Geliebter Unhold. Billy Remie
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Nein, er wollte nicht noch einmal von Desith hören, dass er naiv gewesen war und sich von Riath hatte einlullen lassen, nicht mehr für ihn war als jeder dahergelaufene Knecht oder Küchenmagd. Oh nein, das war Kacey bestimmt nicht! Er würde es sich und der Welt beweisen – und vor allem Riath –, dass er mehr als ein Aperitif für ihn gewesen war.
Er spielte mit dem Feuer.
Oder… hatte er diese Zeilen am Ende doch genauso gemeint, wie er sie geschrieben hatte?
War sein Wunsch, etwas Besonderes zu sein, nicht genau das, was auch Riaths sich wünschte?
In allen Lebenslagen?
Verdammt.
*~*~*
»Was, bei allen verdammten Göttern und ihren Bastarden, tust du hier?« Xaith stand auf und riss den Händlersohn aus Nohva am Arm auf die Beine. Er steckte den Dolch zurück in seinen Gürtel.
Fenjin schwankte kurz, seine Kapuze rutschte endgültig zurück und die Morgendämmerung fiel auf sein ahornrotes Haar, das wie ein geschliffener Edelstein schimmerte.
Er hatte sich kaum verändert. Acht Jahre war es her, als sie sich zuletzt gesehen hatten, am Tage als der Leichnam von Xaiths Vater verbrannte, als Jin die Hand von … Vaaks gehalten hatte.
Jin. Der Rotschopf, der immer zwischen ihm und seinem Ziehbruder gestanden hatte. Jin mit den warmen Augen, dem strahlenden Lächeln, den vielen Sommersprossen auf Nase und Wangen. Sie waren mehr geworden, bedeckten sein halbes Gesicht und den wahnsinnig dünnen Hals, karamellfarbene Sprenkel auf elfenbeinfarbener Haut. Ein Makel für viele Menschen, doch Jin schmückten sie wie Blüten ein Gesteck. Acht Jahre und der Bursche war noch genauso makellos schön – auch wenn einige böse Zungen behaupten, die Sommersprossen würden seine Schönheit mildern – wie eh und je, vielleicht sogar durch den Hauch der erwachsenen Züge noch schöner.
Der allbekannte Neid stieg Xaith bitter in die Kehle, als sie sich Angesicht zu Angesicht in der dunklen, staubigen Hütte gegenüberstanden. Wie ungerecht das Leben doch war, dass Jin vom Scheitel bis in die Fußspitzen genauso perfekt war wie von seinem sanften, freundlichen und unkomplizierten Wesen.
Das wurde ihm wieder deutlich bewusst, als Jin ihn mit einem Lächeln ansah, als wären sie zwei alte Freunde, die sich nach Jahren in einer Kneipe wiedersahen.
Sie waren nur nie Freunde gewesen, doch das interessierte den anderen offensichtlich nicht.
»Ich habe dich gefunden!« Jins Lächeln wirkte erleichtert, sein schlanker Leib sackte ein Stück in sich zusammen. Er trug ein feines Seidenhemd mit verschlungenen Stickereien, bronzene Ranken auf dunkelrotem Grund, dazu feine Hosen in Schwarz und einen Gürtel ohne Schwert, seine Schuhe und sein Umhang wiesen Reisespuren auf, waren rissig und matschig.
»Ich bin so froh, dass ich dich endlich gefunden habe!« Ohne Vorwarnung sprang Jin ihn an. Xaith zuckte zusammen, doch es war zu spät, er war zu benommen von der unerwarteten Begegnung, um ihn aufhalten zu können. Schon lagen seine Arme um Xaiths Nacken und drückten ihn an sich. »Ich habe soooo lange nach dir gesucht! Ich bin durch die halbe Welt gereist, immer Riaths Meute nach, ich wusste, sie würden mich irgendwann zu dir führen!«
Jin sprach aufgebracht, hektisch, und seine Stimme brach, klang nasal, als stünde er kurz vor einem Ausbruch gerührter Freudentränen. Dabei rieb er die Wange an ihm, als könnte er erst glauben, dass Xaith echt war, wenn seine Bartstoppeln die zarte Haut in seinem Gesicht aufgerissen hatten.
