Wahre Kriminalfälle und Skandale. Walter Brendel
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Auf Nachfrage sagte ein Mitarbeiter des Auktionshauses, dass Kujau den angebotenen Band während der Haft geschrieben habe, zu der er wegen seiner Fälschungen verurteilt wurde. "Als krönenden Abschluss sozusagen", so der Mitarbeiter. Kujau war zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und nach drei Jahren wegen eines Kehlkopfleidens vorzeitig entlassen worden. Im September 2000 starb Kujau im Alter von 62 Jahren an Magenkrebs. Er hatte nicht nur Tagebücher gefälscht, sondern auch berühmte Gemälde nachgeahmt und den Chorleiter Gotthilf Fischer mittels eines gefälschten Stammbaums zum Mozart-Nachfahren erklärt.
Ein Anruf bei Kujaus Nichte, die in der Stuttgarter "Galerie Konrad Kujau" unter anderem mit Werken des genialen Imitators handelt, fördert eine neue Fälschergeschichte zu Tage. Auch Jahre nach seinem Tod schafft es Kujau offenbar, die Leute an der Nase herumzuführen. Ein Mitarbeiter der Stuttgarter Galerie berichtet, es gebe mehrere Ausgaben des angeblich letzten Hitler-Tagebuchs. Kujau habe sie allesamt im Gefängnis angefertigt - und auch damit Schabernack getrieben.
"Er erzählte allen, denen er es verkaufte, es sei das einzige."
Die Rechnung des Berliner Auktionshauses, mit den Namen Hitler und Kujau in die Schlagzeilen zu kommen, ist aufgegangen. Das Haus war voller Journalisten. Nur das Interesse der Bieter hielt sich in Grenzen, es waren nicht mehr Leute als sonst im Saal. Begonnen wurde nicht wie angekündigt mit 7.000 Euro, sondern nur mit 5.000 Euro. Schon beim zweiten Gebot, 6.500 Euro, fand die Hitlerkladde einen neuen Besitzer. Ein Mitarbeiter des Auktionshauses hatte das Interesse schon zuvor eher gering eingeschätzt. "Wir wissen nicht, ob die Kranken heute Ausgang haben", sagte er der Presse. Für 1.100 Euro gingen auch vier NS-Publikationen weg, die mit handschriftlichen Namenszügen von Hitler, Göring, Himmler und Goebbels signiert sind. Auch sie stammen von - Kujau.
Die echten Hitler-Fälschungen lagern zum größten Teil im Keller des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr. Einige Bände sind im Haus der Geschichte in Bonn zu sehen.
Hier einige Auszüge aus den Tagebüchern des „Führers“:
Eintrag für Januar 1935:
„Habe Eva dieses Jahr erst zweimal gesehen... Gesellschaftliche Verpflichtungen musste ich meist ablehnen, da mich die Arbeit total ausfüllt. Leide an Schlaflosigkeit
und Appetitlosigkeit.“
Eintrag für Februar 1935:
„Nehme eine Menge Arzneien. Auch Göring soll nur noch mit Drogen sein übermenschliches Arbeitspensum schaffen. Eva und Paula würden sich freuen, wenn ich einige Tage ausruhen könnte. Eva ließ mir sagen, ich sollte doch einige Tage kommen.“
Eintrag für Juni 1935:
„Eva hat jetzt zwei Hunderl, so wird ihr die Zeit nicht lang. Muss wegen Eva auch mit Göring sprechen. Seine Haltung ihr gegenüber ist nicht korrekt.“
Eintrag für September 1935:
„Göring mit seiner Jagerei. Er ist sonst ein tüchtiger Mann, aber wenn er das Wort Jagd hört, ist er nicht mehr zu gebrauchen.“
Eintrag für Mai 1938:
„Nehme eine ganze Menge von Medikamenten. Fühle mich auch immer sehr schlapp. Hoffentlich gibt mir der Herrgott noch so viel Zeit, um alles zu ordnen.“
