Die verbotenen Bücher. Roger Reyab
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Nun steht für mich in vielleicht naiver Ansicht der Kinder- und Jugendschutz auch bei der Frage im Vordergrund, ob ein lesbisches oder homosexuelles Paar wirklich ein Kind haben soll. Man kann vielleicht nachvollziehen, dass es viele Paare gibt, die in einem eigenen Kind die Erfüllung ihrer Partnerschaft sehen. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Paare auch bei den Normalos immer weniger werden, ist es für mich aber nicht nachvollziehbar, dass sich ein Paar nach einem Kind sehnt, das es selbst nicht erzeugen kann. Es ist ein geradezu paradoxer Wunsch. Auch wenn man vielleicht in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft den Wunsch nach einem Kind haben kann, ist es doch an dem Gesetzgeber, eine solche biologisch unmögliche Angelegenheit nicht künstlich zu ermöglichen. Dies allein schon deshalb, weil es viel zu wenige empirische Untersuchungen und Fallbeispiele gibt, die den Verlauf einer solchen Sozialisation eines in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung aufwachsenden Kindes soziologisch, pädagogisch und entwicklungspsychologisch dokumentieren. Gut dokumentiert hingegen ist, dass die Sexualentwicklung durchaus auch mit der Sozialisation einhergeht. Man hat nicht umsonst Pornografie für Minderjährige verboten. Dies deshalb, weil junge Menschen in ihrer Reifung und Entwicklung anfällig für Einflussnahmen jeder Art sind und sich in bestimmten Bereichen bei altersunangemessener Überfrachtung unvorteilhaft entwickeln würden. Nun ist ein von einer gleichgeschlechtlichen Ehe adoptiertes Kind nicht zwangsläufig Pornografie ausgesetzt. Das wäre falsch, zu behaupten. Es ist aber auch soziologisch und entwicklungspädagogisch bewiesen, dass die Rollenbilder, mit denen aufwachsende Kinder konfrontiert werden, einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung haben. Es ist schon lange im Trend, besonders bei den jungen Menschen, sich selbst als trans- bi – und homosexuell zu halten. Viele Jugendliche finden es trendy, dass sie damit dokumentieren, wie weltoffen und tolerant sie sind. Es handelt sich oftmals also um Überprojektionen, denen meist nicht eine wirkliche Veranlagung zugrunde liegt.
Man geht davon aus, dass 4-10 % einer Population lesbisch oder homosexuell ist. Dies zu allen Zeiten, wenn man auch sagen kann, dass der Trend deshalb besonders in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt, da es hip und trendy ist und da eine solche Neigung manchem pubertierenden und adoleszenten Jugendlichen eine gewisse Stärkung der eigenen Bedeutung verleihen kann. Es ist aber auch empirisch belegt, dass es keine Seltenheit ist, dass ein Homosexueller oftmals aus einer Familie stammt, in der die Mutter die dominante Figur und der Vater eher nicht vorhanden war. Die Familienstruktur und die vermittelten Rollenbilder haben also einen wesentlichen Einfluss auf das Kind und dessen emotionaler und sexueller Entwicklung. Nun kann man geteilter Meinung darüber sein, ob ein von einem lesbischen oder einem homosexuellen oder einem transsexuellen Paar adoptiertes Kind dadurch in seiner sexuellen Entwicklung beeinträchtigt oder in eine bestimmte Richtung gelenkt werden wird. Auch ich kenne Homosexuelle und würde diese Frage deshalb nicht eindeutig beantworten. Denn es gibt durchaus Homosexuelle, die sich selbst mehr als kritisch sehen. Ich habe nicht selten gehört, dass Homosexuelle sich selbst nicht als Lebensmodell sehen und durchaus den Umstand eingestehen, dass eine homosexuelle Gesellschaft nicht funktionieren kann. Dies nicht nur rein aus der Frage der Fortpflanzung heraus, sondern auch aus einer Frage der allgemeinen Entwicklung. Viele Homosexuelle kennen den Kampf mit sich selbst, der immer wieder in der frühen Entwicklung mit der Frage endete: Warum kann ich nicht „normal“ sein? Sie wissen darum, dass es sehr schwer ist, anders als die Meisten zu sein und wissen auch um die seelischen Beschädigungen.
