Mörderischer Handel. Ute Dombrowski
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Ganz anders, als man es in dem kühlen Umfeld erwarten würde, sprang ein dynamischer Enddreißiger aus seinem Ledersessel und kam ihnen mit einem gewinnenden Lächeln entgegen.
„Guten Morgen, ich bin Ludger von Etzelsbach und heiße Sie in meinem kleinen Imperium herzlich willkommen. Das ist meine bezaubernde Verlobte Saskia Lanotti. Bitte nehmen Sie doch Platz, Frau?“
Er starrte Bianca mit seinem eingefrorenen Lächeln an und die spürte sofort ein großes Unbehagen. Ihr Blick fiel auf Saskia, die auf einem riesigen Sessel lümmelte, die endlosen Beine übereinandergeschlagen. Blondine, noch ein Punkt für mich, dachte Bianca und grinste die Frau an. Saskia klimperte mit den künstlichen Wimpern, aber sie hatte nur Augen für Ludger. Ferdinand ließ sich mit keiner Faser anmerken, was er dachte.
„Ich bin Bianca Verskoff von der Kriminalpolizei und das ist mein Kollege, Kommissar Waldhöft. Ich hoffe, wir stören nicht, aber wenn Sie uns rasch ein paar Fragen beantworten, sind wir auch schon wieder weg.“
„Sie sind nicht von der Kripo in Frankfurt, oder?“
„Nein, wir sind aus Eltville, aber Ihr Name ist in Zusammenhang mit einem Mordfall erwähnt worden.“
„Was? Ein Mord? Das tut mir sehr leid, aber mit Mord habe ich nichts zu tun. Ich bin ein sanftmütiger Mensch und verabscheue Gewalt. Es kann sich hier nur um einem Irrtum handeln.“
Ferdinand übernahm jetzt das Gespräch.
„Was hat es mit den Schreiben an die Bewohner der Felsstraße in Eltville auf sich?“
„Das sind Angebote, die niemand ausschlagen kann. Ich habe hier im Rhein-Main-Gebiet sehr gute Kunden, die gerne ihre wenige Freizeit in einem kleinen Weinbau-Ort genießen wollen und es gibt doch viele Kleinstädter, die aus der Provinz in die Stadt wollen. Nehmen wir mal an, man ist alt und nicht mehr so gut zu Fuß, dann ist die Infrastruktur in der Großstadt wesentlich seniorenfreundlicher. Hier kann man einkaufen gehen, ohne große Wege auf sich nehmen zu müssen, es gibt mehr Restaurants und auch viel mehr Ärzte, die sich um die kleinen Wehwehchen kümmern können. Und ein altes Haus macht viel Arbeit. Also ich finde mein Angebot unendlich großzügig.“
„Ich finde dieses Angebot eher übertrieben. Sie kaufen doch eigentlich die Katze im Sack und zahlen blanko viel Geld, oder? Das wirkt nicht gerade seriös.“
„Was würden Sie sich kaufen, wenn Sie eine halbe Million hätten?“
„Das spielt hier keine Rolle, Herr Etzelsbach. Also?“
„Von Etzelsbach, wenn ich bitten dürfte. Nun gut, es ist ein wenig ungewöhnlich, aber glauben Sie mir: Das Konzept geht auf. Die Menschen verkaufen.“
„Bernd Fregge wollte nicht verkaufen.“
„Der Tote, ach ja, der hat mir sein Haus bereits verkauft. Lange vor seinem Ableben. Es tut mir sehr leid, dass er von seinem Geld nichts mehr hat.“
„Er hat sein Haus an Sie verkauft?“, fragte Bianca ungläubig, denn das, was der Mann am Schreibtisch sagte, stimmte in keiner Weise mit der Aussage von Peter Jischeck zusammen.
„Herr Fregge hat einen Vertrag unterschrieben, das Geld bekommen, aber leider ist er jetzt tot. Vielleicht hat er es nicht verkraftet und seine Entscheidung im Nachhinein bereut. Oder jemand wollte ihm das Geld stehlen und hat ihn deswegen umgebracht. Sie sagten ja, dass es Mord war. Ist das denn sicher?“
„Nein, natürlich nicht“, sagte Bianca, die das in diesem Moment für eine gute Idee hielt, weil sie das Gefühl hatte, den Mann in Sicherheit wiegen zu müssen.
