Mörderischer Handel. Ute Dombrowski
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Читать онлайн книгу Mörderischer Handel - Ute Dombrowski страница 10
Peter war nun sichtlich böse.
„Ich werde das Haus auch nicht dir vererben, sondern meiner Tochter, die du gar nicht verdient hast. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ich finde dein Verhalten Beatrice gegenüber nicht richtig. Du kümmerst dich nur um deine Arbeit und dein Vergnügen.“
„Papa!“, rief Beatrice entsetzt. „Sag doch sowas nicht. Ich liebe Timur und du kannst nicht so mit ihm reden. Bitte hört beide auf. Papa behält das Haus und wir lassen alles so, wie es ist. Ich möchte keinen Streit in der Familie.“
Timur winkte ab und sah seine Frau ernst an.
„Ach, ihr Gutmenschen, ich wollte deinem Vater nur die beste Option schmackhaft machen. Aber ihr seid total unrealistisch. Guck mal, hier muss das Dach gemacht werden, die Fenster sind alt und undicht, der Keller immer feucht, also wenn ihr mich fragt, ist das ein Fass ohne Boden. Und da schlägt man eine halbe Million nicht einfach aus.“
„Mein lieber Schwiegersohn, du denkst nur mit dem Kopf, aber ich denke mit dem Herzen und ich hänge an dem Haus. Ich würde es nicht verkaufen, wenn mir jemand fünf Millionen bieten würde.“
„Mein lieber Schwiegervater“, gab Timur zynisch zurück, „träum weiter. Wenn du mal nicht mehr bist, ist es das Erste, was wir machen: Diese Bude wird verkauft. Also pass schön auf dich auf, nicht, dass du noch in den Rhein fällst.“
„Timur!“, rief Beatrice und begann zu weinen. „Wie kann man nur so hässlich reden. Ich erkenne dich nicht wieder.“
„Lass gut sein, mein Kind, du siehst, ich habe recht. Ich wollte es dir nie so direkt sagen, aber dein Mann ist kein guter Mensch. Er ist egoistisch und sicher hat er eine Leiche im Keller. Ich wünschte, du hättest ihn nie geheiratet.“
In dem Moment, als der letzte Satz Peters Mund verlassen hatte, tat es ihm schon leid, denn er hatte seine Tochter tief verletzt. Das konnte er an ihrem Blick erkennen. Sie raffte ihre Jacke auf, griff nach ihrer Handtasche und verließ fluchtartig das Haus.
Timur folgte ihr. An der Tür drehte er sich noch einmal um und grinste gehässig.
„Das hast du ja prima hinbekommen. Herzlichen Glückwunsch, du hast gerade deine Tochter verloren. Überleg dir das mit dem Haus, ich helfe dir gerne es abzustoßen.“
„Niemals!“
Peter saß zitternd in seinem Wohnzimmer. Tränen traten in seine Augen, denn er hatte nicht gewollt, dass aus der Diskussion solch ein Streit wird. Doch die sture Art von Timur hatte ihn zum Äußersten getrieben. Seufzend räumte er den Tisch ab und sah aus dem Küchenfenster in den Garten, den die Dämmerung in ein gleichmäßiges Grau tauchte.
„Oh Herr, wie konnte ich nur so hart sein? Ich hätte den Kerl mit handfesten Argumenten umstimmen müssen, stattdessen habe ich mich wie ein Trottel verhalten. Morgen werde ich Beatrice besuchen und die Wogen wieder glätten.“
Er verließ die Küche und lief noch einmal den Weg entlang bis zum Bach, um sich davon zu überzeugen, dass das kleine Tor verschlossen war. Dort schaute er zum Himmel, wo sich die ersten Sterne zeigten. Er lächelte, denn er war zuversichtlich, dass ihm eine Versöhnung mit Beatrice gelingen würde. Er betete und ging schlafen.
