Überredung. Jane Austen

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Überredung - Jane Austen

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glaube ich, einige Jahre stationiert.« »Dann ist damit zu rechnen«, bemerkte Sir Walter, »daß sein Gesicht ungefähr so gelb ist wie Manschetten und Kragen der Livree meiner Dienerschaft.« Mr. Shepherd beeilte sich, ihm zu versichern, Admiral Croft sei ein sehr munterer, gesunder, gutaussehender Mann, ein bißchen wettergegerbt natürlich, aber nicht sehr; und durch und durch Gentleman in seiner Einstellung und seinem Benehmen; werde bestimmt keine Schwierigkeiten wegen des Mietvertrags machen; wolle nur ein bequemes Haus und so schnell wie möglich einziehen; sei sich im klaren, daß er für seine Bequemlichkeit bezahlen müsse; sei sich im klaren, welche Miete ein möbliertes Haus von diesem Zuschnitt einbringen könne; wäre nicht überrascht gewesen, wenn Sir Walter mehr verlangt hätte; habe sich nach dem Herrenhaus erkundigt; wäre froh gewesen über das Jagdrecht, gewiß, bestehe aber nicht darauf; nehme zwar, wie er sagte, manchmal ein Gewehr mit, schieße aber nie etwas – durch und durch ein Gentleman. Das Thema machte Mr. Shepherd beredt. Er berichtete alle Einzelheiten über die Familie des Admirals, die ihn als Mieter ganz besonders empfahlen. Er sei verheiratet, habe aber keine Kinder, genau das, worauf man Wert lege. Ohne eine Hausfrau, bemerkte Mr. Shepherd, erhalte ein Haus nie die richtige Pflege; er frage sich ernsthaft, ob das Mobiliar ohne Hausherrin nicht in Gefahr sei, ebenso zu leiden wie mit vielen Kindern. Eine Hausherrin ohne Familie schone das Mobiliar auf denkbar beste Weise. Er habe Mrs. Croft ebenfalls kennengelernt. Sie sei mit dem Admiral in Taunton und fast die ganze Zeit, während die Sache zur Debatte gestanden habe, dabei gewesen.

      »Und anscheinend eine sehr kultivierte, vornehme, scharfsinnige Dame«, fuhr er fort, »stellte mehr Fragen über Haus und Mietvertrag und Steuern als der Admiral selbst und kannte sich in Geschäften anscheinend besser aus als er. Und außerdem, Sir Walter, habe ich herausbekommen, daß sie in diesem Teil des Landes – ebenso Familie hat wie ihr Mann, das heißt, sie ist die Schwester eines Gentleman, der einmal unter uns gelebt hat; sie hat es mir selber erzählt, Schwester jenes Gentleman, der vor ein paar Jahren in Monkford gelebt hat. Du meine Güte! Wie hieß er doch? Ich kann im Augenblick nicht auf seinen Namen kommen, obwohl ich ihn gerade erst gehört habe. Penelope, mein Kind, kannst du dich an den Namen des Gentleman erinnern, der in Monkford gelebt hat, Mrs. Crofts Bruder?«

       Aber Mrs. Clay unterhielt sich so angeregt mit Miss Elliot, daß sie die Aufforderung nicht hörte.

      »Ich habe keine Ahnung, wen Sie meinen, Shepherd. Ich erinnere mich nicht, daß seit den Zeiten des alten Gouverneurs Trent ein Gentleman in Monkford gewohnt hat.« »Du meine Güte! Wie merkwürdig! Ich vergesse demnächst vermutlich noch meinen eigenen Namen, fürchte ich. Ein Name, der mir so vertraut ist, kannte den Gentleman Vorliebe dafür verraten und Mr. Shepherd in einem sich selbst jeden Beweis gegeben, daß er ein höchst so gut von Ansehen, bin ihm hundertmal begegnet, hat mich einmal zu Rate gezogen, erinnere ich mich, wegen unbefugten Betretens seines Grundstücks, Einbruch eines Knechts in seinen Obstgarten, eine beschädigte Mauer, gestohlene Äpfel, auf frischer Tat ertappt, ließ sich hinterher gegen meinen Rat auf einen gütlichen Vergleich ein. Wirklich sehr merkwürdig!«

       Nach kurzem Zögern sagte Anne:

       »Sie meinen vermutlich Mr. Wentworth.«

       Mr. Shepherd war ganz Dankbarkeit.

      »Wentworth, genau das war der Name! Mr. Wentworth, genau das war der Mann! Er war doch der Pfarrer von Monkford, Sir Walter, vor einiger Zeit, zwei oder drei Jahre lang. Traf dort ungefähr im Jahre fünf ein, wenn ich mich recht erinnere. Sie müssen sich doch an ihn erinnern.«

       »Wentworth? Wie! Ach so, Mr. Wentworth, der Pfarrer von Monkford. Sie haben mich durch die Bezeichnung Gentleman irregeführt. Ich dachte, Sie sprächen von einem Mann mit Grundbesitz. Mr. Wentworth war ein Niemand, erinnere ich mich, ganz ohne Beziehungen, hatte nichts mit der Strafford-Familie zu tun. Wie kommt es bloß, daß so viele unserer Adelsnamen so gängig werden?«