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann. Wenn Sie uns dann jetzt bitte entschuldigen möchten. Mein Schatz und ich sind zu einem Ausflug in den Rheingau verabredet.“
Ludger hatte sich erhoben und zeigte mit ausgestrecktem Arm in Richtung Tür. Die Kommissare verabschiedeten sich. Vor dem Büro wurden sie wieder von der Hausdame in Empfang genommen und hinausbegleitet. Sie grüßte nicht, sondern drückte einfach die Tür zu.
„Puh!“, rief Ferdinand vor dem großen Tor. „Dieser Lackaffe ist aalglatt. Ich habe dem kein einziges Wort geglaubt. Du?“
„Nein, das ist ein ganz linker Hund. Ich bin froh, dass du nicht gefragt hast, ob er uns den Vertrag zeigen kann. Der hätte uns ausgelacht. Dieser Typ ist mit allen Wassern gewaschen und ich bin der festen Überzeugung, dass der Täter oder zumindest der Auftraggeber der Tat vor uns gesessen hat. Dann mal los, auf zu deinem großartigen Hannes. Ich bin gespannt, was der uns zu erzählen hat.“
6
Hannes Britsche war groß, schlank, braungebrannt und lächelte aus graublauen Augen die Kommissarin an, die ihm die Hand entgegenstreckte. Ferdinand und er begrüßten sich wie alte Bekannte.
„Sie sind also die berühmte Bianca Verskoff, herzlich willkommen. Kaffee?“
„Gerne“, sagte Ferdinand, der gesehen hatte, dass Bianca die Augen zusammengekniffen hatte. „Wir waren gerade bei Etzelsbach.“
„Von Etzelsbach“, ergänzte Bianca und entspannte sich.
Der Mann, der ihr gegenübersaß, sah gut aus, war ein netter Kerl, aber er berührte ihr Herz überhaupt nicht. Sie konnte sich nicht vorstellen, mehr als freundschaftliche Gefühle zu haben, auch wenn ihn Ferdinand sehr angepriesen hatte.
„Der gute Mann tut so, als wenn er ein Menschenfreund sei, doch er ist ein Hai, der auf Beute lauert. Und niemand, aber auch wirklich niemand konnte ihm nur die geringste Übertretung eines Gesetzes nachweisen. Er hält sich akribisch an alle Vorschriften. Wir sind uns zu hundert Prozent sicher, dass er Dreck am Stecken hat.“
„Was denn zum Beispiel?“, fragte die Kommissarin.
Hannes brachte die Kaffeetassen und legte Bianca einen Keks auf den Tellerrand. Sie bedankte sich höflich und lächelte.
„Danke, aber geben Sie Ferdinand auch etwas zu essen. Er ist immer so mies drauf, wenn er Hunger hat.“
„Das ist gar nicht wahr“, brummte der Kommissar.
Hannes setzte sich wieder.
„Wir vermuten Geldwäsche, Erpressung, Nötigung und wenn ich euch glauben darf, dann kommt jetzt auch noch Mord dazu. Gibt es denn einen Zusammenhang zwischen Etzelsbach und dem Toten im Rhein?“
„Ja, Etzelsbachs Handlanger waren bei ihm, um ihn davon zu überzeugen, sein Haus zu verkaufen. Aber das ist natürlich kein Beweis.“
Ferdinand erklärte, was sie bei Peter Jischeck erfahren hatten und den Widerspruch, den der angebliche Verkauf des Hauses darstellte.
„Wir haben uns ein bisschen dumm gestellt, denn wir wollen euch nicht ins Handwerk pfuschen. Am liebsten hätte ich ihn gleich festgenommen und ausgequetscht. Aber ich glaube nicht, dass das eine gute Idee gewesen wäre.“
„Nein. Er muss jemanden haben, der ihm den Rücken deckt. Einer von ganz oben. Leider ist es nicht leicht, dem Kerl in die Karten zu gucken. Und wie gesagt, er verhält sich mit