Eintrag für Dezember 1938:
„Nun geht das Jahr bald zu Ende. Habe ich für das Reich meine Ziele erreicht? Bis auf einige Kleinigkeiten, ja!“
Eintrag für April 1939:
„Gedanken zum 50. Geburtstag. Nun bin ich 50 Jahre alt, überlege mir, was mir noch an Zeit bleibt, um meine Aufgaben zu erfüllen... Kann ich mit 50 eine junge Frau wie Eva an mich binden, ohne sie jemals noch zum Traualtar zu führen? Ich glaube, Eva ist da eine Ausnahme, sie ist mir verfallen.“
Eintrag für April 1939:
„Eva hat wieder ihre alte Krankheit mit der Gebärmutter. Der Herrgott hat dieser jungen Frau ein schweres Schicksal zugedacht.“
Eintrag für Juni 1939:
„Eva hat sich wieder gut erholt. Speer erzählte mir von einem Gerücht, ich würde mit Eva wie Frau und Mann auf dem Berghof zusammenleben. Dieses Gerücht kommt aus Görings Richtung.“
Eintrag für den 1. September 1939:
„Die Schleswig-Holstein hat um 4.45 Uhr das Feuer auf die Westerplatte eröffnet. Ich werde ab heute nichts anderes sein als der erste Soldat des Reiches und genauso den grünen Rock tragen wie jeder deutsche Soldat.“
Eintrag für den 20. September 1939:
„Himmler faselte etwas von einer Entführung meiner Person, aber es ist bestimmt nur wieder eine seiner Spinnereien. Habe mir Unterlagen über die Person Stalins bringen lassen. Muss doch über diesen Menschen mehr in Erfahrung bringen. Dieser Mensch beginnt mich näher zu interessieren.“
Eintrag für September 1940:
„Eva sagt, ich habe starken Mundgeruch. Lasse mir von den Ärzten einiges geben. Da es Eva seelisch nicht gut geht, werde ich einige Tage auf dem Berghof bei ihr verbringen. Dieses tapfere Mädchen hat es sehr schwer, sich in die ihr zugedachte Rolle dreinzufinden.“
Eintrag für Januar 1943:
„Finde kaum noch Schlaf. Dieses Stalingrad liegt mir schwer im Magen. In dem vor uns liegenden Jahr kommt es zum Höhepunkt des großen Ringens... Ich werde von jeder deutschen Frau und jedem deutschen Mann die schwersten Opfer verlangen. Bin auch bereit, diese Opfer als Erster zu bringen. Dieses Stalingrad kostet mich Jahre meines Lebens.“
Eintrag für Februar 1943:
„Eva teilt mir mit, auf dem Berghof würden immer öfters Witze über mich gemacht. So weit ist es schon gekommen.“
Eintrag für Februar 1943:
„Eva soll zu viele amerikanische Filme auf dem Berghof sehen. Muss ihr das mal sagen, wenn sie schon diese Filme ansieht, soll sie nicht alle auf dem Berghof dazu einladen.“
Eintrag für Juli 1944:
„Der schwerste Bericht meines bisherigen Lebens! Durch Dummheit und verbrecherischen Ehrgeiz hat eine kleine Gruppe von Lumpen versucht, mich zu beseitigen... Schon am 19. Juli hatte ich so ein komisches Gefühl im Magen. Innerlich dachte ich, hoffentlich passiert mir nichts, ich habe ein ganz schlechtes Gefühl.“
Eintrag für Februar 1945 (im „Führerbunker“):
„Himmler macht Äußerungen, ich hätte die Parkinsonsche Krankheit. Werde Himmler im Auge behalten, und wenn es sein muss, lasse ich ihn erschießen.
Eva sagt mir, sie möchte gerne bei mir sein. Muss ihr immer wieder sagen, sie ist in der jetzigen Zeit für mich nur eine Belastung. Kann sie aber gut verstehen!“
***
Das tatsächliche Vorbild für die Geschichte mit dem gefälschten Vergleichs-Material stammt aus dem Jahre 1960 von einem Prozess um die