       Als Mr. Shepherd merkte, daß diese Verbindung den Crofts in den Augen Sir Walters nicht zugute kam, erwähnte er sie lieber nicht mehr und hielt sich in seinem unbeirrbaren Eifer ausführlich bei den Umständen auf, die eindeutiger zu ihren Gunsten sprachen: ihr Alter, ihre Kinderlosigkeit und ihr Vermögen, die Wertschätzung, die sie Kellynch Hall entgegenbrachten, und ihr dringender Wunsch, das Haus mieten zu dürfen; und er tat so, als kennten sie kein größeres Glück auf Erden, als Mieter von Sir Walter Elliot zu sein, ein ungewöhnlicher Geschmack, zweifellos, denn man konnte doch nicht erwarten, daß sie von Sir Walters hohen Ansprüchen an die Pflichten eines Mieters etwas ahnten.

       Er hatte allerdings Erfolg, und obwohl Sir Walter auf jeden möglichen Mieter seines Hauses mit scheelem Blick sehen und angesichts seines unerhörten Wohlstands keinen Mietpreis für zu hoch halten würde, ließ er sich doch überreden, Mr. Shepherd die Weiterführung der Verhandlungen zu erlauben und ihn zu ermächtigen, Admiral Croft, der noch in Taunton war, aufzusuchen und einen Tag für die Besichtigung des Hauses zu vereinbaren.

       Sir Walter war nicht sehr einsichtig, aber er hatte immerhin Lebenserfahrung genug, um zu spüren, daß er einen empfehlenswerteren Mieter, als Admiral Croft in allen wesentlichen Punkten zu werden versprach, wohl kaum finden werde. Das sah er immerhin ein; und seine Eitelkeit fand in dem gesellschaftlichen Rang des Admirals, der gerade hoch genug, aber nicht zu hoch war, ein kleines zusätzliches Trostpflaster. »Ich habe mein Haus an Admiral Croft vermietet« würde ausgezeichnet klingen, viel besser als ein bloßes »Mr. Soundso«. Ein Mr. (abgesehen vielleicht von einem halben Dutzend in ganz England) braucht immer ein paar erläuternde Worte. »Admiral« spricht für sich selbst und nimmt gleichzeitig einem Baron nichts von seiner Würde. In all ihren Verhandlungen und ihrem Umgang miteinander würde Sir Walter Elliot immer den Vortritt erhalten.

      Ohne Elizabeths Urteil konnte nichts unternommen werden, aber ihre Neigung auszuziehen war unterdessen so groß geworden, daß sie froh war, den Umzug durch einen verfügbaren Mieter besiegelt und beschleunigt zu sehen; und es kam von ihr nicht ein Wort, das die Entscheidung hinausgezögert hätte.

       Mr. Shepherd wurde mit allen Vollmachten ausgestattet; und kaum war das geschehen, als Anne, die das Ganze mit großer Aufmerksamkeit verfolgt hatte, das Zimmer verließ, um ihre erhitzten Wangen an der frischen Luft zu kühlen; und während sie durch ein Gehölz ging, das zu ihren Lieblingsspaziergängen gehörte, sagte sie mit einem leichten Seufzer:

       »Noch ein paar Monate, dann geht vielleicht er hier entlang.«

      Kapitel 4

      Dieser er war nicht Mr. Wentworth, der frühere Pfarrer von Monkford, so verdächtig die Umstände auch erscheinen mochten, sondern ein Kapitän Frederick Wentworth, sein Bruder, der nach der Schlacht vor Sto. Domingo zum Kommandanten ernannt und, da er nicht unmittelbar ein Schiff übernommen hatte, im Sommer 1806 nach Somersetshire gekommen war; und weil seine Eltern nicht mehr lebten, hatte er ein halbes Jahr lang in Monkford ein Zuhause gefunden. Er war damals ein ungewöhnlich stattlicher junger Mann, voller Geist, Leben und Feuer und Anne ein außerordentlich hübsches Mädchen, voller Sanftheit, Bescheidenheit, Geschmack und Empfindsamkeit. Schon die Hälfte dieser Vorzüge hätte vermutlich auf beiden Seiten genügt, denn er hatte nichts zu tun, und sie hatte kaum jemanden, den sie lieben konnte. Aber bei so überreichlichen Gaben konnte die Begegnung gar nicht fehlschlagen. Sie lernten sich nach und nach kennen; und als sie sich kannten, verliebten sie sich schnell und tief ineinander. Es wäre schwer gewesen zu entscheiden, wer im anderen das vollkommenere Vorbild gesehen hatte oder wer von beiden glücklicher gewesen war – sie, als sie seine Erklärung und seinen Heiratsantrag entgegennahm, oder er, als er erhört wurde.

       Eine kurze Zeit ungetrübten Glücks folgte, wenn auch nur eine kurze. Bald gab es Schwierigkeiten. Als Sir Walter um die Hand seiner Tochter gebeten wurde, verweigerte er zwar nicht seine Zustimmung oder erklärte, daraus könne nichts werden, doch äußerte er seine ganze Ablehnung in auffälligem Erstaunen, auffälliger Kälte, auffälligem Schweigen und der unmißverständlichen Absicht, nichts für seine

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