Ich glaube, dass es durchaus Homosexuelle und Lesben geben kann, die ihr Kind sehr neutral erziehen werden und den Versuch ernsthaft ins Auge fassen, dem Kind eine möglichst unabhängige sexuelle Entwicklung zu ermöglichen. Es ist aber die Frage gestattet, ob dies überhaupt möglich ist. Ich bin da sehr skeptisch. Dies aus mehreren Gründen.
Rollenbilder und sexuelle Ausrichtungen üben einen enormen Druck auf einen reifenden Menschen aus. Je nachdem wie normativ und restriktiv diese Sexualität definiert wird, entwickelt sich auch beim Kind eine Ausrichtung, die als entweder richtig oder falsch im Wertesystem verankert wird. Es ist nicht auszuschließen, dass ein in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung aufgewachsenes Kind durchaus auch heterosexuell werden wird. Es ist aber nicht sicher, nicht bewiesen und auch nicht im Gegenteil erforscht. Es könnte nämlich auch sein, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Da es hierüber kaum belastbares empirisches Material gibt, ist dieses Experiment also Neuland für die Sexualpsychologie.
Wenn wir uns aber die Vergangenheit ansehen, so stoßen wir auf restriktive Versuche der Gesellschaften die Homosexualität aus dem öffentlichen Leben zu verbannen.
„Der § 175 des deutschen Strafgesetzbuches (§ 175 StGB) existierte vom 1. Januar 1872 (Inkrafttreten des Reichsstrafgesetzbuches) bis zum 11. Juni 1994. Er stellte sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. Bis 1969 bestrafte er auch die „widernatürliche Unzucht mit Tieren“ (ab 1935 nach § 175b ausgelagert). Insgesamt wurden etwa 140.000 Männer nach den verschiedenen Fassungen des § 175 verurteilt. Am 1. September 1935 verschärften die Nationalsozialisten den § 175, unter anderem durch Anhebung der Höchststrafe von sechs Monaten auf fünf Jahre Gefängnis. Darüber hinaus wurde der Tatbestand von beischlafähnlichen auf sämtliche „unzüchtigen“ Handlungen ausgeweitet. Der neu eingefügte § 175a bestimmte für „erschwerte Fälle“ zwischen einem und zehn Jahren Zuchthaus.“[i]
Man muss sich vergegenwärtigen, dass die Homosexualität erst seit gerade einmal 23 Jahren nicht verboten ist. Das ist ein ungeheurer Schritt. Was ist in diesen 23 Jahren geschehen, dass man aus dem Aufheben eines Verbots der Homosexualität nun eine Ehe für alle macht?
Noch heute ist die Homosexualität in vielen Ländern verboten. Noch in der Weimarer Republik wurde sogar die Masturbation von Männern unter Strafe gestellt:
„Dabei ist davon auszugehen, daß der deutschen Auffassung die geschlechtliche Beziehung von Mann zu Mann als eine Verirrung erscheint, die geeignet ist, den Charakter zu zerrütten und das sittliche Gefühl zu zerstören. Greift diese Verirrung weiter um sich, so führt sie zur Entartung des Volkes und zum Verfall seiner Kraft.“ [ii]
Noch im Jahre 1962 äußerten sich die Adenauer-Administration und damit die CDU dahingehend:
„Vor allem stände auch für die Homosexuellen nichts im Wege, ihre nähere Umgebung durch Zusammenleben in eheähnlichen Verhältnissen zu belästigen. […] Ausgeprägter als in anderen Bereichen hat die Rechtsordnung gegenüber der männlichen Homosexualität die Aufgabe, durch die sittenbildende Kraft des Strafgesetzes einen Damm gegen die Ausbreitung eines lasterhaften Treibens zu errichten, das, wenn es um sich griffe, eine schwere Gefahr für eine gesunde und natürliche Lebensordnung im Volke bedeuten würde.“ [iii]
Da ist aber viel geschehen in der CDU in den letzten 23 Jahren.
Während die Homosexualität unter Erwachsenen also im Jahre 1994 erstmals straffrei wurde, ist im Jahre 2017 etwas geschehen, dass die Politiker im Jahre 1962 als ein No-Go und eine große Gefahr bezeichneten.
Nun muss man sich fragen, warum die Gesellschaft in so wenigen Jahren so radikal umgedacht hat. Ohne diesen Vorgang zu werten, ist es doch durchaus bemerkenswert, dass die deutsche Gesellschaft