Geliebter Unhold. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Unhold - Billy Remie страница 38
»Mylord!«, rief Kacey von unten. Er war nicht so dumm, die Stufen an der Seite des Galgens zu erklimmen und sich auf Augenhöhe mit diesem Mann zu begeben. Nein, er blieb beim Volk, wenn auch dicht vor der Bühne.
Die Menge trat vor ihm zurück, als wollte sie sagen, dass sie nichts mit ihm zu tun hatten, doch da er nicht nur Magister, sondern auch Sohn des Kaisers war, hörte er keinerlei Hass von hinten, nur betretenes Schweigen.
Zuerst tauchte Überraschung auf dem alten Gesicht auf, dann wurden seine Lippen ärgerlich dünn.
Oh ja, das hatte Kacey sehen wollen. Er lächelte und breitete in aller Unschuld die Arme aus. »Darf ich mich auch dazu äußern?«
»Im Namen der Magier?«, rief der Hassredner wütend.
»In meinem eigenen Namen«, entgegnete Kacey ruhig. »Ich bin Magier.«
»Ihr!« Anklagend deutete der Alte mit einem knorrigen Finger auf Kacey, seine Falten schienen tiefer zu werden vor Zorn. »Ihr habt gegen die Gesetze verstoßen und kommt doch einfach davon! Nur weil Ihr ein Prinz seid…«
»Ich werde eine saftige Strafe für mein Vergehen zahlen«, warf Kacey ruhig ein. »Ich habe mein Verbrechen zugeben und mich erklärt, der Rat – nicht der Kaiser – entschied, dass in Anbetracht der Situation, mildernde Umstände gelten. Ich habe mit meinem Zauber Leben geschützt.«
»Ihr wollt unsere Wachen aussperren, damit niemand weiß, was für dämonische Dinge hinter euren Toren vorgehen!«
»Welch schrecklicher Vorwurf. Nun…« Kacey neigte das Haupt. »Das Alptraumfeld ist lediglich ein Schutz für die Bewohner der Akademie, jeder aus der Stadt, der Hilfe braucht, ist willkommen.« Dann drehte er sich zu der Menge um. »Ich weiß, dass Veränderung Angst macht, gerade in diesen Zeiten, da viele Gerüchte heiß gekocht werden. So biete ich im Namen der Akademie gerne öffentliche Führungen an, damit sich alle davon überzeugen können, dass in der Akademie lediglich die in Friedenszeiten erlaubten Zauber gelehrt werden. Desweitern empfangen wir natürlich noch immer gern Kranke, um ihre Leiden zu lindern. Unsere Tore stehen offen, wir bevorzugen es lediglich, Eindringlinge fernzuhalten, wie es jedes Haus tut.«
»Ihr nutzt Führungen, um uns hinters Licht zu führen!«, behauptete der Alte, sodass Kacey Mühe hatte, nicht die Augen zu verdrehen. »Lasst Euch nicht von diesem weichen Gesicht irreleiten, gute Bürger! Die Magier werden einfach ihre faulen Zauber verstecken. Ihr angeblicher Schutzzauber dient dazu, Überraschungsbesuchen vorzubeugen. Führungen? Von wegen, geplante Kontrolle, damit sie an jenen Tagen, wenn sie die Tore für uns öffnen, ihre wahren Machenschaften verschleiern!«
Kacey betrachtete die unschlüssige Menge, viele nickten grimmig. Seine Augen streiften den Rand des Platzes, dort standen Wachen mit Speeren, gelbgrübe Wappen des Kaiserhauses zierten ihre halbnackten Körper, die nur durch Brustpanzer und Lendenleibchen geschützt waren. Sie lehnten lässig an Wänden oder auf ihre Waffen gestützt und grinsten hämisch.
Das Gift war bereits bis zur Stadtwache vorgedrungen, sie wirkten nicht, als wollten sie eingreifen, eher, als wären sie von dem Schauspiel amüsiert.
»Wir haben einen fremdländischen Kaiser auf unseren Thron gelassen!«, fuhr der Mann fort. »Nun seht, wohin es führt! Die Wirtschaft wäre beinahe zusammengebrochen, gute Männer verloren Heim, ihre Familien landeten auf der Straße…«
Er sprach davon, dass reiche Villenbesitzer, die durch den Sklavenhandel ihre Kammern mit Silber gefüllt hatten, ihre rechte Strafe bekommen hatten.
