Geliebter Unhold. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Unhold - Billy Remie страница 39
Sein Freund grinste dreckig und packte sich in den Schritt. »Wenn ich nicht auf Weiber stehen würde, hätten wir vielleicht doch noch eine Möglichkeit gefunden, Euch durchzulassen.«
»Hütet Eure Zungen«, warnte Ardor mit tiefer, vibrierender Stimme und packte den Griff seiner Waffe so fest, dass sein Gürtel und die Scheide knirschten. »Ihr sprecht mit Prinz Kacey Airynn, zeigt Respekt vor seinem Amt!«
Ihre Augen wurden dunkel, jede Erheiterung verschwand. »Er ist nur der Bastard des Kaisers«, konterte der Linke und spuckte das Wort Bastard dabei aus wie Gift.
Kacey blieb äußerlich genauso unbeeindruckt wie zu Beginn des Gesprächs. Bevor Ardor die Adern an den Schläfen platzten, sagte er gelassen zu den Wachen: »Tretet beiseite oder ich muss euch dazu bringen.«
»Was wollt Ihr tun? Magie einsetzen?« Das Lächeln kehrte zurück. »Damit pisst Ihr Euch nur selbst ans Bein, Magiehure. Nur zu, zaubert, die Menge wird es sehen wollen.« Der Linke nickte mit seinem spitzen, langen Kinn an Kacey vorbei.
Obwohl er wusste, was hinter ihm geschah, drehte er sich um. Die Versammlung löste sich langsam auf, der Hassredner war verschwunden, aber es waren genügend Zeugen anwesend, die neugierig herüberblickten.
Das war nicht gut, denn wenn die Bürger sahen, dass sich selbst die Stadtwache gegen Kacey stellte, obwohl er der Sohn des Kaisers war, würden auch sie sich nicht länger scheuen, ihm zu trotzen.
Er verlor seinen Schutz, seine Unantastbarkeit.
Kacey wandte das Gesicht wieder zu den beiden Wachen um, sie grinsten voller Häme, während er sich keiner Gefühlsregung hingab.
»Ich brauche keine Magie, um mir den Weg freizuräumen.« Die hatte er nie gebraucht und er sprach von mehr als einer Treppe, die er hinaufsteigen wollte. »Entweder, ihr tretet beiseite und hofft, dass ich diesen Vorfall vergesse, oder ihr verantwortet euch vor dem Kaiser selbst.« Er hob die Arme zu einer ratlosen Geste. »Falls ihr dazu dann noch in der Lage seid, denn mein Leibwächter trägt die Waffe nicht nur zur Zierde und er hat schon viele echte Kämpfe gewonnen. Ihr seht mir etwas jung aus, um im Krieg gedient zu haben, sagt, hat einer von euch beiden den Speer auch nur ein einziges Mal in einem Kampf um Leben und Tod geführt?«
Sie mahlten mit den Kiefern. Kacey wartete, aber je länger sie an ihm vorbeistarrten, je zufrieden lächelte er.
»Dachte ich mir. Und wem wird man wohl Glauben schenken, einem Prinzen und seinem Leibwächter, die sich vor zwei korrupten Wachen verteidigen mussten? Oder zweien… stummen Leichen?« Er trat näher, senkte die Stimme zu einem Raunen. »Und was wird wohl aus Euren Familien, wenn der Kaiser Euch für Feinde seiner eigenen Familie hält?«
Ihre Nasenflügel blähten sich, während sie überlegten. Unter ihren Spangenhelmen wirkten ihre Gesichtszüge beinahe identisch, bis auf die Augen des Linken, die zu nahe beisammenstanden.
Kacey sah aufmerksam von einem zum anderen, faltete die Hände wie ein Lehrer, der eine komplizierte Frage gestellt hatte und nun darauf wartete, dass sie ihm jemand richtig beantwortete.
Ohne ein Wort traten sie auseinander.
Kacey lächelte falsch. »Kluge Entscheidung.«
Sie blickten demonstrativ geradeaus, als er durch sie hindurchschritt. Er musste die Robe raffen, damit er nicht auf den Saum trat, als er die Stufen nahm.
»Erlaubt Euch nicht zu viel, Prinz«, spuckte der Rechte noch aus, »das Eis, auf dem Ihr wandelt, wird dünner. Nicht jeder ist Euch wohlgesonnen.«
Kacey blickte nicht zurück, genauso wenig wie Ardor.
