Raus aus der Krise. Geri Schnell
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«Also, bis morgen.»
Max ist das erste Mal seit Wochen so richtig aufgestellt. Natürlich ist er auch gespannt, wie er bei Marina wohnen wird. Wird es überhaupt soweit kommen, werden sie ihn freilassen? Wenn das medizinischen Gutachten, ihn als Mörder von Anita ausschliesst, was eigentlich logisch sein müsste, denn soviel Pech kann er nun wirklich nicht haben, dass der Täter mit seiner Blutgruppe und allen anderen Dingen, welche untersucht werden, übereinstimmt, es muss klappen. Ob sein Verhalten im Zusammenhang mit Rebekka, gegen irgendein Gesetz verstossen hat, ist nicht eindeutig geklärt, aber Marina hat ihm versichert, dass diese Tatbestände höchstens mit einer bedingten Strafe geahndet werden. In diesem Zusammenhang kommt es darauf an, wie stark sich Rebekka bedroht gefühlt hat. Aber aus dem Vernehmungsprotokoll lässt sich entnehmen, dass Rebekka die Angst vor Max eingeredet wurde, worauf sie schlussendlich mit ja geantwortet hat.
Am nächsten Morgen legt ihm Marina nicht ohne Stolz den Haftentlassungsantrag vor. Sie stellt den Staatsanwalt vor die Wahl, endlich eine stichhaltige, nicht nur auf Vermutungen passierende Anklage zu erheben, oder man soll das Verfahren einstellen, bis eine beweisbare Anklage erhoben werden kann.
«Glaubst du, dass du damit durchkommst?»
«Ich bin sehr optimistisch, schliesslich sind noch einige Fakten dazugekommen. Meine Vermutungen mit dem medizinischen Gutachten haben sich bestätigt, das Abhören des Polizeifunks ist damit indirekt bestätigt worden, da du ja Anita nicht umgebracht haben kannst. In den anderen untersuchten Fällen, bist du nicht mehr verdächtig, als jeder andere. Also, ich sehe wirklich keinen Grund, warum der Antrag abgelehnt werden sollte. Im Moment bin ich nur nicht sicher, ob es besser wäre, den Fall doch noch vor einem Gericht verhandeln zu lassen, damit deine Unschuld amtlich wird, oder ob wir mit der Einstellung des Verfahrens zufrieden sein sollen.»
«Also, wenn du mich fragst, möchte ich möglichst schnell von dem ganzen Theater nichts mehr hören, also kein Verfahren, ist das klar. Nur wenn es unbedingt nötig ist», protestiert Max heftig.
«Na, dann wäre das auch geklärt», meint Marina und räumt ihre Sachen zusammen, «ich muss mich beeilen, ich will so schnell wie möglich zum Staatsanwalt, sonst fährt der womöglich noch in die Ferien und lässt dich im Kittchen sitzen. Ich an deiner Stelle würde langsam die Sachen packen, ich bin überzeugt, es haut hin. Bis nachher!»
«Viel Erfolg», ruft ihr Max noch nach.
Zurück in der Zelle beschäftigt sich Max wieder mit Schachspielen. Wie jedes Mal erschrickt er, als der Wärter an die Türe klopft.
«Herr Meier, packen sie ihre Sachen, sie werden heute entlassen! Ich freue mich für sie, sie gehören wirklich nicht hierher, ich entschuldige mich für meine Kollegen.»
Das geht jetzt aber schnell, denkt Max und räumt seine paar Dinge zusammen. Danach zieht er noch das Bett ab und macht einen Knäuel für die Wäscherei, wie er es gelernt hat. Den Rest macht der Reinigungsdienst, erklärt ihm der Wärter, als er noch den Boden wischen will.
«Das ist ja wie im Hotel, kann man hier Ferien buchen? Ich habe mich so an das geregelte Leben gewöhnt. Na, ich hoffe doch, dass sie mich hier nicht mehr wieder sehen werden. So schön war es rückwirkend auch wieder nicht. Ist es möglich, dass sie mir einen Blumenstrauss organisieren können? Ich habe da noch fünfzig Franken.»
«Mal schauen was sich machen lässt.»
Der Wärter nimmt die Note und verschwindet. Nun muss Max auf dem Polizeiposten noch die Austrittsformalitäten erledigen.
«Wo bleibt nur Marina», denkt Max für sich, nun, solange der Blumenstrauss nicht eingetroffen ist, hat es noch Zeit. Max hat soeben mit seiner letzten Unterschrift bestätigt, dass er alle seine Sachen wieder erhalten hat, als der Wärter mit dem Blumenstrauss eintrifft. Ein riesiger Strauss schöner langstieliger roten Rosen.