Xaith war wie erstarrt, erwiderte die Umarmung nicht. Roch es plötzlich nach warmen Apfelkuchen?
Er vermisste Nohva mit einem Schlag, als ob man ihm das Herz aus der Brust gerissen hätte.
Neugierig spähte Siderius um ihn herum, musterte Jin. Das Kind in seinem Arm greinte.
Und da war noch etwas, das Xaith wahrnahm, schleichend aber unaufhaltsam. Es kitzelte in seiner Nase, stieg langsam wie Nebel in seinen Verstand und breitete sich kribbelnd über Kopf und Nacken aus.
Blut.
Jin blutete. Xaith hatte ihn verletzt. Nur leicht, aber genug, um seinen Durst zu wecken. Ihm wurde heiß und seine Kehle wurde mit einem Mal staubtrocken.
Grob packte er Jin an den Oberarmen und drückte ihn von sich weg. Er sah noch dessen überraschtes Gesicht, die wässrigen, riesigen Iriden, eher er die Augen zusammenpetzte und die Luft anhielt.
»Xaith…« Siderius` Stimme klang, als hätte Xaith Wasser in den Ohren. Gedämpft, weit weg, unverständlich. Doch die Besorgnis war ihm anzuhören.
»Jin…«, Xaith knurrte, »… Blut.«
Er spürte die Bewegung, als der Rotschopf sich an die Kehle fasste und ein trockenes »Oh« ausstieß.
»Ich … ich kann… ich hab ein Tuch!« Jin wollte zurücktreten, fischte in seiner Tasche nach dem besagten Tuch, doch Xaith konnte nicht loslassen, seine Finger krallten sich in Jins Oberarme und wollten sich nicht mehr lösen.
Siderius` Herzschlag wurde schneller, das konnte Xaith hören, er machte einen Schritt auf Xaiths Rücken zu, seine gesamte Körperhaltung wirkte angespannt und bereit, dazwischenzugehen.
Doch überraschenderweise bemerkte Xaith bei Jin keinerlei Furcht, hörte keinen erhöhten Herzschlag, keine schnellere Atmung. Entweder er sehnte sich danach, dass man ihm die Kehle aufriss, oder er verkannte die Gefahr. Immerhin hatte Xaith seiner eigenen Mutter die Kehle aufgerissen und sie getötet, was in Nohva schon recht bekannt, sprich, ein riesiger Skandal gewesen war.
»Xaith, du musst mich loslassen«, sprach er ruhig auf ihn ein, »damit ich zurücktreten kann.«
Noch immer hielt Xaith die Augen geschlossen, hielt den Atem an. Das Blut zog ihn wie immer in seinen Bann, doch er wusste, dass er sich beherrschen konnte. Er hatte es bei Kacey geschafft.
Er hatte es geschafft!
Doch Jins Blut… es hatte eine unbegreiflich starke Anziehung.
»Xaith…« Siderius angespannte Stimme war dicht hinter ihm. »Lass ihn …«
»Schon gut!«, gab er barsch an beide zurück, drehte den Kopf wie angewidert zur Seite und ließ einen von Jins dünnen Armen los, um blind in Richtung seiner Kehle zu tasten.
Dessen Puls flatterte nun doch, als Xaiths schwarze Fingerspitzen seinen Hals federleicht streiften. Das machte es beinahe noch schlimmer, würde er jetzt zubeißen, würde dessen Blut warm und schnell in Xaiths Mund fließen, als hätte er eine Axt in ein volles Fass Wein geschlagen.
Er konzentrierte sich auf seine Magie, drang mit seiner Aura in die oberflächliche Wunde und ließ sie kraft seines Willens zusammenwachsen.
Dann