ihre Schwester sind also fort; und in welchem Teil von Bath wollen Sie sich denn nun niederlassen?« oder in dem Zusatz der jungen Damen: »Hoffentlich sind wir diesen Winter auch in Bath; aber denk daran, Papa, wenn wir wirklich fahren, müssen wir in einer angesehenen Gegend wohnen; deinen Queen Square sind wir nun leid!« oder in dem besorgten Nachsatz von Mary: »Du meine Güte, und ich kann sehen, wo ich bleibe, wenn ihr euch alle in Bath amüsiert!« etwas mehr Neugier und Anteilnahme erwartet.
Sie konnte sich nur vornehmen, solchen Selbsttäuschungen in Zukunft nicht zu erliegen und noch mehr als sonst für das außerordentliche Glück dankbar zu sein, eine so wahrhaft mitfühlende Freundin wie Lady Russell zu haben.
Die beiden Mr. Musgrove waren damit beschäftigt, ihren Wildbestand zu pflegen und zu schießen und sich mit ihren eigenen Pferden, Hunden und Zeitungen die Zeit zu vertreiben; und die weibliche Gesellschaft hatte alle Hände voll zu tun mit all den anderen alltäglichen Dingen wie Haushalt, Nachbarn, Kleider, Tanzen und Musik. Sie mußte zugeben, wie richtig es war, daß jedes kleine gesellschaftliche Gemeinwesen seine eigenen Gesprächsthemen wählt, und hoffte, über kurz oder lang ein nicht unwürdiges Mitglied der Gruppe zu werden, in die sie nun verpflanzt war. Bei der Aussicht, mindestens zwei Monate in Uppercross zu verbringen, war es ratsam, ihre Phantasie, ihre Erinnerungen und ihre Vorstellungen soviel wie möglich denen von Uppercross anzupassen.
Ihr graute nicht vor diesen zwei Monaten in Uppercross. Mary war nicht so abweisend und unschwesterlich wie Elizabeth und auch ihrem Einfluß nicht so unzugänglich; und von den anderen Bewohnern des Cottage hatte sie für ihr Wohlbefinden nichts zu befürchten. Sie verstand sich mit ihrem Schwager immer gut, und die Kinder, die sie beinahe so herzlich liebten und sie beinahe mehr respektierten als ihre eigene Mutter, boten ihr Abwechslung, Vergnügen und gesunde körperliche Bewegung.
Charles Musgrove war höflich und umgänglich; an Einsicht und Selbstbeherrschung war er seiner Frau zweifellos überlegen, nicht aber an Intelligenz, Unterhaltungsgabe oder gesellschaftlicher Gewandtheit, so daß ihre frühere Beziehung niemals eine Gefahrenquelle für sie darstellte, obwohl Anne mit Lady Russell darin übereinstimmte, daß er von der Heirat mit einer anspruchsvolleren Frau nur hätte profitieren können und eine wirklich intelligente Frau seiner Persönlichkeit mehr Profil und seinen Gewohnheiten und Interessen mehr Sinn, Verstand und Geschmack gegeben hätte. So betrieb er nichts mit besonderer Ausdauer außer der Jagd und vertrödelte ansonsten seine Zeit, ohne daß Bücher oder sonst irgend etwas ihn gebildet hätte. Er war immer gut gelaunt und ließ sich anscheinend von der gelegentlichen Verdrießlichkeit seiner Frau kaum beeindrucken, ertrug ihre Unvernunft so geduldig, daß Anne ihn manchmal bewunderte, und alles in allem konnten sie (obwohl es