»Und nun soll die Magie frei von Gesetzen sein? Das ist ein falsches Spiel! Der Kaiser will seine Feinde schwächen, er will die Magier nutzen, um uns zu dezimieren! So kurz vor den Wahlen will er nur seine Gegner vernichten!«
Kacey hob die Hände in einer beschwichtigenden Geste, als die Menge in Aufruhr geriet. »Der Kaiser ist derzeit nicht anwesend, aber ich bin sicher…« - er musste die Stimme erheben, klang wütender als beabsichtigt - »dass mein Vater sich der Angelegenheit annehmen und eine Lösung finden wird, die für beide Seiten angemessen ist. Liebe Mitbürger!« Er wartete einen Moment, bis er die volle Aufmerksamkeit hatte. Dann sagte er ernst, eindringlich: »Vergessen wir an dieser Stelle nicht, dass ich schon vielen von Euch geholfen habe. Denkt daran, die Magier bewahren viele Geheimnisse, sind Eure Freunde, Eure Retter in der Not. All das tun wir aus Nächstenliebe, doch als wir Eure Hilfe brauchten, habt Ihr uns sogar verboten, dass wir uns selbst schützen. Ein Mädchen wurde getötet! Sie hätte Eure Tochter oder Schwester sein können.«
Zurückhaltung und Unsicherheit erschienen in den Gesichtern vor ihm. Er erkannte einige von ihnen, reiche Bürger, die zu ihm kamen, um sich heilen zu lassen oder um Tinkturen und Tränke zu kaufen, die ungewollte Schwangerschaften oder Geschlechtskrankheiten … heilten. Jene Gesichter wandten sich ab, zogen sich hinter ihre Vordermänner zurück, denn er betrachtete sie ganz besonders intensiv.
Kacey wandte sich zu dem Alten, der verbissen mit den Zähnen knirschte. »Und vergessen wir nicht, dass der Kaiser immer noch die Entscheidungsfreiheit besitzt, und ich bin sicher, niemand hier möchte wegen Volksverhetzung angeklagt werden.« Er legte vernichtend den Kopf schief, drehte sich um, verneigte sich vor dem Volk und umrandete die Menge mit erhobenem Kinn und weit ausholenden Schritten.
An der Treppe, die den Hügel zum Palast hinaufführte und sich mit hunderten Stufen durch wunderschöne, sorgfältig gepflegte, sonnengeflutete Gartenanlagen schlängelte, nahmen zwei Wachen Haltung an und versperrten ihm den Weg.
Er blieb stehen, trat aber nicht zurück. Hinter ihm legte Ardor legte eine Hand an sein Gladius, aber Kacey hob einen Finger, um ihm Einhalt zu gebieten.
»Ich möchte in den Palast.« Es war ein Befehl, er sah die beiden Wachen nacheinander warnend an.
Ihre dunklen Augen zeigten ein regelrechtes Feuer, sie wollten offensichtlich ihre Macht demonstrieren.
»Der Palast ist derzeit wegen der Unruhen geschlossen, bis der Kaiser zurückgekehrt ist«, sagte der Rechte mit triefender Selbstgerechtigkeit.
Kacey blickte gelangweilt von einem zum anderen, wie von selbst wanderte seine rechte Augenbraue in einem steilen Bogen nach oben. »Ich bin ein Prinz dieses Reiches, ihr habt mir zu dienen, und ich verlange unverzüglich, dass ihr den Weg freigebt!«
Sie schnaubten, warfen sich Blicke zu. »Könnt Ihr das beweisen?«, fragte der Rechte und musterte Kacey geringschätzig. »Denkt Ihr, Ihr seid der einzige Mann, der heute behauptet, er gehöre zur Kaiserfamilie? Ich fürchte, Prinz Lexi ist etwas jünger als Ihr.«
»Oder wollt Ihr etwa behaupten, Ihr wäret der junge Prinz Faith?«, fügte der andere hinzu.
»Oder der Kaiser selbst?«
Sie lachten dunkel in sich hinein.
Oh ja, was waren ihre Scherze doch geistreich…
Kacey hörte sich unbeeindruckt den Spott an, wartete darauf, dass die beiden fertig wurden. Sie wussten sehr gut, wer er war.
»Sieht