*~*~*
Seit Desith seinen kleinen Bruder Lexi vor dem Reich diskreditiert hatte, verkroch dieser sich voller Scham in seinem Zimmer im Palast.
Desith war mit Prinz Vynsu von Carapuhr vermählt, er stand mit seinem Gemahl als nächstes in der Erbfolge für das eisige Königreich. Lexi hätte Kaiser werden können, doch Desith hatte mehr oder weniger dem Rat der Fünf geschworen, einen blutigen Krieg anzuzetteln, sollten sie es wagen, Lexi zum Kaiser zu wählen. Demnach wurde nun der jüngste Sohn des Kaisers, Prinz Faith, darauf vorbereitet, sich eines Tages zur Wahl zur stellen.
Kacey hatte nicht den Eindruck, dass Lexi deshalb eifersüchtig auf seinen kleinen Bruder war, im Gegenteil, er war noch mehr um dessen Wohlergehen besorgt als je zuvor, verbrachte jede freie Minute mit ihm, während die Kaiserin das Reich für ihren Gemahl hütete.
Kacey hatte Ardor im Flur des Palastes positioniert, während er selbst eine Weile im Türrahmen lehnte und die beiden Brüder beobachtete.
Sie saßen auf einer Decke auf der Empore, die zur Terrasse hinausführte, Sonnenlicht stahl sich durch die dicken Säulen in den hellen Raum, der mit Seide, Samt und Damast, mit verzierten, herrschaftlichen Möbeln und teuren Vasen, Kunstwerken und Gemälden eingerichtet war.
Lexi trug eine traditionelle Toga, die auf einer Seite durch eine goldene Spange in Form eines Jaguarkopfes zusammengehalten wurde und seinen schnell heranwachsenden Körper betonte. Er war schlank, aber nicht dünn, seine Arme muskulös, seine Brust eine sanfte Hügellandschaft. Aschblondes Haar, blaue Augen und blasse Sommersprossen auf aristokratischen Gesichtszügen. Wie sein Vater und seine Brüder war er als Mensch geboren, nur Kacey trug das Blut seines Großvaters und deren Vaters in sich und war als Luzianer geboren.
Das entfremdete ihn manchmal von der kaiserlichen Familie – und dem gesamten Reich.
Faith war noch ein Kind, braunes Haar und Augen wie die Mutter, sehr schüchtern und genau wie sein größerer Bruder Lexi wollte er in diesem Alter nur selten sprechen. Dafür schien er aufzublühen, wenn sein Bruder – und Held – bei ihm saß, mit ihm ein Buch las oder mit Holzfiguren spielte.
Im Palast war es friedlich, idyllisch. Wehende, durchsichtige Vorhänge, Säulen, keine Fenster nur offene Tor- und Türbögen, die Decken waren hoch, die Wände schienen voreinander zu fliehen, sanfte Stufen und weißer Marmor.
Überall dieser weiße Marmor.
Und inmitten all diesem Prunk diese beiden goldenen Prinzen, wie sie zusammen auf einer Decke saßen und völlig versunken versuchten, ein kompliziertes Holzpuzzle zu lösen. Diese zwei Jungen wurden geboren und hatten alles, Reichtum, Anerkennung, zwei liebende Eltern, das Volk kniete vor ihnen.
Kacey spürte warme Zuneigung zu seinen beiden Brüdern, doch was niemand ahnte, war der tiefsitzende Neid, den er auf ihre Kindheit hatte.
Und da war noch ein anderes Gefühl, eine äußerst fremde Empfindung, die wie eine Frühlingsbrise in ihm flüsterte. Er fragte sich, wie es wäre, eigene Söhne zu haben. Sie heranwachsen zu sehen, sie zu formen, ihnen ein Reich zu Füßen zu legen, ihnen alles zu ermöglichen, was er nicht gehabt hatte.
Eigene Söhne würde Kacey jedoch nie bekommen, obwohl er sicher war, dass er eine Leihmutter finden würde, und auch wenn die Magie es ermöglichte, durch magische Phiolen den eigentlichen Akt mit einer Frau auszulassen, so wollte er sein eigen Fleisch und Blut nicht mit einer Frau teilen, die er nicht liebte. Eine fremde Frau, die seine Söhne mit erzog.
Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Er zeigte es nach außen hin nicht gerne, wahrte immer ein freundliches Gesicht, ahmte