Raus aus der Krise. Geri Schnell
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Susanne kocht vor Wut, jetzt hat doch Paul alles Material, welches sie zusammengetragen hat, gegen ihren Willen veröffentlicht. Schnaubend vor Wut rennt sie die Treppe hoch und greift zu Telefon. Paul ist in der Redaktion nicht anzutreffen, also versucht sie es zu Hause. Pauls Frau nimmt ab und erklärt ihr: «Mein Mann hat die ganze Nacht durchgearbeitet und braucht jetzt Schlaf.»
Susanne ruft in der Zeitung an und verlangt den stellvertretenden Redaktor. Dieser erklärt ihr, dass Paul spät in der Nacht nochmals mit Staatsanwalt Friener gesprochen hat und dass die ziemlich sicher sind, den richtigen Täter verhaftet zu haben. Es steht schlecht um Max. Sie muss sich keine Sorgen machen, denn sie wird an dem Fall tüchtig mitverdienen. Sie ist am jetzigen Artikel finanziell beteiligt.
«Am Besten ist, du machst dich gleich an die Arbeit, eine solche Chance bekommst du nicht so schnell wieder.»
Mit einem gemischten Gefühl geht Susanne zur Einvernahme auf den Polizeiposten. Max ist für sie selber zu einem Rätsel geworden. Irgendwie ist sie eifersüchtig auf Rebekka. Dieses junge Ding nimmt sich einfach heraus, ihr Max wegzunehmen. Aber handelt es sich um ein Wegnehmen? Aber was wollte er sonst von ihr? Macht es ihn einfach unglaublich scharf, ein unverdorbenes Mädchen zu verführen? Gehört er zu den Männern, welche auf solche jungen Mädchen stehen? Denkbar wäre es schon, dass die Scheidung, der Alkohol und die Ereignisse in Afrika, zu einer psychischen Störung führten.
Während der Befragung regt sie sich furchtbar darüber auf, was für intime Details, dieser Beamte alles wissen will. Mehrmals verweigert sie die Aussage unter dem Hinweis, dass ihr Sexualleben nicht zur Diskussion steht. Sie hat nicht die Absicht, einen Seelenstrip hinzulegen und ist auch nicht bereit, den Beamten über ihre Sexpraktiken Auskunft zu geben, damit sich der daran ergötzen kann. Der Beamte treibt sie aber trotzdem ziemlich in die Enge. Seine Drohungen, bezüglich der Illegalität ihrer Beziehung zueinander, sowohl steuertechnisch, wie auch nach den geltenden Arbeitsrechten, verunsichern Susanne sehr. Zum Glück bezieht Max keine Arbeitslosenunterstützung mehr, sonst wäre sie vermutlich noch wegen Beihilfe zum Betrug einvernommen worden. Aus der jetzigen Situation kann nicht mehr nachgewiesen werden, ab wann Max wesentlich zu ihrem Verdienst beisteuert hat.
Nach drei Stunden hat Susanne das Verhör endlich hinter sich gebracht, mit einer Wut im Bauch verlässt sie den Polizeiposten. Es ist schon eine Frechheit, was für Fragen sie den Beamten beantworten musste. Auf Grund des Verhörs ist sie jetzt ziemlich sicher, dass Max der Mörder von Anita sein könnte. Dieser Umstand steigert ihre Wut noch beträchtlich.
«Wie konnte ihr Max das antun?»
Wenn er schuldig ist, dann wird sie sich grausam rächen, denn, so langsam fühlt sie sich auch als Opfer von Max. Sie bekommt Angst, wie sie sich rechtfertigen soll, einen solchen Mann als Freund aufgenommen zu haben, ja sie hat sich ihm ja förmlich aufgedrängt. Womöglich wird sich Max mit dieser aufgedrängten Beziehung sogar noch vor Gericht verteidigen und sie steht als moralische Mittäterin da. Aber sie hat es ja nur gut gemeint mit Max, dass sie von dieser Beziehung profitiert hat, das ist eigentlich normal. So ist es bei jeder Beziehung. Aber eines wird ihr immer mehr bewusst und stimmt sie traurig: «Max und Susi, sind ein eingespieltes Team, aber die grosse Liebe war ihre Beziehung nicht.»
Sie haben viel Spass im Bett, aber genau genommen ist es eben doch nur eine Verbindung, welche zustande kam, weil eben beide profitieren. Susi beschliesst, bei Paul in der Redaktion vorbeizuschauen. Sie muss unbedingt wissen, wieso er schon alles in der Zeitung gebracht hat und bei dieser Aussprache will sie ihm in die Augen sehen. Handelt es sich um einen Racheakt gegen Max, ist er eifersüchtig, oder will er nur gross rauskommen und endlich eine grosse Nummer in der Zeitung sein?