«Kommen sie, wir nehmen lieber den Hinterausgang. Frau Moser ist eben auf den Parkplatz gefahren, um sie abzuholen. Viel Glück. Herr Staatsanwalt Friener lässt sich entschuldigen, er ist sofort in die Ferien gefahren, nachdem ihr Fall abgeschlossen war.»
Marina hat Tränen in den Augen, als sie Max mit dem riesigen Blumenstrauss auf sich zukommen sieht. Ein Polizist trägt ihm die Koffer, damit er seine Hände frei hat. Sie läuft auf ihn zu und küsst ihn, als ob sie Max schon jahrelang kennen würde.
«Danke Max, das ist eine sehr schöne Überraschung», stammelt sie voller Rührung, «komm, wir müssen verschwinden, bevor die Presse von deiner Freilassung erfährt. Ich will mit diesen Tränen nicht in einer Zeitung erscheinen.»
Sie verstauen die Koffer im Kofferraum ihres Tesla.
«Wenigstens in dieser Beziehung habe ich mich verbessert», denkt Max für sich, ist aber sehr skeptisch: «War es richtig, sich gleich wieder in eine aufgezwungene Zufallsbekanntschaft zu stürzen?»
Auf jeden Fall hat er wieder ein Dach über dem Kopf und mit Marina versteht er sich wirklich gut. Er glaubt auch, dass er ihr nicht gleichgültig ist, das hat er beim Kuss gleich gespürt. Trotzdem, der Anfang in der Freiheit wird nicht einfach werden. Marina ist eine sehr selbstbewusste Frau. Er vermutet, dass sie vor lauter lernen, nur wenig Erfahrung mit Männern sammeln konnte. Einesteils ist das schön, anderseits kann es auch zu einigen Problemen führen. Max nimmt sich vor, die Sache sehr vorsichtig anzugehen. Er will sich Zeit lassen und nicht mit der Türe ins Haus fallen. Auch nimmt er sich vor, die Beziehung sofort zu lösen, wenn er feststellt, dass sie nur auf Mitleid aufgebaut ist.
«Du hast es tatsächlich geschafft, ich danke dir!», stammelt Max, auch er muss gegen die aufkommende Rührung ankämpfen und bekommt ganz wässrige Augen. Dann steigen sie ein und fahren, ohne viel miteinander zu Reden, durch Olten. Max ist gespannt auf sein neues Zuhause. Er weiss nur, dass Marina in einer Eigentumswohnung in Trimbach wohnt, hat aber keine Ahnung wie gross sie ist. Aber das spielt eigentlich keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass sich jemand um ihn kümmert.
Später parkiert sie ihr Auto in der Einstellhalle, welche zu einer Terrassenhaussiedlung am sonnigen Hang gehört. Also, gegen die Wohnlage ist schon Mal gar nichts einzuwenden. Vielleicht ein bisschen abgelegen, aber schön und ruhig. Sie geht voraus und meint: «So, da wären wir, ich hoffe es gefällt dir. Etwas mehr Komfort als vorher kann ich dir schon bieten.»
Als Erstes sucht sie eine passende Blumenvase und gibt den Rosen Wasser.
«Die sind so schön, ich hoffe sie bleiben recht lange.»
Max schaut sich inzwischen um. Die Wohnung ist modern eingerichtet. Das Prunkstück ist die Terrasse mit dem abgedeckten Teil, auf welchem man sich auch bei Regenwetter aufhalten kann, aber zwei Drittel der Terrasse liegen unter freiem Himmel, ohne dass irgend jemand von aussen Einsicht haben kann. Dem Rand entlang gibt es grosse Gefässe, in welchen Büsche, Blumen und kleine Bäumchen wachsen. Die eine Ecke bildet ein kleiner Grillplatz, welcher ebenfalls von Pflanzen umgeben ist.
«Das ist ja ein richtiges Paradies», meint Max, als Marina mit der Vase zurückkommt, «ich weiss gar nicht, womit ich so etwas verdient habe.»
«Na, wenn man schwer arbeitet, hat man auch das Recht schön zu wohnen. Natürlich haben mir meine Eltern etwas Vorschuss gegeben, aber ich bin sicher, dass ich ihnen alles zurückzahlen kann. Wann spielt eigentlich keine Rolle, die haben sowieso zu viel. Willst du etwas trinken?»
«Ja gern, zum Aufwärmen könnte ich