Winnetou Band 1. Karl May

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Winnetou Band 1 - Karl May Winnetou

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Dabei kamen wir in ein ziemlich breites Tal, welches mit saftigem Grase bewachsen war; die Lehnen,

       von denen es hüben und drüben eingesäumt wurde, trugen unten Gebüsch und weiter oben Wald. Das Tal

       war vielleicht eine halbe Wegstunde lang und so schnurgerade, daß man von dem Anfange desselben bis

       an das Ende sehen konnte. Wir waren nur wenige Schritte in dieser freundlichen Bodensenkung vorwärts

       gekommen, da hielt Sam sein Pferd an und blickte aufmerksam nach vorn.

       »Heig-day [Heigh-day]!« stieß er hervor. »Da sind sie! ja [Ja] wirklich, da sind sie, die allerersten!«

       »Was?« fragte ich.

       Ich sah ganz fern, weit vor uns, vielleicht achtzehn bis zwanzig dunkle Punkte, welche sich langsam

       bewegten.

       »Was?« wiederholte er meine Frage, indem er lebhaft im Sattel hin und her rutschte. »Schämt Euch doch,

       eine solche Frage auszusprechen! Ach so, Ihr seid ja ein Greenhorn, und zwar ein ganz gewaltiges!

       Solche Kerls, wie Ihr, pflegen mit offenen Augen nicht zu sehen. Habt doch einmal die freundliche

       Gewogenheit, verehrtester Sir, zu raten, was das für Dinger sind, auf denen dort Eure schönen Augen

       ruhen!«

       »Raten? Hm! Ich würde sie für Rehe halten, wenn ich nicht wüßte, daß diese Wildgattung in Rudeln oder

       Sprüngen von nicht über zehn Stück beisammen lebt. Auch muß ich, wenn ich die Entfernung in Betracht

       ziehe, sagen, daß die Tiere dort, so klein sie von hier aus zu sein scheinen, bedeutend größer als Rehe sein

       müssen.«

       »Rehe, hihihihi!« lachte er. »Rehe hier oben an den Quellen des Kanadian! Das ist ein Meisterstück von

       Euch! Aber das andere, was Ihr sagtet, war gar nicht so übel überlegt. Ja, größer sind sie, diese Tiere, viel,

       viel größer als Rehe!«

       »Ach, lieber Sam, doch nicht etwa gar Büffel?«

       »Natürlich Büffel! Bisons sind es, echte, wahre Bisons, die sich auf der Wanderung befinden, die ersten,

       die ich heuer sehe. Nun wißt Ihr, daß Mr. White recht gehabt hat: Bisons und Indianer. Von den Roten

       sahen wir nur eine Fußspur; die Büffel aber haben wir in Lebensgröße vor den Augen. Was sagt Ihr dazu,

       he, wenn ich mich nicht irre?«

       »Wir müssen hin!«

       »Natürlich!«

       »Sie beobachten!«

       »Beobachten? Wirklich beobachten?« fragte er, indem er mich ganz erstaunt von der Seite her anblickte.

       [Tafel Nr. 1: "Bd. VII. Die ersten Bisons. (Zu S. 48.)"]

       »Ja. Ich habe noch nie Bisons gesehen und möchte diese hier so gerne belauschen.«

       Ich fühlte jetzt nur das Interesse des Zoologen; das war dem kleinen Sam vollständig unbegreiflich. Er

       schlug die Hände zusammen, und meinte:

       »Belauschen, nur belauschen. Grad so, wie ein kleiner Junge seine Augen neugierig an eine Ritze des

       Kaninchenstalles legt, um die Karnickels zu belauschen! O, Greenhorn, was muß ich alles an Euch

       erleben! Nicht beobachten und belauschen, sondern jagen werde ich sie, wirklich jagen!«

       »Heut, am Sonntage!«

       Das fuhr mir so unbedacht heraus. Er wurde wirklich zornig darüber und herrschte mich an:

       »Haltet gefälligst Euren Schnabel, Sir! Was frägt ein richtiger Westmann nach dem Sonntage, wenn er die

       ersten Büffel vor sich sieht! Das gibt Fleisch, verstanden, Fleisch, und was für welches, wenn ich mich

       nicht irre! Ein Stück Bisonlende ist noch herrlicher als das himmlische Ambrosius oder Ambrosianna,

       oder wie das Zeug hieß, von welchem die alten griechischen Götter lebten. Ich muß eine Büffellende

       haben, und wenn es mich das Leben kosten sollte! Die Luft ist uns entgegen; das ist gut. Hier, an der

       linken, nördlichen Talwand ist nur Sonne; drüben rechts aber gibt es Schatten. Wenn wir uns in diesem

       halten, werden uns die Tiere nicht vorzeitig bemerken. Kommt!«

       Er sah nach seiner "Liddy", ob die beiden Läufe derselben in Ordnung seien, und trieb sein Pferd nach der

       südlichen Talwand hinüber. Diesem Beispiele folgend, untersuchte ich auch meinen Bärentöter. Er sah

       dies, hielt sofort sein Pferd an und fragte:

       »Wollt Ihr Euch etwa gar beteiligen, Sir?«

       »Natürlich!«

       »Das laßt hübsch bleiben, wenn Ihr nicht binnen jetzt und zehn Minuten zu Brei zerstampft sein wollt!

       Ein Bison ist kein Kanarienvogel, den man auf den Finger nimmt und singen läßt. Ehe Ihr Euch an so

       gefährliches Wild wagen dürft, muß noch viel schönes und viel schlechtes Wetter über die Felsenberge

       gehen.«

       »Aber ich will doch «

       »Schweigt und gehorcht!« unterbrach er mich in einem Tone, den er noch nie gegen mich angewendet

       hatte. »Ich will Euer Leben nicht auf dem Gewissen haben, und es ist der Rachen des sichersten Todes, in

       den Ihr reiten würdet. Macht zu andern Zeiten, was Ihr wollt; jetzt aber dulde ich keine

       Widersetzlichkeit!«

       Hätte nicht ein so gutes Verhältnis zwischen uns bestanden, es wäre ihm gewiß eine sehr kräftige Antwort

       geworden, so aber schwieg ich und ritt langsam im Schattenstreifen, den der Wald herniederwarf, hinter

       ihm her. Dabei erklärte er mir, nun wieder in milderem Tone sprechend:

       »Es sind zwanzig Stück, wie ich sehe. Aber seid einmal dabei, wenn tausend und noch mehr Stück über

       die Savanne brausen! Ich habe früher Herden von zehntausend und darüber gesehen. Das war des

       Indianers Brot; die Weißen haben es ihm genommen. Der Rote schonte das Wild, weil es ihm Nahrung

       gab; er erlegte nur so viel, wie er brauchte. Der Weiße aber hat unter den ungezählten Herden gewütet

       wie ein grimmiges

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