Susi meldet sich unten an der Rezeption an. Paul ist anwesend und wird sie empfangen.
«Hallo Susi!», begrüsst sie Paul, «komm, wir fahren irgendwo hin, wir müssen uns ungestört unterhalten können. Ich nehme meinen Wagen, da bin ich telefonisch erreichbar. So werde ich informiert, wenn meine Frau anruft.»
Paul fährt in Richtung Jura und sie halten in einem kleinen Gartenrestaurant. Die Aussicht auf das Aaretal ist wunderbar. Aber sie sind nicht wegen der Aussicht gekommen, während der Fahrt wurde nicht über den Fall Max gesprochen. Erst als sie im Gartenrestaurant sitzen legt sie los.
«Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, den Bericht schon in die Zeitung zu geben?», dabei gibt sie sich keine Mühe ihre Wut zu verbergen.
«Wenn man deinen Bericht gelesen hat, dann ist es schon klar, dass Max ein Mörder ist. Es ist ein Wunder, dass du wenigstens nur M. M. geschrieben hast. Aber sonst hast du alles geschrieben, was ich herausgefunden habe.»
«Ja, du hast ja Recht, aber wir haben da auch unsere Verbindungen zur Polizei und die haben eigentlich keine grossen Zweifel mehr, dass dein Max der Täter ist und in dieser Situation muss man handeln, sonst nimmt dir die Konkurrenz die Butter vom Brot. Heute werden es sowieso schon die Spatzen vom Dach pfeifen. So ist nun mal unser Beruf, dem Zweiten bleiben nur die Brosamen, du musst der Erste sein. Die Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht.»
Heftig wird hin und her gestritten. Nicht ohne Stolz stellt Susi fest, dass auch eine gehörige Portion Eifersucht mitspielt. Paul scheint ihre gelegentlichen Seitensprünge doch zu vermissen, denn seit Max bei ihr eingezogen ist, hat sie schon gar keine Möglichkeiten mehr, sich mit ihm im Bett zu treffen. Für Susi ist das kein Problem, sie hat ja Max, für Paul ist es ein echter Abbau an Lebensqualität.
«Du bist natürlich finanziell voll mitbeteiligt», erklärt Paul, «ich denke wir teilen zu gleichen Teilen. Du bringst die Informationen aus erster Hand und ich schaue, dass ich möglichst viel herausholen kann. Nur zusammen sind wir stark.»
Sie unterhalten sich noch eine Weile über Max, was für Storys er liefern kann und wann, sie welche, bringen wollen. Susi kommt sich gemein vor, aber Max hat auch nicht an sie gedacht, als er dieser jungen Göre nachlief.
«Kommst du noch mit zu mir», fragt Susi Paul, «ich habe Lust, ich muss mich ein bisschen abreagieren.»
«Bei so einem verlockenden Angebot kann ich nicht nein sagen. - Ober zahlen!»
In ihrer Wohnung stürzen sie sich aufeinander wie zwei Verliebte, die sich fünf Wochen nicht gesehen haben.
Max beginnt den zweiten Tag im Gefängnis optimistisch. Der Kaffee schmeckt ihm gut. Er hat sehr schlecht, aber dafür lange geschlafen. Ohne Eile kann er seine verschiedenen Arbeiten verrichten, welche es an Hand der Hausordnung zu tun gibt. Um acht Uhr ist er zum ersten Verhör bestellt. Herr Friener setzt seine Befragung fort. Er ist jetzt in Besitz des Notizbuchs und Max versucht anhand der Eintragungen die Fragen des Untersuchungsrichters zu beantworten. Es gelingt Max jedoch nur unvollständig zu belegen, wo er sich an den fraglichen Tagen aufgehalten hat. Bei seinen unterschiedlichen Tagesabläufen ist dies nicht verwunderlich, zu dumm für Max, dass ausgerechnet diese Tage sehr schlecht dokumentiert sind. Dies ist für den Staatsanwalt wieder ein Hinweis mehr, der Max verdächtig macht.
«Wir müssen hier die Befragung unterbrechen», meint Herr Friener gegen zehn Uhr, «Herr Doktor Marti, unser Gefängnisarzt, wird sie jetzt noch untersuchen.»
«Aber, wann komme ich nun endlich frei?», regt sich Max auf, «ich habe ja nichts gemacht! Was wollt ihr denn noch von mir? Ich will nicht den Sündenbock für jemand anderes sein. Ich habe diese Anita noch nie vorher gesehen! Das könnt ihr mit mir nicht machen, ich werde sie verklagen!»
Max schreit in seiner Wut immer lauter. Plötzlich kommen zwei uniformierte Polizisten ins Zimmer,