Am nächsten Morgen fühlte Peter sich zerschlagen und müde, denn ihm war die Drohung, die sein Schwiegersohn so unverhohlen ausgesprochen hatte, erst in der Nacht so richtig bewusst geworden. Das hatte ihn gegen zwei Uhr aus dem Schlaf schrecken lassen. Er hatte geträumt, dass zwei Männer ihn gepackt und an den Rhein geschleppt hatten. Als sein Gesicht dem Wasser immer nähergekommen war, war er schweißgebadet aufgewacht. Das Einschlafen war ihm nicht mehr gelungen, stattdessen hatte er sich hin und her gewälzt.
Er blieb noch einen Moment liegen und erhob sich später stöhnend, um ins Bad zu schlurfen. Im Spiegel sah er ein graues Gesicht und dicke Ränder unter seinen Augen. Bartstoppeln sprossen an den Wangen und am Kinn. Peter duschte, rasierte sich und bei einem erneuten Blick in den Spiegel gefiel er sich schon besser. Nach einem guten Frühstück und einer Tasse starkem Kaffee fühlte er sich stark genug, seine Tochter anzurufen.
„Guten Morgen Beatrice, ich wollte mich bei dir entschuldigen.“
Peter hörte die Stimme seiner Tochter, die immer noch sehr unterkühlt klang.
„Papa, ich kann wirklich nicht glauben, dass du so mit uns geredet hast. Ich weiß nicht, ob ich dir verzeihen kann.“
„Wollen wir zusammen zu Mittag essen? Dann können wir noch einmal reden. Es würde mir sehr viel bedeuten.“
„Heute kann ich nicht, ich will mit Timur nach Wiesbaden fahren. Vielleicht an Wochenende.“
Peter seufzte, aber er ahnte, dass er im Augenblick nicht mehr verlangen konnte.
„Bitte, Beatrice, es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, was mich da gestern geritten hat. Die ganze Sache mit dem Haus und dann noch Bernds Tod, das hat mich durcheinandergebracht. Es wäre schön, wenn du mir eine Chance geben könntest. Ich würde mich natürlich auch bei Timur entschuldigen.“
„Ich muss jetzt auflegen, ruf doch am Wochenende nochmal an. Tschüss Papa.“
Beatrice legte auf und bemerkte erst jetzt, dass ihr Mann hinter ihr gestanden und mitgehört hatte. Er legte die Arme um die Taille seiner Frau und küsste sie auf die Wange.
„Richtig so, Schatz, lass den alten Mann ein bisschen schmoren. Was denkt der sich denn? Beleidigt mich und das als Pfarrer. Am liebsten würde ich ihm eine reinhauen.“
„Das wirst du nicht tun. Ich hasse diese Diskussion über das Haus und ich hasse Streit. Vertragt euch! Aber es muss nicht heute sein. Papa hat mich sehr verletzt. Ich liebe dich, Schatz, und ich bereue es nicht dich geheiratet zu haben.“
„Ich liebe dich auch. Jetzt muss ich los. Versuch du doch mal deinen Vater zu überzeugen, dass es besser ist, wenn er das Haus verkauft, solange er so viel Geld dafür bekommt. Wenn wir das später erben, ist es so marode, dass wir es abreißen lassen müssen und dann haben wir keinen Gewinn, sondern nur Kosten.“
„Papa wird es nicht verkaufen. Schlag dir das aus dem Kopf.“
Timur ließ sie los und nahm seine Jacke. Er verstaute sein Handy in der Hose und machte sich auf den Weg zur Arbeit in die Firma für Import und Export, die er ganz allein führte. Sie verabredeten sich für den Abend zum Essen und Beatrice blieb allein zurück.
Sie war durcheinander: Wer hatte recht? Papa, der sagte, die Immobilienleute seien Betrüger oder Timur, der das Ganze sehr sachlich sah?
9
„Guten Morgen, Frau Nachbarin.“
Es war acht Uhr und als Bianca die Wohnung verließ, stand auch Eike Strengler plötzlich im Hausflur.
„Guten Morgen“, sagte Bianca erschrocken und blickte zu Boden, weil sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
Eike Strengler trug einen schmal geschnittenen dunkelblauen Anzug, passende Schuhe und eine beige Aktentasche unter dem Arm. Seine blauen Augen leuchteten, als er seine neue Nachbarin ansah. Sie war lässig gekleidet, die Haare fielen ihr sanft